PFAS in Skiwachs Ich fahr ab – auf fluorfreiem Wachs!

PFAS in Skiwachs - Ich fahr ab – auf fluorfreiem Wachs!

Heiß gewachst. Stecken PFAS im Wachs, können die problematischen Chemikalien in den Körper gelangen – mitt­lerweile ist Fluor­wachs aber die Ausnahme. © Adobe Stock / Victor Oldenburg

In Skigebieten fanden Forschende erhöhte Werte kritischer Fluorchemikalien. Eine Quelle: Fluor-Skiwachs. Nun über­wiegen aber Alternativen ohne Fluor. Wir nennen einige.

Ein Forschungsteam der Uni Graz hat in einer Studie aus dem Jahr 2023 in österrei­chischen Abfahrts- und Lang­laufskigebieten umwelt- und teils auch gesund­heits­gefähr­dende Fluorchemikalien (PFAS) nachgewiesen. Die Konzentrationen in Schnee, Schmelz­wasser und Boden waren dort höher als in Vergleichs­regionen ohne Skisport. Eine der Haupt­ursachen sind mutmaß­lich Skiwachse.

Fluor­wachs nur im Profisport tabu

Im Profisport ist die Nutzung von Fluor­wachs seit der Winter­saison 2023/2024 untersagt. Im Breiten­sport gilt dagegen kein umfassendes Verbot. Auf Anfrage relati­viert der DSV Aktiv, die Vertretung des Frei­zeit­sports im Deutschen Skiverband: „Nur sehr ambitionierte Winter­sportler haben auf Fluor­wachse zurück­gegriffen, um bei matschigen Schnee­verhält­nissen besser zu gleiten.“

Große Wachs-Anbieter wie zum Beispiel Holmenkol, Swix oder Toko haben ihre Produktion in den vergangenen Jahren auf fluorfreie Wachse umge­stellt − das teilten uns der Verband des Sport­fach­handels in der Schweiz ASMAS und DSV Aktiv über­einstimmend mit. Stich­proben unserer Schweizer Part­nerzeit­schrift Saldo im vergangenen Winter konnten diese Abkehr vom Fluor bestätigen.

Ältere Wachse im Zweifels­fall ersetzen

Wir raten: Wer Ski oder Snowboard winterfit machen will und noch älteres Skiwachs zu Hause hat, sollte über­prüfen, ob dieses schon explizit als „frei von PFAS“ oder „frei von Fluor­verbindungen“ gekenn­zeichnet ist. Im Zweifels­fall eher zu einem neuen fluorfreien Produkt greifen.

Die Auswahl solcher Produkte ist mitt­lerweile recht groß. Saldo konnte in neun von zehn untersuchten festen oder flüssigen Skiwachsen im Labor keine schädlichen Fluor­verbindungen nach­weisen.

Viele fluorfreie Alternativen hier­zulande erhältlich

Diese im Saldo-Test empfohlenen festen Wachse ohne PFAS – also per- und poly­fluorierte Alkyl­substanzen – sind auch in Deutsch­land erhältlich. Preise ohne Versand­kosten:

  • Colltex Express ­Universal Wax, 40 Gramm ab rund 9 Euro.
  • Holmenkol Natural Skiwax Bar All Conditions, 150 Gramm ab rund 16 Euro.
  • Swix F4 All Temperature Universal Glide Wax, 180 Gramm ab rund 24 Euro.
  • Toko All In One Uni­versal, 120 Gramm ab rund 10 Euro.
  • Toko Express 2.0 Universal Wax Rub On, 40 Gramm ab rund 7 Euro.

Folgende fluorfreie Flüssig­wachse aus dem Schad­stoff-Test von Saldo sind hier­zulande erhältlich. Preise ohne Versand­kosten:

  • Holmenkol Betamix Red Liquid, 250 Milliliter ab rund 24 Euro.
  • Vauhti Pure Race LDR Liquid Glide, in wenigen Shops ab rund 100 Euro für 80 Milliliter.

