Luft­schad­stoffe Wenn die App vor zu viel Fein­staub warnt

Luft­schad­stoffe - Wenn die App vor zu viel Fein­staub warnt

Joggen. Bei belasteter Luft lieber entlang Neben­straßen statt verkehrs­trächtiger Haupt­straßen laufen. © picture alliance

An manchen Tagen zeigen Wetter-Apps hoch­rote Zonen an – Grund ist viel Fein­staub, schlechte Stick­oxid- oder Ozon-Werte. Was steht dahinter? Wer sollte aufpassen?

Wetterbe­richte im Radio und Fernsehen sowie Wetter-Apps auf dem Smartphone melden in den vergangenen Monaten vermehrt, dass die Luft mit Schad­stoffen wie Fein­staub belastet ist. Das liegt haupt­sächlich an der neuen EU-Luftqualitätsrichtlinie , die seit Ende 2024 in Kraft ist . Sie gibt unter anderem vor, zeitnäher und trans­parenter als bisher über Luft­schad­stoffe wie auch Ozon oder Stick­oxide zu informieren und bei Über­schreitungen von Schwellen­werten zu warnen. Wie schätzen das Mediziner ein: Sind diese Meldungen wert­volle Gesund­heits­tipps?

Lungenkranke Menschen profitieren

„Die Hinweise sind für empfindliche Menschen wie Asth­matiker und COPD-Erkrankte sinn­voll“, sagt Professor Wolf­ram Windisch, Inhaber des Lehr­stuhls für Pneumologie an er Universität Witten/Herdecke und Präsident der Deutschen Gesell­schaft für Pneumologie und Beatmungs­medizin. Betroffene sollten sich dann im Freien nicht zu sehr körperlich anstrengen.

Gesunde allerdings könnten sich wie gewohnt draußen bewegen. Wichtiger für sie sei es, nicht zu rauchen – sowohl klassische Ziga­retten als auch E-Zigaretten belasteten den Körper um ein Vielfaches mehr. Dauer­haftes Einatmen von stark belasteter Luft kann das Risiko für viele Krankheiten erhöhen, zum Beispiel für Lungenkrebs, Bronchitis, Schlag­anfälle.

Fort­schritte bei Luft­qualität reichen noch nicht

Bei der Luft­qualität ist nach Einschät­zung des Umwelt­bundes­amtes (Uba) hier­zulande noch Luft nach oben. Zwar habe sie sich seit Ende der 1990er Jahre sehr verbessert und 2024 seien alle EU-Grenz­werte einge­halten worden − nicht aber die strengeren Richt­werte der WHO. Denen muss sich sich die Luft­qualität in der EU bis spätestens 2030 nähern. Die meisten umwelt­schädlichen Emissionen verursachen der Straßenverkehr, Verbrennungs­prozesse in Industrie, Energiewirt­schaft und Haushalten – und auch die Land­wirt­schaft.

Belastungen hängen von vielen Faktoren ab

Laut Uba treten die höchsten Belastungen in der Nähe ihres Entstehungs­ortes auf – zum Beispiel in Ballungs­räumen und an stark verkehrs­belasteten Straßen. Die vorherr­schenden Wetterlagen entscheiden, ob Schad­stoffe sich schnell in der Luft verteilen, durch Nieder­schläge verdünnen oder sich in wind­armen Phasen anreichern und praktisch in Luft­schichten gefangen sind.

Oft ist der Ausstoß von Fein­staub im Winter besonders hoch, weil etwa Kamine mit Holz beheizt werden – teils wehen die Einträge von Osteuropa her.

Schönwetter-Perioden im Sommer begüns­tigen Ozon, das sich durch das Zusammen­spiel von intensiver Sonne, Hitze, Stick­oxiden und flüchtigen organischen Verbindungen in Bodennähe bildet. Luft­schad­stoffe können auch natürlichen Ursprungs sein – wie Sahara­staub, Pollen oder Schad­stoffe von Wald­bränden.

Tipp: Auch die Luft in Innenräumen kann mit vielfältigen Schad­stoffen und Partikeln belastet sein: Von Fein­staub und Pollen über Lack-Schad­stoffe bis zu Krank­heits­erregern. Unser Test von Luftreinigern zeigt, dass einige Geräte die Konzentration dieser Partikel und Gase erfolg­reich senken können. Bei starker Sonnen­einstrahlung ist ein verläss­licher Schutz für die Haut wichtig – gute Produkte finden Sie in unseren Tests von Sonnenschutzmitteln für den ganzen Körper und Sonnencremes fürs Gesicht.

Basis der Warnungen: verschiedene Wetter­dienst­leister

Die Daten, die Warnungen auslösen, stammen von öffent­lichen und privaten Wetter­dienst­leistern, die welt­weite Mess­werte aufbereiten. Die kosten- und werbefreie App Luftqualität des Umwelt­bundes­amts stützt sich auf Werte von rund 400 Mess­stellen in Deutsch­land. Diese Mess­daten stehen auch Wissenschaft, Städten und Kommunen zur Verfügung.

„In welcher Form die bereit­gestellten Daten ver- und aufbereitet werden, wissen wir nicht“, sagt die Meteorologin Ute Dauert vom Umwelt­bundes­amt. Teil­weise könne es bei den öffent­lichen Warnungen deshalb zu Wider­sprüchen kommen.

Tipps: So atmen Sie möglichst gute Luft ein

Wer in Zeiten von Warnungen möglichst gute Luft einatmen möchte, kann selbst ein paar Dinge beachten:

  • Empfindliche Personen sollten sich bei Warnungen entsprechend der Hinweise verhalten und sich draußen nicht über­anstrengen – zum Beispiel lieber spazieren gehen als zu joggen.
  • Bei hoher Fein­staubbelastung ist es für alle sinn­voll, etwa auf Neben­wegen statt auf Haupt­straßen zu laufen und radeln.
  • Bei hoher Belastung mit Ozon ist es gesünder, lieber morgens oder abends Outdoor­sport zu treiben statt mitten am Tag.

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