
Deutschlands größter Vermittler von Mitfahrgelegenheiten, das französische Start-up Blablacar, hat die Onlinezahlung eingeführt und sich damit viel Ärger eingehandelt. Und jetzt soll auch noch eine Reservierungsgebühr dazukommen. Vielen Nutzern missfällt zudem, dass Absprachen mit dem Fahrer vor der Buchung jetzt erschwert werden.*
Buchung nur noch per Kreditkarte oder Paypal, dafür mit Versicherung
Wer in Norddeutschland über den Vermittler Blablacar eine Mitfahrgelegenheit bucht, kann nur noch über die Website des Anbieters via Kreditkarte, Paypal-Konto oder, ganz neu, Sofortüberweisung bezahlen. Dafür ist über diese Buchungsart ein zusätzlicher Versicherungsschutz inklusive. Versichert sind zum Beispiel die Weiterreise nach einer Panne oder einem Unfall oder die Rücksendung vergessener Gegenstände (Versandkosten). Und es gibt eine Unfallversicherung für Fahrer. Die Buchung ist verbindlich. Sagt der Mitfahrer weniger als 24 Stunden vor dem vereinbarten Abfahrttermin ab, erhält der Fahrer 50 Prozent des Preises, erscheint der Mitfahrer gar nicht, ist die komplette Summe fällig.
Kritik auf Facebook
Viele der meist jungen Nutzer sind offenbar wenig begeistert von der Neuerung. Auf Facebook häufen sich negative Kommentare. Viele finden das Verfahren zu kompliziert, andere können es nicht nutzen, weil sie weder über Kreditkarte noch Paypal-Konto verfügen. Eine Kommentatorin bezeichnet es als „Skandal, dass man gezwungen wird zum Bezahlsystem und jetzt nicht mehr den Fahrer anschreiben kann“.
Zukünftig Reservierungsgebühr
Der Ärger könnte noch größer werden, wenn Blablacar, wie angekündigt, eine Reservierungsgebühr kassiert. Sie soll eingeführt werden, wenn die Onlinezahlung in ganz Deutschland durchgesetzt ist. Ihre Höhe ist abhängig von der Länge der Strecke. „Für eine durchschnittlich lange Fahrt, wie etwa Hamburg – Köln“, so Blablacar, „bedeutet dies zwischen zwei und drei Euro“.
Tipp: Es gibt kostenlose Alternativen. Zum Beispiel bessermitfahren.de oder fahrgemeinschaft.de. Nachteil: Das Angebot an Verbindungen ist beschränkt und es gibt keine Bewertungsfunktion.
Nützt der Platzhirsch seine Marktmacht aus?
BlaBlaCar hatte im April 2015 den deutschen Rivalen carpooling.com übernommen, der die Internetportale mitfahrgelegenheit.de und mitfahrzentrale.de betrieben hatte. Diese gibt es inzwischen nicht mehr als eigenständige Angebote, Nutzer werden auf die Seite von Blablacar umgeleitet.
Warum nennt sich Blablacar eigentlich so?
Viele kennen das: Man hat eine anstrengende Woche hinter sich, eine lange Autofahrt vor sich und möchte eigentlich seine Ruhe haben – da kann man einen redseligen Mitfahrer nicht gebrauchen. Andererseits geht so eine Fahrt schneller vorbei, wenn man sich nett unterhält. Um diesen unterschiedlichen Bedürfnissen Rechnung zu tragen, und damit jeder Fahrer passende Mitfahrer findet, hat Blablacar den „Blabla-Faktor“ eingeführt.
- „Bla“ bedeutet: „Ich will meine Ruhe haben“
- „BlaBla“ heißt: „Ab und zu mal ein paar Worte wechseln ist okay“
- „BlaBlaBla“ signalisiert Plaudertaschen: hier triffst du auf deinesgleichen.
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* Dieser Artikel ist am 15. Juni 2016 erschienen und wurde am selben Tag noch aktualisiert: Zahlen jetzt auch mit Sofortüberweisung möglich.
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Kommentar vom Autor gelöscht.
Ich bin jetzt ausgestiegen. Als Fahrer muss man ja keine Gebühren zahlen, nur die Beifahrer löhnen. Aber Beifahrer zu finden, ist in letzter Zeit gegen Null gegangen. Nicht erst seit Corona! Außerdem sind die Preisvorschläge für meine Standardstrecke (ca. 400 km) unterirdisch, rein rechnerisch sind das weniger als 4 €/100 km. Da fahre ich lieber alleine, zumal ich dann keine zeitraubenden Umwege zu fahren brauche, und starten kann, wann ich will, Pause machen kann, wann ich will, leise sein kann, wie ich will.
Heute folgenden Kommentar auf facebook gepostet:
10:57AM
I strongly suggest or rather recommend that you fill in on your German and Austrian pages the topic "Rechtliches" and include somewhere an explanation for the margin you take in addition to our posted cost of a ride. Should that not happen withhin this week prepare yourself for a complaint against you by my lawyers at the respective authortities. Further, prepare yourself that I will start a shitstorm including a complaint that most of the messages here are in my opinion fakes!
Übersetzung:
Ich empfehle dringend, dass in den deutschen und österreichischen Sites das Thema "Rechtliches" befüllt wird, einschliesslich Impressum etc. und diese eine Erklärung zu den eingehobenen Gebühren einschliessen. Wird dies nicht innerhalb dieser Woche durchgeführt, werde ich bzw. meine Anwälte Sie bei den entsprechenden Behörden anzeigen. Ausserdem bereiten Sie sich auf einen shitstorm vor denn die meisten Kommentare hier sind IMHO fakes.
Zur Frage, ab welchem Punkt das Finanzamt davon ausgeht, dass eine gewerbliche Nutzung vorliegt, haben wir noch nicht berichtet. Gern leite ich das mal als Anregung zu einer Berichterstattung weiter. (maa)
Ich biete regelmäßig Mitfahrgelegenheiten an und frage mich, ob ich das Einkommen hieraus nicht versteuern muss? Durch die Online Zahlung und Überweisung von BlaBlaCar an den Fahrer wird alles nun dokumentiert. BlaBlaCar gängelt nicht nur denjenigen, der eine Mitfahrgelegenheit sucht, sondern auch im gleichen Maße diejenigen, die eine Fahrt anbieten. Die vorgeschlagenen Preise sind oft ein Witz, so dass ich es oft vorziehe, lieber allein zu fahren.