Kinder­sitze im Test

Sicher mitfahren – Tipps für Babys und Kinder

Datum:
  • Text: Reiner Metzger, Meike Rix
  • Testleitung: Sarah Vasconi
  • Leitung Faktencheck: Dr. Claudia Behrens
Kinder­sitze im Test - Sichere und bequeme Sitze schon ab 100 Euro

Gut gelaunt und gut geschützt. Babys fahren rück­wärts am sichersten. © Stiftung Warentest / Jordis Antonia Schlösser

Viele Kinder sind nicht richtig ange­schnallt. Das hebt den Schutz von Kinder­sitzen nahezu auf, zeigt eine Studie von Unfall­forschern. Wir sagen, worauf es ankommt.

Kinder­sitze im Test Testergebnisse für 225 Auto­kinder­sitze freischalten

Wichtig bei Babys und Klein­kindern

Fast jedes zweite Kind in einem Auto ist nicht richtig ange­schnallt. Zu diesem Ergebnis kam eine Unter­suchung von mehr als 1 000 Fahrten mit Kindern, veröffent­licht von Unfall­forschern in den Jahren 2018 und 2019. Auch bei Babyschalen passieren viele Fehler, etwa, dass Gurte verwechselt werden. Worauf Sie bei der Montage der Sitze und beim Anschnallen von Babys und kleinen Kindern im Auto besonders achten sollten, lesen Sie hier.

1. Wenn möglich: Isofix-Sitze nutzen

Eine sichere Fahrt für Ihr Kind beginnt mit der Wahl eines sicheren Sitzes. Oft ist nicht das Kind zu lose ange­schnallt, sondern schon der Sitz. Isofix-Sitze sind weniger fehler­anfäl­lig als solche, die mit den Sicher­heits­gurten des Autos fixiert werden. Bei Isofix ragen hinten unten am Sitz oder an der Basis zwei Haken hervor, die in passende Klick­vorrichtungen im Auto einrasten.

Isofix-Sitze für kleinere Kinder haben einen dritten Sicherungs­punkt: entweder unten einen Stützfuß, der auf dem Auto­boden steht, oder oben einen Gurt, einen „Top Tether“, der hinter dem Sitz an einem dafür vorgesehenen Haken im Auto befestigt wird. Achten Sie darauf, dass der Isofix-Sitz Ihrer Wahl für Ihr Fahr­zeug zugelassen ist. Die Zulassung zeigt, dass der Anbieter den Sitz auch mit Ihrem Fahr­zeug­typ getestet hat.

Isofix ist jedoch kein Garant für Sicherheit. In den Autokindersitz-Tests der Stiftung Warentest fallen immer wieder Sitze auf, die in unseren Crashtests nicht genügend Schutz bieten.

2. Sitze mit Fang­tisch vor dem Kauf ausprobieren

Bei Sitzen mit Fangtisch können Eltern wenig falsch machen: Sie sind einfach zu hand­haben. Kind in den Sitz, Fang­tisch fest­schnallen, fertig. Der Fang­tisch hat den Vorteil, dass das Kind bei einem Unfall über den gepols­terten Tisch abrollt. Bewegung und Polster mindern die Kräfte, denen das Kind ausgesetzt ist.

Gerade beim Fang­körper sollte man darauf achten, dass nicht nur zwischen Fang­körper und Bauch, sondern auch zwischen Rücken und Rückenlehne nicht zu viel Platz bleibt. Manche Kinder drücken den Rücken weit durch oder rutschen mit dem Po beim Anschnallen nach vorn, so dass sie nach dem Anschnallen mehr Spiel haben als vorgesehen.

Tipp: Probieren Sie unbe­dingt vorher aus, ob Ihr Kind den Fang­korb mag – einige fühlen sich durch das Tisch­chen einge­engt.

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Tisch­chen als Fang­körper. Erhöht die Sicherheit, aber manche Kinder fühlen sich einge­engt. © Stephan Huger | Studio Huger

3. Bei Gurtsicherung die Gurte nicht verwechseln

Wenn der Sitz oder die Babyschale mit dem Auto­gurt befestigt wird, müssen Sie aufpassen, die Gurte beim Anschnallen der Schale nicht zu verwechseln. Hier gilt wie bei Erwachsenen: Der Beckengurt sichert nach oben, der Schultergurt umspannt vorn herum die Babyschale, wie um einen dicken Bauch. Und die Gurte müssen durch die Führungs­hilfen der Babyschalen gefädelt werden.

Tipp: In unserer Test­daten­bank finden Sie viele sichere Sitze, die mit den Autogurt fixiert werden.

