Cybertrading-Betrug

So entlarven Sie windige Angebote

Datum:
  • Text: Renate Daum
  • Faktencheck: Betina Chill

Es gibt Warnzeichen, die auf Abzocke hindeuten. Unsere Check­liste hilft Ihnen, Betrugs­versuche zu erkennen und recht­zeitig die Reiß­leine zu ziehen.

Check­liste Cybertrading-Betrug

Die Kriminellen gehen immer ähnlich vor, wenn sie Opfer für Cybertrading-Betrug suchen und schädigen. Wir schildern die Warnzeichen anhand eines Beispiels: Über eine „Studio-Eskalation bei Maisch­berger“ berichtete angeblich am 2. September 2025 die Seite tages­schau.de. In der Sendung „gestern Abend“ habe Bundes­kanzler Friedrich Merz live vorgeführt, wie er binnen Minuten mithilfe der Platt­form Veratixo360 Geld verdient. Registrieren sei nur bis zum 3. September möglich.

Typische Anzeichen für Fakes

Bereits ein K.-o.-Kriterium reicht meist, um dubiose Angebote zu erkennen.

  • Falsche Internet­adresse. Schauen Sie sich die Internet­adresse an, die Ihnen ange­zeigt wird. Im Beispielfall begann die URL nicht mit „tages­schau.de“, sondern mit „newsupdate-direkt.click“.
  • Meldung unauffind­bar. Geben Sie die Über­schrift in eine Such­maschine ein oder suchen Sie direkt beim fraglichen Medium (hier: tages­schau.de). Wenn Sie die Such­begriffe in Anführungs­zeichen setzen, zum Beispiel „Studio-Eskalation bei Maisch­berger“ sucht die Such­maschine genau danach. Lässt sich die Meldung nicht finden, liegt ein Fake vor.
  • Veranstaltung fand gar nicht statt. Gab es die Fernsehsendung „gestern Abend“, in diesem Fall also am 1. September 2025, über­haupt? Das lässt sich auf den Internet­seiten der Sender fest­stellen. Laut ARD-Webseite hatte „maisch­berger“ von Mitte Juli bis Mitte September Pause.
  • Auffälliger Link zum Angebot. Im Fall Veratixo360 verwies der Bericht direkt auf die Registrierungs­seite des Anbieters. Das ist bei echten Medienbe­richten unüblich.
  • Anbieter erzeugt Zeit­druck. Seien Sie miss­trauisch, wenn „Dead­lines“ für einen Zugang drohen.
  • Werbung mit Promis. Suchen Sie nach weiteren Fund­stellen, in denen der Prominente über den Internetbroker geredet hat, zum Beispiel auf der Internetseite des Prominenten. Meist wissen die Betroffenen nichts davon. Fakt ist: Bundes­kanzler Merz hat Veratixo360 nie lobend erwähnt.

Seriosität des Anbieters prüfen

Sie sind direkt oder über einen Artikel oder eine Werbung auf der Webseite des Anbieters gelandet? Checken Sie die folgenden Punkte.

  • Impressum. Es gibt keines, wie im Fall Veratixo360? Dann über­weisen Sie auf keinen Fall Geld und hinterlassen Sie keine persönlichen Daten. Liegt ein Impressum vor, checken Sie, ob es wichtige Informationen wie Firma, Adresse, Aufsichts­behörde, Handels­register und Handels­register­nummer enthält. Über­prüfen Sie die Angaben – etwa den Handels­register­eintrag (über die Seite handels­register.de). Achtung: Selbst wenn alles dem Anschein nach stimmt, ist das noch kein Beleg für Seriosität: Kriminelle klauen nämlich oft die Daten echter Firmen und nutzen sie ohne deren Wissen (Identitäts­diebstahl).
  • Erlaubnis. Hat die Bundes­anstalt für Finanz­dienst­leistungs­aufsicht (Bafin) dem Broker erlaubt, seine Geschäfte zu betreiben? Suchen Sie auf bafin.de nach „Unter­nehmens­daten­bank“ und geben dort die Firma ein. Veratixo360 fehlt darin.
  • Fakten. Stimmen die Inhalte auf der Webseite, etwa Angaben zu Pressebe­richten oder Part­nern? Veratixo360 nutzt eine Art Bundes­adler als Logo und trägt dick auf: „Die deutsche Regierung verkündet mit Stolz den Start von Veratixo360 – einem offiziellen Projekt Deutsch­lands.“ Unter einem Foto von Finanz­minister Lars Klingbeil prangt ein Zitat: Veratixo360 eröffne „den Weg zum Aufbau persönlichen Vermögens und zur Stärkung der deutschen Wirt­schaft“. Zu Veratixo360 ist bei offiziellen Stellen aber nichts zu finden. Ein solches offizielles Projekt Deutsch­lands gibt es nicht.
  • Warnungen. Hinweise zu unseriösen Anbietern finden Sie bei der Bafin oder der Stiftung Warentest. Veratixo360 steht auf unserer Warnliste Geldanlage. Achtung: Gibt es keine Warnung, heißt das nicht, dass der Broker seriös ist. Die Kriminellen bringen neue „Trading-Platt­formen“ so schnell ins Netz, dass Warn­listen niemals voll­ständig sein können.

