Finanztipps für Jugend­liche Das erste eigene Geld

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Finanztipps für Jugend­liche - Das erste eigene Geld

Sparen. Manche Wünsche können sich Jugend­liche nur erfüllen, wenn sie vorher Geld zur Seite gelegt haben – auf dem Giro­konto oder im Spar­schwein. © Getty Images / Hispanolistic

Für den Umgang mit dem ersten eigenen Geld bieten Finanz­experten der Stiftung Warentest Teen­agern eine Orientierung: Von Finanz-Apps über Giro­konto bis Haus­halts­buch.

Taschengeld im Griff: Das Wichtigste in Kürze

Zum Erwachsenwerden gehört, den eigen­ver­antwort­lichen Umgang mit Geld zu lernen. Mehr als die Hälfte der 16- bis 18-Jährigen hat monatlich zwischen 25 und 250 Euro zur Verfügung, so eine Post­bank-Studie. Doch was, wenn über­all neue Verlockungen warten? Winken Sonder­angebote und Rabatte, sitzt das Taschengeld lockerer. Und selbst, wer sich nur ab und zu Süßig­keiten am Kiosk gönnt oder neue Items im Onlinegame shoppt, kann schnell knapp bei Kasse sein.

Unser Rat

Ausgaben. Mal wieder verkalkuliert? Deine Kosten behältst du mit einem Haus­halts­buch im Blick. Das geht auf Papier und digital. Bleibst du ein paar Monate dran, erkennst du, wo du sparen und Geld zur Seite legen kannst (Special Haushaltsbuch führen).

Giro­konto. Dein Konto sollte gratis sein und eine Girocard (in der Fach­sprache Debitkarte) einschließen. Wichtig ist ein Geld­automat zum kostenlosen Abheben in Wohn­nähe, denn an fremden Auto­maten ist das oft teuer. Wenn du gerne reist, sollte das Konto Geld­abheben im Ausland günstig ermöglichen. Wo das Konto kostenlos ist, verrät unser Vergleich Konto für Kinder und Jugendliche.

Neben­job. Achte beim Jobben darauf, dass du nur so viel arbeitest wie erlaubt.

Versicherungen. Bis du 25 bist oder deinen ersten richtigen Job anfängst, bist du über deine Eltern kranken­versichert (siehe Versicherungen unten).

Das sagen Jugend­liche selbst. Wie sie mit Geld umgehen, schildern vier Teen­ager in Finanztest 10/2020. Den Artikel könnt ihr hier kostenlos herunterladen.

Fragen zu Finanzen?

Aktien und Anleihen, Zinsen und Renditen? Du hast keinen Plan, was das ist? Du weißt nicht, was dein Ausbildungs­vertrag enthalten sollte? Du bist über­fordert mit Verträgen für Strom, Heizung und Internet in der ersten eigenen Wohnung? Wir wollen helfen und aufklären. Hier kannst du uns sagen, welche Themen dich interes­sieren!

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So behältst du den Über­blick über deine Finanzen

Gut fährt, wer sein Konsumverhalten kennt, also von Anfang an seine Ausgaben im Blick hat. Hier ist ein Haus­halts­buch hilf­reich – digital oder auf Papier –, in dem Einnahmen und Ausgaben gegen­überge­stellt werden. Auf der einen Seite stehen Taschengeld, Neben­jobverdienst und Geld­geschenke, etwa zum Geburts­tag. Auf die Gegen­seite kommen alle Ausgaben von Einkäufen bis zum Kino­ticket. So ist schnell klar, ob man Ausgaben verringern muss oder etwas übrig hat.

Werbung nicht mit Beratung verwechseln

Ein Haus­halts­buch kann jeder klassisch in einem Heft führen, in einer Datei eines Tabellen­programms wie Excel oder per Smartphone. Manche Apps sind kostenlos. Achtung: Umsonst-Angebote finanzieren sich oft über Anzeigen oder schalten gewisse Funk­tionen erst nach In-App-Käufen frei. Empfiehlt eine App, etwa den Handy­vertrag zu wechseln, ist das in der Regel keine Beratung, sondern Werbung.

