Bahnfahren Ticket-Splitting lohnt sich nicht

Bahnfahren - Ticket-Splitting lohnt sich nicht

Ticket­buchung. Lässt sich viel Geld sparen, wenn man seine Bahn­fahrt in zwei Teil­stre­cken bucht statt als gesamte Strecke? Der vermeintliche Spartipp kursiert in den sozialen Medien. In unserer Stich­probe wurden wir enttäuscht. © Imago / Stiftung Warentest (M)

Es wird als heißer Tipp gehandelt: Eine Bahn­fahrt in zwei Teil­stre­cken zu buchen statt komplett, sei billiger. Wir haben es gecheckt – und selten gespart. Im Gegen­teil.

Zwei Tickets oft teurer als eins

Güns­tiger Bahnfahren durch Ticket-Splitting – dafür wirbt der Content Creator Lukas Weihrauch in sozialen Medien. Soll heißen: Statt eines durch­gehenden Tickets teilen Buchende die Bahnreise in zwei Abschnitte, buchen separate Tickets und sparen so mitunter angeblich viel Geld. Konkret berichtet Weihrauch, er könne so „bis zu 84 Prozent güns­tiger Bahnfahren“. Der Grund dafür liege im komplizierten Preis­system der Bahn.

Auf den offiziellen Buchungs­platt­formen der Deutschen Bahn lassen sich solche geteilten Reisen bislang nicht auto­matisch anzeigen oder buchen – Sparfüchse müssen also viel herum­probieren, um zur eventuell güns­tigeren Bahnreise zu kommen. Wir haben es getan – und wurden enttäuscht: Gespart habe wir nur selten, und wenn, dann nur wenige Euro. Oft war das Ticket-Splitting sogar teurer als der Einzel­fahr­schein.

30 Verbindungen und 130 Split-Optionen im Check

Wir haben zehn wichtige Fern­verkehrs­verbindungen der Deutschen Bahn gecheckt. Neben dem Preis für die komplette Strecke, teilten wir die Reise mit demselben Zug an verschiedenen Unterwegs­bahnhöfen und suchten je zwei Tickets für diese Stre­cken­abschnitte. Wir betrachteten nur Direkt­verbindungen, damit kein Umsteigen nötig wird.

Recherchiert haben wir die Ticket­preise am 23. und 24. September jeweils für den folgenden Tag, für eine Reise in vier Wochen und für eine Reise in zehn Wochen.

Bahnfahren - Ticket-Splitting lohnt sich nicht

Mit zwei Tickets wirds teurer. Die Fahrt von Wiesbaden nach Dresden im ICE 1655 kostete aufgeteilt in zwei Buchungen mit Split in Erfurt insgesamt 91,98 Euro. Hätten wir die Fahrt komplett gebucht, wären es nur 79,99 Euro gewesen. © Stiftung Warentest; Screenshot DB (M)

Splitten ist selten güns­tiger – oft sogar teurer

Ergebnis: Fälle, in denen sich der Mehr­aufwand fürs doppelte Buchen lohnt, waren klar in der Unterzahl. Nur bei 7 der 30 gecheckten Verbindungen waren zwei separate Tickets güns­tiger als ein Komplett­ticket. In 23 von 30 Fällen war hingegen die Buchung der kompletten Strecke güns­tiger – unkomplizierter war es ohnehin.

Oft, insbesondere bei den lang­fristigen Buchungen, war das Doppelti­cket sogar deutlich teurer als das Einzel­ticket – die Split-Optionen kosteten für die lang­fristigen Buchungen mitunter das 1,5- bis 2-fache, etwa auf der Strecke Hamburg–Berlin.

Allenfalls eine Ersparnis von wenigen Euro

Von den „bis zu 84 Prozent Ersparnis“, von denen Lukas Weihrauch berichtet, waren wir in unserer Stich­probe ebenfalls meilenweit entfernt: Durch das Teilen der Tickets ließen sich meist nur wenige Euro sparen. Im Durch­schnitt waren es 7 Euro. Die größte Ersparnis fanden wir mit 17 Euro auf der IC-Strecke Dresden–Rostock. Insgesamt brachte das Ticket-Splitting auf den sieben güns­tigeren Stre­cken eine Ersparnis von 1 bis 19 Prozent im Vergleich zum Einzel­fahr­schein.

Tipp: Im vergangenen Jahr haben wir den Service beim Bahnfahren getestet. Unser Preischeck zeigt, welches der beste Buchungs­zeit­punkt für beliebte Bahn­stre­cken ist.

