
Wo ist nur mein Fahrrad? Das verraten längst nicht alle Fahrradtracker im Test zuverlässig. © srf.ch/kassensturz
Auf der Jagd nach gestohlenen Fahrrädern sollen Tracker helfen. Der Touring Club Schweiz fand im Test nur für E-Bikes zuverlässige Tracker. Besser: Diebstahl vorbeugen.
Mit Tracker auf Fahrradjagd
Nur rund 10 Prozent aller in Deutschland gestohlenen Fahrräder finden ihren Weg zurück zum Besitzer. Gleichzeitig steigt der Gesamtwert der gestohlenen Fahrräder, weil Diebe insbesondere teure E-Bikes ins Visier nehmen. Einen entscheidenden Vorteil auf der Jagd nach dem geklauten Rad sollen Fahrradtracker bringen.
Die Anbieter der Tracker setzen auf verschiedene Systeme – sie unterscheiden sich vor allem in der Signalübermittlung und in ihrer Anbringung am Fahrrad. Der Touring Club Schweiz (TCS), ein Mobilitätsklub ähnlich dem ADAC in Deutschland, hat zehn Fahrradtracker getestet. Mit Ausnahme des geprüften Modells von Invoxia sind sie auch in Deutschland erhältlich.
Zuverlässige Tracker gibts nur für E-Bikes
Den Test der Schweizer gewinnen GPS-Tracking-Systeme, die die Position des Fahrrads per Satellit ausloten – nur mit ihnen konnte der Touringclub die Räder unabhängig von der Situation finden.
Richtig zuverlässige Tracker fand der TCS im Test ausschließlich für E-Bikes, nicht für unmotorisierte Fahrräder. Die drei besten Tracker sind fest im Motorgehäuse untergebracht und an die Stromversorgung des Fahrrads angeschlossen. So sind die Tracker gut versteckt und für Diebe nicht so einfach zu entfernen.
So hat TCS die Fahrradtracker getestet
Im umfangreichen Test überprüfte der Touring Club Schweiz unter anderem, wie gut sich die Tracker auf einer definierten Route live verfolgen und an fünf Verstecken orten ließen – im Keller eines Hauses, im Wald, auf einer Autobahnraststätte, in einer Tiefgarage und auf dem Parkplatz eines Industriegebiets.
Außerdem prüften die Schweizer die Montage, die App, die Unterstützung durch den Anbieter im Falle eines Diebstahl und wie einfach sich die Tracker enttarnen ließen.
Das sind die besten Tracker für E-Bikes
Der Touringclub beurteilte zwei Systeme mit „Hervorragend“:
- Powunity BikeTrax. Ortete sehr zuverlässig. Hobby-Mechaniker kriegen die Montage im Motorgehäuse hin, brauchen dafür aber das Einverständnis des E-Bike-Anbieters. Der Akku des Trackers lädt nur, wenn das E-Bike eingeschaltet ist. Recht teuer: Rund 200 Euro in der Anschaffung plus laufend 39,50 Euro im Jahr für die GPS-Datenflat. Das erste Jahr ist kostenlos.
- Bosch eBike Systems Connect Module. Ortete zuverlässig. Tracker-Akku lädt auch bei ausgeschaltetem E-Bike. Montage im Motorgehäuse muss durch Fachleute erfolgen. Anbieter unterstützt im Falle eines Diebstahls. Recht teuer: Kostet bei Bosch rund 140 Euro in der Anschaffung plus laufend rund 40 Euro im Jahr für das Abo Flow+.
Ein weiteres fest verbautes System erhielt das TCS-Urteil „Sehr empfehlenswert“:
- Itsmybike Track and Protect. Ortung war zuverlässig. Montage im Motor ist nicht bei allen E-Bikes möglich und muss vom Profi gemacht werden. Unterstützung des Anbieters bei Diebstahl gut. Akku vom Tracker lädt nur bei eingeschalteter Fahrradbeleuchtung. Das System kostet mit 5-Jahres-Abo ab rund 250 Euro und mit 3-Jahres-Abo rund 200 Euro.

Gut versteckt. Im Motorgehäuse eingebaut sind die besten Fahrradtracker im Test kaum zu enttarnen. © srf.ch/kassensturz
Viel wichtiger: Zuverlässiger Diebstahlschutz
Weil manche Fahrradtracker unzuverlässig arbeiten und der Standort oft nicht unbedingt weiterhilft, ist es viel wichtiger, dass das Fahrrad gar nicht erst gestohlen wird. Die wirksamste Maßnahme gegen einen Diebstahl: ein aufbruchsicheres Fahrradschloss. Im Test von Fahrradschlössern fand die Stiftung Warentest Modelle, die sogar Winkelschleifern eine Weile Paroli bieten.