4. Kleine Kinder und Babys rück­wärts fahren lassen

Babys und Klein­kinder sind deutlich besser geschützt, wenn die Sitz­schale entgegen der Fahrt­richtung – als sogenannter Reboarder – montiert ist. Die Nackenmuskulatur von Babys und Klein­kindern ist noch nicht stark genug, um einen frontalen Aufprall genügend abzu­fangen. Fahren sie rück­wärts, verringert sich die Last auf Hals und Wirbelsäule bei der häufigsten Unfallart, dem Frontal­aufprall.

Experten empfehlen, dass Kinder bis zu einem Alter von zwei­einhalb bis vier Jahren rück­wärts sitzen sollten, mindestens aber, bis sie sicher laufen können. In unserer Test­daten­bank finden Sie solche Reboarder-Sitze. Manche von ihnen sind auf Schienen verschieb­bar, damit die Beine länger entgegen der Fahrt­richtung Platz haben. Laut der Auto­kinder­sitz-Norm R129 müssen Kinder mindestens bis zu einem Alter von 15 Monaten rück­wärts fahren.

5. Airbag ab- und wieder anschalten

Wenn Sie einen rück­wärts­gerichteten Kinder­sitz auf dem Beifahrersitz montieren, müssen Sie den Airbag deaktivieren. Löst der akti­vierte Airbag aus, könnte er sonst den Sitz nach hinten schleudern.

Schalten Sie den Beifahrer-Airbag sofort wieder an, wenn Sie den rück­wärts­gerichteten Kinder­sitz entfernen. Lassen Sie den Airbag ange­schaltet, wenn Sie einen Kinder­sitz in Fahrt­richtung verwenden. Schieben Sie den Beifahrersitz in diesem Fall aber möglichst weit nach hinten, damit der Airbag das Kind zwar auffängt, nicht aber mit voller Wucht trifft.

6. Hosen­träger-Gurte fest anziehen

Der Stan­dard-Gurt für Babyschalen und Auto­kinder­sitze für Klein­kinder ist ein Hosen­träger-Gurt – als Drei­punkt- oder Fünf­punkt-Variante. Er verläuft über Hüfte und Schulter und schließt am Bauch. Ziehen Sie ihn fest an – zwischen Kind und Gurt sollte maximal eine flache Hand passen. In unserer Daten­bank finden Sie Autokindersitze mit Hosenträgergurt.

Wichtig bei größeren Kindern

Kommt es zu schweren Bedien­fehlern, ist die Schutz­wirkung des Kinder­sitzes bei einem Unfall nahezu aufgehoben. Darauf sollten Sie achten, wenn Sie Autokindersitze für größere Kinder montieren und Kinder darin anschnallen:

1. Sitz für Kinder bis zu zwölf Jahren nutzen

Bis zu einer Größe von 150 Zenti­metern oder bis zum zwölften Geburts­tag müssen Kinder gemäß Straßenverkehrs­ordnung einen Kinder­sitz nutzen. Halten Sie sich daran, denn ein ungünstig verlaufender Fahr­zeuggurt kann bei einem Unfall zu erheblichen Verletzungen im Unterleib führen. Das Becken ist bis zu diesem Alter noch nicht genügend ausgewachsen. Ein Kinder­sitz mit präzise über die Beckenknochen geführtem Gurt senkt dieses Risiko. Und schützt besser beim Seiten­aufprall als zum Beispiel eine schlichte Sitz­erhöhung.

2. Wenn möglich Isofix-Kinder­sitze wählen

Wenn Sie Isofix-Halterungen im Auto haben, sollten Sie die nach Möglich­keit für den Kinder­sitz nutzen. Isofix-Sitze weisen hinten unten zwei stabile Schienen auf, die heraus­ragen und einen Einrast­mecha­nismus haben. Damit klicken sie in fest verankerte Ösen an den Sitzen. So sind Isofix-Sitze weniger fehler­anfäl­lig als solche, die mit den Sicher­heits­gurten des Autos fixiert werden. In Sitzen für Größere werden Kinder zusätzlich mit dem Fahr­zeuggurt ange­schnallt.

3. Universalsitze mit Auto­gurt fest anschnallen

Universal-Kindersitze werden nur mit dem Drei­punkt-Auto­gurt befestigt. Vorteil: Sie passen in praktisch jedes Fahr­zeug, das Sicher­heits­gurte hat. Auch in einen Oldtimer zum Beispiel. Nachteil: Bei der Gurtführung passieren schnell Fehler. Oft sind die Gurte zu locker, sodass der Sitz bei einem Unfall nicht in Position gehalten wird. Bei manchen Fahr­zeugen ist der Auto­gurt zudem zu kurz dafür. Deshalb: Vor dem Kauf ausprobieren, ob der Sitz zum eigenen Auto passt.