Werbung in sozialen Netz­werken

Schwerer ist es, Fake-Werbung in sozialen Netz­werken zu erkennen. Checken Sie:

  • Stimmen die Logos? Etwa wenn mit Banken geworben wird.
  • Gibt es Wider­sprüche? Beispiel: Ein Prominenter wirbt angeblich für den Beitritt zu einer WhatsApp-Gruppe, teilt aber anderswo mit, WhatsApp nicht zu nutzen.
  • Warnungen. Googeln Sie: Gibt es die „Finanz­experten“ über­haupt, die angeblich mit den Prominenten zusammen­arbeiten? Oft werden Sie bei Ihrer Suche auf Warnungen vor Fakes stoßen.

Warnzeichen für Kunden

Sie haben sich bei dem Internetbroker bereits registriert und vielleicht schon die Mindest­anlagesumme von meist 250 Euro oder mehr geleistet? Folgende Warnzeichen weisen darauf hin, dass Sie nicht in guten Händen sind und Ihr Geld abschreiben sollten:

  • Rasche Kontakt­aufnahme. Sie werden schon kurz nach der Eingabe Ihrer Kontakt­daten angerufen. Ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin stellt Fragen, um Ihre persönliche Situation zu erfassen und verspricht Gewinne in einer Höhe, die bei üblichen Bank­geschäften nicht zu erzielen sind und verweist an Kollegen, die die Beratung über­nehmen sollen. Inner­halb kurzer Zeit zeigt Ihr Konto „Gewinne“ an.
  • Akzent passt nicht zum Namen. Miss­trauisch sollten Sie werden, wenn der Akzent eines Anrufers nicht zum Namen passt, also eine Person mit einem typisch deutschen Namen die Sprache mit deutlichem Akzent spricht. Call-Center-Mitarbeiter der Kriminellen nutzen Pseudonyme. Die Leute schi­cken Kopien von Ausweisen und andere Dokumente, um ihre Identität zu bestätigen? Die sind manipuliert.
  • Ausreden für Banken. Sie sollen Geld über­weisen, um an einer tollen Investment­chance teil­zunehmen und bekommen genaue Instruktionen, was Sie der Bank als Begründung sagen sollen? Banken sind zunehmend wach­sam und verweigern Über­weisungen an Empfänger, die ihnen dubios vorkommen. Ist das der Fall, sollten Sie froh sein, dass Ihre Bank vorsichtig ist. Machen Sie keine falschen Angaben, wofür das Geld angeblich gedacht ist.
  • Neues Konto nötig. Zweifelhaft ist es auch, wenn Sie extra für das „Investment“ Konten bei Neobanken, Online-Banken, Zahlungs­dienst­leistern oder Krypto-Währungs­spezialisten eröffnen sollen, um Sie von Ihrer Bank oder Sparkasse wegzulocken.
  • Fern­zugriff. Manchmal bieten die Kriminellen „Hilfe“ bei den Trades und bei den Über­weisungen an, indem die Kunden ihnen über eine Software Zugriff auf ihre Rechner erlauben. Tun Sie das nicht.
  • Einge­frorene Konten. Haben die Kriminellen den Eindruck, dass bei Ihnen nicht mehr zu holen ist oder haben Sie eine Auszahlung verlangt, treten Probleme auf, die oft nur durch weitere Zahlungen Ihrer­seits zu lösen sein sollen, zum Beispiel Steuern, Gebühren oder Ähnliches. Gehen Sie nicht darauf ein, um Ihre angeblichen Gewinne und Ihren Einsatz zu retten. Auch dieses Geld ist dann verloren.
  • Angebliche Rettungs­versuche. Gehen Sie auch nicht darauf ein, wenn andere Sie anrufen und Ihnen gegen weitere Geldzah­lungen Hilfe beim Zurück­holen des Geldes anbieten, auch wenn es sich um angebliche Mitarbeiter von Behörden handelt.

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