
Aktienmärkte. Beim Indexvergleich passieren oft Fehler. Wir zeigen, welche. © Adobe Stock / Petrus Bodenstaff
Rendite ist nicht gleich Rendite. Wir werden oft gefragt, warum anderswo andere Zahlen stehen als bei uns. Was Sie beim Vergleich verschiedener Märkte beachten sollten.
Die Währung
Indizes werden in Punkten berechnet. Der Dax steht zum Beispiel aktuell bei circa 15 000 und der amerikanische S&P 500 bei 4 000 Punkten. Was diese Indizes definiert, sind die Aktienkurse, und die notieren beim Dax in Euro und beim S&P in US-Dollar. Man kann sich also auch vorstellen, dass der Dax aktuell bei 15 000 Euro notiert, der S&P 500 bei 4 000 US-Dollar.
Im Jahr 2022 ist der Dax von 15 884 auf 13 923 Punkte gefallen, das sind minus 12,3 Prozent. Der S&P 500 (Total Return) ist in der gleichen Zeit von 9 987 auf 8 178 Punkte gefallen, das entspricht minus 18,1 Prozent.
Leicht wird dann gefolgert, dass es die US-Aktien 2022 härter erwischt hat als den deutschen Aktienmarkt. Aber für einen sinnvollen Vergleich muss immer die gleiche Währung zugrunde gelegt werden – am besten die Währung, die für die Anleger und Anlegerinnen relevant ist. Deshalb rechnen wir jede Indexentwicklung in Euro um. In unserem Beispiel hat dann der S&P 500 nur noch 12,7 Prozent verloren, kaum mehr als der Dax.
Die Dividenden
Die in den Aktienindizes gelisteten Aktien zahlen meist Dividenden. Indizes können diese Erträge berücksichtigen, indem sie rechnerisch im Index wieder angelegt werden. Sie können sie auch unter den Tisch fallen lassen. Die jährliche Dividendenrendite beträgt in Standardmärkten immerhin zwei bis vier Prozent pro Jahr.
Der Dax, wie er typischerweise veröffentlicht wird, reinvestiert die Dividenden seiner Indexmitglieder. Der Euro Stoxx 50, der die größten Werte der Euroländer umfasst, reinvestiert sie in seiner meist veröffentlichten Version nicht. Aber: Heutzutage wird in der Regel jeder Index in drei verschiedenen Versionen berechnet: ohne Dividenden, mit Dividenden und mit Netto-Dividenden, das heißt, nachdem dort die Quellensteuer auf Dividendenerträge abgezogen wurde.
Es leuchtet ein, dass man nur Indizes vergleichen sollte, die die gleiche Dividendenversion verwenden. Man muss also den „richtigen“ Dax und den „richtigen“ Euro Stoxx 50 wählen – am besten in Euro und mit Berücksichtigung der kompletten Dividenden. Man spricht dann von einem Total Return- oder Performanceindex.
Die Indexmethodik
Neben der Währung und dem Umgang mit den Dividenden gibt es auch Unterschiede bei der Indexmethodik, also dabei, wie der Index aufgebaut wird. Der Dow Jones Index beispielsweise wählt seine Aktien und ihre Indexgewichte anders aus als der S&P 500 und der wiederum anders als der MSCI USA – auch wenn sie alle US-Aktien abbilden.
Der Dow Jones umfasst nur 30 Aktien und schließt Versorger und Transportunternehmen aus. Er gewichtet seine Aktien anhand ihres Preises, nicht anhand ihres Marktwertes oder Streubesitzes. Er gilt in seiner Konzeption als völlig veraltet. Der S&P 500 ist deutlich moderner in seiner Konstruktion und mit 500 Aktien viel breiter aufgestellt. Er hat auch einen kleinen Qualitätsfilter, indem er neue Aktien nur aufnimmt, wenn sie einfache Profitabilitätskriterien erfüllen.
Der MSCI USA ist ähnlich, aber er bestimmt die Anzahl der Aktien anhand des Anteils am Börsenwert aller Aktien in den USA. Sein Ziel ist es, 85 Prozent des gesamten US-Marktes abzubilden. Hierfür umfasst der Index aktuell 624 Aktien. Da die im Vergleich zum S&P 500 zusätzlichen 124 Aktien sehr kleine Firmen mit wenig Gewicht sind, ist der Unterschied zwischen den zwei Indizes kleiner, als die Aktienanzahl vermuten lässt.
Dax und MSCI Germany im Vergleich
Der Dax und der MSCI Germany bilden beide den deutschen Markt ab. Doch der Dax hat 2022 nur 12,3 Prozent verloren, der MSCI Germany aber 16,5 Prozent. Der Dax umfasst inzwischen 40 Aktien, der MSCI Germany aktuell 59. MSCI ordnet Aktien nach Möglichkeit dem Länderindex zu, in welchem sie ihren juristischen Sitz haben und wo sich die Hauptbörse für die Aktien befindet.
Linde hat seit seiner Fusion mit Praxair aus den USA im Jahr 2018 seinen juristischen Sitz in Irland und seinen operativen Hauptsitz in Großbritannien. Die Aktien werden in Deutschland und den USA gehandelt. Damit kommt Linde in den MSCI USA, aber nicht in den MSCI Germany. Im Dax ist Linde dagegen ein Schwergewicht – allerdings nicht mehr lange. Auf der Hauptversammlung beschlossen die Linde-Aktionäre, sich von der Frankfurter Börse zurückzuziehen. Ein anderes Beispiel ist Airbus. Der Flugzeugbauer ist nach der Überarbeitung des Dax im Jahr 2021 weit oben im Index vertreten. MSCI führt Airbus dagegen im MSCI France.
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MSCI Germany mit mehr Verlust als der Dax
Es ist selten, dass solche Unterschiede bei zwei Leitindizes zu sehr großen Unterschieden führen, aber es kann vorkommen. Deshalb sollte man beim länderübergreifenden Vergleich ein einheitliches Indexkonzept wählen, womit man meist bei MSCI-Indizes landet. Sie messen seit vielen Jahren die Aktienmärkte der ganzen Welt mit einem einheitlichen Maßstab.
Vergleicht man nun den MSCI World mit dem MSCI Germany statt mit dem Dax, hat Deutschland plötzlich schlechter abgeschnitten als der Weltaktienmarkt. Der MSCI World hat 2022 mit einem Minus von 12,3 Prozent beendet, der MSCI Germany hat einen Verlust von 16,5 Prozent zu Buche stehen.
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- Indexnamen weisen häufig Zusätze wie „TR“, „Net“ oder „Preisindex“ auf. Wir erklären, was es damit auf sich hat.
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- Sparpläne mit globalen Aktienfonds eignen sich hervorragend zum Vermögensaufbau. In unserer Analyse haben Welt-Aktien-ETF besser abgeschnitten als aktiv gemanagte Fonds.
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- Der Euro ist im Vergleich zum US-Dollar in den letzten Wochen gefallen. Für einen Euro bekommt man einen Dollar. Zu Jahresbeginn gab es noch 1,14 Dollar für einen Euro.
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