
Solar-Investments. Die Hep-Gruppe warb 2024 auf der Messe Invest in Stuttgart für ihre Angebote. © Imago / Arnulf Hettrich
Die Hep-Gruppe hat einen Fonds für langfristige Infrastruktur-Investments, kurz ELTIF, aufgelegt. Er setzt auf die Solarbranche. Einiges gibt dabei aber zu denken.
Die Hep-Gruppe aus Güglingen bei Stuttgart hat Ende Juli 2025 ihren ersten europäischen Langfrist-Infrastrukturfonds (ELTIF) auf den Markt gebracht. Er richtet sich auch an Kleinanleger (Isin LU3053689975).
Ein ELTIF, kurz für European Long-Term Investment Fund, darf direkt oder indirekt in Infrastrukturprojekte investieren. Bei dieser Anlageform gibt es noch wenige Erfahrungswerte.
Der „hep solar Invest ELTIF“ setzt auf die Entwicklung, den Bau und den Betrieb von Photovoltaik- und Speicherprojekten in Europa, in den USA, Kanada und Japan. In Deutschland und den genannten außereuropäischen Ländern entwickelt, baut, betreibt und finanziert die Hep-Gruppe seit 2008 Solarparks. 30 hat sie im eigenen Betrieb. Hep hat nach eigenen Angaben 6 700 Anleger und managt Vermögenswerte im Wert von 660 Millionen Euro.
Anleger müssen Anteile mindestens zwei Jahre halten
Der Fonds startete mit einem Preis von 100 Euro je Anteil. Sparpläne sind ab 25 Euro möglich. Wollen Anlegerinnen und Anleger ihre Anteile wieder verkaufen, sind sie an Vorgaben gebunden, denn Infrastrukturprojekte wie Solarparks lassen sich nicht auf die Schnelle verkaufen. Daher müssen Anleger die Anteile mindestens zwei Jahre halten und ein Jahr vor einem Ausstieg zum Quartalsende kündigen.
Der ELTIF darf Zielfonds aus der Hep-Gruppe auswählen. Zwar darf einer der Zielfonds höchstens ein Fünftel des Portfolios ausmachen, aber alle Zielfonds können von Hep stammen. Der ELTIF könne „in die besten Projekte der hep-solar-Gruppe investieren“, hieß es dazu in der Pressemitteilung zum Auftakt.
Enorm hohe Durchschnittsrenditen in zwei Szenarien
Im Basisinformationsblatt, das auf drei Seiten die wichtigsten Informationen zusammenfasst, zeigt die Kapitalverwaltungsgesellschaft Hansainvest Szenarien auf, wie sich die Anlage entwickeln könnte. Wer den ELTIF fünf Jahre hält, könnte demnach auf 15,3 Prozent jährliche Durchschnittsrendite kommen, und zwar schon im „mittleren Szenario“, im optimistischen Fall sogar 23,6 Prozent. Davon sind sogar schon die hohen Kosten abgezogen. Sie mindern die Rendite um 3,6 Prozentpunkte pro Jahr. Unter extrem ungünstigen Bedingungen ist demnach ein Minus von 9,8 Prozent im Jahr zu befürchten.
Die Durchschnittsrenditen für das mittlere und optimistische Szenario hält die Stiftung Warentest für unrealistisch. Das zeigt ein Blick auf bisherige Anlageangebote der Hep-Gruppe. Bisher hat die Gruppe geschlossene Fonds, Alternative Investmentfonds, Anleihen und Nachrangdarlehen auf den Markt gebracht. Wir haben kein einziges Angebot gefunden, das bisher die Durchschnittsrenditen pro Jahr aus dem mittleren Szenario erreicht hätte.
Wir haben vielmehr festgestellt, dass fast alle laufenden Hep-Angebote im Minus liegen beziehungsweise ihre ursprünglichen Planzahlen bisher nicht erreicht haben, wenn man die ursprünglichen Planzahlen, die Ausschüttungshistorie und den Wert der Fondsanteile in die Betrachtung einbezieht. Den Wert der Fondsanteile haben wir den jeweils zuletzt veröffentlichten Jahresabschlüssen der Fonds entnommen. Dabei hatten diese weit weniger ambitionierte Planzahlen angegeben als die Durchschnittsrenditen, die beim ELTIF möglich sein sollen.
Hep hält Szenarien selbst für unrealistisch
Hansainvest betonte gegenüber der Stiftung Warentest, sie habe sich bei der Berechnung strikt an die Regeln dafür gehalten. Es handle sich „um eine regulatorisch vorgegebene Modellrechnung“. Ähnlich formulierte das die Hep-Gruppe selbst, Initiatorin und Anlageberaterin des ELTIF. Beide schilderten das Vorgehen in ähnlichen Worten. Es seien die historischen Preise vergleichbarer Produkte und deren Schwankungsbreite einbezogen und in die Zukunft fortgeschrieben worden. Dazu zählten liquide Werte, nicht aber bisherige Hep-Fonds. Denn deren Anteilswert auf Basis ihrer Vermögenswerte (Nettoinventarwert, NAV) werde nur jährlich ausgewiesen, für den ELTIF sei er aber täglich zu berechnen. Welche konkreten Produkte dafür einbezogen wurden, teilten beide nicht mit.
Die Hep-Gruppe jedenfalls findet die Zahlen selbst unrealistisch: Als realistische Durchschnittsrenditen über die gesamte Laufzeit nennt Hep 5 bis 6 Prozent pro Jahr für den ELTIF. Mehrere laufende Angebote von Hep haben das bislang nicht geschafft.
