Infinus-Gruppe Future Business und Prosavus insolvent

Infinus-Gruppe - Future Business und Prosavus insolvent

Bei zwei der wichtigsten Unternehmen aus der Infinus-Gruppe in Dresden ist das vorläufige Insolvenz­verfahren eröffnet worden. Future Business und Prosavus boten in großem Stil Orderschuld­verschreibungen und Genuss­rechte an. Tausende von Anlegern müssen sich auf herbe Verluste bei ihren Investments einstellen. Noch im Sommer hatten beide Firmen Top-Ratings bekommen. Die Staats­anwalt­schaft Dresden ermittelt wegen Betrugs­verdachts bei der Infinus-Gruppe und befürchtet, bis zu 25 000 Anleger könnten betroffen sein.

Vorläufiges Insolvenz­verfahren eröffnet

Bei Future Business und Prosavus ist das vorläufige Insolvenz­verfahren eröffnet worden. Das bestätigte eine Sprecherin des Amts­gerichts Dresden gegen­über test.de. Beide Unternehmen hatten am Mitt­woch, 13. November, Insolvenz­anträge gestellt. Sie waren zwei wichtige Säulen der Infinus-Unter­nehmens­gruppe. Sie kauf­ten und verwerteten unter anderem gebrauchte Lebens- und Renten­policen. Die Future Business KG aA steht an der Spitze des Konzerns. Zum vorläufigen Insolvenz­verwalter wurde der Rechts­anwalt Bruno Kübler aus Dresden bestimmt (Az. 532 IN 2257/13). Die Prosavus AG gehört zu den Beteiligungen von Future Business. Ihr vorläufiger Insolvenz­verwalter ist der Dresdner Rechts­anwalt Frank Rüdiger Scheff­ler (Az. 532 IN 2258/13). Future Business wies Ende 2012 ausstehende Orderschuld­verschreibungen in einem Volumen von 570 Millionen aus, sowie 38 Millionen Euro an Genuss­rechten. Prosavus bezifferte das Volumen der gezeichneten Namens­genuss­rechte im April 2013 mit 101 Millionen Euro. Es steht damit zu befürchten, dass noch mehr Anleger im Fall Infinus betroffen sein könnten, als bisher gedacht. Denn das Landes­kriminal­amt Sachsen hatte nach der groß angelegten Razzia den potenziellen Schaden auf 400 Millionen Euro beziffert. Es geht dem Verdacht nach, dass die Finanz- und Ertrags­lage falsch dargestellt worden sein könnte.

Infinus GruppeRazzia wegen Betrugsverdachts

Beide Gesell­schaften hatten ein „Top Rating“

Die Insolvenzen sind bitter für Anleger, denn beide Unternehmen warben noch im Sommer mit exzellenten Bonitäts­bewertungen. Gleich auf der Start­seite empfängt die Future Business KGaA die Leser immer noch mit der grün hinterlegten Nach­richt, dass das Unternehmen „vom Hoppen­stedt CreditCheck zum dritten Mal hinter­einander ein Top Rating erhalten“ habe. „Mit der Vergabe der Note „1“ auf einer Skala von 1 bis 6 gehört das Emissions­haus zu den besten 4,9 Prozent unter 4,7 Millionen deutschen Unternehmen, die von der Wirt­schafts­auskunft aktuell bewertet wurden“, heißt es in der Presse­mitteilung vom 23. August 2013. „Die wieder­holte Auszeichnung der Jahre 2011, 2012 und 2013 für eine heraus­ragende Bonität bringt die Future Business KG aA in die besondere Kategorie der Silber­zertifikate. Diese erreichen Unternehmen mit einer hohen Nach­haltig­keit im Bereich der Kreditwürdig­keit – aus Sicht des CreditChecks ein deutliches Zeichen für Beständig­keit mit einer stabilen und gesunden Entwick­lung.“ Prosavus verweist ebenfalls auf das Top-Rating 2013. Die Gesell­schaft gehöre „gemessen an ihrer Bonität und Finanz­kraft zu den obersten 4,9 Prozent der bewerteten Unternehmen.“

Kurze Lauf­zeiten machten Future Business anfäl­lig

Im Fall Infinus gehen Ermittler dem Verdacht nach, dass unrichtige Angaben zur Vermögens- und Ertrags­lage gemacht wurden. Sollten die Zahlen tatsäch­lich manipuliert worden sein, hätten die Bonitäts­prüfer kaum eine Chance gehabt, das zu erkennen. Es ist in einem solchen Fall kein Wunder, wenn Ratings zu gut ausfallen. Erstaunlich ist allerdings, dass die Prüfer von Hoppen­stedt das Top Rating vergaben, obwohl bei Future Business besonderes Augen­merk angebracht war: Die Infinus-Konzern­muttergesell­schaft bot unter anderem Geld­anlagen mit ungewöhnlich kurzer Lauf­zeit an. Die Investments in die Policen, in Immobilien und Beteiligungen waren jedoch grund­sätzlich lang­fristiger Natur. Werden lang­fristige Investitionen mit kurz­fristig zur Verfügung gestelltem Kapital finanziert, muss eine Gesell­schaft häufig neues Geld einwerben, Vermögens­werte auflösen oder Anleger zur Wieder­anlage ihres Geldes bringen, um die Verpflichtungen aus fälligen Papieren zu erfüllen. In Krisen­zeiten bringt eine solche Finanzierungs­struktur Unternehmen schneller in eine Schieflage. Hoppen­stedt äußerte sich bislang gegen­über test.de dazu nicht.

