
Philips 55PUS8809 mit Android-Betriebssystem.

Das Betriebssystem Google Android setzt bei Smartphones und Tablets Maßstäbe. Nun erobert dieser Standard Fernseher. Im Test fühlte sich der Philips nicht wie ein überdimensionales Smartphone an. Der Schnelltest zeigt, ob der Philips dennoch smarter ist als andere Fernseher mit Internetzugang.
Erster Eindruck: Eindeutig ein Fernseher

Tastatur auf der Rückseite der Fernbedienung.

Der Philips 55PUS8809 ist ein großer, guter Fernseher mit gutem Bild und besonders hoher Auflösung. Er kostet etwa 2 300 Euro, hat 138 Zentimeter Bilddiagonale, UHD-Auflösung mit 3 840 x 2 160 Bildpunkten und eine doppelte Tunerausstattung für Aufnahmen – unabhängig vom gerade verfolgten Programm. Mit seiner Ausstattung zählt er zur TV-Oberklasse. Nach dem Anschalten geht er in den Fernsehmodus, vom Android-Betriebssystem bekommt der Zuschauer erst einmal nichts mit.
Funktionen: Start im Handumdrehen

Einige Apps sind bereits installiert.

Wer alle „smarten Funktionen“ nutzen will, dreht die Fernbedienung um. Nun ähnelt sie einer schlanken Computertastatur. Ein Schlenker aus dem Handgelenk bewegt den Mauszeiger über das Fernsehbild. Ein Druck auf die „Home“-Taste öffnet Anwendungsfenster. Sie ermöglichen den Zugriff beispielsweise auf Zusatzprogramme (Apps), auf Online-Videotheken (Video on demand) und auf Mediatheken (TV on demand). Nach Aussage von Philips schlägt der Fernseher, basierend auf seiner Analyse des Fernsehkonsums, vermeintlich interessante Inhalte der Mediatheken vor. Das kennt man von Fernsehern anderer Marken. Geprüft haben es die Tester nicht. Dazu müssten diese Fernseher das Prüfinstitut verlassen und mehrere Wochen in privatem Gebrauch sein.
Tests von über 700 Fernsehern im Produktfinder Fernseher
Apps: Mausersatz statt Touchscreen
Nähe zum Android-Betriebssystem verspricht der Zugriff auf Apps. Etwa 20 davon wie Weather, YouTube und Maxdome sind bereits installiert. Nachschub soll aus dem Google Play Store und aus der Philips App Gallery kommen. Das Konzept geht allerdings nicht auf: Apps sind für berührungsempfindliche Displays optimiert, doch Fernseher haben keinen Touchscreen. So wedelt der Nutzer mit der Tastatur in der Luft herum und steuert damit den Mauscursor – mehr schlecht als recht. Dabei fehlt dem Umgang mit Apps die gewohnte Leichtigkeit. Spiele werden besonders zur Qual, weil sie eine schnelle, präzise Reaktion verlangen.
Apps: Nur wenige laufen
Das Konzept „Apps“ leidet zudem unter dem schmalen Angebot für TVs nutzbarer Zusatzprogramme. Von den derzeit mehr als eine Million im Play Store verfügbaren Apps lassen sich nur wenige installieren. Bei der Stichprobe auf 44 beliebte Apps fanden die Tester nur vier. Lediglich zwei davon funktionierten. In der „App Gallery“ von Philips gab es immerhin sieben der gesuchten Apps, funktionstüchtig dazu. Üppig geht anders. Von September auf November 2014 bewegte sich beim App-Angebot praktisch nichts. Bleibt die Hoffnung auf späteren Nachschub an nutzbaren Apps.
Speicherplatz: USB-Erweiterung dringend empfohlen

Ein Tastendruck aktiviert die Sprachsteuerung.

Der große Fernseher bietet einen nur kleinen Speicherplatz für Apps, schmale 850 MB. Die sind schnell verbraucht. Mehr gibt es via USB. Beim Formatieren einer Festplatte für die Funktion „USB-Aufzeichnung“ richtet der Nutzer mittels Häkchen in einer Checkbox Speicher für Apps ein. Im Test bot die 500-GB-Festplatte anschließend einen 64 GB großen separaten Speicherplatz für Zusatzprogramme.
Sprachbedienung: We speak english
Der Philips-Fernseher hört aufs Wort. Befehle für Grundfunktionen beim Fernsehen wie den Kanalwechsel und Anweisungen für einige Internet-Apps wie die für YouTube nimmt er über das Mikrofon in der Fernbedienung entgegen. Überzeugt hat die Sprachsteuerung jedoch nicht. Sie startet per Tastendruck auf der Fernbedienung. Da kann der Nutzer ja gleich etwa auf die passende Taste für lauter oder leiser drücken. Beim Philips störte zudem die unpräzise Funktion: Mal aktivierte der Tastendruck die Spracherkennung nicht, mal brach sie sofort wieder ab, obwohl der Befehl noch gar nicht vollständig gesprochen war.
Datenschutz: Leck im Wohnzimmer
Im Auslieferungszustand, also ohne zusätzliche Apps, kommuniziert der Fernseher ab dem Einschalten permanent mit diversen Servern im Internet. Darunter mit Google und einem israelischen Server für Gestenerkennung. Teilweise unverschlüsselt, teilweise mit Übersendung einer eindeutigen Gerätekennung. Wer den Play Store nutzen will, muss sich mit einem Google-Account einloggen. Was immer die auf dem Fernseher installierten Apps und dieser selbst (etwa die Analyse der Fernsehgewohnheiten) erfassen, könnte dann sogar personalisiert an Werbetreibende verkauft werden. Das jetzt noch halbwegs akzeptable Datenschutzniveau könnte sich mit jedem Firmwareupdate und mit jeder installierten App verschlechtern. Dass Google Android ein inzwischen ernsthaft auch von Kriminellen attackiertes Betriebssystem ist, macht die Sache nicht besser.
Das Fazit: Komfort und Datenschutz bleiben auf der Strecke
Das Konzept von Philips ist eine nette, aber wenig überzeugend realisierte Idee. Das von Smartphones bekannte Google-Betriebssystem portiert beim Wechsel auf den Fernseher zwar dessen Nachteile bezüglich Betriebs- und Datensicherheit, nicht aber den auf mobilen Geräten gewohnten Komfort. Nur wenige Apps laufen und die müssen auch noch via Maussteuerung statt per Fingertipp bedient werden.
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...oder 2300 Euro, für ein Gerät, daß mit unausgegorenem Schnickschnack überladen ist. und bei dem die Sprachsteuerung noch nicht mal richtig funktioniert. Und in 3 Jahren soll man sich wieder ein neuer Gerät kaufen dass natürlich noch besser ist.....
Kommentar vom Autor gelöscht.