Digi­taler Budgetplan. In einer Haus­halts­buch-App lassen sich Einnahmen und Ausgaben vermerken, meist sortiert nach Kategorien wie Essen oder Frei­zeit. Manchmal kann man die App mit dem Bank­konto verknüpfen, sodass sich Geld­eingänge und Abbuchungen auto­matisch über­tragen.

Bank-Apps. Viele Banken ergänzen ihre eigene App um eine Budgetplan-Funk­tion.

Bezahl-Apps. Die Kosten des Wochen­endtrips auf mehrere Leute aufteilen? Bezahl-Apps nehmen das mühselige Hin- und Herrechnen ab und schlüsseln auf, wer wann wie viel in die Gemein­schafts­kasse gezahlt hat. Mit manchen Apps kann man seine Schulden direkt per Über­weisung zahlen.

Online-Spar­schwein. Bei Spar-Apps können Spar­regeln fest­gelegt werden, damit nach einer fest­gelegten Zeit eine gewünschte Summe vom Budget übrig bleibt. Diese Apps enthalten manchmal Spartipps, Wecker für Vertrags­kündigungen oder Preis­vergleiche.

Das erste eigene Konto

Den idealen Zeit­punkt für das erste Giro­konto gibt es nicht. Viele Angebote sind vor dem siebten Lebens­jahr erhältlich. Bei Minderjäh­rigen müssen beide Eltern die Konto­eröff­nung aber begleiten. Ein Jugend­girokonto ist bei vielen regionalen Instituten preis­wert, häufig kostenlos. Wichtig ist, dass die Bank genügend Auto­maten zum kostenlosen Geld­abheben bietet. An Auto­maten fremder Banken kann das Abheben bis zu 5 Euro kosten.

Nur so viel ausgeben wie man hat

Bei Jugend­konten besteht kein Risiko, ins Minus zu rutschen, denn sie funk­tionieren nur auf Guthabenbasis. Das heißt, Teenies können nur über so viel Geld verfügen, wie sie oder Verwandte vorher einge­zahlt oder über­wiesen haben. Über­weisungen und Dauer­aufträge sind meistens auch online möglich. In unserem Test Konto für Kinder und Jugendliche lassen sich alle 175 untersuchten Jugend­konten nach individuellen Kriterien filtern. 149 davon gibt es ohne jähr­lichen Grund­preis.

Prepaidkarten zum Aufladen

Einige Jugend­konten enthalten eine kostenlose Prepaid-Kreditkarte (siehe Tabelle unten). Doch auch ohne Giro­konto können Jugend­liche an eine Prepaid-Kreditkarte gelangen. Alle Karten, die ab 14 Jahren erhältlich sind, zeigen wir in unserem Test Kreditkarten im Vergleich. Mit Prepaid-Kreditkarten kann jeder nur so viel ausgeben, wie vorher aufgeladen wurde. Sie eignet sich besonders auf Reisen, da Weltenbummler damit unterwegs meist güns­tiger Geld abheben und zahlen als mit der Girocard. Geht das Guthaben zur Neige, können Eltern die Karte von zu Hause aufladen.

Tipp: Die Kreditkarte ist außerdem beliebtes Zahlungs­mittel in vielen Onlineshops. Rechnungs­käufe und das Bezahl­system Paypal können nur Voll­jährige nutzen.

Jugend­girokonten inklusive Prepaid-Kreditkarte

Bei diesen Jugend­girokonten gibt es neben der Girocard eine Prepaid-Kreditkarte kostenlos dazu. Die Konten können Jugend­liche bundes­weit eröffnen, am einfachsten online. Wer im Ausland mit der Karte bezahlen und abheben möchte, kommt am güns­tigsten mit den Angeboten der Comdirect Bank und der OLB Bank weg.

