
Börsen im Blick. Wer sein Depot richtig mischt, braucht sich selbst bei heftigen Kursstürzen nicht zu beunruhigen. © picture alliance / REUTERS / Brendan McDermid
Wer sein Geld passend auf riskante und sichere Anlagen aufgeteilt hat, kann auch beim schlimmsten Crash ruhig bleiben. Alle anderen sollten den Aktienanteil überprüfen.
Selbst optimistische Naturen stoßen bei solch einem Crash an ihre Grenzen. Der Dax verlor zum Handelsstart am schwarzen Montag (7. April 2025) in der Spitze rund 10 Prozent. Und das nach heftigen Verlusten der Vorwoche. Auch an nahezu allen anderen Börsen der Welt brachen die Kurse ein. Der Ratschlag allenthalben heißt: Ruhe bewahren. Doch wie, wenn einem die Gewinne zerrinnen? Ein wichtiger Tipp: Schauen Sie keinesfalls nur auf Ihre Aktieninvestments. Betrachten Sie Ihr gesamtes Depot, inklusive Tagesgeld und Festgeld.
Darum ist eine gute Mischung so wichtig
Wer beispielsweise nur die Hälfte seines Geldes in Aktien-ETF investiert hat, den treffen Börsencrashs wie die jüngste Trump-Talfahrt auch nur halb so stark – ein Grund, warum wir für die meisten Anleger das ausgewogene Pantoffel-Portfolio für passend halten, das zu je 50 Prozent aus Welt-ETF und Zinsanlagen besteht. In den vergangenen zwei Börsenjahren – die mit einem Plus der Weltbörsen von 20 Prozent 2023 und 27 Prozent 2024 herausragend waren – haben womöglich einige Anleger und Anlegerinnen ihr Depot zu offensiv ausgerichtet. Wer angesichts der aktuellen Kursverluste nervös geworden ist, sollte daher seine Portfolio-Aufteilung überprüfen. Eventuell war der Aktienanteil und somit das Gesamtrisiko zu hoch.
Den eigenen Zeithorizont einschätzen
Für alle Anlegerinnen und Anleger, die noch viele Sparjahre vor sich haben, zeigt die folgende Analyse ganz klar: ruhig bleiben und die Turbulenzen aussitzen. Zumindest in der Vergangenheit hat das immer geklappt, sei es nach dem Platzen der Dot-Com-Blase im Jahr 2000, sei es nach der Finanzkrise oder dem Corona-Crash. Was in der Regel nicht funktioniert, ist Market Timing. Damit ist gemeint, jetzt schnell alle seine Aktienanlagen zu verkaufen, um dann rechtzeitig wieder einzusteigen, ehe es erneut nach oben geht. Selbst Profis verpassen den Wiedereinstieg und lassen so hohe Renditechancen liegen.
Wer kurz vor der Rente steht und seine Geldanlage für seine Altersvorsorge eingeplant hat, der hat zwar nicht mehr so viele Jahre vor sich wie jüngere Leute – aber auch nicht so wenige, wie er vielleicht denkt. Kaum jemand benötigt alle seine Ersparnisse komplett zu Beginn seines Ruhestands. Vielmehr kann ein erheblicher Teil des Geldes noch viele weitere Jahre in Aktien-ETF liegen und sich dort – hoffentlich – wieder vermehren.
Mit unserer Analyse den eigenen Risikotyp einschätzen
Ein guter Maßstab, um die eigene Risikobereitschaft einzuschätzen, ist der maximale Verlust. Das ist der Wert, um den eine Geldanlage im schlimmsten Fall eingebrochen ist. Die folgende Grafik zeigt dazu verschiedene Misch-Portfolios, die aus einem Renditebaustein und aus einem Sicherheitsbaustein bestehen. Wir haben verschiedene Mischungsverhältnisse analysiert, angefangen von 0 Prozent Aktien (links) bis hin zu 100 Prozent Aktien (rechts).
Der Renditebaustein entspricht dem MSCI World Index, der Sicherheitsbaustein einem gemischten Euro-Staatsanleihenindex. Wir haben für jedes dieser Portfolios berechnet, wie stark der maximale Verlust und die längste Verlustphase waren (wobei wir Daten seit Anfang 2000 berücksichtigen).
