Erträge von Fonds und ETF Ausschüttend oder thesaurierend – was ist wann besser?

Datum:
  • Text: Karin Baur
  • Testleitung: Yann Stoffel
Erträge von Fonds und ETF - Ausschüttend oder thesaurierend – was ist wann besser?

Erträge sammeln. Wer den Zinseszins­effekt nutzen will, sollte die Erträge wie Zinsen oder Dividenden ansammeln. Am besten dafür geeignet sind thesaurierende Fonds. © Getty Images / Stephen Swintek

In der Anspar­phase sorgen thesaurierende ETF für höhere Erträge. Später wollen Anlegende von ihren Erspar­nissen leben. Sind ausschüttende Fonds dann besser?

Bei Fonds und ETF haben Anle­gerinnen und Anleger meist die Wahl zwischen einer ausschüttenden und einer thesaurierenden Anteils­klasse. Thesaurierend heißt, dass die Fonds die Erträge wie Zinsen oder Dividenden im Fonds behalten und wieder anlegen, statt sie an die Anle­gerinnen und Anleger auszuzahlen. Das hat den Vorteil, dass die Erträge dann ihrer­seits für weitere Kurs­gewinne, Zinsen und Dividenden sorgen können. Der Zinseszins­effekt, der beim Vermögens­aufbau so hilf­reich ist, wird dadurch höher. Daher ist unsere Empfehlung für die Anspar­phase ganz klar: Investieren Sie am besten in thesaurierende Fonds und ETF!

Tipp: Sie können im Fondsfinder gezielt nach thesaurierenden Fonds suchen. Klicken Sie auf der Start­seite im rechten Feld auf „Alle Fonds“ und nutzen Sie dann „Weitere Filter“. Bei „Ertrag: Verwendung“ können Sie sich alle thesaurierenden oder wahl­weise alle ausschüttenden Fonds anzeigen lassen.

Umstellen heißt verkaufen und neu kaufen

Nun wollen Anlegende irgend­wann auf ihre Erspar­nisse zugreifen. Es stellt sich daher die Frage, ob sie für die Auszahl­phase ihre thesaurierenden Fonds und ETF in ausschüttende umtauschen sollen.

Die Antwort ist komplex. Eine Umstellung von thesaurierend auf ausschüttend ist nichts anderes als ein Verkauf und ein Neukauf von Fonds­anteilen, der jeweils Geld kostet. Hinzu kommt, dass Anle­gerinnen und Anleger beim Verkauf der Fonds bisher angefallene Erträge versteuern müssen. In den neu gekauften, ausschüttenden Fonds­anteilen landet dann weniger Geld. Wie viel weniger, das hängt auch von der bisherigen Spardauer ab.

Beim Fonds­verkauf werden Steuern fällig

Wir zeigen an zwei vereinfachten Beispielen, wie unterschiedlich sich die Steuerzahlung auswirken kann. Den Sparerpausch­betrag von 1 000 Euro für Singles lassen wir der Einfachheit halber außen vor.

Erstes Beispiel: Angenommen, ein Anleger hat in 25 Jahren 100 000 Euro gespart. Die Hälfte der 100 000 Euro setzt sich aus bisher nicht versteuerten Gewinnen zusammen. Dann muss er 50 000 Euro versteuern, sprich: 25 Prozent Abgeltungs­steuer zahlen. Das sind 12 500 Euro. Es bleiben ihm für die Wieder­anlage somit 87 500 Euro.

Zweites Beispiel: Der Anleger hat ebenfalls 100 000 gespart, aber nur fünf Jahre lang. In dieser Zeit hat er 5 000 Euro Gewinn gemacht. Er muss dann nur 1 250 Euro Steuern zahlen und kann 98 750 Euro wieder­anlegen.

Tatsäch­lich fallen nicht sämtliche Steuern bei Verkauf der Fonds­anteile an, sondern auch schon während der Lauf­zeit, Stich­wort Vorabpauschale. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Beitrag Steuern auf ETF und Fonds – darauf sollten Sie achten.