Die beiden ebenfalls empfohlenen Wachse Burton All Season Fastest Wax und das preis­werte Wachs Vola Universal Warm Wax von Decathlon (110 Gramm rund 10 Euro), waren zum Zeit­punkt unserer Preisrecherche nicht liefer­bar.

Vorsicht bei diesen Werbe­slogans

Von einem Kauf eines Skiwachs mit der Angabe «Regulation PFC 2020» rät Saldo ab. Dies bedeute lediglich, dass nur auf die in der EU verbotenen Fluor­verbindungen PFOS und PFOA verzichtet wurde. Andere PFAS könnten enthalten sein. Das war etwa beim einzigen Produkt im Saldo-Test der Fall, in dem Fluor­verbindungen nachgewiesen wurden: Rocket Red Turbo High Performance, das aber nur in einem Schweizer Ski-Onlineshop erhältlich war.

Tipp: Achten Sie auch beim Kauf anderer Alltags­produkte auf fluorfreie Alternativen. PFAS kommen beispiels­weise oft in schmutz- und wasser­abweisenden Textilien zum Einsatz. Die Stiftung Warentest wies sie etwa im Test von Fahrradanhängern zum Beispiel in Sitzbezügen nach.

Fach­handel nutzt beim Skiservice kein Fluor­wachs

Gerade im Skiurlaub legen viele Hobby­sportler nicht selbst Hand an, sondern nehmen den Skiservice durch die örtlichen Ski- oder Sport­geschäfte in Anspruch. Nach Einschät­zung des Verbands des Sport­fach­handels in der Schweiz ASMAS komme Fluor­wachs in den Sport­geschäften in der Schweiz flächen­deckend nicht zum Einsatz.

Auf Anfrage der Stiftung Warentest teilte uns der Verband mit, dass beispiels­weise das Unternehmen Future Service, ein großer Anbieter von Skiservice in der Schweiz, auf fluorhaltige Wachse in der Werk­statt verzichte. Eine sorgfältige Bearbeitung und ein präziser Schliff mit hoch­wertigen, fluorfreien Wachsen brächten eine ausgezeichnete Performance für Frei­zeit­sportler. Eine ähnliche Einschät­zung gab uns auch DSV Aktiv: Fluor­wachse seien so teuer, dass sie beim Ski-Service für Touristen nicht zum Einsatz kämen.

Gesund­heits­risiko insbesondere durch Heiß­wachs

Die Abkehr von den Ewig­keitschemikalien im Skisport ist für Umwelt und Gesundheit eine gute Nach­richt. Denn wie die Studie der Forschenden aus Graz zeigt, gelangten die Fluor­verbindungen durch den Abrieb des Wachses durch­aus in Schnee und Umwelt – über Umwege können sie auch wieder im menschlichen Organismus landen. Vor allem viele kurz­kettige PFAS bringen Gesund­heits­risiken mit sich. Das können etwa Leberschäden oder verringerte Reaktionen auf Impfungen sein.

Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit warnt, dass es insbesondere bei der Verwendung von Heiß­wachsen mit Fluor zur Aufnahme von PFAS kommen könne: Damit die Heiß­wachse gleich­mäßig aufgetragen werden können, müssen sie erhitzt werden. Über die entstehenden Dämpfe oder den Rauch würden die Fluorchemikalien laut der Schweizer Behörde in die Luft freigesetzt und könnten so über die Atemwege in den Körper gelangen.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • marotoma am 19.11.2024 um 10:28 Uhr
    wtf?

    Aus der genannten Studie: "The soil analysis revealed that skiing activities can be a significant source of PFAS, but other PFAS sources such as atmospheric deposition cannot be excluded."
    Aber Grund genug Alarm zu schlagen. Übrigens verursacht jeder Mensch beim Ausatmen CO2, wo bei die Warnung vor Zeugung von Nachwuchs?

  • Laura_9 am 18.11.2024 um 08:45 Uhr
    Wo ist die Relevanz?

    Wo ist die Relevanz dieses Artikels, wenn schon der Handel auf solche Wachse verzichtet? Hat hier etwa die Warentest-Gesellschaftsverbesserungsredaktion die Handvoll Skisportler im Visier, die im Keller ihre alten Wachse verwenden?