Viele Limonaden, Colas, Eistees und Co sind nach wie vor stark gezuckert. Darauf weist die Verbraucherorganisation Foodwatch hin. Sie hat Zuckergehalte von 600 Erfrischungsgetränken in den Fokus genommen. Mehr als jedes zweite Getränk enthielt laut Etikett mindestens 5 Prozent Zucker. Das entspricht etwa vier Zuckerwürfeln je 0,25-Liter. Im Vergleich zu einer ähnlichen Erhebung von 2016 habe sich „praktisch nichts geändert“, so Foodwatch. Gezuckerte Getränke gelten als eine wichtige Ursache für Übergewicht und als Risiko für Diabetes oder Fettleber.
345 von 600 Getränken mit mindestens 5 Prozent Zucker
Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat Erfrischungsgetränke wie Cola, Energy-Drinks, Limos und Eistee bei den größten deutschen Handelsketten Edeka, Rewe und Lidl eingekauft und die Zuckergehalte – auf Basis der Angaben auf den Flaschen und Dosen – berechnet. 345 von 600 Getränken enthielten laut Zutatenliste mindestens 5 Prozent Zucker. Am meisten Zucker haben demnach die Energy-Drinks – im Schnitt 8,2 Prozent. „Das zuckrigste Produkt auf dem deutschen Markt ist der Energy Drink „Monster Energy Assault“, vertrieben vom Marktführer Coca-Cola“, sagte eine Sprecherin von Foodwatch. Er bestehe zu 17 Prozent aus Zucker – auf eine 0,5-Liter-Dose kommen somit 27,5 Stück Würfelzucker. Nur 13 der ausgewählten Getränke waren nicht extra gesüßt. Es handelte sich überwiegend um sogenannte Near-Water-Getränke wie Eistee mit einem Spritzer Zitrone.
Risiko für Fettleber steigt
Die Menschen in Deutschland haben 2017 im Durchschnitt 116 Liter Erfrischungsgetränke pro Kopf getrunken, so die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreier Getränke. Am meisten genehmigen sich männliche Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren – durchschnittlich 183 Liter. Wer seinen Durst regelmäßig mit stark gezuckerten Getränken löscht, gefährdet seine Gesundheit. Zum einen riskiert er Übergewicht, weil der Zucker in Getränken nicht an Nährstoffe wie Ballaststoffe gebunden ist und daher nicht wirklich sättigt. Zudem kann die Zuckerflut den Insulinstoffwechsel belasten, der für die Zuckerverarbeitung im Körper zuständig ist. Mögliche Folgen: Fettleber, Insulinresistenz, Diabetes.
Auch Fruchtjoghurts mit erstaunlich viel Zucker
Bei einem Test von 30 Colagetränken von 2016 hatte auch die Stiftung Warentest die Zuckermengen in klassischer Cola kritisiert. Das Lieblings-Erfrischungsgetränk der Deutschen enthielt im Durchschnitt umgerechnet 16,5 Zuckerwürfel pro halben Liter. Es trägt mit dazu bei, dass sie zu viel Zucker aufnehmen. Wer zu einer Cola mit weniger Zucker greift, ist besser dran. Cola mit Stevia hatte im Test nur etwa 10 Zuckerwürfel, rein süßstoffgesüßte Colas waren gänzlich zuckerfrei. 2017 stellten die Tester bei einem exemplarischen Etikettencheck verschiedener Lebensmittel fest, dass neben Softdrinks auch Fruchtjoghurts, Cerealien und Fertigsoßen öfter große Mengen an zugesetztem Zucker enthalten – mit denen Verbraucher nicht immer rechnen dürften. Mehr dazu Zucker in Lebensmitteln: Wie viel drin ist – und wie Sie das rausfinden.