Kosten berück­sichtigen

Die Beispiele sind der Einfachheit halber ohne Kosten gerechnet, da diese individuell unterschiedlich sind. Sie hängen von der Art der Fonds ab und vom Depotanbieter. Aktiv gemanagte Fonds zum Beispiel können kostenlos an die Fonds­gesell­schaften zurück­gegeben werden (dafür waren sie aber in der Regel teurer beim Kauf). ETF kosten sowohl beim Kauf als auch beim Verkauf – allerdings können die Gebühren je nach Bank sehr gering sein oder sogar gar nicht anfallen.

Tipp: Güns­tige Anbieter finden Sie in unserem Depot-Vergleich.

Ausschüttungen erfolgen kostenlos, reichen aber vielleicht nicht

Für ausschüttende Fonds in der Auszahl­phase spricht, dass die Ausschüttungen in der Regel kostenlos sind. Wenn die Fonds­gesell­schaften Erträge auskehren, landen sie auto­matisch auf dem Verrechnungs­konto der Anle­gerinnen und Anleger. Von dort können sie es auf ihr Giro­konto über­weisen und abheben.

Der Nachteil ist: Ausschüttungen können sich ändern. In der Null­zins­phase zum Beispiel gab es auf einmal kaum mehr Zinsen. Dividenden hängen von der wirt­schaftlichen Lage ab und können mal höher, mal nied­riger ausfallen. So oder so kann es sein, dass die Ausschüttungen gar nicht zum Leben reichen. Wer allein darauf zurück­greifen will, muss schon ein ordentliches Vermögen haben. Wenn die Ausschüttungen nicht genügen sollten, ließen sich aber immer noch Fonds­anteile veräußern.

Behalten ist oft besser

Wer seine thesaurierenden Fonds behält, muss erst dann Fonds­anteile verkaufen, wenn er von seinen Erspar­nissen zehren will. In der Regel benötigen die Anleger auf diese Weise ihr Geld nach und nach. Der Vorteil ist: Alles, was im Fonds liegen bleibt, kann sich weiter vermehren. Wer im oben genannten Beispiel seine Erspar­nisse von 100 000 Euro weiterlaufen lässt, hat eine höhere Grund­lage, auf der weitere Gewinne entstehen können.

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Auf Ausschüttungen zuge­schnitten

Wer ausreichend Geld hat, um von den Erträgen seines Vermögens leben zu können, kann Fonds suchen, die seine Strategie unterstützen. So gibt es etwa Fonds, die mehr­mals jähr­lich ausschütten. Die meisten Fonds haben einen Auszahlungs­termin pro Jahr, manche schütten halb­jähr­lich aus, einige sogar monatlich.

Tipp: Dazu klicken Sie im Fonds­finder zunächst auf „Alle Fonds“ und dann bei „Weitere Filter“ auf „Ertrag: Ausschüttungs­frequenz pro Jahr“.

Außerdem können Anleger gezielt nach Fonds suchen, die zumindest in der Vergangenheit eine hohe Ausschüttungs­rendite hatten. Eine hohe Ausschüttungs­rendite in der Vergangenheit ist aber keine Garantie dafür, dass es in Zukunft auch so gut läuft.

Tipp: Klicken Sie bei weitere Filter auf „Ertrag: Ausschüttungs­rendite“.

Fazit: Ausschüttungen bequem, aber nicht plan­bar

In den meisten Fällen sollte es wirt­schaftlich sinn­voller sein, seine thesaurierenden Fonds aus der Anspar­phase zu behalten und seine Zusatz­rente durch stück­weisen Verkauf seiner Anteile zu erzielen. Es können sich aber Fälle ergeben, in welchen der Vorteil schwindet, weil zum Beispiel schon hohe Abgeltungs­steuern angefallen sind oder der Gewinn klein war. Den Vorteilen bequemer, ausschüttender Fonds in der Renten­phase steht der Nachteil nicht plan­barer und schwankender Ausschüttungen entgegen. Wer in der Auszahl­phase sein Einkommen durch stück­weisen Verkauf seiner Fonds­anteile steuert, agiert flexibler und kann auch die Auszahl­methoden des Pantoffel­portfolios nutzen. Die verschiedenen Auszahlungs­modelle erläutern wir in dem Beitrag Mit dem Pantoffel-Portfolio die Rente aufpeppen.

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