
Der Börsenindex Dax ist in Folge der Corona-Krise abgestürzt, erholt sich seitdem aber wieder.
Nach dem Crash an den Aktienmärkten fragen sich Anleger, wie es weitergeht. ETF auf den Aktienindex MSCI World haben zwischendurch massiv an Wert verloren. Zuletzt haben sich die Kurse wieder erholt. Bisher sieht es nach einem glimpflichen Verlauf aus. Wir zeigen Ihnen, wie sich verschiedene Anlagen – angefangen von Anleihen über Gold und Immobilienfonds bis hin zu Riester – in der Corona-Krise entwickelten. Außerdem bieten wir Ihnen ein Berechnungstool, mit dem Sie die aktuelle mit früheren Krisen vergleichen können.
Corona reißt die Märkte nach unten
Corona – Informationen der Stiftung Warentest
Corona – Märkte. Informationen zur Lage auf den Aktienmärkten finden Sie in diesem Special.
Corona – Gesundheit. Laufend aktualisierte Hinweise der Gesundheitsexperten der Stiftung Warentest finden Sie im Special Corona – Verbreitung und Gesundheit.
Corona – Reisen. Im Special Corona – Reisen informieren die Experten der Stiftung Warentest über Ihre Rechte rund um abgesagte, abgebrochene und geplante Reisen.
Corona – Jobs. Alles zu Lohnfortzahlung, Minijobs, Kinderbetreuung und Home Office im Special Corona und Job.
Corona – Recht & Förderung. Im Special Corona – Rechtsrat und finanzielle Hilfen lesen Sie, wo Familien und Selbstständige Hilfe erhalten und was mit laufenden Verträge geschieht.
Corona – Betrugsmaschen. Wie Kriminelle Geld aus der Corona-Krise schlagen lesen Sie im Special Corona-Betrügereien.
Seit sich das Coronavirus („2019-nCoV“) weltweit ausbreitet, kam es an den Börsen zu größeren Kursverlusten. Der MSCI World, ein Aktienindex, der über 1 600 Aktien aus 23 Industrieländern abbildet, ist von seinem Hoch im Februar in Euro gerechnet bis Mitte März um über 30 Prozent gefallen, nachdem er im vergangenen Jahr ordentlich gestiegen war. Viele Finanztest-Leser haben in der Vergangenheit ETF (börsengehandelte Indexfonds) gekauft, die den MSCI World abbilden. In den Monaten vor der Krise waren diese ETF extrem gestiegen. Seit dem Absturz erholt sich der Kurs mit starken Schwankungen wieder. Anfang Oktober 2020 notierte der MSCI World aus Sicht von Euro-Anlegern schon wieder deutlich über dem Wert vom Oktober 2019.

Virus hat reale Folgen für die Wirtschaft
Die Auswirkungen des Coronavirus auf die Wirtschaft sind und waren für jeden spürbar: Reisen abgesagt, Flugzeuge am Boden, gestoppte Produktion, abgesagte Veranstaltungen und massiv eingeschränkter Handel und Dienstleistungen nicht nur in Deutschland. Seitdem gibt es aber Lockerungen und die Wirtschaft rollt langsam wieder an. Zudem gibt es weltweit staatliche Hilfsmaßnahmen, die sich auf mehrere Billionen Euro summieren. Das stützt die Märkte. Andererseits ist aber völlig unklar, wie sich die Corona-Maßnahmen auf die Wirtschaft und auf die Gewinne von börsennotierten Konzernen auswirken werden. Diese Unsicherheit wird noch eine ganze Weile auf den Aktienmärkten lasten.
Europas Börsen mit massiven Verlusten
Auch der deutsche Aktienindex Dax steht mittlerweile auf dem Niveau vom Vorjahr, nachdem er von seinem Allzeithoch vom 17. Februar zwischenzeitlich 39 Prozent verloren hatte. Die Börsenindizes von Ländern wie Großbritannien, Italien oder Spanien, die stärker von der Corona-Krise betroffen sind, haben sich noch nicht in gleichem Maße erholt.

Schwellenländer ebenfalls betroffen
Das Virus grassiert auch in den Schwellenländern. In China fielen die Verluste an den Aktienmärkten überraschenderweise am geringsten aus und haben sich seitdem rasant erholt. Am schwersten hat es Brasilien getroffen. Dort haben die Verluste im Tief zwischenzeitlich knapp 50 Prozent erreicht.

