Finanz­bildung

Eltern sollten über ihre eigene Haltung nach­denken

Finanz­bildung - Mit Kindern über Geld sprechen

Eltern von Zwillingen: Heidy de Blum (39), Leiterin von familylab Deutsch­land, und Diplom-Kauf­mann Rolf Sesselmann (41). © Kathrin Königl

Der bekannte dänische Familien­therapeut Jesper Juul sagte: „Erziehung ist mit zwölf vorbei“. Auch beim Thema Geld?

de Blum: Ich denke, Jesper Juul wollte Eltern damit ermutigen loszulassen und ihren jugend­lichen Kindern zu vertrauen. Trotzdem sind wir für unsere Kinder weiterhin wichtige Ansprech­partner, auch wenn es um das Thema Geld geht.

Wie sieht ein wünschens­werter Umgang mit Geld aus?

de Blum: Es geht um die Frage: Welche Werte möchte ich meinen Kindern vermitteln und im Einklang damit das Familien­leben gestalten? Wenn wir Kindern vorleben, dass wir uns immer alles kaufen, worauf wir Lust haben, und von unseren Kindern dann erwarten, spar­sam mit Geld umzu­gehen, kann das natürlich zu einem Problem werden.

Viele Paare gehen aber sehr unterschiedlich mit Geld um.

de Blum: Grund­sätzlich ist das für Kinder kein Problem. Sie begreifen dadurch, dass wir alle individuell handeln und sie verstehen: „Aha, so ist meine Mama und so ist eben mein Papa.“ Wenn es aber zum Konflikt wird, dann ist es natürlich wichtig, dass Eltern einen gleichwürdigen Dialog führen, um einen Weg zu finden, mit dem wir uns gemein­sam wohl­fühlen. Das ist übrigens unabhängig davon, ob wir als Eltern ein Paar oder getrennt sind. Nur wenn ich mir ein Problem bewusst gemacht habe, kann ich auch Verantwortung über­nehmen und gesunde Strategien entwickeln. Manchmal gelingt das alleine, manchmal brauche ich dafür professionelle Unterstüt­zung.

Sollten Kinder Taschengeld bekommen? Bekommen Ihre Sechs­jährigen Taschengeld?

Sesselmann: Bei uns zu Hause gibt es jetzt das erste Taschengeld, damit die Kinder lernen können, welche Dinge über­haupt etwas kosten und wie viel.

de Blum: Jede Familie sollte für sich entscheiden, ob sie Taschengeld zahlen will oder nicht. Eine Frage sollte sein: Was möchte ich damit bezwe­cken? Ist das Kind frei, mit dem Geld zu tun, was es für richtig hält? Kann ich seine Entscheidungen also tolerieren, ohne ihm ein schlechtes Gewissen zu machen. Statt Taschengeld ist es auch möglich zu sagen, wie viel Geld zur Verfügung steht, und gemein­sam entscheiden, wofür die Familie wie viel ausgeben will.

Wie sollten Familien mit dem Thema Schulden umgehen?

Sesselmann: Schulden können auch Sinn machen, etwa für eine Weiterbildung, eine Immobilie, eine Investition in die eigene Zukunft. Für Konsum aber weniger. In jedem Fall ist es wichtig, darüber zu reden, was Schulden und Zinsen sind und wie man sie wieder abbauen kann.

de Blum: Wenn die Schulden wie eine graue Wolke über allen schweben, aber niemand darüber spricht, kann das für Kinder belastend sein. Besser ist es, offen und alters­gerecht zu kommunizieren: So sieht es aus, das ist unser Plan, wir kümmern uns. Das kann für Kinder entlastend sein. Schulden können auch Sinn machen, und das ist wichtig zu erklären!

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  • Profilbild Stiftung_Warentest am 20.09.2024 um 10:48 Uhr
    Empfehlung Deutsches Jugendinstitut

    @spacepage: Danke für den Hinweis, wir aktualisieren die Übersicht.

  • spacepage am 19.09.2024 um 20:53 Uhr
    Tabelle aktualisiert

    Vielen Dank für den Artikel!
    Bei uns wird das Thema "Taschengeld" gerade aktuell.
    Das Deutsche Jugendinstitut (siehe Link) hat die Empfehlungen jetzt überarbeitet und online gestellt.
    Vielleicht können Sie Ihre Tabelle aktualisieren?

  • spacepage am 19.09.2024 um 20:52 Uhr

    Kommentar vom Autor gelöscht.