Solar-Investment Unrealistische Szenarien bei neuem Fonds der Hep-Gruppe

Datum:
  • Text: Renate Daum
  • Wissenschaftliche Leitung: Stephan Kühnlenz
Solar-Investment - Unrealistische Szenarien bei neuem Fonds der Hep-Gruppe

Solar-Investments. Die Hep-Gruppe warb 2024 auf der Messe Invest in Stutt­gart für ihre Angebote. © Imago / Arnulf Hettrich

Die Hep-Gruppe hat einen Fonds für lang­fristige Infrastruktur-Investments, kurz ELTIF, aufgelegt. Er setzt auf die Solarbranche. Einiges gibt dabei aber zu denken.

Die Hep-Gruppe aus Güglingen bei Stutt­gart hat Ende Juli 2025 ihren ersten europäischen Lang­frist-Infrastrukturfonds (ELTIF) auf den Markt gebracht. Er richtet sich auch an Klein­anleger (Isin LU3053689975).

Ein ELTIF, kurz für European Long-Term Investment Fund, darf direkt oder indirekt in Infrastruktur­projekte investieren. Bei dieser Anlageform gibt es noch wenige Erfahrungs­werte.

Der „hep solar Invest ELTIF“ setzt auf die Entwick­lung, den Bau und den Betrieb von Photovoltaik- und Speicher­projekten in Europa, in den USA, Kanada und Japan. In Deutsch­land und den genannten außer­europäischen Ländern entwickelt, baut, betreibt und finanziert die Hep-Gruppe seit 2008 Solar­parks. 30 hat sie im eigenen Betrieb. Hep hat nach eigenen Angaben 6 700 Anleger und managt Vermögens­werte im Wert von 660 Millionen Euro.

Anleger müssen Anteile mindestens zwei Jahre halten

Der Fonds startete mit einem Preis von 100 Euro je Anteil. Sparpläne sind ab 25 Euro möglich. Wollen Anle­gerinnen und Anleger ihre Anteile wieder verkaufen, sind sie an Vorgaben gebunden, denn Infrastruktur­projekte wie Solar­parks lassen sich nicht auf die Schnelle verkaufen. Daher müssen Anleger die Anteile mindestens zwei Jahre halten und ein Jahr vor einem Ausstieg zum Quartals­ende kündigen.

Der ELTIF darf Zielfonds aus der Hep-Gruppe auswählen. Zwar darf einer der Zielfonds höchs­tens ein Fünftel des Portfolios ausmachen, aber alle Zielfonds können von Hep stammen. Der ELTIF könne „in die besten Projekte der hep-solar-Gruppe investieren“, hieß es dazu in der Presse­mitteilung zum Auftakt.

Enorm hohe Durch­schnitts­renditen in zwei Szenarien

Im Basis­informations­blatt, das auf drei Seiten die wichtigsten Informationen zusammenfasst, zeigt die Kapital­verwaltungs­gesell­schaft Hansainvest Szenarien auf, wie sich die Anlage entwickeln könnte. Wer den ELTIF fünf Jahre hält, könnte demnach auf 15,3 Prozent jähr­liche Durch­schnitts­rendite kommen, und zwar schon im „mitt­leren Szenario“, im opti­mistischen Fall sogar 23,6 Prozent. Davon sind sogar schon die hohen Kosten abge­zogen. Sie mindern die Rendite um 3,6 Prozent­punkte pro Jahr. Unter extrem ungüns­tigen Bedingungen ist demnach ein Minus von 9,8 Prozent im Jahr zu befürchten.

Die Durch­schnitts­renditen für das mitt­lere und opti­mistische Szenario hält die Stiftung Warentest für unrealistisch. Das zeigt ein Blick auf bisherige Anla­geangebote der Hep-Gruppe. Bisher hat die Gruppe geschlossene Fonds, Alternative Investmentfonds, Anleihen und Nach­rangdarlehen auf den Markt gebracht. Wir haben kein einziges Angebot gefunden, das bisher die Durch­schnitts­renditen pro Jahr aus dem mitt­leren Szenario erreicht hätte.