Krisen im Vergleich (mit Berechnungstool)
Unser Tool zeigt die aktuelle Entwicklung der Aktienmärkte im Vergleich zu anderen Krisen in der Vergangenheit. Wählen Sie entweder den deutschen Aktienindex Dax oder den weltweiten Aktienindex MSCI World, einen Beobachtungszeitraum und drücken Sie „Berechnen“:
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Nicht der erste Absturz an der Börse

Der Corona-Crash war extrem, aber auch nicht einzigartig. Im Oktober 1987 stürzte der US-Index Dow Jones Industrial an einem einzigen Tag um mehr als 20 Prozent ab. Im Zuge der Finanzkrise ab 2007 summierte sich der maximale Verlust beim MSCI World für Euro-Anleger auf fast 48 Prozent. Zehn Jahre später waren betroffene Anleger aber wieder komfortabel im Plus. Bisher scheint der Verlauf des Corona-Crashs jedoch deutlich glimpflicher zu verlaufen. Ob das dicke Ende noch kommen wird, weiß jedoch niemand.
Wie verschiedene Anlageklassen betroffen sind
Die meisten Aktienfonds sind in der Corona-Krise massiv gefallen. Selbst die „Krisenwährung“ Gold blieb nur kurzfristig stabil. Als sich im März Panik an den Finanzmärkten breit machte, fiel auch der Goldpreis von seinem kurz zuvor erreichten Allzeithoch in Euro kräftig. Im Anschluss erholte sich der Preis schnell und erreichte am 16. April sogar ein erneutes Allzeithoch von rund 1590 Euro. Auch Kryptowährungen wie Bitcoin gelten manchen Anlegern als Schutz in Krisenzeiten. Aktuell hat das nicht gut funktioniert: Der Wert des Bitcoin in Euro zum Beispiel hat sich im Laufe der Krise halbiert und es dauerte einige Zeit, bis er sein Vor-Krisen-Niveau wieder erreicht hat.
Gold leicht im Plus
Gold ist nach einem leichten Anstieg über die letzten Wochen nun eine der wenigen Anlageklassen, die nach dem Einbruch wieder im Plus ist. Auf längere Sicht bleibt Gold eine sinnvolle Depotbeimischung mit einem Anteil von 5 bis 10 Prozent. Wer in Gold investieren will, findet Tipps in unserem Test Barren, Münzen, Gold-ETC und Sparpläne.
Auch Basismetalle wie Kupfer waren betroffen. Wie schon in der Finanzkrise 2008/ 2009 stürzten auch diesmal die Rohstoffpreise jäh in die Tiefe. Der Dow Jones Commodity Index büßte innerhalb von zwei Wochen mehr als 40 Prozent seines Wertes ein. Noch dramatischer ist der Preisverfall im Energiesektor. Durch den extremen Rückgang des Rohölpreises verlor der Index MSCI AC World Energy zeitweise deutlich über 50 Prozent. Das betrifft viele Rohstofffonds: Rohöl ist in den meisten Fonds dominant, auch wenn die Produktnamen manchmal etwas anderes erwarten lassen. Solange es sich nur um eine kleine Depotbeimischung handelt, ist der Schaden überschaubar. Anleger sollten nicht größere Teile ihres Vermögens in Rohstoffe stecken.

Anleihen als Stabilitätsanker
Zu Beginn der Krise funktionierten Staatsanleihen als sicherer Hafen noch. Doch in der Krise wachsen die Ausgaben der Regierungen – für Gesundheitsausgaben ebenso wie für die erwarteten Unterstützungszahlungen für die Wirtschaft. Das erhöht das Risiko von Staatsanleihen. Vor allem Italien, als das am stärksten betroffene Land, steht vor großen fiskalischen Herausforderungen. Aber auch andere europäische Staaten sind betroffen, natürlich auch Deutschland. Wegen der wirtschaftlichen Unsicherheit stiegen auch die Risikoprämien für Unternehmensanleihen – das lässt die Kurse der Anleihen sinken. Das Notkaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) ließ die Anleihen wieder steigen, mittlerweile sind sie aber wieder ins Plus gekommen.