Buchung von zwei Tickets bringt Nachteile

Eine zweigeteilte Buchung kann nicht nur teurer sein als die Einzel­buchung, sie birgt auch weitere Nachteile:

  • Geringere Erstattung bei Verspätungen. Bei Bahnreisen besteht ab einer Verspätung von 60 Minuten Anspruch auf eine Erstattung von 25 Prozent, ab 120 Minuten von 50 Prozent des Ticket­preises. Ausschlag­gebend ist die Verspätung am Ziel­ort. Entsteht die Verspätung erst im Lauf der Fahrt, kann es passieren, dass die Verspätung nur am Ziel­ort des zweiten Tickets für eine Entschädigung reicht. Entschädigt wird dann nur das betroffene Split-Ticket.
  • Verlust der Anschluss­garantie. Die Aufteilung der Tickets sollte grund­sätzlich so gewählt werden, dass der Split inner­halb eines Zuges liegt – und nicht etwa bei einem Umstieg. Denn die Anschluss­garantie gilt nur inner­halb eines Tickets. Wird das Ticket bei einem Umstieg geteilt, und ist dann der erste Zug so verspätet, dass der Anschluss verpasst wird, greift die Anschluss­garantie nicht. Split-Ticket Nummer zwei verfällt. Die fällige, kurz­fristige Anschluss-Fahr­karte ist meist teuer.

Tipp: Wir haben zusammengefasst, welche Rechte Sie haben, wenn es bei der Bahnreise nicht rund läuft.

Sitz­platz immer für die gesamte Strecke buchen

Eine Sitz­platz­reser­vierung kostet aktuell 5,50 Euro, egal wie lang die Fahr­strecke ist. Wer zwei Tickets bucht, sollte daher den Sitz­platz unabhängig vom Ticket und für die ganze Strecke buchen – dann wird die Reser­vierung nur einmal fällig und es besteht nicht die Gefahr, dass der Platz zwischen­zeitlich gewechselt werden muss.

Unser Preis-Check für 30 Bahn-Verbindungen – alle Details

Für zehn wichtige DB-Fern­verkehrs­stre­cken checkten wir am 23. und 24. September 2025 auf bahn.de exemplarisch den güns­tigsten Preis – jeweils für eine kurz­fristige Buchung am nächsten Werk­tag ab 7 Uhr, für eine mittel­fristige Buchung am 24. Oktober (Frei­tagnach­mittag) ab 15 Uhr und für eine lang­fristige Buchung am 8. Dezember (Montagmorgen) ab 7 Uhr. Weiter in die Zukunft ließen sich Verbindungen aufgrund des DB-Fahr­plan­wechsels Mitte Dezember nicht buchen.

Wir wählten je Strecke die erste Direkt­verbindung ab der angegebenen Uhrzeit aus. Wir erfassten den jeweils güns­tigsten Preis für die Buchung einer durch­gehenden Fahrt sowie die Summe der Fahr­preise, die sich durch eine Zwei­teilung der Fahrt ergeben würde – und zwar für jeden Unterwegs­bahnhof. Alle Fahr­preise ließen wir uns ohne Ermäßigungen wie zum Beispiel durch eine Bahncard anzeigen.

Güns­tigste Optionen für Bahnreisen quer durch Deutsch­land

Die Tabelle weist für jede der zehn Verbindungen und drei Reise­zeit­punkten die güns­tigste Buchungs-Option aus – das war sehr oft war die komplette Buchung.

Strecke

Aufteilung der Buchung

Kurz­fristige Buchung (Nächster Tag, ab 7 Uhr; 24. oder 25.9.2025)

Mittel­fristige Buchung (Frei­tagnach­mittag in vier Wochen, ab 15 Uhr; 24.10.2025)

Lang­fristige Buchung (Montagmorgen in zehn Wochen, ab 7 Uhr; 8.12.2025)

Hamburg Hbf – Berlin Hbf

(über Uelzen, Salzwedel, Stendal)

Komplett gebucht (Zugnummer)

89,99 Euro (ICE 1727)

43,99 Euro (ICE 1615)

19,99 Euro (ICE 1727)

Mit einem Split

81,98 bis 87,98 Euro

45,98 bis 47,98 Euro

37,98 Euro

Güns­tigste Option

Split in Uelzen

Komplette Strecke

Komplette Strecke

Köln Hbf – Hannover Hbf

(über Wuppertal, Hagen, Hamm, Biele­feld)

Komplett gebucht (Zugnummer)

77,99 Euro (IC 2443)

35,99 Euro (ICE 953)

25,99 Euro (ICE 855)

