Dr. Felix Blankenstein ist Zahnmediziner und Oberarzt an der Charité Berlin.
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Testergebnisse für 11 Reinigungsmittel für Zahnersatz 10/2010Wie gut reinigen Prothesenträger ihre Zahnprothesen tatsächlich?
Die Erfahrung zeigt, dass die Prothese genauso oft vernachlässigt wird wie die Mundhygiene bei natürlichen Zähnen. Schlimmstenfalls wird gar nicht gereinigt, nur abgespült. Viele ältere Menschen haben nicht mehr die Fähigkeit, richtig zu reinigen. Außerdem: Oft fehlt das Wissen. Und dies leider auch häufig bei Betreuern in Krankenhäusern und Pflegeheimen, wo der Mund oft ein Tabuthema ist. Dabei müssen Prothesen genauso regelmäßig gesäubert werden wie die eigenen Zähne.
Wo setzen sich die Beläge fest?
Lebensecht aussehende Prothesen haben kleine Lücken. Dort bleiben genauso wie bei echten Zähnen die Beläge hängen. Das eigentliche Problem aber sind die Flächen, mit denen die Prothese auf der Schleimhaut liegt. An die zum Gaumen gewandte Seite kommen weder Zunge noch Speichel, die Plaque setzt sich richtig fest.
Wie reinigen Prothesenträger am besten ihren Zahnersatz?
Als Regel gilt: Wenn möglich, nach jedem Essen unter fließendem Wasser abspülen, so entfernt man Speisereste. Einmal am Tag sollte die Prothese richtig sauber gemacht werden – entweder durch das Einlegen in ein Bad mit Reinigungstablette oder mit einer Prothesenbürste mit speziellem Reinigungsmittel, wie Paste, Schaum und Geschirrspülmittel. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte beides tun. Unbedingt auch den Gaumen reinigen (siehe Tipps). Menschen mit einem durch Krankheit geschwächten Immunsystem empfehle ich, zweimal am Tag gründlich zu reinigen. Wichtig ist die Regelmäßigkeit. Einmal in der Woche eine völlig verdreckte Prothese mit einer Sprudeltablette säubern zu wollen, bringt nichts.
Warum ist das Reinigen so wichtig?
Beläge führen zu Verfärbungen und erzeugen einen schlechten Geruch. Zudem sind sie mit Bakterien und Pilzen beladen. Vor allem die Gaumenfläche kann sich zu einem Keimlager entwickeln, wenn die Prothese pausenlos getragen wird. Dann entstehen unangenehme Entzündungen, die sogar zur Eintrittspforte für andere Infektionen werden können. Wenn das Immunsystem der Patienten deutlich geschwächt ist, kann daraus schlimmstenfalls eine lebensgefährliche Lungenentzündung werden. Sind noch eigene Zähne im Mund, werden diese durch ungesäuberte Teilprothesen zudem dem Risiko von Karies und Parodontitis ausgesetzt.
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Kommentarliste
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@prielipp: Gerne leiten wir Ihren Testwunsch an die zuständige Fachabteilung zur Kenntnisnahme weiter. Ob, in welcher Form und wie schnell Ihre Anregung realisierbar ist, können wir Ihnen jedoch leider nicht sagen. Auf jeden Fall ist Ihr Testwunsch registriert.
Es wäre mal an der Zeit für einen neuen Test. Die drei Besten sind nicht mehr im Handel.
Mich würde auch interessieren, wie gut die Reiniger für Kunststoff-Knirscherschienen und ähnliches geeignet sind.
TIPP: Auch für UKP Unterkiefer Protrusionsschienen geeignet!
Bei meiner Unterkiefer Protrusionsschiene (Schlafapnoe, Schnarchen) verkauft der Hersteller, zu extrem überteuerten Preisen, auch "Protesenreiniger"... Ich benutze, auf Empfehlung meiner Zahnärztin, seit 1 Jahr guten "Gebiss-Reiniger"; ist viel günstiger, bei der UKP gab es keinerlei Veränderungen dadurch und ist genauso einfach und schnell in der Anwendung... :-)
@testguldbonde: Von Kieferorthopäden wird für herausnehmbare Zahnspangen im Allgemeinen die Reinigung mit Zahnbürste und Zahnpasta empfohlen. Die Anwendung von Prothesenreinigern bei Zahnspangen ist unserem Eindruck nach eine häufig geübte Praxis, verlässliche Daten zu Nutzen und Risiken liegen uns jedoch leider nicht vor.
Kann man die Prothesenreiniger auch für herausnehmbare Zahnspangen (z.B. bei Kindern) verwenden?
Was muss man dabei beachten (Dauer, Häufigkeit, Gesundheitsgefahren)?