Fonds im großen Krisencheck
Viele Anleger investieren nicht in markttypische ETF, sondern in aktiv gemanagte Fonds oder ETF mit speziellen Strategien. Für sie reicht ein Blick auf die Entwicklung der Märkte nicht aus, um zu wissen, wie sich ihre Geldanlage in der Krise geschlagen hat. Aus diesem Grund haben die Experten von Finanztest rund 13 000 Fonds und ETF einem Krisencheck unterzogen und untersucht, wie gut die Fonds den Corona-bedingten Einbruch der Märkte bewältigt haben.
Sie haben gemessen, wie sich die Fonds seit dem Einbruch der Märkte Mitte Februar bis Ende März – bezogen auf ihren Vergleichsindex – entwickelt haben. Aber nicht nur das: In den Krisencheck mit einbezogen haben sie auch, wie sich die Fonds im Jahr zuvor geschlagen haben. Es nützt ja nichts, wenn ein Fondsmanager lange Zeit extrem vorsichtig agiert hat, nur um bei einem Crash gut dazustehen. Besser ist es, ein gutes Gewinnpolster aufzubauen, das bei einem Einbruch als Puffer dient. Auf diese Weise kommt unterm Strich mehr für den Anleger heraus.
Das Fazit ist leider ernüchternd: Die meisten Fondsmanager blieben hinter dem Vergleichsindex zurück. Vergleichsweise gut abgeschnitten haben die Manager von Deutschlandfonds, die vor allem im Krisenvorjahr häufig über dem Marktdurchschnitt lagen. Besonders enttäuscht haben flexible Mischfonds, deren Versprechen es ja eigentlich ist, sich an die Marktgegebenheiten anzupassen, sprich: hohe Aktienquoten in Boomphasen, raus aus Aktien, wenn schlechte Zeiten drohen. Das hat meist nicht geklappt, wie die Tabelle zeigt.
Fondsgruppe | Fondsanzahl1 | Anteil der Fonds, die mindestens so gut waren wie ihr Vergleichsindex (in Prozent) | ||
Im Krisenvorjahr2 | Im Crash3 | Über beide Phasen | ||
Fondsgruppe | Fondsanzahl1 | Anteil der Fonds, die mindestens so gut waren wie ihr Vergleichsindex (in Prozent) | ||
Im Krisenvorjahr2 | Im Crash3 | Über beide Phasen | ||
Aktien Welt | 570 | 26 | 55 | 37 |
Aktien Europa | 325 | 34 | 42 | 36 |
Aktien Deutschland | 56 | 61 | 34 | 43 |
Aktien Schwellenländer global | 163 | 58 | 18 | 38 |
Mischfonds defensiv Europa | 52 | 6 | 50 | 8 |
Mischfonds defensiv Welt | 300 | 5 | 35 | 7 |
Mischfonds ausgewogen Welt | 280 | 9 | 46 | 13 |
Mischfonds offensiv Welt | 240 | 11 | 43 | 18 |
Mischfonds flexibel Welt | 596 | 16 | 36 | 14 |
Stand: 31. März 2020
- 1 Aktiv gemanagte Fonds, nur eine Anteilsklasse pro Sondervermögen, vor 31. Januar 2019 aufgelegt.
- 2 31. Januar 2019 bis 31. Januar 2020.
- 3 Seit 31. Januar 2020. Quellen: FWW, Refinitiv, eigene Berechnungen
Tipp: Wenn Sie wissen wollen, wie gut Ihr eigener Fonds bisher durch die Krise gekommen ist, schauen Sie in unserer großen Fondsdatenbank nach. Dort finden Sie bei Ihrem Fonds alle Kennzahlen des Corona-Krisenchecks. Auch eine gute Finanztest-Bewertung ist ein Hinweis darauf, dass Ihr Fonds unterschiedliche Marktphasen gut bewältigen kann. Hat der Fonds nur einen oder zwei Punkte, ist Vorsicht geboten – selbst wenn er bislang recht gut durch die Krise gekommen ist. Sind Sie vom Abschneiden Ihres Fonds enttäuscht, finden Sie in der Fondsdatenbank Alternativen. Wenn Sie sich einen Überblick über verschiedene Fonds verschaffen wollen, rufen Sie die Übersichtsseite auf und klicken Sie auf „weitere Filter“.
