So sind wir vorgegangen
Grundlagen unserer Ökobilanz
Wir ermittelten die ökologische Belastung durch gedruckte Bücher und eBooks auf eBook-Readern. Exemplarisch untersuchten wir zwei eBook-Reader mit hoher Marktbedeutung, bildeten aus ihren Ökobilanzen den Durchschnittswert und rechneten damit weiter. Im Vergleich: Zwei unterschiedlich dicke und schwere Papierbücher (circa 655 und 395 Seiten) – jeweils als gebundenes Buch und Taschenbuch.
Bilanziert wurden Produktion, Transport, Nutzung und Entsorgung. Wir gewichteten Umweltfolgen aus 18 Wirkungskategorien wie Klimawandel, Ozonabbau, Feinstaub, Gewässerbelastung, Rohstoff- und Wasserverbrauch und rechneten sie in Umweltschadenspunkte um. Je mehr Schadenspunkte, desto schlechter für die Umwelt.
Die Ökobilanz (Life Cycle Assessment) bestimmten wir in Anlehnung an Din EN Iso 14040 und 14044. Wir rechneten mit der Ökobilanz-Datenbank Ecoinvent 3.8 und bewerteten anhand der ReCiPe-Methode. Untersuchungszeitraum: November 2024 bis April 2025.
Gesamter Lebenszyklus im Check
Um die Umweltfolgen zu berechnen, erstellten wir eine Sachbilanz bei den ausgewählten Büchern und eBook-Readern und bestimmten die wesentlichen Prozesse und Materialien aus Produktion, Transport, Nutzung und Entsorgung.
Um die Produktion zu bilanzieren, zerlegten wir die eBook-Reader und Papierbücher in ihre Bestandteile und ermittelten deren Materialien und Gewicht zur Berechnung der Schadenspunkte. Für den Transport der eBook-Reader berücksichtigten wir die Strecken von der Fabrik bis zum Endkunden: circa 100 Kilometer mit dem LKW von der Fabrik zum Seehafen, 19 000 Kilometer per Schiff von Asien nach Hamburg und in Deutschland 800 Kilometer per LKW.
Für den Transport der klassischen Bücher betrachteten wir den Weg von der Papiermühle zum Buchladen: via LKW etwa 1 000 Kilometer innerhalb Europas vom Papierhersteller zur Druckerei sowie 800 Kilometer von der Druckerei zum Verlag und von dort zum Buchhandel plus 150 Kilometer im Zustellfahrzeug zum Buchladen.
Die Nutzung berechneten wir für fünf Jahre. Wir erstellten Leseszenarien für Viel-Leser (zwölf Bücher pro Jahr: drei dicke mit je rund 655 Seiten, neun dünnere mit je rund 395 Seiten) und Wenig-Leser (drei Bücher pro Jahr: ein dickes, zwei dünnere). Bei klassischen Büchern gingen wir davon aus, dass sie einmal weitergegeben und bei Tageslicht gelesen werden, also kein Strom verbraucht wird. Bei den eBook-Readern kalkulierten wir den Stromverbrauch ein. Zusätzlich bilanzierten wir das Lesen von eBooks auf einem im Haushalt vorhandenen Tablet, das nicht primär fürs Bücherlesen genutzt wird. Dabei berücksichtigten wir nur die Nutzung des Tablets.
Die Entsorgung der eBook-Reader und Verpackungen umfasst die üblichen Verwertungsketten. Bei den Papierbüchern nahmen wir an, dass sie in der Altpapiertonne entsorgt werden. Waren Bestandteile recycelbar, etwa Kunststoffe, gab es Gutschriften (negative Umweltschadenspunkte).
CO2-Fußabdruck berechnet
Anhand unserer Modelle ermittelten wir den CO2-Fußabdruck und betrachteten dafür die Emissionen klimaschädlicher Gase wie Kohlendioxid, Methan oder Lachgas. Die Effekte der Treibhausgase haben wir in CO2-Äquivalenten umgerechnet. Die Lebenszyklusanalyse basiert auf den gleichen Szenarien wie die Berechnung der Umweltschadenspunkte.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Guten Tag,
mein tolino ist jetzt 10 Jahre alt und in einwandfreiem Zustand. Allerdings ist der Akku hinüber.
Es tut mir in der Seele weh, den Reader im Elektroschrott zu entsorgen, nur weil der Akku nicht mehr hält.
Gibt es ebook-Reader mit austauschbarem Akku?
Sollten nicht Akkus ab einem bestimmten Datum immer austauschbar sein? Gilt das auch für ebook-Reader?
Es tut mir in der Seele weh, den Reader im Elektroschrott zu entsorgen, nur weil der Akku nicht mehr hält.
Was können Sie dazu sagen?
@testomate: Je öfter dasselbe Buch gelesen wird, desto besser ist es für seine Ökobilanz. Das Ausleihen eines Papier-Buches in der Bibliothek verändert die Ökobilanz sehr positiv. Wir haben ja die Nutzungsdauer in Bibliotheken teilweise erhoben („In der Bibliothek leihen“).
www.test.de/Oekobilanz-Buch-eBook-gegen-Papierbuch-Eins-siegt-klar-im-Umweltcheck-6225012-6225019/
Will man Bibliotheken aber in die Bilanz einbeziehen, muss man u.a. auch einrechnen, dass dort Strom verbraucht und geheizt wird. Und, dass das Gebäude gebaut werden musste und wie die Bauarbeiter und Bibliothekare zur Arbeit fahren (Auto?), etc..
Es wäre schön zu erfahren, ob die Annahmen auch gut begründet werden können, z.B mit belastbaren Nutzungsstatistiken im privaten Sektor und Anzahl der Ausleihen in Bibliotheken, bis ein Buch dort tatsächlich entsorgt werden muss. So macht es auf mich den Eindruck, als würde hier der Lebenszyklus Print künstlich verkleinert, was zu einem entsprechend schiefen Ergebnis zu Gunsten E-Reader führt.
Ganz zu Schweigen davon, dass die Recyclingquote für Altpapier um zig Prozent über der von Elektronikschrott liegt.
@marotoma: Es liegt uns fern, zu missionieren. Die Stiftung Warentest berichtet unabhängig und objektiv. In unserem Artikel geben wir zahlreiche Tipps für Papierbuchleser, wie sie ihre Ökobilanz verbessern können, ohne aufs eBook umzusteigen. Jeder entscheidet für sich, über welches Medium er oder sie lesen möchte. Unsere Ökobilanz zeigt Umweltauswirkungen auf, die Verantwortung dafür liegt bei jedem selbst.
Für Leser geht es üblicherweise nicht darum, wie "umweltfreundlich" ein Buch ist, sondern um den Inhalt. Zudem sind viele Bücher garnicht im digitalen Format erhältlich, von Antiquariaten ganz zu schweigen. Mir scheint, bei diesem Artikel geht es auch weniger um Bücher als um die ideologische Missionierung der Leserschaft. Nur ist Ideologie wie jedes Bekenntnis Privatsache. Das scheinen manche Warentest-Autorinnen völlig anders zu sehen.