Ökobilanz Buch eBook gegen Papier­buch: Eins siegt klar im Umwelt­check

Datum:
  • Text: Sandra Schwarz
  • Testleitung: Simone Vintz
  • Leitung Faktencheck: Dr. Claudia Behrens
Ökobilanz Buch - eBook gegen Papier­buch: Eins siegt klar im Umwelt­check

Was für ein Krimi! Papier gegen Reader – eine der beiden Frauen liest deutlich umwelt­schonender als die andere. © https://www.stocksy.com/legal/contentlicense

Papier­buch oder eBook – was ist umwelt­freundlicher? Unsere Ökobilanz zeigt, wie sehr Produktion, Trans­port und Lesen die Umwelt belasten. Das Ergebnis ist eindeutig.

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Am liebsten schmökern Deutsche auf Papier, für elektronische Bücher begeistern sich wenige. Um eBooks lesen zu können, braucht man ein elektronisches Gerät, etwa einen eBook-Reader. Der besteht aus Kunststoff, seltenen Erden und kost­baren Metallen. Viele Reader werden in Asien produziert und haben einen langen Trans­portweg zu uns. Außerdem muss ihr Akku regel­mäßig laden.

Für klassische Bücher werden Bäume gefällt, die Papier­produktion ist sehr aufwendig und benötigt große Mengen Energie, Holz, Wasser sowie umwelt­schädigende Chemikalien. Hinzu kommt der Druck.

Wir haben Ökobilanzen erstellt und uns dafür den gesamten Lebens­zyklus von eBook-Readern und Papierbüchern angesehen: Produktion, Trans­port, Nutzung und Entsorgung. Eins von beidem schadet der Umwelt deutlich mehr als das andere – unser Bericht verrät, auf welche Art sie umwelt­schonender lesen.

Warum sich unsere Ökobilanz Buch für Sie lohnt

Umwelt­bewusst lesen

Wir haben aufwendig errechnet, wie sich der komplette Lebens­zyklus von Papierbüchern und eBook-Readern auf die Umwelt auswirkt. Dazu zählen Produktion, Trans­port, Nutzung und Entsorgung. Berück­sichtigt wurden verschiedene Lese-Szenarien. Unsere Ökobilanz zeigt die Umwelt­schadens­punkte, die sich über einen Zeitraum von fünf Jahren summieren.

Eigene Ökobilanz verbessern

Wir geben zahlreiche Tipps, wie Sie Ihre persönliche Lese-Ökobilanz optimieren können. Oft erzielen schon kleine Änderungen beim Lese-Verhalten eine große Wirkung. Zudem haben wir errechnet, wie stark es sich auf Ihre Ökobilanz auswirkt, wenn Sie Papierbücher in der Biblio­thek ausleihen, anstatt sie zu kaufen. Und wir erklären, wie Sie eBook-Reader korrekt entsorgen.

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Diese Lese-Szenarien haben wir verglichen

Unterschieden haben wir in Viel- und Wenig-Leser. Unser Viel-Leser liest zwölf Bücher pro Jahr, drei dicke mit je rund 655 Seiten und neun dünnere mit je rund 395 Seiten. Der Wenig-Leser liest drei Bücher pro Jahr, ein dickes und zwei dünnere. Für einen Zeitraum von fünf Jahren berechneten wir verschiedene Lese-Szenarien, etwa Papierbücher lesen als Taschen­buch und gebundenes Buch sowie eBooks auf dem eBook-Reader lesen.

Exemplarisch wählten wir dafür zwei verkaufs­starke Reader sowie den Roman „Kairos“ von Jenny Erpenbeck und den Krimi „Holly“ von Stephen King aus. Um die Umwelt­folgen bilanzieren zu können, zerlegten wir die Reader und Bücher, bestimmten ihre Bestand­teile und errechneten Umwelt­schadens­punkte anhand von 18 Faktoren wie Rohstoff- und Wasser­verbrauch, Fein­staub und Ozon­abbau. Je mehr Punkte, desto schlechter die Ökobilanz.

So polieren Sie Ihre persönliche Ökobilanz

Oft helfen kleine Kniffe im Alltag, um die eigene Ökobilanz zu verbessern. Die Stiftung Warentest gibt dazu zahlreiche Tipps. Sind zum Beispiel Taschenbücher ökologisch besser als gebundene Bücher? Unsere Experten haben es errechnet.