Weniger Zucker in Großbritannien
Foodwatch hat für seine aktuelle Erhebung die Zuckergehalte in Getränken mit denen einer ähnlichen, hausinternen Studie von 2016 verglichen. Im Gesamtsortiment der Händler und führender Hersteller habe sich kaum etwas verändert, so das Fazit. Foodwatch fordert eine Limonadensteuer und verweist auf Erfolge in Großbritannien. Danach würden hierzulande zum Beispiel Fanta, Sprite und Orangina mindestens etwa doppelt so viel Zucker enthalten wie gleichnamige Produkte auf der Insel, betont Foodwatch. Dort gibt es seit April 2018 eine Zuckersteuer auf Limonaden. Seither müssen Hersteller höhere Abgaben zahlen, wenn ihre Getränke mehr als 5 Milligramm Zucker pro 100 Milliliter enthalten. Ab 8 Gramm erhöht sich die Abgabe abermals. Für den Hauptgeschäftsführer des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) Christoph Minhoff ist die Forderung nach einer Zuckersteuer „nichts anderes als Stimmungsmache“, wie eine Pressemitteilung auf der BLL-Webseite deutlich macht. Die Forderung basiere auf einem willkürlichen Marktreport, der die reale Lebensmittelvielfalt nicht ansatzweise widerspiegele. „Ein gesunder Lebensstil lässt sich nicht besteuern, sondern nur durch Aufklärung erlernen.“
Ernährungsexperten empfehlen Wasser und ungesüßte Tees
Wer sich gesund ernähren will, muss vor allem auf eine abwechslungsreiche Lebensmittelauswahl achten, bei der pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst und Vollkornprodukte die Grundlage bilden. Ergänzt werden sollten sie durch Milch und Milchprodukte, Eier und Fisch, Pflanzenfette und gegebenenfalls eine kleine Menge Fleisch – so die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Das helfe dabei, die ausreichende Versorgung mit Nährstoffen sicherzustellen. Zucker sowie Salz ließen sich oft einsparen. Zuckergesüßte Lebensmittel seien nicht empfehlenswert, das gelte insbesondere für zuckerhaltige Getränke wie Limonaden.
Tipp: Löschen Sie Ihren Durst am allerbesten mit Wasser oder auch ungezuckerten Kräuter- und Früchtetees.
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- Eistee liegt im Trend – und schmeckt oft süß. Wie viel Zucker steckt drin? Bis zu 22 Gramm pro Glas, zeigt unser Check von 20 Tees, darunter Marken wie Lipton und Nestea.
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- Die Auswahl an Limo ist riesig, empfehlenswerte Produkte aber sind rar. Nur 3 der 29 Limonaden im Test sind gut. Zwei Produkte sind deutlich mit Chlorat belastet.
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- Die fünfstufige Farbskala wurde überholt: Gute Inhaltsstoffe bewertet sie nun positiver, kritische strenger. Wir nennen Auf- und Absteiger – sowie den Haken an der Sache.
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Energydrinks sind Genussmittel und in erster Linie wegen des Koffeingehalts nur in Maßen zu trinken. Wer dann nicht auch noch zusätzlich Zucker zu sich nehmen möchte, kann auf zuckerfreie Varianten mit Süßstoffen ausweichen.
Ich schätze 90% der Lebensmittel im Supermarkt haben einen Zuckergehalt von mehr als 6%. Aber auch Gemüse und Obst sowie Essig aus der Dose/Flasche enthält Zucker: Erbsen u. Möhren: 3,8%, rote Bohnen 3%, Rote Bete 11%, Balsamico Essig 17,6%, Waldheidelbeeren 14,9%. Von Süßigkeit nicht zu reden, Beispiel Schokolade: 63,9%, Marmelade 60%, Speiseeis 20-24 %. In Brot, Brötchen, Mehlspeisen, Backwaren, Nudeln, Reis und Kartoffeln sind viele Kohlenhydrate enthalten, ebenso in Getreide (Haferflocken 58,7 % Kohlenhydrate). Auch Obst enthält reichlich Kohlenhydrate aufgrund des Fruchtzuckers. Kohlenhydrate gelangen wegen des erforderlichen Stoffwechsels nicht so schnell ins Blut wie Haushaltzucker, aber sie fördern auch stark das Übergewicht. Und dann sind da noch die Lebensmittel mit ungesunden Fetten (Transfette, gesättigte Fettsäuren etc.). Lebensmittelläden müssten aus dieser Sicht von Foodwatch als Giftmülllager gesehen werden. Und dann ist dann noch der Schulkakao in NRW.
Kommentar vom Administrator gelöscht.
Danke, endlich jemand der das mal deutlich zum Ausdruck bringt. Exakt meine Meinung.
Der Ehrlichkeit halber sollte man auch sagen dass in Apfelsaft, Orangensaft oder sonstigen Fruchtsäften genauso viel Zucker ist. Und nein, der Zucker in den Säften ist auch nicht besser. Diese sollte man - unverdünnt - genauso wenig täglich zu sich nehmen wie Cola und Co.