4. Richtige Länge der Rückenlehne wählen

Achten Sie darauf, dass die Rückenlehne die richtige Länge hat. Denn nur, wenn sich der Kopf tatsäch­lich zwischen den seitlichen Pols­terba­cken befindet, können sie bei einem Seiten­aufprall schützen. Zudem führt eine passende Rückenlehne den Sicher­heits­gurt mit einer Gurt­schnalle korrekt über die Schulter.

Kinder­sitze im Test - Sichere und bequeme Sitze schon ab 100 Euro

Falsch und richtig. Links: Der Sitz ist zu groß, der Gurt läuft über den Hals. Rechts: Der Gurt sitzt richtig und packt beim Unfall an der Schulter an. © Adobe Stock, Stiftung Warentest / René Reichelt (M)

5. Gurt fest­ziehen und optimal anpassen

Optimieren Sie den Gurt­verlauf des Auto­gurts über die obere Verstell­einrichtung. Wichtig: Der Gurt muss über die Schulter laufen. Er darf nicht am Hals einschneiden oder unter dem Arm durch­gehen.

Häufig sind Kinder zudem zu lose angegurtet: Schon wenn die Hand locker zwischen Kind und Gurt hindurch­zuste­cken ist, sitzt der Gurt zu locker. Lässt der Gurt noch mehr Platz, können die Folgen schwerwiegend sein. Bei einem Unfall reichen die zusätzlichen losen Zenti­meter, damit das Kind mit Wucht beschleunigt und dann in die Gurte knallt.

6. Wenn vorhanden: Seiten­schützer anbringen und anpassen

Bei einem seitlichen Crash treten enorme Beschleunigungs­kräfte auf. Der Sitz mit dem Kind kann an den Türrahmen prallen. Der Schleuderweg sollte möglichst kurz, der Aufprall gedämpft sein. Viele Sitze haben dafür seitlich einen Plastik- oder Styroporknubbel. Je nach Modell müssen Eltern diesen Zusatz-Dämpfer anste­cken, an die Außenseite umste­cken oder ausklappen.

In unseren Autokindersitz-Tests war dies teils fummelig, teils scheiterten unsere Probanden ganz am Umgang mit diesen Schützern. Sie werden im Übrigen nur an der Sitzseite zum Fenster benötigt. An der Innenseite kosten sie unnötig Platz.

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970 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Alexander0588 am 24.09.2025 um 17:44 Uhr
    Irgendwie Nutzlos der Test

    Schade das hier nicht zwischen Babyschale und Kindersitz für,... Naja Kinder Unterschieden wird. Bei diesem durcheinander sind die Ergebnisse irgendwie Nutzlos. Man kann doch eine Babyschale für Neugeborene nicht mit einem Sitz fürz4 jährige vergleichen. Die Anforderungen an den Körper sind völlig unterschiedlich.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 22.07.2025 um 12:24 Uhr
    Fragen zu Umweltschadstoffe

    @Haus1111: Zu 1. Nach Einschätzung unserer Experten handelt es sich bei den gefundenen Gehalten an PFAS-Verbindungen um Verunreinigungen. Für Kinder, die den Sitz benutzen, besteht allenfalls ein geringes Risiko. Wir kritisieren in diesem Fall vor allem die Umweltbelastung durch die Ewigkeitschemikalien.
    Zu 2. Mit der anderen Bezugsvariante haben wir den Sitz noch nicht getestet.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 01.07.2025 um 13:08 Uhr
    Cybex - Stoffbezug

    @Haus111: Mit Blick auf die Kosten für die Verbraucher:innen, haben wir uns eher für die preisgünstigen Bezugsvarianten eines Kindersitzes entscheiden. Im Falle Cybex wären das die Comfortvarianten.

  • Haus1111 am 17.06.2025 um 17:42 Uhr
    Umweltschadstoffe

    Liebes Team,
    Zum neuen Kindersitze Test habe ich 2 Fragen
    1.) es gibt eine Unterscheidung in Schadstoffe und Umweltschadstoffe- kann ich davon ausgehen wenn die Schadstoffbewertung super und die Umweltschadstoffbelastung schlecht ist, dass durch Kontakt des Kindes mit dem Stoff kein direkter Schaden zu erwarten ist?
    2.) der anoris comfort wurde vom Markt genommen- heißt das, dass in der plus Variante keine Umweltschadstoffe zu finden waren?
    Vielen Dank und LG

  • Haus1111 am 30.01.2025 um 13:23 Uhr
    Cybex

    Wurden bei den Cybex sitzen immer der Comfort Stoff untersucht oder auch der Plus Stoff?
    LG