
E-Motor im Rad. Am Berg ist der Akku schneller leer als im Flachland. © Haibike / A. Jacob
Der Motor spielt bei der Reichweite eines E-Bikes eine Rolle. Ein Test des Schweizer Verbrauchermagazins K-Tipp zeigte große Unterschiede zwischen fünf Motoren.
Yamaha schafft 200 Kilometer in der Ebene, Brose nur 90
Auf dem Prüfstand von K-Tipp waren fünf Antriebssysteme von Bafang, Bosch, Brose, Shimano und Yamaha, die in einigen häufig verkauften E-Mountainbikes und E-Trekkingrädern verbaut sind. Alle fünf E-Bike-Motoren überzeugten die Tester. Der sehr häufig für E-Mountainbikes und E-Trekkingräder verwendete Bosch Performance Line CX erzielte eine sehr gute Leistung, überholt wurde er lediglich vom Yamaha PW-X, der zum Beispiel im Haibike N Duro verbaut ist.
Im Test schaffte der Yamaha Motor mit einer Akkuladung von etwa 500 Wattstunden die meisten Kilometer: Im flachen Gelände legte er mit einer Akkuladung etwa 200 Kilometer zurück, aufwärts schaffte er in relativ hohem Tempo noch 22 Kilometer. Zum Vergleich: Beim Brose-Antrieb, dem in dieser Kategorie schwächsten Antrieb, war bereits nach 90 Kilometern in der Ebene und nach 18 Kilometern bergauf Schluss.
Berg- und Talfahrten unter Laborbedingungen
Für wie viele Kilometer eine Akkuladung in der Praxis tatsächlich reicht, hängt von vielen weiteren Faktoren ab: neben dem Streckenprofil und dem Motor auch von der Außentemperatur, dem Untergrund, der Eigenleistung der Radelnden und vor allem von der gewählten Unterstützungsstufe des Motors. Pauschale Angaben der Reichweite für einen bestimmten Antrieb oder eine bestimmte Akkugröße sind deshalb mit Vorsicht zu genießen.
Um solche Einflüsse auf freier Strecke auszuschließen, ermittelten die Tester von K-Tipp die Reichweiten auf einem Prüfstand. Dort simulierten sie Fahrten in der Ebene und bei 6 Prozent Steigung – sowohl in der tiefsten als auch der höchsten Unterstützungsstufe. Elektrische Unterstützung erhält der Radler nur dann, wenn er selber in die Pedale tritt. Zusätzlich bewerteten die Schweizer das Fahrgefühl und prüften, ob der Motor die Tretunterstützung konstant über eine längere Zeit aufrechterhält. Bereits nach 12 Minuten reduzierte etwa der Shimano-Motor Steps E8000 seine Leistung deutlich, da der Motor zu heiß wurde. Er schnitt deshalb nur knapp gut ab.
Stiftung Warentest prüft Motoren nicht isoliert
Die Stiftung Warentest testet selbst auch E-Bike-Antriebe. Allerdings nicht als einzelne Komponenten, sondern immer verbaut kompletten Rad. Denn im E-Bike-Test der Stiftung Warentest zeigt sich immer wieder, dass Pedelecs mit den gleichen Antrieben unterschiedlich abschneiden. Das liegt zum Beispiel daran, dass das Elektrorad die Kraft des Motors unterschiedlich „auf die Straße bringt“. Aber auch daran, dass die Fahrradhersteller die Steuerung der Motoren für ihre Modelle anpassen – etwa die Dosierung unterschiedlicher Unterstützungsstufen.
Der von K-Tipp sehr gut bewertete Antrieb Bosch Performance CX war in mehreren unserer E-Bike-Tests in einigen getesteten Rädern eingebaut. Er erwies sich dabei als kraftvoller Motor, bei dem wir bislang keine größeren Sicherheitsprobleme feststellen konnten.
Tipp: Worauf es bei der Auswahl eines passenden Pedelecs neben dem Antrieb noch ankommt, haben wir in unserer kostenlosen Kaufberatung E-Bike zusammengefasst.
-
- Immer wieder gibt es Rückrufe bei Fahrrädern oder -teilen: Aktuell ruft der Anbieter Vogue Lasten-E-Bikes zurück, Knog einige Fahrradleuchten. Wir geben einen Überblick.
-
- Im Test von Trekking-E-Bikes treten teure und günstige Pedelecs an. Das Rennen machen Modelle mit neuer Motortechnik.
-
- Mit einem E-Bike ist das Ziehen eines Kinderanhängers deutlich entspannter als ohne Motor. Allerdings müssen Eltern beim Kindertransport mit dem E-Bike einiges beachten.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@gangl: Ihr Interesse an einer Prüfung von Einzelkomponenten ist nachvollziehbar. Allerdings bei einer Kaufentscheidung steht in der Regel im Vordergrund die Funktionalität des E-Bikes als Ganzes und darauf haben wir den Fokus in unseren Untersuchungen gelegt.
Es ist nicht wirklich zielführend, wenn wir die Räder zerlegen und die einzelnen Komponenten prüfen, um festzustellen, weshalb beispielsweise gleich bezeichnete Komponenten unterschiedliche Ergebnisse erzielen oder wie verschiedene Antriebsysteme sich im Praxistest verhalten. Letztlich dokumentieren wir die Messergebnisse für das gesamte Fahrrad mit den aufeinander abgestimmten Einzelteilen und vergeben Qualitätsurteile.
Ihre Nachfrage nach Bewertung Einzelkomponenten haben wir zur Diskussion an das zuständige Untersuchungsteam weitergeleitet. Vielen Dank dafür. (spl)
Zunächst möchte ich Ulrich Theus beipflichten, dass es physikalisch gesehen nicht ausreichend ist mit niedrigster und höchster Stufe zu testen, sofern der unterschiedliche Unterstützungsgrad dabei nicht egalisiert wird. Allerdings traue ich den Testern zu, dass dies geschehen ist, wenngleich es im Text auch nicht beschrieben wurde. Wurde das so gemacht?
Viele Fahrradhersteller haben Pedelecs mit verschiedenen Antrieben im Angebot, ebenso wie sich die Hersteller auch aus dem Sortiment der Komponentenhersteller bedienen. Ich finde es sehr lobenswert, dass bei diesem kurzen Test nicht ganze Fahrräder, sondern verschiedene Antriebe getestet wurde. Da die Antriebe eigentlich immer ein Teil von zusammengehörigen Antriebssystemen sind, hätte ich mir gewünscht, dass z. B. die unterschiedlichen HMI (Anzeige-Bedieneinheiten) auch beschrieben werden.
Eine Anregung für weitere Tests wären z. B. Bremsen oder ein Systemvergleich bei Schaltungen.
@wobeco: Der Test wurde von unserer Schweizer Partnerorganisation K-Tipp durchgeführt. Zur Produktauswahl können wir daher nichts sagen. (MK)
Ohne die konkreten Marktanteile zu kennen, vermisse ich doch die Berücksichtigung von Panasonic-Motoren in ihrer Produktauswahl. Gerade dieser Motor erscheint mir auf Grund seiner abweichenden Steuercharakteristik (Drehmoment, i.e. Druck auf die Pedale anstatt Umdrehungen der Tretkurbel) eine gute Alternative und im praktischen Erleben unbändig kräftig.
@ulrich.theus: Bei den verschiedenen E-Bikes gibt es keine einheitlichen Unterstützungsstufen. Es wurde deshalb jeweils mit der tiefsten sowie mit der höchsten Unterstützungsstufe getestet. (Se)