Der Krieg in der Ukraine, die Sanktionen gegen Russland und die Sorge um einen Lieferstopp von Gas wirken als Katalysator: Sie beschleunigen den Umbau der Wirtschaft, der durch den Kampf gegen den Klimawandel schon angestoßen wurde.
Ziel ist, möglichst unabhängig zu werden von fossilen Brennstoffen. Dabei ist die Wärmeerzeugung nur ein Aspekt. Die Industrie ist abhängig von Öl und Gas als Ausgangsstoff für Kunststoff, Kosmetik und Medikamente.
Noch werden Öl und Gas gebraucht, doch mit der Suche nach Alternativen rücken verstärkt neue Technologien in den Blick, etwa Solar- oder Windenergie. Auch Wasserstoff liefert Energie und dient als Ausgangsstoff zum Beispiel für Düngemittel.
Auf dem Anlagemarkt können neue Technologien Renditechancen eröffnen. Wir haben bei verschiedenen Fondsanbietern nachgefragt, wie sie mit fossilen und neuen Energien umgehen, und zeigen, wie Anlegerinnen und Anleger mitmischen können.
Fonds ohne fossile Energien
Vielen ist jetzt schon wichtig, kein Geld mit fossilen Energien zu verdienen. Kohlekraftwerke stehen auf der Tabuliste zahlreicher privater Anleger ganz oben, auch die Ölbranche ist nicht gut gelitten. In unserer Untersuchung nachhaltiger Fonds haben 52 von 184 Fonds fossile Energien komplett ausgeschlossen. Die besten von ihnen finden Sie im Artikel-PDF.
Das heißt aber noch noch nicht, dass die Fonds gleichzeitig gezielt in erneuerbare Energien oder neue Technologien investieren. Die gelisteten börsengehandelten Fonds – kurz ETF – betreiben meist keine spezielle Themenauswahl. Vielmehr werden die Aktien nach dem Best-in-Class-Ansatz ausgesucht: Einige Branchen sind ausgeschlossen, von den anderen schaffen es die jeweils Besten in die Indizes, die den ETF zugrunde liegen.
Aktiv gemanagte Fonds setzen auf Energiewende
Bei aktiv gemanagten Fonds kommt die gezielte Themenwahl häufiger vor. Die Fonds Ökoworld Ökovision und GLS Bank Aktienfonds – beide mit der Bestnote der Stiftung Warentest von fünf Nachhaltigkeitspunkten – investieren etwa in erneuerbare Energien oder Energieeffizienz.
Beim Ökovision ist der größte Wert die US-Recyclingfirma Waste Management. Außerdem finden sich in den Top Ten E-Ink aus Taiwan, die stromsparende Displays herstellen, sowie die US-Solarfirma Enphase Energy.
Auch in den Top-Ten-Werten des dritten Fünf-Punkte-Fonds, des Steyler Fair Invest, zeigt sich der Trend zu einem Energiewechsel. Beim Top-Wert, dem Gasehersteller Linde, ist es das Thema Wasserstoff. Der im Dax gelistete Konzern deckt das ganze Spektrum von Produktion, Lagerung und Verteilung des Energieträgers ab. Auch Air Liquide aus Frankreich ist auf diesem Gebiet tätig.
Nachhaltig ist mehr als grüne Energie
Nachhaltige Geldanlage beinhaltet weit mehr als alternative Energien wie Windkraft oder Solarenergie. Das Kürzel ESG etwa steht für Environment, Social und Governance und meint Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. Wie das aussehen kann, zeigt etwa ein Blick in die Top-Ten-Werte des GLS Bank Aktienfonds. Dort finden sich sowohl Telekom- als auch Versicherungs- und Gesundheitskonzerne.
Aufgrund dieser breiten Mischung eignen sich nachhaltige Weltaktienfonds als Basisanlage. Bei ETF sollten Anlegende dabei auf das Finanztest-Siegel 1. Wahl achten. Das zeigt an, dass der ETF breit gestreut ist. Bei aktiv gemanagten Fonds empfehlen wir, für eine gute Streuung besser auf drei verschiedene als nur auf einen Fonds zu setzen.
Gezielt in neue Energien investieren
Wer gezielt in erneuerbare Energien investieren will, kann speziell darauf zugeschnittene Fonds kaufen wie Branchen- oder Themenfonds. Allerdings ist das riskanter als ein breit gestreuter Weltaktienfonds. Daher sollten diese Fonds nur beigemischt werden. Viele der Fonds sind noch vergleichsweise jung. In den vergangenen zwei, drei Jahren sind vor allem zahlreiche ETF auf den Markt gekommen.
Im Bereich der erneuerbaren Energien gibt es allerdings einen großen ETF von Blackrock: den iShares Global Clean Energy. Er ist schon seit 15 Jahren am Markt und hat bereits rund 5,5 Milliarden Euro eingesammelt. Auch der ETF Lyxor New Energy ESG Filtered ist seit 2007 am Start.
