
Blasse Superhelden. Immerhin bringt der Pocketbook Color ein wenig Farbe ins elektronische Buch. © Stiftung Warentest
Ebook-Reader mit Farbdisplay sind eine Seltenheit. Pocketbooks neues Lesegerät „Color“ zeigt elektronische Bücher in Farbe – Leser sollten aber nicht zu viel erwarten.
Nicht der erste Versuch
Pocketbook startet bereits den zweiten Versuch, einen Ebook-Reader mit farbigem Display zu etablieren. Das erste Modell war im Test vor acht Jahren nicht der Knaller: flaue Farben, schwacher Kontrast, bescheidene Auflösung – das Lesevergnügen hielt sich in Grenzen. Ein Nachfolger hat lange auf sich warten lassen. Nun ist er da: Die Stiftung Warentest hat den Pocketbook Color für 199 Euro ebenfalls geprüft.
Alles hängt von der Display-Technik ab
E-Ink-Displays von Ebook-Readern haben im Vergleich zu LCD- oder Amoled-Displays von Smartphones oder Tablets viele Vorteile: Sie machen das Gerät leichter, schröpfen den Akku weniger und Texte lassen sich darauf auch bei prallem Sonnenlicht gut ablesen. Ein großer Nachteil: Ebook-Reader zeigen Bücher komplett in Schwarz-Weiß. Das macht das Lesen von Koch- und Bilderbüchern, Reiseführern, Mangas, Comics oder auch Zeitschriften nicht sonderlich attraktiv. Brillante Farben lassen sich mit der E-Ink-Technik bislang nicht realisieren.
Wieder keine Farbexplosion

Blass gegen satt. Auf dem Smartphone (rechts) strahlen die Farben im Vergleich zum Pocketbook. © Stiftung Warentest
Pocketbook experimentiert bei seinem Ebook-Reader Color trotzdem mit Farbe. Sein E-Ink-Kaleido-Display kann mithilfe eingebauter Farbfilter 16 Graustufen und 4 096 Farben darstellen. Buchcover und Bilder von Ebooks sind bunt. Farbeinstellungen wie Sättigung, Kontrast und Helligkeit lassen sich für jedes Ebook individuell anpassen. Eine Farbexplosion beschert aber auch das neue Pocketbook Color nicht. Die Farbsättigung des Ebook-Readers ist gering. Die Farben wirken blass, wie ausgewaschen.
Maue Auflösung bei farbigen Bildern und Texten

Schwarzer Schatten. Die farbige Schrift ist unscharf und hat keine klare Kontur. © Stiftung Warentest
Manga- und Comic-Fans dürften trotzdem Freude an den bunten Buchseiten haben. In den Bildergeschichten stört auch die niedrige Auflösung der Farbdarstellung nicht so sehr. Bei Fotos in Reiseführern sieht die Sache anders aus. Auch farbige Schrift – zum Beispiel auf dem Bucheinband – ist keine Augenweide. Die Buchstaben sind unscharf und mit schwarzen Schatten unterlegt.
Kontrast und Helligkeit leiden

Reduzierter Kontrast. Auf dem weißen Displayhintergrund ist permanent ein Pixelmuster zu sehen. © Stiftung Warentest
Rein schwarzer Text dagegen ist erfreulich scharf, der Pocketbook Color hat mit 1 448 x 1 072 Bildpunkten bei einer Displaygröße von 16,1 x 10,8 Zentimetern dieselbe Auflösung wie etwa der Kindle Paperwhite. Allerdings ist der Kontrast reduziert, schuld daran ist der Farbfilter. Er hinterlässt ein durchgängiges, regenbogenfarbiges Pixelmuster auf dem weißen Displayhintergrund. Das Muster wirkt sich auch auf die Displayhelligkeit aus, die weder bei viel noch wenig Umgebungslicht hoch ist.
Bedienen über Touchscreen oder Tasten
Bedienen lässt sich der Reader über einen Touchscreen oder vier Tasten am unteren Rand des Gerätes. Die Bedientasten können Nutzerinnen und Nutzer – ganz nach individuellem Wunsch – mit verschiedenen Funktionen belegen. Die winzige Beschriftung der Tasten ist aber kaum lesbar. Dank der Gummierung des Gehäuses liegt das Lesegerät fest in der Hand und ermöglicht auch einhändiges Bedienen.
Unkompliziert im täglichen Gebrauch
Beim Bücherladen, -anzeigen und -umblättern reagiert der Pocketbook Color flott. Im täglichen Gebrauch ist der Reader unkompliziert. Ebooks lassen sich direkt auf dem Reader im vorinstallierten Buchshop kaufen, das ist entweder der von Pocketbook oder des Buchhändlers, der den Reader verkauft hat. Bücher aus anderen Shops und auch aus öffentlichen Bibliotheken gelangen etwa per WLan über den Browser des Readers oder per USB-Kabel vom PC auf das Lesegerät.
Unterstützt auch außergewöhnliche Formate
Praktisch ist, dass der Pocketbook Color neben dem gängigen Ebook-Format Epub auch zahlreiche andere Dateiformate unterstützt – etwa die von Microsoft Word und Comic-Formate. Bücher von Amazon mit hartem Kopierschutz lassen sich auf dem Gerät jedoch nicht lesen.
Kaum Gewicht, viel Speicherplatz
Der farbige Reader ist ein Fliegengewicht, mit 157 Gramm gehört er zu den mit Abstand leichtesten derzeit erhältlichen elektronischen Lesegeräten. Tausende Bücher passen auf den üppigen 13,7-Gigabyte-Speicher, der sich mit einer Speicherkarte erweitern lässt. Der Pocketbook Color bietet einen Linkshändermodus, Wasserschutz, Spiele wie Sudoku oder Schach und kann auch Hörbücher abspielen.
Blessuren beim Falltest
Andere Reader von Pocketbook waren in unserem aktuellen Ebook-Reader-Test mit bis zu 79 Stunden durchschnittlicher Lesezeit Akkusieger. So lange hält der Pocketbook Color nicht durch, sein Akku überzeugt dennoch mit 26 Stunden Lesezeit. Kleine Blessuren erlitt das Gerät im Falltest: Nach mehreren Stürzen aus 60 Zentimeter Höhe auf Steinboden öffneten sich die Display-Frontabdeckung und die Gehäuseschalen an einer Kante einen kleinen Spalt, ließen sich anschließend aber ohne bleibende Schäden wieder andrücken.
Fazit: Maximal für Comic-Fans spannend
Insgesamt ist der Pocketbook Color ein guter, aber nicht herausragender Reader. Die Farbdarstellung enttäuscht. Comic- und Märchenbuch-Fans könnten dennoch Freude an den blass-bunten Inhalten haben, farbenprächtige Darstellungen wie auf einem Smartphone oder Tablet sollten Nutzer aber nicht erwarten. Wer auf Farbe verzichten kann, findet bei Tolino, Amazon und selbst bei Pocketbook bessere und sogar günstigere Lesegeräte – etwa den Tolino Vision 5, Amazon Kindle Paperwhite oder Pocketbook Touch HD 3. Gehäuse und Software der Pocketbook-Modelle Touch HD 3 und Color sind sogar nahezu identisch.
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Ein interessantes Produkt ist es. E-Reader sind bisher auf Schwarz-Weiß lesen ausgelegt. Denke in Zukunft kann auch Farbe besser gehen ohne Qualitätsverluste beim klassischen Lesen. Ich nutze seit Jahren Kindle. Für alternative E-Reader bin ich offen. Danke für den Test.