Nachhaltige Aktien etwas stabiler
Ein Vergleich des herkömmlichen Weltaktienindex MSCI World mit seinem nachhaltigen Pendant MSCI World SRI zeigt: Die Krise hat beide Indizes in den Keller geschickt, den Nachhaltigkeitsindex allerdings nicht ganz so stark. Er hat seit dem 19. Februar etwas weniger verloren als der normale MSCI World. Interessant: Obwohl der SRI-Index deutlich weniger Aktien enthält als der herkömmliche Weltindex, ist er nicht riskanter als dieser. Die Schwankungsbreite ist sogar minimal geringer. Während im herkömmlichen Index 1 600 Aktien liegen, sind es im Nachhaltigkeitsindex knapp 400. Der Nachhaltigkeitsindex enthält zum Beispiel keine Waffenhersteller, er schließt Atomkraft aus und Firmen mit kontroversen Geschäftspraktiken wie Kinderarbeit. Viele weitere Unternehmen scheiden aus, weil sie in Sachen Nachhaltigkeit ein vergleichsweise schlechtes Bild abgeben. Nur die Besten schaffen es in den Index. Der ETF UBS MSCI World Socially Responsible bezieht sich auf eine Variante des Index, in der keine Aktie ein größeres Gewicht als 5 Prozent einnehmen darf. Diese Variante ist etwas schlechter als der normale SRI Index gelaufen, aber immer noch besser als der herkömmliche MSCI World Index.

Immobilien: Besser selbstgenutzt als vermietet
Die eigene Immobilie wird gern als Betongold bezeichnet. Das ist vielleicht übertrieben, aber im Kern nicht falsch. Wer in naher Zukunft ein Haus oder eine Wohnung für die Selbstnutzung kaufen möchte, benötigt mehr Eigenkapital als früher. Doch wenn ein solider Grundstock vorhanden und der Arbeitsplatz durch die Corona-Krise nicht gefährdet ist, spricht vieles auch heute noch für die eigene Immobilie. Die Bauzinsen sind nach wie vor sehr niedrig. Dadurch ist der Bau oder Kauf einer Immobilie in vielen Regionen zu mietähnlichen Belastungen möglich, obwohl die Preise seit Beginn der Corona-Pandemie weiter gestiegen sind. Auch mit Blick auf die Altersvorsorge kann die selbst genutzte Immobilie ein guter Krisenschutz sein. Ob die Banken in der angespannten Situation jedem Interessenten eine hohe Finanzierungsquote zubilligen, ist aber nicht so sicher. Lesen Sie dazu auch unseren Test Immobilienfinanzierung: Schritt für Schritt zum Kredit.
Beim Kauf einer vermieteten Immobilie als Kapitalanlage ist dagegen mehr Vorsicht geboten. Die Preise sind vor allem in Großstädten im letzten Jahrzehnt viel stärker gestiegen als die Mieten – mit der Folge, dass die Mietrenditen für Kapitalanleger stark gesunken sind. Dieser Trend hat sich bisher auch während der Corona-Pandemie fortgesetzt. Bei den teilweise überhitzten Immobilienmärkten ist zumindest ein vorübergehender Rückgang der Preise in den kommenden Jahren nicht auszuschließen. Für angehende Vermieter erschweren außerdem bereits beschlossene oder bevorstehende Mietpreisdeckel und Bestandsschutzregelungen die langfristige Planbarkeit.
Offene Immobilienfonds: Haltefristen sichern Liquidität
Anleger fürchten, dass der Konjunkturrückgang auch offene Immobilienfonds trifft. Wie stark, ist je nach Sektor und Markt unterschiedlich. „Hotel und Einzelhandel sind unserer Meinung nach anfälliger als etwa Büro-, insbesondere aber Logistik- oder Wohnimmobilien“, so Klaus Thoma von der Fondsgesellschaft DWS. Mario Schüttauf, Manager des Fonds Hausinvest, sagt: „Es wird vorübergehend weniger Mieteinnahmen geben.“ Das schmälere die laufenden Erträge der Fonds, jedoch zunächst nicht den Wert der Immobilien. Die langfristige Ertragskraft sei aktuell nicht infrage gestellt, sagt Esteban de Lope von Deka Immobilien. Die Immobilien der Fonds werden vier Mal pro Jahr bewertet. „Begehungen der Objekte können derzeit zwar aufgrund von Reiserestriktionen und anderen behördlichen Auflagen nicht turnusmäßig vorgenommen werden“, so Markus Temme von Union Investment. Bewertet werden könne trotzdem. Liquiditätsengpässe wie in der Finanzkrise seien nicht zu befürchten, sagen die Anbieter. Das liegt unter anderem an den neuen Haltefristen für die Fonds.