Bikefinder ortet normale Räder am besten
Die beste Ortung für normale Fahrräder bietet laut Touring Club der Bikefinder Gen2Tracker. Der GPS-Tracker bietet in der Ortung dieselben Vorteile wie die fest verbauten Systeme. Er ist einfach in der Lenkerstange montiert und einfach zu nutzen. Nachteil: Der Akku des Trackers muss per USB aufgeladen werden, er hält laut TCS im Tracking-Modus bis zu zwei Monate.
In der Anschaffung kostet dieser Tracker in Deutschland 185 Euro. Mit zusätzlich rund 66 bis 84 Euro Abokosten pro Jahr ist dieses System langfristig am teuersten.
Fahrrad taggen – einfach, aber mit Grenzen
Etwas schlechter schnitten im TCS-Test sogenannte Social-GPS-Tracker ab. Sie übermitteln das Signal per Bluetooth an in der Nähe befindliche Smartphones. Die geben dieses dann über eine Signalkette weiter. Im Test zeigte sich: Solche Systeme funktionieren nur da, wo Menschen sind. An menschenleeren Orten stießen sie an ihre Grenzen. Zu ähnlichen Ergebnissen kam die Stiftung Warentest im Test von Trackern für Haustiere.
Mit Social-GPS arbeiten beispielsweise der Apple AirTag oder der SmartTag2 von Samsung. Auch Knog Scout Bike Alarm & Finder setzt im Kern auf den Airtag. Sie ließen sich im Test auf einer definierten Route nicht in Echtzeit verfolgen, so der TCS. Der Grund: Sie senden nur alle paar Minuten ein Signal. Den Tags von Apple und Samsung fehle außerdem ein Alarm, der signalisiert, dass sich das Fahrrad in Bewegung setzt. Dennoch vergab der TCS das Urteil „Empfehlenswert“.
AirTag enttarnt sich eventuell selbst
Der große Vorteil von Social-GPS-Trackern: Sie sind einfach und schnell zu montieren. Der AirTag war im Test in einem speziellen Klingel-Gehäuse verborgen, Samsungs Tag und das System von Knog an der Flaschenhalterung. Auch die Registrierung erfolgte mit wenigen Klicks.
Eine wichtige Funktion des Apple-Airtags und des Knog-Fahrradtrackers kann allerdings zum Problem werden: Als Schutz vor unerwünschter Überwachung oder Stalking senden iPhones eine Warnung, wenn sich ein unbekannter Airtag oder Knog-Tracker länger in der Nähe aufhält. Fahrraddiebe könnten so auf den am Fahrrad verborgenen Tracker aufmerksam werden und ihn einfach entfernen, warnt TCS.
Zwei Tracker in der Schweiz nicht nutzbar
Die Tracker Tkstar Tk906 und Swisstrack GPS Fahrrad Tracker senden ihre Signale über das 2G-Netz – doch das ist in der Schweiz bereits abgeschaltet. Deshalb konnten sie den Test in der Schweiz nicht durchlaufen – und sind dort auch unbrauchbar.
In Deutschland wären diese Tracker derzeit noch nutzbar, aber sobald ein Fahrrad ins Ausland transportiert wird, verschwindet es je nach Land komplett vom Radar. Zudem steht auch hierzulande das 2G-Netz vor dem Aus. Für Fahrräder in Deutschland schließen wir uns deshalb dem Fazit des Touringclubs an: Nicht empfehlenswert.
Einige Anbieter helfen bei der Suche nach dem Rad
Rechtlich gesehen, darf man die Standortdaten eines gestohlenen Fahrrades ohne Einschränkungen an die Polizei weitergeben. Einige Tracking-Anbieter unterstützen Fahrradbesitzer im Fall eines Diebstahls, berichtet der Touringclub.
Bei Itsmybike kontaktiere ein Mitarbeiter den Fahrradbesitzer und biete Hilfe bei der Kommunikation mit der Polizei an, so TCS. In der Bosch-App würde ein Link zum aktuellen Standort direkt an die Polizei geschickt. Beim Tracker von Powunity ist dies laut TCS zwar auch möglich. Dafür sei aber eine zusätzliche Registrierung in der App erforderlich.
Warum der Standort des Fahrrads oft nicht hilft
Dass der Standort des Fahrrades der Polizei aber gar nicht unbedingt hilft, berichtet etwa die Gewerkschaft der Polizei: „Steht das gestohlene Rad zum Beispiel im Keller oder zugriffsgeschützten Innenhof einer Wohnsiedlung, sind auch der Polizei ohne richterlichen Durchsuchungsbeschluss erst einmal die Hände gebunden.“
Selbstjustiz sei in einem solchen Fall strafbar. Problematisch wird es auch, wenn gestohlene Räder ins Ausland geschafft werden – dann ist die Kooperation der dortigen Behörden erforderlich.
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