Mit einem Split

66,98 bis 83,98 Euro

42,98 bis 49,98 Euro

37,98 bis 42,98 Euro

Güns­tigste Option

Split in Hamm

Komplette Strecke

Komplette Strecke

Köln Messe/Deutz – Frank­furt (Main) Flughafen

(über Siegburg/Bonn)

Komplett gebucht (Zugnummer)

79,99 Euro (ICE 529)

43,99 Euro (ICE 1011)

24,99 Euro (ICE 913)

Mit einem Split

87,98 Euro

67,98 Euro

42,98 Euro

Güns­tigste Option

Komplette Strecke

Komplette Strecke

Komplette Strecke

Stutt­gart Hbf – München Hbf

(über Ulm, Augs­burg)

Komplett gebucht (Zugnummer)

39,99 Euro (ICE 991)

31,99 Euro (ICE 597)

14,99 Euro (ICE 991)

Mit einem Split

51,98 Euro

35,98 bis 37,98 Euro

22,98 bis 27,98 Euro

Güns­tigste Option

Komplette Strecke

Komplette Strecke

Komplette Strecke

Berlin Hbf – München Hbf

(über Halle (Saale), Erfurt, Nürn­berg)

Komplett gebucht (Zugnummer)

139,99 Euro (ICE 1003)

99,99 Euro (ICE 1007)

37,99 Euro (ICE 1003)

Mit einem Split

185,98 bis 195,98 Euro

129,98 bis 139,98 Euro

54,98 bis 59,98 Euro

Güns­tigste Option

Komplette Strecke

Komplette Strecke

Komplette Strecke

Basel SBB - Hamburg Hbf

(über Freiburg (Breisgau), Offenburg, Baden-Baden, Karls­ruhe, Mann­heim, Frank­furt (Main), Kassel-Wilhelms­höhe, Göttingen, Hannover)

Komplett gebucht (Zugnummer)

141,99 Euro (ICE 78)

75,99 Euro (ICE 70)

59,99 Euro (ICE 78)

Mit einem Split

179,98 bis 231,98 Euro

85,98 bis 99,98 Euro

64,98 bis 75,98 Euro

Güns­tigste Option

Komplette Strecke

Komplette Strecke

Komplette Strecke

Wiesbaden Hbf − Dresden Hbf

(über Mainz, Frank­furt (Main), Fulda, Bad Hers­feld, Eisen­ach, Gotha, Erfurt, Leipzig, Riesa)

Komplett gebucht (Zugnummer)

157,70 Euro (ICE 1559)

79,99 (ICE 1655)

59,99 (ICE 1559)

Mit einem Split

169,89 Euro bis 186,40 Euro

87,98 bis 109,98 Euro

71,98 bis 77,98 Euro

Güns­tigste Option

Komplette Strecke

Komplette Strecke

Komplette Strecke

Düssel­dorf Hbf – Hamburg Hbf

(über Duisburg, Essen, Reck­ling­hausen, Bochum, Dort­mund, Münster (Westf.), Osnabrück, Bremen)

Komplett gebucht (Zugnummer)

95,99 Euro (ICE 208)

51,99 Euro (ICE 108)

27,99 (ICE 208)

Mit einem Split

92,98 bis 107,98 Euro

52,98 bis 67,98 Euro

32,98 bis 42,98 Euro

Güns­tigste Option

Split in Münster (Westf.)

Komplette Strecke

Komplette Strecke

Frank­furt (Main) Hbf – München Hbf

(über Aschaffenburg, Würzburg, Nürn­berg)

Komplett gebucht (Zugnummer)

119,99 (ICE 525)

65,99 (ICE 721)

27,99 Euro (ICE 525)

Mit einem Split

117,98 bis 139,98 Euro

61,98 bis 63,98 Euro

43,98 bis 45,98 Euro

Güns­tigste Option

Split in Aschaffenburg

Split in Nürn­berg

Komplette Strecke

Dresden Hbf – Rostock Hbf

(über Elsterwerda, Doberlug-Kirchhain, Berlin Gesund­brunnen, Oranienburg, Neustrelitz, Waren (Müritz))

Komplett gebucht (Zugnummer)

89,99 Euro (IC 2272)

120,30 Euro (IC 2174)

88,50 Euro (IC2272)

Mit einem Split

97,98 bis 109,98 Euro

119,19 bis 136,59 Euro

71,69 bis 96,10 Euro

Güns­tigste Option

Komplette Strecke

Split in Neustrelitz

Split in Berlin Gesund­brunnen

Spartipps für die Bahnreise

Während sich das Spar­potenzial durchs Ticket-Splitting in unserer Stich­probe in Grenzen hielt, lässt sich mit diesen Tipps recht zuver­lässig Geld sparen:

1. Wichtigster Spartipp: Lange vorher buchen

Unsere Stich­probe zeigt: Das größte Spar­potenzial bietet eine früh­zeitige Buchung, weil dann viele Spar­preis- oder Super-Spar­preis-Tickets verfügbar sind. Die Strecke Hamburg–Berlin kostete in unserer Stich­probe bei einer lang­fristigen Buchung 100 Euro weniger als bei einer kurz­fristigen Buchung für den nächsten Tag.