Wir haben vielmehr fest­gestellt, dass fast alle laufenden Hep-Angebote im Minus liegen beziehungs­weise ihre ursprüng­lichen Planzahlen bisher nicht erreicht haben, wenn man die ursprüng­lichen Planzahlen, die Ausschüttungs­historie und den Wert der Fonds­anteile in die Betrachtung einbezieht. Den Wert der Fonds­anteile haben wir den jeweils zuletzt veröffent­lichten Jahres­abschlüssen der Fonds entnommen. Dabei hatten diese weit weniger ambitionierte Planzahlen angegeben als die Durch­schnitts­renditen, die beim ELTIF möglich sein sollen.

Hep hält Szenarien selbst für unrealistisch

Hansainvest betonte gegen­über der Stiftung Warentest, sie habe sich bei der Berechnung strikt an die Regeln dafür gehalten. Es handle sich „um eine regulatorisch vorgegebene Modell­rechnung“. Ähnlich formulierte das die Hep-Gruppe selbst, Initiatorin und Anla­geberaterin des ELTIF. Beide schilderten das Vorgehen in ähnlichen Worten. Es seien die historischen Preise vergleich­barer Produkte und deren Schwankungs­breite einbezogen und in die Zukunft fort­geschrieben worden. Dazu zählten liquide Werte, nicht aber bisherige Hep-Fonds. Denn deren Anteils­wert auf Basis ihrer Vermögens­werte (Nettoinventar­wert, NAV) werde nur jähr­lich ausgewiesen, für den ELTIF sei er aber täglich zu berechnen. Welche konkreten Produkte dafür einbezogen wurden, teilten beide nicht mit.

Die Hep-Gruppe jedenfalls findet die Zahlen selbst unrealistisch: Als realistische Durch­schnitts­renditen über die gesamte Lauf­zeit nennt Hep 5 bis 6 Prozent pro Jahr für den ELTIF. Mehrere laufende Angebote von Hep haben das bislang nicht geschafft.

Unerfreulich: Im Basis­informations­blatt ist nicht erklärt, dass die Szenarien über­haupt nicht auf den Ergeb­nissen von Hep-Fonds, sondern anderen Angeboten beruhen und realistisch mit deutlich weniger zu rechnen ist. Das birgt die Gefahr, dass Anle­gerinnen und Anleger mit falschen Erwartungen investieren. Hansainvest begründet das Vorgehen mit den Vorschriften zur Darstellung der Szenarien. Die gleiche Vergleichs­gruppe, aber über kürzere fünf Jahre, hat Hansainvest auch genutzt, um die Risiko­klasse zu ermitteln und kam auf 3 von 7, also mittel­nied­rig – verblüffend nied­rig angesichts der stark schwankenden Zahlen in den Szenarien.

Leistungs­bilanz wenig aussagekräftig

Wer sich informieren will, wie Anla­geangebote einer Unter­nehmens­gruppe abge­schnitten haben, greift zur Leistungs­bilanz. Im Fall der Hep-Gruppe umfasst sie für 2024 allerdings nur dünne fünf Seiten. Früher informierte die Gruppe ausführ­licher. Dafür sieht das Ergebnis auf den ersten Blick ordentlich aus: Nur bei zwei von 13 geschlossenen Fonds beziehungs­weise Alternativen Investmentfonds liegt demnach die Höhe der tatsäch­lichen Ausschüttungen unter der Höhe der geplanten Ausschüttungen.