Tipp: Mehr zum Thema erfahren Sie im aktuellen Test Offene Immobilienfonds: Welche Folgen hat die Corona-Krise?.
Bewährungsprobe für Zertifikate
In den vergangenen Jahren verkauften Banken häufig Zertifikate als rentablere Alternative zu ihren kaum verzinsten Sparprodukten. Doch in Börsencrashs zeigen sich die Schattenseiten. Es geht um Zertifikate, deren Entwicklung an bestimmte Börsenbedingungen geknüpft ist. Anleger haben den Zinsvorteil nur so lange ohne Nachteil, wie die Aktienmärkte nicht abstürzen. Es ist noch nicht abzusehen, bei wie vielen Bonus- oder Expresszertifikaten die sogenannte Sicherheitsschwelle verletzt wurde.
Wenn das bei Bonuszertifikaten passiert, verlieren Anleger nicht nur den Bonus, der oft das Kaufmotiv gewesen sein dürfte. In der Folge tragen sie auch das Risiko des Basiswertes – das ist in der Regel eine Aktie oder ein Index. Besonders hart trifft es die Besitzer von Expresszertifikaten, wenn ihr Produkt die Sicherheitsschwelle unterschreitet. Viele Anleger, die solche Produkte wegen Zinserträgen zwischen 2 und 3 Prozent gekauft haben, sahen zwischenzeitliche Verluste von über 20 Prozent.
Finanztest hat im vergangenen Jahr einige Zertifikate unter die Lupe genommen, darunter das Expresszertifikat DZ Bank Zinsfix Express Stepdown 6 19/22: Basiswert Euro Stoxx 50 (Isin DE000DGE4155). Die Sicherheitsschwelle bei etwa 2 230 Punkten hat bisher gehalten. Bei vielen, ähnlich gestrickten Produkten ist das nicht der Fall. Anleger sind dann zum Beispiel an der Entwicklung des Euro Stoxx 50 beteiligt und könnten am Ende der Laufzeit eventuell hohe Wertverluste haben.
Finanztest rät von Expresszertifikaten ab, weil sie unkalkulierbare Risiken bergen. Meist haben Anleger Glück, aber alle paar Jahre wird das Undenkbare zur bitteren Realität. Mehr über die Verkaufsschlager der Banken lesen Sie in unserem Test Zertifikate: Was ist das, was bringt das, wie riskant ist das?.
Was Anleger jetzt tun sollten
Ruhe bewahren hat sich ausgezahlt
Börsenkurse gehen nie nur nach oben. Rücksetzer und auch größere Abstürze gehören dazu. Gerade in nervösen Zeiten, wie aktuell durch das Corona-Virus ausgelöst, können die Reaktionen heftig sein. Wirkliche Verluste machen Anleger aber nur, wenn sie ihre Aktienfonds dann verkaufen. Deswegen rät Finanztest Anlegern immer dazu, Aktienfonds nur zu kaufen, wenn sie genug Zeit haben, solche Börsenrückgänge auszusitzen. Die Erholung der letzten Wochen zeigt: Es lohnt sich, abzuwarten, bis die Kurse wieder nach oben gehen – dann können einem die zwischenzeitlichen Kursverluste egal sein.
Die Idee, bei fallenden Kursen zu verkaufen und zu einem günstigeren Punkt wieder einzusteigen, klingt nur in der Theorie gut. Dieses „Market-Timing“ gelingt selbst Profis häufig nicht. Steigen die Kurse wieder, verpassen zu viele Anleger den „richtigen“ Zeitpunkt und der Aufschwung läuft ohne sie. Das dürfte einigen auch bei der vergleichsweise schnellen Erholung nach dem Corona-Krisen-Tiefpunkt passiert sein. Aus dem Gefühl heraus, den „richtigen“ Zeitpunkt verpasst zu haben, steigen sie dann gar nicht mehr ein. Das sollten Anleger vermeiden, indem sie die Krise aussitzen, wenn sie können.