Unerfreulich: Im Basisinformationsblatt ist nicht erklärt, dass die Szenarien überhaupt nicht auf den Ergebnissen von Hep-Fonds, sondern anderen Angeboten beruhen und realistisch mit deutlich weniger zu rechnen ist. Das birgt die Gefahr, dass Anlegerinnen und Anleger mit falschen Erwartungen investieren. Hansainvest begründet das Vorgehen mit den Vorschriften zur Darstellung der Szenarien. Die gleiche Vergleichsgruppe, aber über kürzere fünf Jahre, hat Hansainvest auch genutzt, um die Risikoklasse zu ermitteln und kam auf 3 von 7, also mittelniedrig – verblüffend niedrig angesichts der stark schwankenden Zahlen in den Szenarien.
Leistungsbilanz wenig aussagekräftig
Wer sich informieren will, wie Anlageangebote einer Unternehmensgruppe abgeschnitten haben, greift zur Leistungsbilanz. Im Fall der Hep-Gruppe umfasst sie für 2024 allerdings nur dünne fünf Seiten. Früher informierte die Gruppe ausführlicher. Dafür sieht das Ergebnis auf den ersten Blick ordentlich aus: Nur bei zwei von 13 geschlossenen Fonds beziehungsweise Alternativen Investmentfonds liegt demnach die Höhe der tatsächlichen Ausschüttungen unter der Höhe der geplanten Ausschüttungen.
Was nicht so schön ist: Die Planzahlen wurden in einigen Fällen einige Zeit nach Auflage des Fonds nach unten korrigiert. Das macht es leichter, den Plan zu erfüllen. Die Ausschüttungen alleine genügen zudem nicht, um das Ergebnis zu beurteilen. Dafür wären Angaben zum Wert der Fondsanteile wichtig. Die Kennzahl Nettoinventarwert (NAV) fehlt aber. Als die Leistungsbilanz erstellt worden sei, hätten noch keine finalen Nettoinventarwerte vorgelegen, erklärte uns Hep dazu. Allerdings hätten auch vorläufige Werte oder Vorjahreswerte den Informationsgehalt deutlich erhöht.
In dem Dokument fehlen zudem einige Fonds, die sich an professionelle Anleger richten, während andere sehr wohl enthalten sind. Hep argumentiert bezüglich der nicht aufgelisteten Fonds, Kunden präferierten „eine zusätzliche Transparenz“ nicht. Zu den Kunden und damit Investoren nicht aufgeführter Fonds zählen aber auch Hep-Fonds, die für Privatanleger gedacht sind. Wie die Fonds für Profis abgeschnitten haben, ist also auch für Anleger von Publikumsfonds interessant. Hep betonte der Stiftung Warentest gegenüber, es gebe kein regulatorisches Schema für Leistungsbilanzen. Fehlen Anlageangebote oder Informationen, schmälert das die Aussagekraft aber deutlich. Mit fehlenden Angeboten rechnen Interessenten nicht, vor allem wenn in dem Dokument für die Vorjahre von einer „Leistungsbilanz aller Hep-Investments“ die Rede ist.
Mehrere Gesellschaften bilanziell überschuldet
Wenig Erfreuliches ist auch in etlichen Jahresabschlüssen zu finden. So stieg demnach der Wert der Fondsanteile einiger laufender Hep-Fonds zunächst, er wurde dann aber kräftig abgeschrieben. Für Außenstehende ist es schwer zu beurteilen, wie optimistisch oder konservativ die ermittelten Werte sind und ob gegebenenfalls Abwertungen zu befürchten sind. Wichtig sind sie aber auch beim neuen ELTIF, denn anhand der Wertveränderung bemisst sich die Erfolgsbeteiligung.
Mehrere Gesellschaften waren Ende 2024 zudem bilanziell überschuldet, darunter Hep Global, die Muttergesellschaft der Gruppe. Die Lücke wäre bei Hep Global noch größer ausgefallen, hätte sie nicht ihren Bereich Investment mit mehreren Tochtergesellschaften an die neu gegründete Green Sun Investments Holding GmbH verkauft, an der wichtige Personen der Hep-Gruppe Anteile halten. Solche Konstellationen werfen immer Fragen auf, wie angemessen der Kaufpreis war. Die Käuferin lieh sich zudem Geld von Hep Global, um den Kaufpreis zu begleichen. Hep betonte der Stiftung Warentest gegenüber, die einzelnen Bereiche seien bewertet, die wesentlichen Gesellschaften in einem Gutachten mit Marktwerten evaluiert und die Werte in der Jahresabschlussprüfung bestätigt worden.
Fällige Nachrangdarlehen noch nicht zurückgezahlt
Die beiden Hep-GmbH-Töchter hep Oppurtunity 1 und 2 hätten spätestens am 30. Juni 2025 Nachrangdarlehen zurückzahlen müssen, doch beide beriefen sich darauf, nicht zahlen zu müssen, weil sonst eine Insolvenz drohen könnte. Hep kündigte gegenüber der Stiftung Warentest eine Rückzahlung spätestens im zweiten Halbjahr 2026 an.
Die Anteile am ELTIF sind zwar Sondervermögen. Im Falle einer Insolvenz von Firmen der Hep-Gruppe oder etwa der Kapitalverwaltungsgesellschaft fällt das Fondsvermögen nicht in die Insolvenzmasse. Probleme können sich aber negativ auf Hep-Projekte auswirken, in die der ELTIF investiert hat. Der Schutz als Sondervermögen liefe dann ins Leere.
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