Börsenbeben Wie Sie jetzt Ihr Depot ausbalancieren

Datum:
  • Text: Karin Baur
  • Testleitung: Thomas Krüger
Börsenbeben - Wie Sie jetzt Ihr Depot ausbalancieren

Börsen im Blick. Wer sein Depot richtig mischt, braucht sich selbst bei heftigen Kurs­stürzen nicht zu beunruhigen. © picture alliance / REUTERS / Brendan McDermid

Wer sein Geld passend auf riskante und sichere Anlagen aufgeteilt hat, kann auch beim schlimmsten Crash ruhig bleiben. Alle anderen sollten den Aktien­anteil über­prüfen.

Selbst opti­mistische Naturen stoßen bei solch einem Crash an ihre Grenzen. Der Dax verlor zum Handels­start am schwarzen Montag (7. April 2025) in der Spitze rund 10 Prozent. Und das nach heftigen Verlusten der Vorwoche. Auch an nahezu allen anderen Börsen der Welt brachen die Kurse ein. Der Ratschlag allent­halben heißt: Ruhe bewahren. Doch wie, wenn einem die Gewinne zerrinnen? Ein wichtiger Tipp: Schauen Sie keinesfalls nur auf Ihre Aktien­investments. Betrachten Sie Ihr gesamtes Depot, inklusive Tages­geld und Fest­geld.

Darum ist eine gute Mischung so wichtig

Wer beispiels­weise nur die Hälfte seines Geldes in Aktien-ETF investiert hat, den treffen Börsencrashs wie die jüngste Trump-Talfahrt auch nur halb so stark – ein Grund, warum wir für die meisten Anleger das ausgewogene Pantoffel-Portfolio für passend halten, das zu je 50 Prozent aus Welt-ETF und Zins­anlagen besteht. In den vergangenen zwei Börsen­jahren – die mit einem Plus der Welt­börsen von 20 Prozent 2023 und 27 Prozent 2024 heraus­ragend waren – haben womöglich einige Anleger und Anle­gerinnen ihr Depot zu offensiv ausgerichtet. Wer angesichts der aktuellen Kurs­verluste nervös geworden ist, sollte daher seine Portfolio-Aufteilung über­prüfen. Eventuell war der Aktien­anteil und somit das Gesamt­risiko zu hoch.

Den eigenen Zeithorizont einschätzen

Für alle Anle­gerinnen und Anleger, die noch viele Spar­jahre vor sich haben, zeigt die folgende Analyse ganz klar: ruhig bleiben und die Turbulenzen aussitzen. Zumindest in der Vergangenheit hat das immer geklappt, sei es nach dem Platzen der Dot-Com-Blase im Jahr 2000, sei es nach der Finanz­krise oder dem Corona-Crash. Was in der Regel nicht funk­tioniert, ist Market Timing. Damit ist gemeint, jetzt schnell alle seine Aktien­anlagen zu verkaufen, um dann recht­zeitig wieder einzusteigen, ehe es erneut nach oben geht. Selbst Profis verpassen den Wieder­einstieg und lassen so hohe Rendite­chancen liegen.

Wer kurz vor der Rente steht und seine Geld­anlage für seine Alters­vorsorge einge­plant hat, der hat zwar nicht mehr so viele Jahre vor sich wie jüngere Leute – aber auch nicht so wenige, wie er vielleicht denkt. Kaum jemand benötigt alle seine Erspar­nisse komplett zu Beginn seines Ruhe­stands. Vielmehr kann ein erheblicher Teil des Geldes noch viele weitere Jahre in Aktien-ETF liegen und sich dort – hoffentlich – wieder vermehren.

Mit unserer Analyse den eigenen Risiko­typ einschätzen

Ein guter Maßstab, um die eigene Risiko­bereitschaft einzuschätzen, ist der maximale Verlust. Das ist der Wert, um den eine Geld­anlage im schlimmsten Fall einge­brochen ist. Die folgende Grafik zeigt dazu verschiedene Misch-Portfolios, die aus einem Rendite­baustein und aus einem Sicher­heits­baustein bestehen. Wir haben verschiedene Mischungs­verhält­nisse analysiert, ange­fangen von 0 Prozent Aktien (links) bis hin zu 100 Prozent Aktien (rechts).

Der Rendite­baustein entspricht dem MSCI World Index, der Sicher­heits­baustein einem gemischten Euro-Staats­anleihen­index. Wir haben für jedes dieser Portfolios berechnet, wie stark der maximale Verlust und die längste Verlust­phase waren (wobei wir Daten seit Anfang 2000 berück­sichtigen).