Anbieter

Name

Mindest­alter für die Prepaid-Kreditkarte

Abheben am Geld­automaten im Ausland

Kosten für Zahlungen in Nicht-Euro-Ländern (Prozent)

Gebühr je nach Betrag (Prozent)

Mindest­preis (Euro)

in Nicht-Euro-Ländern zusätzlich (Prozent)

Comdirect Bank

JuniorGiro

 7 Jahre

0,001

0,001

0,00

1,75

Commerz­bank

Start­konto

14 Jahre

1,952

5,98

1,75

1,75

Evangelische Bank

Giro­konto Start­klar

 7 Jahre

2,003

5,003

1,00

1,00

OLB Bank

Giro­konto Start

14 Jahre

0,00

1,994

1,50

1,50

Ostseesparkasse Rostock

OK / Giro Smart

12 Jahre

2,00

5,11

2,00

2,00

Stand: 1. August 2020

1
Mit der Girocard sind Abhebungen im Euro-Ausland kostenlos, mit der Prepaid-Kreditkarte im Nicht-Euro-Ausland.
2
Mit der Girocard 1 Prozent vom Umsatz, mindestens 5,98 Euro.
3
Mit der Girocard 1 Prozent vom Umsatz, mindestens 4 Euro.
4
24 Abhebungen im Jahr kostenlos.

Erstes Gehalt: Konto­wahl prüfen

Das Jugend­girokonto ist als „Lock­angebot“ der Banken zu verstehen, um sich bei jungen Kunden in Stellung zu bringen. Deshalb sollten sich Jugend­liche beim Einstieg ins Berufs­leben nochmals mit der Frage nach dem passenden Giro­konto beschäftigen. Lang­fristig lassen sich einige Euro pro Jahr sparen. Viele Sparkassen verlangen mit dem ersten Gehalt den Wechsel von der kostenlosen zur kosten­pflichtigen Konto­variante. Fällig werden dann mehr als 50 Euro pro Jahr und für die Kreditkarte 20 bis 30 Euro jähr­lich.

Tipp: Wo „Erwachsenen-Kontos“ günstig oder sogar kostenlos sind, zeigt unser Vergleich Girokonto. Welche Finanz­fragen sich rund um Ausbildungs­start und Berufs­einstieg stellen, steht in unserem Special Finanzplan für Berufsanfänger.

Mit Jobben Taschengeld aufbessern

Sparen Teenies für eine größere Investition wie den Führer­schein, bietet sich Jobben an. Doch, Achtung! Für Schüle­rinnen und Schüler gelten die strengen Regeln des Kinder- oder Jugend­arbeits­schutzes. Ihr Job ist es, zur Schule zu gehen und ihren Abschluss zu machen. In den Ferien sollen sie sich erholen.

Diese Regeln gelten

Arbeit­geber dürfen zum Beispiel Schüle­rinnen und Schüler ab 15 Jahre in den Ferien für höchs­tens vier Wochen maximal 40 Stunden pro Woche beschäftigen, verteilt auf fünf Wochentage. Wochen­enden und Feiertage bleiben frei. Der Arbeits­tag darf frühestens um 6 Uhr morgens beginnen und muss spätestens um 20 Uhr enden. Ab 4,5 Stunden Arbeit müssen Jugend­liche eine Pause von mindestens 30 Minuten einlegen, bei mehr als sechs Stunden täglicher Arbeits­zeit muss die Pausenzeit insgesamt eine Stunde dauern.

Ausnahmen

Für Branchen wie Gastronomie, Alten­pflege und Land­wirt­schaft gibt es Ausnahmen. Hier dürfen Schüle­rinnen und Schüler auch am Wochen­ende arbeiten. Ab 16 Jahren dürfen etwa Bäckereijobber schon um 4 Uhr morgens antreten, und in Restaurants und Cafés darf der Arbeits­tag bis 22 Uhr dauern.

Bezahlung

Der gesetzliche Mindest­lohn gilt nur für voll­jährige Aushilfen. Minderjäh­rige Ferien­jobber sollten deshalb auf einem fairen Lohn bestehen, wenn sie nach der Bezahlung fragen, und diesen im Arbeits­vertrag fest­schreiben lassen.