Gute Kurse für Sparplan-Anleger
Kauf im Sonderangebot. Für ETF-Sparplan-Anleger gab es erst recht keinen Grund zur Besorgnis. Für ihre monatliche Sparsumme erhalten sie mal mehr, mal weniger Fondsanteile. In schlechten Börsenphasen bekommen sie ihren ETF gewissermaßen im Sonderangebot. Bei den Sparplanausführungen im Krisentief erhielten sie deutlich mehr Fondsanteile als in den Monaten davor. Steigen die Kurse wieder, profitieren sie davon.
Sparplanende: Aufschub oft sinnvoll. Aufpassen heißt es allerdings zum geplanten Sparplanende. Ein Börsencrash kurz vor dem Ausstieg kann das Gesamtergebnis gründlich verhageln. ETF-Sparer haben mehrere Möglichkeiten, sich dagegen zu wappnen. Sie können sich schon ein oder zwei Jahre vor dem geplanten Ende auf die Lauer legen und einen günstigen Zeitpunkt abpassen. Damit verzichten sie aber möglicherweise auf Rendite, falls die Märkte weiter steigen. Wer den Sparplan auf jeden Fall bis zum Ende durchziehen möchte, sollte so planen, dass der Verkauf notfalls mindestens ein Jahr aufgeschoben werden kann. Das verbessert die Renditechancen erheblich.
Vermögenswirksame Leistungen (VL). Wer einen VL-Vertrag mit Fonds bespart, für den gilt in etwa dasselbe wie für Sparplan-Anleger. Jetzt, nach dem Crash, kauft der Anleger die Anteile günstig ein und kann später profitieren. Ist der VL-Vertrag demnächst fällig, kann man ihn entweder stehen lassen und das Geld abziehen, wenn sich die Kurse sich wieder erholt haben, oder man spart einfach weiter. Das Geld muss nicht zwangsweise nach sieben Jahren entnommen werden. Für die neuen Einzahlungen beginnt die Siebenjahresfrist allerdings von vorn. Wer durch die Krise in finanzielle Nöte gerät, kann seinen VL-Vertrag vorzeitig kündigen. Mehr zum Thema lesen Sie im Test Vermögenswirksame Leistungen.
Verkauf am besten nur auf Raten
Es hat sich gezeigt: Wer in einer Krise Geld braucht, sollte nicht sein komplettes Depot auflösen. Vor allem Menschen, die ihr Depot zur Rentenergänzung nutzen, verkaufen ihr Depot auf Raten – und hoffen, dass die Kurse weiter steigen.
Hohe Handelsspannen machten Wertpapierkauf teuer
Ein interessantes Phänomen der Krise: Heftige Wertschwankungen hatten teils massive Auswirkungen auf die Handelsspannen (Spreads) von Aktien und Fonds – und auch von ETF. Ein hoher Spread macht den ETF-Handel für Anleger unattraktiver. Sie zahlen dadurch einen höheren Preis beim Kauf und erhalten weniger beim Verkauf. Während der Marktturbulenzen mussten Anleger bei manchen ETF sogar im umsatzstarken Xetra-Handel, der normalerweise für geringe Spreads bekannt ist, sehr aufpassen. So lag der Spread für den ETF Comstage FAZ Index, der deutsche Standard- und Nebenwerte zusammenfasst, am 1. April im frühen Xetra-Handel bei extrem hohen 6,9 Prozent. Auch bei anderen ETF, die das Finanztest-Siegel „1. Wahl“ tragen, waren die Spreads deutlich erhöht, vor allem außerhalb der Xetra-Handelszeiten (9.00 bis 17.30 Uhr).
Tipp: Handeln Sie Wertpapiere an besonders turbulenten Börsentagen nur, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt. Wir empfehlen dann eng gesetzte Kurslimits. Informieren Sie sich vorher über die zuletzt gehandelten Kurse, die als Orientierungshilfe für die Limits dienen können. Vom Handel außerhalb der Xetra-Zeiten sollten Sie in der aktuellen Lage wegen kaum kalkulierbarer Spreads generell die Finger lassen.
Probleme beim Handel
Die Corona-Krise wirkte sich auch auf den Handel von Wertpapieren aus. An Chaostagen stießen manche Anbieter an ihre Grenzen. Viele Beschwerden gab es über die Onvista Bank, die in unserem Vergleich von Wertpapierdepots dank besonders niedriger Kosten zu den besten Anbietern gehört. Kunden bemängelten, dass es an besonders turbulenten Tagen sehr schwierig war, dort Wertpapiere zu handeln. „Die Ausfallzeiten sind zu heftig – und das nicht nur in der Krise“, kommentierte ein Finanztest-Leser. Bei den meisten anderen Banken liefen die Systeme dagegen weitgehend reibungslos.