Wie stark wirkt es sich auf die Umwelt aus, Bücher mit anderen zu teilen? Wir haben anhand der von uns bilanzierten Buch­titel heraus­gefunden, was das Leihen von Büchern in der Biblio­thek für die Umwelt bringt. Dafür hat uns die Münchner Stadtbibliothek Ausleihzahlen zur Verfügung gestellt.

Wie Sie mit kostenlosen Lese­proben Fehlkäufe vermeiden, wo Sie eBook-Reader unver­bindlich testen können und vieles mehr lesen Sie nach dem Frei­schalten des Themas. Wer sich einen Reader zulegen will, findet die besten Lesegeräte in unserem aktuellen eBook-Reader-Test.

So sind wir vorgegangen

Grund­lagen unserer Ökobilanz

Wir ermittelten die ökologische Belastung durch gedruckte Bücher und eBooks auf eBook-Readern. Exemplarisch untersuchten wir zwei eBook-Reader mit hoher Markt­bedeutung, bildeten aus ihren Ökobilanzen den Durch­schnitts­wert und rechneten damit weiter. Im Vergleich: Zwei unterschiedlich dicke und schwere Papierbücher (circa 655 und 395 Seiten) – jeweils als gebundenes Buch und Taschen­buch.

Bilanziert wurden Produktion, Trans­port, Nutzung und Entsorgung. Wir gewichteten Umwelt­folgen aus 18 Wirkungs­kategorien wie Klimawandel, Ozon­abbau, Fein­staub, Gewässerbelastung, Rohstoff- und Wasser­verbrauch und rechneten sie in Umwelt­schadens­punkte um. Je mehr Schadens­punkte, desto schlechter für die Umwelt.

Die Ökobilanz (Life Cycle Assess­ment) bestimmten wir in Anlehnung an Din EN Iso 14040 und 14044. Wir rechneten mit der Ökobilanz-Daten­bank Ecoinvent 3.8 und bewerteten anhand der ReCiPe-Methode. Unter­suchungs­zeitraum: November 2024 bis April 2025.

Gesamter Lebens­zyklus im Check

Um die Umwelt­folgen zu berechnen, erstellten wir eine Sach­bilanz bei den ausgewählten Büchern und eBook-Readern und bestimmten die wesentlichen Prozesse und Materialien aus Produktion, Trans­port, Nutzung und Entsorgung.

Um die Produktion zu bilanzieren, zerlegten wir die eBook-Reader und Papierbücher in ihre Bestand­teile und ermittelten deren Materialien und Gewicht zur Berechnung der Schadens­punkte. Für den Trans­port der eBook-Reader berück­sichtigten wir die Stre­cken von der Fabrik bis zum Endkunden: circa 100 Kilo­meter mit dem LKW von der Fabrik zum Seehafen, 19 000 Kilo­meter per Schiff von Asien nach Hamburg und in Deutsch­land 800 Kilo­meter per LKW.

Für den Trans­port der klassischen Bücher betrachteten wir den Weg von der Papiermühle zum Buch­laden: via LKW etwa 1 000 Kilo­meter inner­halb Europas vom Papier­hersteller zur Druckerei sowie 800 Kilo­meter von der Druckerei zum Verlag und von dort zum Buch­handel plus 150 Kilo­meter im Zustell­fahr­zeug zum Buch­laden.

Die Nutzung berechneten wir für fünf Jahre. Wir erstellten Lese­szenarien für Viel-Leser (zwölf Bücher pro Jahr: drei dicke mit je rund 655 Seiten, neun dünnere mit je rund 395 Seiten) und Wenig-Leser (drei Bücher pro Jahr: ein dickes, zwei dünnere). Bei klassischen Büchern gingen wir davon aus, dass sie einmal weiterge­geben und bei Tages­licht gelesen werden, also kein Strom verbraucht wird. Bei den eBook-Readern kalkulierten wir den Strom­verbrauch ein. Zusätzlich bilanzierten wir das Lesen von eBooks auf einem im Haushalt vorhandenen Tablet, das nicht primär fürs Bücherlesen genutzt wird. Dabei berück­sichtigten wir nur die Nutzung des Tablets.