Forderungen zur Insolvenz­tabelle anmelden

Erfahrungs­gemäß dauert es Monate, bis der vorläufige Insolvenz­verwalter sich ein abschließendes Bild gemacht hat und das Amts­gericht nach dem vorläufigen Insolvenz­verfahren auch über die Eröff­nung des eigentlichen Insolvenz­verfahrens entscheidet. Dann können – und sollten – Anleger ihre Forderungen zur Insolvenz­tabelle anmelden. Darüber hinaus gegen insolvente oder von der Insolvenz bedrohte Firmen gericht­lich vorzugehen, ist sinn­los. Anleger anderer Gesell­schaften aus der Infinus-Gruppe müssen die Entwick­lungen in den kommenden Monaten genau beob­achten. Es steht zu befürchten, dass weitere Gesell­schaften der Gruppe zahlungs­unfähig werden könnten. Einen Insolvenz­antrag haben nach Angaben der Infinus-Sprecherin neben Future Business und Prosavus auch die MAS Finanz AG und die MAS Vermögens­verwaltungs GmbH gestellt. Über deren Antrag hat das Amts­gericht noch nicht entschieden. Sie haben beantragt, das Insolvenz­verfahren in Eigen­verwaltung unter einem Schutz­schirm durch­zuführen.

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  • rolodd am 30.01.2014 um 12:44 Uhr
    Aktuelle Meldung in der SZ.

    Das sieht nicht gut aus für die Anleger: http://www.sz-online.de/nachrichten/schlechte-aussichten-fuer-tausende-infinus-anleger-2762547.html
    Ein Großteil des Immo-Besitzes ist also für die nachrangigen Gläubiger schonmal wenig werthaltig. Wenn er überhaupt greifbar ist, da ja in einem eigenen Subunternehmen (MAS) gebündelt. D. h., nur wenn bei der Insolvenzabwicklung der MAS Überschüsse bleiben, werden diese am Ende an die Muttergesellschaft abgeführt und können dort ggf. zur Auszahlung an Anleger genutzt werden. Ob die Teilunternehmen, auf die die Anleger direkt Zugriff haben, ihrerseits noch über weitere Immobilien verfügen sei dahin gestellt. Es klingt aber nicht danach.
    Hochinteressant ist die Frage, warum die hier erwähnten Immobilien überhaupt mit Bankkrediten finanziert werden mussten, wo doch Infinus eigentlich im Anlegergeld "schwamm"? Wo ist dieses Geld stattdessen hingeflossen?

  • ruhrpott-skipper am 23.01.2014 um 19:29 Uhr
    @DerDresdener1

    Der Inso-Verwalter räumt auf und spart wo er kann? Für eine Gesellschaft (infinus FDI) für die er gar nicht zuständig ist?
    Denke eher, dass die FDI ein neues Konto aufgemacht hat (altes ist ja wohl noch gesperrt), und selber einen Sparkurs fährt, weil es ja nun mit dem neuen Geld wirtschaften muss und sich die Miete bloß nicht leisten kann. Genauso wie wenn ich deine Spardose wegnehme und erwarte, dass du deine laufenden Kosten weiter deckst.
    Und der "Rausschmiss" aus dem Haftungsdach ist doch nur Schadensbegrenzung.
    Sehe noch nichts Verwerfliches an den Fakten. Aber vielleicht habe ich dich auch nur falsch verstanden.
    Kennt man doch...ich sag nur der Wetterfrosch vom WDR, der wegen angebl. Vergewaltigung angeklagt aber nie schuldig gesprochen wurde....das WDR hat sich auch von ihm "getrennt".
    Und das hat nichts mit eigener Blindheit zu tun. Bloße Analyse der Vorgänge und der Berichterstattung ohne direkt panisch zu werden. (Bevor es mir einige vorwerfen).

  • ruhrpott-skipper am 23.01.2014 um 19:26 Uhr

    Kommentar vom Autor gelöscht.

  • DerDresdner1 am 23.01.2014 um 13:10 Uhr
    Sparkurs

    Der Insolvenzverwalter räumt auf und spart wo er kann, teure Gehälter zum Beispiel. Die Villa wird freigeräumt, neu gemalert und zum Verkauf angeboten. Es muss ja Geld reinkommen für die Gläubiger ............... Eine riesengroße Seifenblase ist zerplatzt und wird nun noch weggewischt ................................................................................................
    http://www.fondsprofessionell.de/news/vertrieb-praxis/nid/infinus-haftungsdach-trennt-sich-von-drei-inhaftierten-top-managern/gid/1013586/ref/4/

  • rolodd am 13.01.2014 um 20:05 Uhr
    PROKON

    @Dresdner: Schon erstaunlich, selbst die platten Werbesprüche haben erstaunliche Ähnlichkeiten.. Ganz offensichtlich sitzen nicht alle in U-Haft, die dafür in Frage kämen..
    @alle: Ein ganz Stück weiter unten hier findet sich ein Kommentar, in dem ich u. a. die Firma PROKON angespochen habe. Wie es aussieht, bewahrheiten ich auch dort gerade die Vermutungen der Kritiker. Wie sich die Dinge doch in vielen Punkten ähneln! Insbesondere die Reaktionen derjenigen, die es einfach nicht wahrhaben und sich ihre Naivität bei der Geldanlage nicht eingestehen wollen. Die gleichen Verschwörungstheorien zu Presse, Konkurrenz und "Neidern".. Nur mit dem Unterschied, dass dort die Staatsanwaltschaft (bisher) nicht eingeschritten ist und m daher in den nächten Tagen sehen wird, wie das ganze System von selbst den vorhersehbaren Weg nehmen wird. Unbedingt lesenswert, solange noch möglich, die Homepage des Ladens. Soviel Selbtentlarvung findet man auf dem Graumarkt des Kapitals sonst garantiert nirgends