Schwierigkeiten hatte auch Quirion. Bei diesem Robo-Advisor wurden Leserberichten zufolge manche Kundenaufträge nur schleppend ausgeführt. Unternehmenssprecher Dirk Althoff räumt ein, dass die vollständige Abwicklung von Käufen und Verkäufen einige Bankarbeitstage in Anspruch nehmen könne. „Einen Kursnachteil müssen die Anleger bei Verkäufen allerdings nicht fürchten“, sagt er. Eine digitale Vermögensverwaltung sei aber auch kein Produkt für Kunden, die selbst schnelle Käufe und Verkäufe ausführen möchten.
Vorsicht bei dubiosen Aktienangeboten
Eine solche Krise bringt leider auch Betrüger auf Ideen: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) warnte vor dubiosen Vermittlern und Börsenbriefen. Sie versuchen Anlegern Aktien von Unternehmen anzudrehen, die angeblich über Mittel wie Impfstoffe oder Medikamente gegen das Corona-Virus verfügen. Zum Teil hielten die anbietenden Personen selbst einige der Aktien und profitierten davon, wenn viele Anleger einstiegen.
Die Bafin empfiehlt Anlegern, jedes Angebot genau zu prüfen und umfassende Auskünfte über die Wertpapiere und ihre Herausgeber einzuholen. Falls dabei der Verdacht aufkäme, dass Angaben übertrieben oder irreführend seien, sollten sie der Bafin gemeldet werden.
Mit dem Pantoffel-Portfolio durch die Krise
Sparer, die ihr Geld mit dem Pantoffel-Portfolio von Finanztest anlegen, sollten in Krisenzeiten ihr Depot im Blick behalten. Ein Pantoffel-Portfolio besteht aus Zinsanlagen und einem Aktien-ETF – das Mischungsverhältnis bestimmt jeder entsprechend seiner Risikoneigung. Nachjustieren muss man erst, wenn die Abweichungen mehr als zehn Prozentpunkte betragen. Beim ausgewogenen Pantoffel-Portfolio mit 50:50-Aufteilung ist das dann der Fall, wenn der Aktien-ETF-Anteil weniger als 40 Prozent ausmacht. Das kann dann eine gute Gelegenheit sein, den Aktienanteil zu günstigen Kursen wieder aufzustocken. Steigen die Kurse irgendwann wieder und der Aktienanteil steigt über 60 Prozent, verkauft man die Fondsanteile zu einem guten Kurs wieder. Sparer mit einem defensiven Pantoffel-Portfolio sollten handeln, wenn ihr Aktien-Anteil unter 15 Prozent sinkt und nachkaufen, bis er wieder 25 Prozent erreicht hat. Dabei hilft unser Pantoffel-Rechner.
Pantoffel-Sparer müssen ihre Mischung jetzt allerdings nicht täglich checken, ein Blick alle paar Wochen reicht.
Rechner Pantoffel-Portfolio
Sie legen Geld an in einem Finanztest Pantoffel-Portfolio? Mit diesem Rechner können Sie Ihr Pantoffel-Portfolio überprüfen.
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Riester: Massive Umschichtungen
Die Situation ist nicht neu, aber vielleicht noch extremer als in den zurückliegenden Börsenkrisen: Riester-Fondssparpläne sind von massiven Umschichtungen betroffen. Wir uns zahlreiche Leser berichteten, wurden ihre Anteile an Aktienfonds vollständig verkauft. Allein beim größten Sparplan, der UniProfirente, wurden in der ersten Welle etwa 300 000 Depots von Aktien- in Rentenfonds umgeschichtet. Der Anbieter Union Investment verweist auf die gesetzlichen Vorgaben, nach denen der Erhalt aller Einzahlungen und Zulagen am Ende der Laufzeit gesichert sein müssen. „Mit der Maßnahme sichern wir nicht nur die Beiträge, sondern stoppen auch weitere Kursverluste, damit Kunden perspektivisch wieder Ertragschancen der Aktienmärkte nutzen können“, heißt es in der Antwort auf unsere Anfrage.