2. Best­preis-Suche nutzen

Wer flexibel ist, sollte Stoß­zeiten wie den Berufs- und Wochen­endverkehr meiden. Die Bahn steuert die Auslastung mitt­lerweile auch stark über die Preis­gestaltung – güns­tigere Fahrten, etwa außer­halb der Stoß­zeiten, lassen sich in der App DB Navigator oder auf der Webseite der Bahn über die sogenannte Best­preis-Suche finden. Akti­vieren Sie bei der Suche nach Verbindungen den entsprechenden Button.

3. Bei ausländischen Anbietern buchen

Stre­cken, die bis ins Ausland gehen, lassen sich auch bei ausländischen Anbietern buchen. Es ist mitunter güns­tiger, dort die komplette Strecke bis ins Ausland zu buchen und dann einfach am gewünschten Halt in Deutsch­land auszusteigen.

Auch hier haben wir eine Stich­probe gemacht: Die Direkt­verbindung von Frank­furt (Main) Hbf nach München Hbf mit dem ICE 1219 am Frei­tagnach­mittag, 24. Oktober, ab 15 Uhr kostet auf der Webseite der Deutschen Bahn für einen Erwachsenen ohne Ermäßigung ab 99,99 Euro. Dieser Zug fährt bis ins österrei­chische Inns­bruck weiter. Bucht man die Strecke Frank­furt–Inns­bruck auf der Webseite der ÖBB, kostet das entsprechende Ticket ab 45,20 Euro – also weniger als die Hälfte.

Etwas weniger Spar­potenzial bot auf der Strecke Berlin–Dresden zu dem Reise­zeit­punkt die Buchung über die Tsche­chische Bahn. Über bahn.de gebucht, kostet die Fahrt bis Dresden mit dem EC 178 in Richtung nach Prag ab 29,99 Euro. Ein Ticket bis Děčín, dem ersten Bahnhof hinter der Grenze, kostete bei der Tsche­chischen Bahn 552 Tsche­chische Kronen, umge­rechnet rund 22,70 Euro – also gut 7 Euro weniger.

4. Ticket mit aufgehobener Zugbindung buchen

Kurz­fristig kann es sich lohnen, sich auf der Webseite oder in der App der Bahn eine güns­tige Verbindung – etwa eine IC-Verbindung oder eine Verbindung mit langer Fahrt­dauer – heraus­zusuchen, bei der große Verspätung, Halt- oder Zugausfall zu erwarten sind. Wird dann die Zugbindung aufgehoben, kann man jede beliebige Verbindung nutzen, um ans Ziel zu kommen – also auch eine teurere schnelle ICE-Verbindung. Und das laut Bahn-Webseite noch bis zwölf Monate nach dem ursprüng­lich geplanten Reiseantritt.

5. Deutsch­land­ticket für Teil­stre­cken nutzen

Auf manchen Stre­cken­abschnitten sind Fern­verkehrs­züge nicht viel flotter unterwegs als der Regional­verkehr. Da kann es – insbesondere für Besitzer des Deutsch­land­tickets oder anderer Regional­verkehr-Abos – güns­tiger sein, eine Teil­strecke nicht mit dem ICE oder IC zurück­zulegen, sondern den Regio zu nehmen.

Wir empfehlen aber, dies eher am Ende einer Bahnreise zu tun. Denn: Fährt man den ersten Teil mit dem Abo-Ticket im Regio und verpasst dann – etwa aufgrund von Verspätungen – den Fern­verkehrs­zug für den zweiten Teil der Reise, bleibt man auf den Kosten für das Fern­verkehrs­ticket mit Zugbindung sitzen.

6. Gemein­sam Bahnfahren – ein Gruppen­ticket nutzen

Oft sind Gruppen­tickets pro Person deutlich güns­tiger. Wer nicht mit Family und Friends unterwegs ist, kann sich Reise­gruppen zum Beispiel auf Bahn-Mitfahr­börsen wie BesserMitfahren.de anschließen und ein Gruppen­ticket mit anderen teilen.

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