
Importe. Über den Hafen in Seattle kommen Waren aus der ganzen Welt in den USA an. © Alamy / Paul Christian Gordon
US-Präsident Trump will die Welt mit Zöllen überziehen. Doch was genau sind Zölle, was ist ihr Zweck, wer zahlt sie und wer bekommt das Geld? Wir klären die Fragen.
Zölle rauf, Zölle runter – schon seit der ersten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump sind Zölle eines seiner liebsten Instrumente, um Amerika „Great Again“ zu machen – mit höchst ungewissem Ausgang. In dieser Woche wollte er Warenlieferungen aus fast der kompletten Welt mit höheren Zöllen versehen – um sie dann für die meisten Länder bis auf China für 90 Tage auszusetzen. Er löste damit erst ein Beben an den Börsen aus – und heftiges Kopfschütteln bei vielen Ökonomen und den Handelspartnern der USA. Bei der Rolle rückwärts stiegen die Aktienkurse wieder steil nach oben. Wir erklären die Funktion und Auswirkungen von Zöllen.
Was sind Zölle?
Zölle sind Abgaben an den Staat, sie zählen also zu den Steuern. Überschreitet eine Ware eine Zollgrenze, wird diese Abgabe fällig. Zölle sind natürlich keine Idee Donald Trumps, auch wenn sie in der jetzt geplanten Höhe für die Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg extrem ungewöhnlich sind. Es gibt Zölle schon seit der Antike. Oft wurden sie nicht nur beim Überschreiten der Landesgrenzen kassiert, sondern es gab auch Hafenzölle, Torzölle in Städten und ähnliches.
Was für einen Zweck haben Zölle?
Ursprünglich waren sie – wie Steuern – vor allem eine Einnahmequelle für den Staat. Als der internationale Handel an Fahrt aufnahm, verfolgten Staaten mit Zöllen vor allem protektionistische Ziele. Sie wollten also die eigenen Unternehmen schützen, indem sie ausländische Waren durch die Zollbelastung „künstlich“ teurer machten.
Trump will mit den Zolleinnahmen Entlastungen bei der Einkommenssteuer finanzieren, er tauscht quasi eine Form von Steuer gegen eine andere. Zudem scheint als Zweck noch eine diffuse Art von Rache zu kommen. So erklärte er bei der Vorstellung seiner Zollpläne: „Jahrzehntelang wurde unser Land geplündert, gebrandschatzt, vergewaltigt und ausgeplündert, von nahen und fernen Nationen, von Freunden und Feinden gleichermaßen“ – das sei nun vorbei. Damit meint Trump Länder, die mehr in die USA geliefert haben, als sie von dort gekauft haben. Dieses Handelsdefizit mit vielen Ländern hat Trump als unfair ausgemacht und will es durch Zölle ausgleichen.
Wer zahlt die Zölle?
Das Unternehmen, das die Waren in die USA importiert, muss die prozentualen Zölle auf den Warenwert zahlen. Die Idee dahinter ist, dass Unternehmen ihre Produkte dann lieber in den USA herstellen, statt hohe Abgaben zu entrichten. Auf diese Weise soll das Handelsdefizit sinken.
Machen Zölle Waren teurer?
Die Importeure werden in der Regel versuchen, die Einfuhrabgaben, die sie zahlen müssen, zumindest teilweise an die Kundinnen und Kunden weiterzureichen, wodurch die Preise ausländischer Waren steigen. Manche Hersteller versuchen aber auch, Zölle aus eigener Tasche zu kompensieren: So hatte der US-Motorradhersteller Harley Davidson während Trumps erster Amtszeit 2018 seine Motorräder für den Export in die EU vergünstigt, damit die EU-Gegenzölle die Motorräder für Kunden nicht teurer machen.
Wohin fließt das Geld aus Zöllen?
Das Geld fließt wie bei anderen Steuern auch in die Staatskasse des jeweiligen Landes, das Zölle erhebt.
Warum haben die Zölle so einen großen Einfluss auf den Aktienmarkt?
Nachdem Trump seine Zollpläne vorgestellt hatte, fielen tagelang die Aktienkurse weltweit. Das liegt zum einen an der Unsicherheit über die konkreten Folgen – etwa darüber, ob die Zölle durch Verhandlungen noch sinken werden. Auch ein Rückgang der Wirtschaftsleistung in den USA – eine Rezession – ist jetzt wahrscheinlicher als zuvor. Investoren verkaufen in solchen Situationen häufig Aktien und schichten in sicherere Anlagen um.
Zum anderen ist sehr wahrscheinlich, dass sich die Gewinnaussichten vieler Unternehmen durch die zusätzlichen Kosten deutlich verschlechtern würden. Investoren stoßen Aktien dieser Unternehmen ab, ihre Kurse fallen.
Die Gegenreaktion, als Trump ankündigte, die meisten der geplanten Zölle erst mal auszusetzen, fiel dementsprechend positiv aus. Der Aktienmarkt schoss innerhalb kurzer Zeit um mehrere Prozent nach oben.
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