Der Clou: Wir geben Ihnen für jedes Portfolio zudem an, wie stark es aktuell im Minus liegt und mit welchen weiteren Verlusten Sie schlimmstenfalls noch rechnen müssen – falls es nochmals so schlimm kommt wie schon einmal in der Vergangenheit. Das hilft Ihnen zu bestimmen, mit welcher Mischung Sie am besten leben – und noch ruhig schlafen können. Beachten Sie, dass Sie die Verluste nicht einfach addieren können.
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Der Chart zeigt die Verlustrisiken für fünf ausgewählte Mischportfolios, weiter unten gibt es die Ergebnisse für alle 21 untersuchten Depotmischungen. Die Zahlen betrachten den Zeitraum seit Anfang 2000, also über die vergangenen 25 Jahre.
Bleiben wir beim ausgewogenen Pantoffel-Portfolio: Hier beträgt der bisher schlimmste Verlust 27 Prozent (mittlere Balkengruppe in der Grafik oben). Hätte jemand ein reines Aktienportfolio gehabt, hätte sein maximaler Verlust sogar bei 60 Prozent gelegen (rechts). Der Grund, warum die halbe Aktienquote nicht genau den halben Verlust ergibt, liegt am Zusammenspiel von Aktien und Zinsanlagen. Häufig erweisen sich Staatsanleihen in einer heftigen Krise als Stabilitätsanker und mildern Aktienverluste ein wenig ab. Lesen Sie dazu auch unsere aktuelle Analyse der Märkte.
Diese Risikokennzahlen sollten Sie beachten
Wir fokussieren uns auf drei Risiko-Kennzahlen.
- Einbruch nach Höchststand: Dieser Wert zeigt an, um wie viel Prozent das Portfolio unter einen zuvor erreichten Höchststand gefallen ist. Und zwar im historisch schlimmsten Fall (maximaler Verlust), sowie im aktuellen Trump-Crash. Aus diesen beiden Zahlen kann man ableiten, wie weit der Markt nochmals fallen kann.
- Länge der Verlustphase: Diese Kennzahl beschreibt, wie lange Anleger warten mussten, ehe sie einen einmal erreichten Stand wieder erlangten. Wir geben die historisch längste Verlustphase in Jahren an. Die jüngste Verlustphase seit Beginn des Trump-Crashs geben wir ebenfalls in Jahren an, um daraus abzuleiten, wie lange das Portfolio noch im Minus liegen kann, sollte es ähnlich schlimm kommen wie in der Vergangenheit. Achtung: Euro-Staatsanleihen sind wegen der Zinswende immer noch im Minus, für Portfolios mit hohem Staatsanleihen-Anteil können wir daher keine potenzielle verbleibende Verlustdauer berechnen, die entsprechenden Zellen sind leer.
- Volatilität: Die von Finanzprofis häufig genutzte Kennzahl zeigt, wie stark das Portfolio über den gesamten betrachteten Zeitraum (seit Anfang 2000) schwankte.
Passt das Risiko? Wenn nicht, sollten Sie handeln
Die folgende Tabelle beschreibt die Risiken verschiedener Mischportfolios. Schauen Sie sich die potenziellen möglichen Verluste in der Tabelle an, um die passende Aktien-Anleihen-Mischung zu bestimmen. Vergleichen Sie Ihr aktuelles Portfolio mit den in der Analyse angegebenen Zahlen. Kommen Sie mit den angegebenen Risiken klar, brauchen Sie nichts zu unternehmen. Machen Sie die potenziellen Verluste nervös, dann sollten Sie Ihr Portfolio anpassen.
Tipp: Um Ihr Portfolio anzupassen, können Sie Aktien-ETF-Anteile verkaufen. Tun Sie das nicht an einem so verrückten Börsentag wie dem vergangenen Montag (Börsenexperten sprachen von manic oder sogar panic Monday), aber warten Sie auch nicht lange damit. Selbst wenn sich die Märkte zunächst etwas beruhigen – es kann durchaus sein, dass es noch weiter nach unten geht. Eine andere Idee wäre, Ihren sicheren Depotanteil aufzustocken – etwa mit Geld, das Sie noch auf dem Girokonto liegen haben. Sie können auch künftige Sparplanraten in den Sicherheitsbaustein umlenken. Diese Methode dauert aber womöglich zu lange, um die optimale Depotmischung zu erreichen.
Das sind die möglichen Risiken – ja nach Depotmischung
Die Tabelle hilft Ihnen bei der Analyse. Hier drei Beispiele, wie Sie vorgehen können:
- Mit einem Aktienanteil von zirka 30 Prozent hatten Sie historisch gesehen den geringsten maximalen Verlust aller betrachteten Mischportfolios. Dieses Portfolio verlor im schlimmsten Fall 17 Prozent. Mit Stand 4. April 2025 lag das Portfolio 7 Prozent im Minus. Sie müssen sich daher auf einen eventuellen weiteren Verlust von 11 Prozent einstellen (Rechenweg: (1-0,17)/(1-0,07)-1).