Der Clou: Wir geben Ihnen für jedes Portfolio zudem an, wie stark es aktuell im Minus liegt und mit welchen weiteren Verlusten Sie schlimms­tenfalls noch rechnen müssen – falls es nochmals so schlimm kommt wie schon einmal in der Vergangenheit. Das hilft Ihnen zu bestimmen, mit welcher Mischung Sie am besten leben – und noch ruhig schlafen können. Beachten Sie, dass Sie die Verluste nicht einfach addieren können.

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Der Chart zeigt die Verlustrisiken für fünf ausgewählte Misch­portfolios, weiter unten gibt es die Ergeb­nisse für alle 21 untersuchten Depot­mischungen. Die Zahlen betrachten den Zeitraum seit Anfang 2000, also über die vergangenen 25 Jahre.

Bleiben wir beim ausgewogenen Pantoffel-Portfolio: Hier beträgt der bisher schlimmste Verlust 27 Prozent (mitt­lere Balkengruppe in der Grafik oben). Hätte jemand ein reines Aktienportfolio gehabt, hätte sein maximaler Verlust sogar bei 60 Prozent gelegen (rechts). Der Grund, warum die halbe Aktienquote nicht genau den halben Verlust ergibt, liegt am Zusammen­spiel von Aktien und Zins­anlagen. Häufig erweisen sich Staats­anleihen in einer heftigen Krise als Stabilitäts­anker und mildern Aktien­verluste ein wenig ab. Lesen Sie dazu auch unsere aktuelle Analyse der Märkte.

Diese Risikokenn­zahlen sollten Sie beachten

Wir fokussieren uns auf drei Risiko-Kenn­zahlen.

  • Einbruch nach Höchst­stand: Dieser Wert zeigt an, um wie viel Prozent das Portfolio unter einen zuvor erreichten Höchst­stand gefallen ist. Und zwar im historisch schlimmsten Fall (maximaler Verlust), sowie im aktuellen Trump-Crash. Aus diesen beiden Zahlen kann man ableiten, wie weit der Markt nochmals fallen kann.
  • Länge der Verlust­phase: Diese Kenn­zahl beschreibt, wie lange Anleger warten mussten, ehe sie einen einmal erreichten Stand wieder erlangten. Wir geben die historisch längste Verlust­phase in Jahren an. Die jüngste Verlust­phase seit Beginn des Trump-Crashs geben wir ebenfalls in Jahren an, um daraus abzu­leiten, wie lange das Portfolio noch im Minus liegen kann, sollte es ähnlich schlimm kommen wie in der Vergangenheit. Achtung: Euro-Staats­anleihen sind wegen der Zins­wende immer noch im Minus, für Portfolios mit hohem Staats­anleihen-Anteil können wir daher keine potenzielle verbleibende Verlustdauer berechnen, die entsprechenden Zellen sind leer.
  • Volatilität: Die von Finanz­profis häufig genutzte Kenn­zahl zeigt, wie stark das Portfolio über den gesamten betrachteten Zeitraum (seit Anfang 2000) schwankte.

Passt das Risiko? Wenn nicht, sollten Sie handeln

Die folgende Tabelle beschreibt die Risiken verschiedener Misch­portfolios. Schauen Sie sich die potenziellen möglichen Verluste in der Tabelle an, um die passende Aktien-Anleihen-Mischung zu bestimmen. Vergleichen Sie Ihr aktuelles Portfolio mit den in der Analyse angegebenen Zahlen. Kommen Sie mit den angegebenen Risiken klar, brauchen Sie nichts zu unternehmen. Machen Sie die potenziellen Verluste nervös, dann sollten Sie Ihr Portfolio anpassen.

Tipp: Um Ihr Portfolio anzu­passen, können Sie Aktien-ETF-Anteile verkaufen. Tun Sie das nicht an einem so verrückten Börsentag wie dem vergangenen Montag (Börsen­experten sprachen von manic oder sogar panic Monday), aber warten Sie auch nicht lange damit. Selbst wenn sich die Märkte zunächst etwas beruhigen – es kann durch­aus sein, dass es noch weiter nach unten geht. Eine andere Idee wäre, Ihren sicheren Depot­anteil aufzusto­cken – etwa mit Geld, das Sie noch auf dem Giro­konto liegen haben. Sie können auch künftige Sparplanraten in den Sicher­heits­baustein umlenken. Diese Methode dauert aber womöglich zu lange, um die optimale Depot­mischung zu erreichen.