Steuern und Versicherung – meist kein Thema

Steuern sind bei Ferien­jobs selten fällig. Bei einem 450-Euro-Minijob führt der Arbeit­geber pauschal 2 Prozent Lohn­steuer an die Minijob-Zentrale ab. Verdienen Jugend­liche mehr, kommt es trotzdem selten zu einem Steuer­abzug. In der Steuerklasse I, in die Schüle­rinnen und Schüler üblicher­weise einge­ordnet werden, führen Frei- und Pausch­beträge dazu, dass bis zu einem Monats­lohn von ungefähr 1 000 Euro keine Lohn­steuer anfällt.

Eigene Versicherung in der Regel nicht erforderlich

Sozial­versicherungs­beiträge brauchen Ferien­jobber nicht zu zahlen. Kranken­versichert sind sie in der Regel noch über ihre Eltern. Verletzen sich Jugend­liche beim Ferien­job, springt die Unfall­versicherung des Arbeit­gebers ein. Sie schützt ab dem ersten Arbeits­tag, auch bei Unfällen auf dem Weg zwischen Wohnung und Arbeit.

Versicherungen: Elterlicher Schutz

Wichtige Versicherungen wie die Krankenversicherung und die private Haftpflichtversicherung laufen in der Regel über die Eltern. Erst wenn junge Menschen 25 Jahre alt werden oder ins Berufs­leben starten, müssen sie sich selbst versichern.

Weltenbummler sollten eine Auslandskrankenversicherung abschließen. Außer­halb Deutsch­lands über­nimmt die normale Kranken­versicherung manche Behand­lungen oder Leistungen wie einen Rück­trans­port nur einge­schränkt oder gar nicht. Guten Reise­schutz gibt es ab knapp 10 Euro pro Jahr, etwa von DKV, Ergo und Hanse Merkur. Auf längeren Reisen oder bei einem Auslands­auf­enthalt braucht man speziellen Schutz.

In welchen Fällen junge Erwachsene sich selber versichern sollten, erklären wir in unserem Special Versicherungsschutz für junge Volljährige.

ETF-Sparpläne: Jung einsteigen lohnt sich

Mit ETF-Sparplänen können junge Menschen in die Aktienmärkte investieren und sich mit deren Schwankungen vertraut machen. ETF (Exchange Traded Funds) sind risikoärmer als einzelne Aktien, denn sie sind breiter aufgestellt: Sparer beteiligen sich mit ETF an der Entwick­lung von Unternehmen in Börsenindizes – etwa an allen Firmen, die der Dax listet.

Schon kleine Monats­beiträge lohnen sich

Je länger gespart wird, desto mehr lohnen sich auch kleine Monats­beiträge. Auf lange Sicht warfen Sparpläne mit welt­weiten Aktienfonds im Schnitt über 6 Prozent jähr­liche Rendite ab. Investiert ein junger Mensch beispiels­weise 12 Jahre lang 50 Euro pro Monat, kann bei 6 Prozent Rendite ein Vermögen von rund 10 300 Euro zusammen­kommen. Die Einzahlungen liegen dagegen bei 7 200 Euro.

Ab 10 Euro möglich

Für Jugend­liche bis 18 müssen beide Eltern ein Depot eröffnen. Dafür bietet sich etwa das Onlineportal Finvesto an. Hier entstehen keine Depot­kosten und die Ausführungs­kosten der Sparpläne belaufen sich auf 0,2 Prozent des Spar­betrags. Bei Finvesto ist ein Sparplan schon ab 10 Euro monatlich möglich, bei einigen Direkt­banken und Onlinebrokern ab 25 Euro, sonst bei vielen ab 50 Euro. Über das Depot kaufen jugend­liche Sparer – oder ihre Eltern – Anteile am gewünschten ETF. Für das lang­fristige Sparen eignet sich ein ETF auf den Welt­aktienmarkt – entweder auf den MSCI World (nur Industrieländer), den MSCI All Country World (Industrie- und Schwellenländer) oder einen nach­haltigen Welt­aktien­index wie den MSCI World SRI. ETF-Empfehlungen finden Sie in unserem Test Fonds und ETF.

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