Die meisten Erneuerbare-Energien-Fonds setzen allerdings nicht allein auf Solar- und Windenergie. Themen wie Energiesparen, Speicherung, Energieeffizienz und Recycling stehen ebenfalls auf der Agenda.
Selbst Fitness ist nachhaltig
Der Fonds Ökoworld Klima zum Beispiel (Isin LU 030 115 244 2) investiert mit Blick auf die Folgen des Klimawandels auch in die Firma Planet Fitness. „Erhöhte Temperaturen bereiten vor allem älteren, aber auch übergewichtigen Menschen gesundheitliche Probleme“, sagt Verena Kienel, stellvertretende Abteilungsleiterin des Ökoworld-Nachhaltigkeitsresearchs. Fitnessketten könnten einen Beitrag zur Verbesserung der Gesundheit und Widerstandsfähigkeit leisten.
Eine breitere Herangehensweise legt der Fonds LBBW Global Warming an den Tag (DE 000 A0K EYM 4). Zu den zehn größten Positionen zählen hier Microsoft und Apple. Apple habe ehrgeizige Klimapläne, heißt es bei LBBW, und außerdem Steuerungssoftware für Elektroautos entwickelt. Microsoft wolle ab 2030 sogar CO2-negativ werden. Die zweitgrößte Position im Fonds ist Thermo Fisher. Die US-Firma stellt zum Beispiel Geräte für die Messung von Klimagasen her.
Wie agieren konventionelle Fonds?
Auch konventionelle Aktienfonds investieren in neue Technologien. Bei DWS heißt es: Die meisten Firmen für alternative Energien seien recht klein und eigneten sich nicht für große Fonds wie DWS Akkumula und Vermögensbildungsfonds I. Sie setzten hier eher auf Unternehmen, die in einem Teilgeschäft erneuerbare Energien haben.
Auch Union sucht nach Alternativen, weist aber auf aktuelle Probleme hin. Die Solarbranche etwa sei stark auf Vorprodukte aus China angewiesen, doch dort gebe es Lieferengpässe. Die Windkraftproduzenten wiederum litten unter hohen Materialpreisen. „Daher legen wir aktuell eher einen Fokus auf andere Segmente des Energiesektors, wie beispielsweise das Thema Elektrifizierung“, sagt Bernd Schröder, Rohstoffexperte von Union Investment.
Ölpreis gestiegen
Im Moment steigt der Ölpreis und es steigen auch die Aktienkurse der Ölkonzerne wie Exxon Mobil, Chevron, Shell, TotalEnergies. Ein knappes Angebot stößt auf steigende Nachfrage. Branchenfonds mit Energieaktien liegen über das vergangene Jahr teils mehr als 70 Prozent im Plus (Stand 30. April 2022).
DWS sagt, sie seien bei kapitalintensiven Geschäften, die stark preisabhängig seien, generell untergewichtet. Außerdem legten sie Wert auf Pläne zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen, zur Erhöhung kohlenstoffarmer Aktivitäten oder Klimalösungen. Union schließt bisher für sämtliche Fonds Unternehmen aus, die mehr als 5 Prozent ihres Umsatzes in der Kohleförderung erzielen. Für andere fossile Energieträger gelten die Ausschlüsse zwar noch nicht, das dürfte im Zuge der Klimaneutralität aber folgen.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@consumerfirst1: Tatsächlich schließen Fonds mit dem Anlageschwerpunkt Neue Energien typischerweise Atomkraft nicht explizit aus. Obwohl der Anlageschwerpunkt in der Regel in anderen Bereichen als Atomkraft liegt, kann man ohne einem expliziten Atomkraft-Ausschluss nicht sicher sein, dass ein Anbieter aus diesem Sektor im Portfolio enthalten ist. Ob dies der Fall ist, haben wir beim Finanztest bei Fonds, die im Sektor neue Energien investieren, nicht untersucht, wohl aber bei den Fonds, die sektorenunabhängig in unseren Fondsgruppen Welt, Schwellenländer und Europa investieren. In unserem Produktfinder können Sie mit dem Filter „Ausschluss von Atomkraft“ 79 solcher Fonds finden.
Es ist nicht klargestellt, ob iShares Global Clean Energy und Lyxor New Energy ESG Filtered Atomkraft als Erneuerbare Energie enstufen, manche Quellen sagen aber, dass sie doch in Atomkraft investieren. Welche Alternativen gibt es für Fonds (aktiv oder ETF) zu Erneuerbare Energien ganz ohne Gas und Kernkraft? Erste WWF Environment Fonds wird selten von Depots angeboten.
Kommentar vom Autor gelöscht.
"Anlegende"? Echt jetzt? Ernsthaft? Bitte liebe Stiftung Warentest verschont doch eure Leser zukünftig mit irgendwelchen selbstgeschaffenen Phantasieworten, mit denen ihr zeigt, dass die deutsche Sprache bei euch allenfalls einen sehr nachgeordneten Rang hat.