Das sind die möglichen Risiken – ja nach Depot­mischung

Die Tabelle hilft Ihnen bei der Analyse. Hier drei Beispiele, wie Sie vorgehen können:

  • Mit einem Aktien­anteil von zirka 30 Prozent hatten Sie historisch gesehen den geringsten maximalen Verlust aller betrachteten Misch­portfolios. Dieses Portfolio verlor im schlimmsten Fall 17 Prozent. Mit Stand 4. April 2025 lag das Portfolio 7 Prozent im Minus. Sie müssen sich daher auf einen eventuellen weiteren Verlust von 11 Prozent einstellen (Rechenweg: (1-0,17)/(1-0,07)-1).
  • Mit einem ausgewogenen Portfolio, also einem Aktien­anteil von 50 Prozent, liegt der maximale Verlust bei 27 Prozent. Am 4. April lag das Portfolio 10 Prozent im Minus, Sie müssten historisch betrachtet mit weiteren 19 Prozent Verlust rechnen.
  • Ein reines, breit gestreutes Aktiendepot hat in der Vergangenheit zwischen­zeitlich bis zu 60 Prozent verloren. Am 4. April lag der MSCI Index 19 Prozent unter Höchst­stand. Sie müssten also noch im schlimmsten Fall mit einer weiteren Halbierung des Portfolio­wertes klar kommen. Wenn Sie das können, ist dieses Portfolio für Sie das richtige.

Tipp: Wir berechnen alle Statistiken auf Basis von Tages­daten börsentäglich neu, damit Sie stets einen aktuellen Über­blick haben.

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Diese Renditen gab es – je nach Aktien­anteil

Diese Tabelle zeigt die historischen Renditen der untersuchten Misch­portfolios. Anle­gerinnen und Anleger können gut erkennen, dass die lang­fristigen Renditen der Portfolios mit hohem Aktien­anteil trotz der jüngsten Einbrüche immer noch hoch sind. Das kann ein Licht­streifen am Horizont für alle Anle­gerinnen und Anleger sein, die durch die aktuellen Kurs­verluste erschüttert sind. Und es hilft, kühlen Kopf zu bewahren.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Must30 am 09.04.2025 um 10:41 Uhr
    trump crash

    ebenfalls vielen Dank für den Artikel. mein Status ist Rentner und ich muss demnächst mein Depot sukzessive reduzieren, heisst "Pantoffelrente" bzw. 3-4% Regel Entnahme. Ergo habe ich zufälligerweise zu hohen Kursen meinen Aktienanteil auf 39-42% reduziert, Gold ETF behalten, stark gestiegen jetzt, somit auch der Anteil auf 17-19%, Staatanleihen sowie Unternehmensanleihen sind ja wieder weitgehend im "Plus", dass hatte ich seinerzeit "ausgesessen". Cashposition ist auch vorhanden. Mehr kann ich als normaler kleiner Individualanlger sowieso nicht machen. Diversifikation senkt Risiko. Nicht nervös werden. Vielleicht VORHER IMMER mit einen worst case Szenario aktiv per Exeltabelle rechnen, das hilft weiterhin gut schlafen zu können.

  • Christoph199 am 09.04.2025 um 09:10 Uhr
    Artikel kommt genau zur rechten Zeit

    Vielen Dank für Ihren top aktuellen Artikel. Er hilft mir und sicher auch anderen Nicht-Profis sehr, die Situation richtig einzuschätzen und die Nerven nicht zu verlieren.
    Allerdings kann man nicht wissen, ob es diesmal vielleicht noch stärker runtergeht als der historische Maximalverlust seit dem Jahr 2000. Es gab wohl noch nie eine seit Monaten angesagte, bewusst herbeigeführte Finanzkrise wie diesmal, und niemand weiß, was für ökonomische Dummheiten von der amerikanischen Regierung und anderen Wirrköpfen im weiteren Verlauf noch gemacht werden.
    Nachträglich überlege ich, ob ich nicht, obwohl langfristiger Pantoffel-Anleger, entgegen Ihren Empfehlungen die Gewinne aus dem absurden Hype nach der Trumpwahl hätte mitnehmen sollen. Z.B. im Dezember die MSCI-World-ETF-Anteile verkaufen, beim ersten größeren Absturz im März wieder kaufen. Das wäre trotz Gebühren ein schönes Trostpflaster gewesen. Aber das können Sie wahrscheinlich nicht in das Pantoffel-Konzept einrechnen.