- Mit einem ausgewogenen Portfolio, also einem Aktienanteil von 50 Prozent, liegt der maximale Verlust bei 27 Prozent. Am 4. April lag das Portfolio 10 Prozent im Minus, Sie müssten historisch betrachtet mit weiteren 19 Prozent Verlust rechnen.
- Ein reines, breit gestreutes Aktiendepot hat in der Vergangenheit zwischenzeitlich bis zu 60 Prozent verloren. Am 4. April lag der MSCI Index 19 Prozent unter Höchststand. Sie müssten also noch im schlimmsten Fall mit einer weiteren Halbierung des Portfoliowertes klar kommen. Wenn Sie das können, ist dieses Portfolio für Sie das richtige.
Tipp: Wir berechnen alle Statistiken auf Basis von Tagesdaten börsentäglich neu, damit Sie stets einen aktuellen Überblick haben.
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Diese Renditen gab es – je nach Aktienanteil
Diese Tabelle zeigt die historischen Renditen der untersuchten Mischportfolios. Anlegerinnen und Anleger können gut erkennen, dass die langfristigen Renditen der Portfolios mit hohem Aktienanteil trotz der jüngsten Einbrüche immer noch hoch sind. Das kann ein Lichtstreifen am Horizont für alle Anlegerinnen und Anleger sein, die durch die aktuellen Kursverluste erschüttert sind. Und es hilft, kühlen Kopf zu bewahren.
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- Das beliebte Pantoffel-Portfolio lässt sich problemlos mit nachhaltigen ETF umsetzen. Und es lohnt sich auch, wie unser Vergleich mit der klassischen Variante zeigt.
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- Sparpläne liegen auf Jahressicht im Minus, Einmalanlagen trotz Ukrainekrise im Plus. Mittel- und langfristig verzeichnen alle Pantoffel-Portfolios ein deutliches Plus.
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- Bei Auszahlplänen mit Fonds wirken sich Kursstürze an den Börsen unmittelbar auf die Entnahmerate aus. Es sei denn, man hat einen Puffer eingebaut.
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ebenfalls vielen Dank für den Artikel. mein Status ist Rentner und ich muss demnächst mein Depot sukzessive reduzieren, heisst "Pantoffelrente" bzw. 3-4% Regel Entnahme. Ergo habe ich zufälligerweise zu hohen Kursen meinen Aktienanteil auf 39-42% reduziert, Gold ETF behalten, stark gestiegen jetzt, somit auch der Anteil auf 17-19%, Staatanleihen sowie Unternehmensanleihen sind ja wieder weitgehend im "Plus", dass hatte ich seinerzeit "ausgesessen". Cashposition ist auch vorhanden. Mehr kann ich als normaler kleiner Individualanlger sowieso nicht machen. Diversifikation senkt Risiko. Nicht nervös werden. Vielleicht VORHER IMMER mit einen worst case Szenario aktiv per Exeltabelle rechnen, das hilft weiterhin gut schlafen zu können.
Vielen Dank für Ihren top aktuellen Artikel. Er hilft mir und sicher auch anderen Nicht-Profis sehr, die Situation richtig einzuschätzen und die Nerven nicht zu verlieren.
Allerdings kann man nicht wissen, ob es diesmal vielleicht noch stärker runtergeht als der historische Maximalverlust seit dem Jahr 2000. Es gab wohl noch nie eine seit Monaten angesagte, bewusst herbeigeführte Finanzkrise wie diesmal, und niemand weiß, was für ökonomische Dummheiten von der amerikanischen Regierung und anderen Wirrköpfen im weiteren Verlauf noch gemacht werden.
Nachträglich überlege ich, ob ich nicht, obwohl langfristiger Pantoffel-Anleger, entgegen Ihren Empfehlungen die Gewinne aus dem absurden Hype nach der Trumpwahl hätte mitnehmen sollen. Z.B. im Dezember die MSCI-World-ETF-Anteile verkaufen, beim ersten größeren Absturz im März wieder kaufen. Das wäre trotz Gebühren ein schönes Trostpflaster gewesen. Aber das können Sie wahrscheinlich nicht in das Pantoffel-Konzept einrechnen.