Was nicht so schön ist: Die Planzahlen wurden in einigen Fällen einige Zeit nach Auflage des Fonds nach unten korrigiert. Das macht es leichter, den Plan zu erfüllen. Die Ausschüttungen alleine genügen zudem nicht, um das Ergebnis zu beur­teilen. Dafür wären Angaben zum Wert der Fonds­anteile wichtig. Die Kenn­zahl Nettoinventar­wert (NAV) fehlt aber. Als die Leistungs­bilanz erstellt worden sei, hätten noch keine finalen Nettoinventar­werte vorgelegen, erklärte uns Hep dazu. Allerdings hätten auch vorläufige Werte oder Vorjahres­werte den Informations­gehalt deutlich erhöht.

In dem Dokument fehlen zudem einige Fonds, die sich an professionelle Anleger richten, während andere sehr wohl enthalten sind. Hep argumentiert bezüglich der nicht aufgelisteten Fonds, Kunden präferierten „eine zusätzliche Trans­parenz“ nicht. Zu den Kunden und damit Investoren nicht aufgeführter Fonds zählen aber auch Hep-Fonds, die für Privat­anleger gedacht sind. Wie die Fonds für Profis abge­schnitten haben, ist also auch für Anleger von Publikums­fonds interes­sant. Hep betonte der Stiftung Warentest gegen­über, es gebe kein regulatorisches Schema für Leistungs­bilanzen. Fehlen Anla­geangebote oder Informationen, schmälert das die Aussagekraft aber deutlich. Mit fehlenden Angeboten rechnen Interes­senten nicht, vor allem wenn in dem Dokument für die Vorjahre von einer „Leistungs­bilanz aller Hep-Investments“ die Rede ist.

Mehrere Gesell­schaften bilanziell über­schuldet

Wenig Erfreuliches ist auch in etlichen Jahres­abschlüssen zu finden. So stieg demnach der Wert der Fonds­anteile einiger laufender Hep-Fonds zunächst, er wurde dann aber kräftig abge­schrieben. Für Außen­stehende ist es schwer zu beur­teilen, wie opti­mistisch oder konservativ die ermittelten Werte sind und ob gegebenenfalls Abwertungen zu befürchten sind. Wichtig sind sie aber auch beim neuen ELTIF, denn anhand der Wert­ver­änderung bemisst sich die Erfolgs­beteiligung.

Mehrere Gesell­schaften waren Ende 2024 zudem bilanziell über­schuldet, darunter Hep Global, die Muttergesell­schaft der Gruppe. Die Lücke wäre bei Hep Global noch größer ausgefallen, hätte sie nicht ihren Bereich Investment mit mehreren Tochtergesell­schaften an die neu gegründete Green Sun Investments Holding GmbH verkauft, an der wichtige Personen der Hep-Gruppe Anteile halten. Solche Konstellationen werfen immer Fragen auf, wie angemessen der Kauf­preis war. Die Käuferin lieh sich zudem Geld von Hep Global, um den Kauf­preis zu begleichen. Hep betonte der Stiftung Warentest gegen­über, die einzelnen Bereiche seien bewertet, die wesentlichen Gesell­schaften in einem Gutachten mit Markt­werten evaluiert und die Werte in der Jahres­abschluss­prüfung bestätigt worden.

Fällige Nach­rangdarlehen noch nicht zurück­gezahlt

Die beiden Hep-GmbH-Töchter hep Oppurtunity 1 und 2 hätten spätestens am 30. Juni 2025 Nach­rangdarlehen zurück­zahlen müssen, doch beide beriefen sich darauf, nicht zahlen zu müssen, weil sonst eine Insolvenz drohen könnte. Hep kündigte gegen­über der Stiftung Warentest eine Rück­zahlung spätestens im zweiten Halb­jahr 2026 an.

Die Anteile am ELTIF sind zwar Sonder­vermögen. Im Falle einer Insolvenz von Firmen der Hep-Gruppe oder etwa der Kapital­verwaltungs­gesell­schaft fällt das Fonds­vermögen nicht in die Insolvenzmasse. Probleme können sich aber negativ auf Hep-Projekte auswirken, in die der ELTIF investiert hat. Der Schutz als Sonder­vermögen liefe dann ins Leere.

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