Die Entsorgung der eBook-Reader und Verpackungen umfasst die üblichen Verwertungs­ketten. Bei den Papierbüchern nahmen wir an, dass sie in der Altpapiertonne entsorgt werden. Waren Bestand­teile recycel­bar, etwa Kunststoffe, gab es Gutschriften (negative Umwelt­schadens­punkte).

CO2-Fußabdruck berechnet

Anhand unserer Modelle ermittelten wir den CO2-Fußabdruck und betrachteten dafür die Emissionen klima­schädlicher Gase wie Kohlen­dioxid, Methan oder Lachgas. Die Effekte der Treib­hausgase haben wir in CO2-Äquivalenten umge­rechnet. Die Lebens­zyklus­analyse basiert auf den gleichen Szenarien wie die Berechnung der Umwelt­schadens­punkte.

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8 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • c.lee am 03.08.2025 um 17:44 Uhr
    Austauschbarer Akku

    Guten Tag,
    mein tolino ist jetzt 10 Jahre alt und in einwandfreiem Zustand. Allerdings ist der Akku hinüber.
    Es tut mir in der Seele weh, den Reader im Elektroschrott zu entsorgen, nur weil der Akku nicht mehr hält.
    Gibt es ebook-Reader mit austauschbarem Akku?
    Sollten nicht Akkus ab einem bestimmten Datum immer austauschbar sein? Gilt das auch für ebook-Reader?
    Es tut mir in der Seele weh, den Reader im Elektroschrott zu entsorgen, nur weil der Akku nicht mehr hält.
    Was können Sie dazu sagen?

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 31.07.2025 um 13:49 Uhr
    Annahmen

    @testomate: Je öfter dasselbe Buch gelesen wird, desto besser ist es für seine Ökobilanz. Das Ausleihen eines Papier-Buches in der Bibliothek verändert die Ökobilanz sehr positiv. Wir haben ja die Nutzungsdauer in Bibliotheken teilweise erhoben („In der Bibliothek leihen“).
    www.test.de/Oekobilanz-Buch-eBook-gegen-Papierbuch-Eins-siegt-klar-im-Umweltcheck-6225012-6225019/
    Will man Bibliotheken aber in die Bilanz einbeziehen, muss man u.a. auch einrechnen, dass dort Strom verbraucht und geheizt wird. Und, dass das Gebäude gebaut werden musste und wie die Bauarbeiter und Bibliothekare zur Arbeit fahren (Auto?), etc..

  • testomate am 30.07.2025 um 21:31 Uhr
    Merkwürdige Annahmen

    Es wäre schön zu erfahren, ob die Annahmen auch gut begründet werden können, z.B mit belastbaren Nutzungsstatistiken im privaten Sektor und Anzahl der Ausleihen in Bibliotheken, bis ein Buch dort tatsächlich entsorgt werden muss. So macht es auf mich den Eindruck, als würde hier der Lebenszyklus Print künstlich verkleinert, was zu einem entsprechend schiefen Ergebnis zu Gunsten E-Reader führt.
    Ganz zu Schweigen davon, dass die Recyclingquote für Altpapier um zig Prozent über der von Elektronikschrott liegt.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 30.07.2025 um 10:40 Uhr
    Zum Verständnis

    @marotoma: Es liegt uns fern, zu missionieren. Die Stiftung Warentest berichtet unabhängig und objektiv. In unserem Artikel geben wir zahlreiche Tipps für Papierbuchleser, wie sie ihre Ökobilanz verbessern können, ohne aufs eBook umzusteigen. Jeder entscheidet für sich, über welches Medium er oder sie lesen möchte. Unsere Ökobilanz zeigt Umweltauswirkungen auf, die Verantwortung dafür liegt bei jedem selbst.

  • marotoma am 29.07.2025 um 11:43 Uhr
    Zum Verständnis

    Für Leser geht es üblicherweise nicht darum, wie "umweltfreundlich" ein Buch ist, sondern um den Inhalt. Zudem sind viele Bücher garnicht im digitalen Format erhältlich, von Antiquariaten ganz zu schweigen. Mir scheint, bei diesem Artikel geht es auch weniger um Bücher als um die ideologische Missionierung der Leserschaft. Nur ist Ideologie wie jedes Bekenntnis Privatsache. Das scheinen manche Warentest-Autorinnen völlig anders zu sehen.