Rückumschichtung möglich
Nach der aktuellen Umschichtung seien noch 48 Prozent des verwalteten Vermögens im Aktienfonds Uniglobal Vorsorge, 52 Prozent im Rentenfonds UniEurorenta investiert (Stand: 18. März 2020). Bei der UniProfiRente ist eine Rückumschichtung in den Aktienfonds möglich, sie würde in mehreren Stufen geschehen, wenn sich die Aktienmärkte beruhigt haben. Anleger müssen dazu selbst nichts tun. Wer angesichts vollzogener und künftig drohender Umschichtungen nicht mehr weitersparen möchte, kann seinen Vertrag beitragsfrei stellen und seine Einzahlungen stoppen. Anders als bei einer Kündigung werden in diesem Fall alle Beiträge und Zulagen zum Laufzeitende garantiert.
Vorsicht bei vorzeitiger Kündigung
Wer sich sein Guthaben auszahlen lässt, verliert dagegen nicht nur die bisher gewährten Zulagen, sondern könnte auch auf Kursverlusten sitzen bleiben. Allerdings sollten Sparer bedenken, dass ein Fondssparplan allein durch die staatlichen Zulagen stets eine gewisse Rendite abwirft, selbst wenn am Ende nur der Garantiebetrag übrig bleiben sollte. Der wird durch weitere Einzahlungen immer größer.
Fairriester hortet Cash
Auch Besitzer des Sparplans Fairriester sind von Umschichtungen betroffen. Sie erhielten kürzlich eine Nachricht des Anbieters Sutorbank, in dem es unter anderem hieß: „Im Sinne der Risikosteuerung wurde deshalb zunächst aus den Aktienmärkten in Cash umgeschichtet, bis besser kalkulierbare Parameter wieder eine tragfähige Risikomodellierung ermöglichen. Die langfristige Investmentstrategie des fairriesters bleibt davon unberührt.“ Sobald sich der Markt beruhigt habe, werde schrittweise wieder in Aktien investiert.
Außergewöhnliche Maßnahmen
Gemäß der Anlagebedingungen sind bei Fairriester eigentlich nur Fondsanlagen erlaubt. Ein hundertprozentiger Barbestand fällt nicht darunter. Die Sutorbank schrieb uns dazu folgendes: „Diese außergewöhnlichen Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Depots, die vorher nur Aktien enthielten, sind aktuell in Liquidität investiert. ( ... ) Dies steht im Einklang mit den Anlagebedingungen – danach kann von der Anlagestruktur abgewichen werden, wenn es unter Berücksichtigung von Rendite- und Sicherheitsaspekten als zweckmäßig erscheint.“
Garantie engt Handlungsspielraum ein
So verständlich der Ärger betroffener Anleger auch ist, muss man den Anbietern eins zubilligen. Die Riester-Garantie engt ihren Handlungsspielraum stark ein. Erst ein nachhaltiger Anstieg des Zinsniveaus könnte Abhilfe bringen. Bis dahin wird jede Börsenkrise zu weiteren Umschichtungen führen. Einen Überblick über Riester-Fondssparpläne bietet unser großer Riester-Test.
Riester-Fondspolicen: Auf die Fondswahl achten
Vom Corona-Crash waren auch Riester-Fondspolicen betroffen. Die von den Anlegern frei wählbaren Fonds konnten Verluste aufweisen – je nach Art des Fonds und des Einstiegszeitpunkts. Hier gilt wie bei Fondsanlagen generell: Füße stillhalten und auf bessere Zeiten warten. Einen Verlust zu Rentenbeginn braucht niemand zu befürchten. Bei Riester-Fondspolicen sind wie bei allen Riester-Verträgen die Einzahlungen plus die Zulagen zu Rentenbeginn garantiert. Wenn sich die Lage wieder beruhigt hat und die Aktienmärkte nicht mehr so stark schwanken, sollten Anleger die Gelegenheit für einen Fonds-Check nutzen. In unserem Test Riester-Fondspolicen optimieren zeigen wir, welche Fonds für welche Police die besten sind. Umschichten ist in der Regel kostenlos und kann sich durchaus auszahlen.
Dieses Thema ist im Februar 2020 erschienen. Es wurde seitdem mehrmals aktualisiert, zuletzt am 09. Oktober. Zuvor gepostete Kommentare beziehen sich auf ältere Stände.
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