Spiele-Controller im Test

Gaming für alle

Datum:
  • Text: Martin Gobbin
  • Testleitung: Dr. Florian Ostermann
  • Produkt­auswahl: Philipp Damm­schneider
  • Leitung Faktencheck: Dr. Claudia Behrens
Spiele-Controller im Test - Einer ist sehr gut

Inklusiv. Der Xbox Adaptive Controller von Microsoft (oben) und Sonys Play­station Access Controller bauen Barrieren für Gamer mit motorischen Einschränkungen ab. © Stiftung Warentest - Ralph Kaiser

Spielen mit Behin­derung: Sony und Microsoft bieten Spezialcontroller für motorisch ein­geschränkte Menschen an. Wir haben beide Modelle geprüft, ­ohne sie zu benoten – und mit zwei Fachleuten gesprochen.

Spiele-Controller im Test Testergebnisse für 18 Spiele-Con­troller freischalten

Etwa 45 Millionen Menschen spielen in Deutsch­land Video­spiele, rund 7,6 Millionen davon haben Behin­derungen. Für Betroffene gibt es verschiedene Spezialcontroller. Zwei davon haben wir getestet: Sonys Access Controller für die PS5 und Microsofts Adaptive Controller für die Xbox (direkt beim Anbieter kosten beide rund 90 Euro). Fazit: Beide sind hilf­reich, da sie viel Flexibilität bieten, um sie an eigene Bedürf­nisse anzu­passen. Wie gut sie sich für Nutzende eignen, hängt stark von deren individuellen körperlichen Einschränkungen ab. Noten vergeben wir deshalb nicht. Ergänzend zum Test haben wir zwei Fachleute um ihre Einschät­zung gebeten.

Melly Eilert kennt beide Controller

Die 38-jährige Bürokauffrau aus Beckum schreibt regel­mäßig in Gaming-Publikationen über barrierefreies Spielen. Seit ihrem vierten Lebens­jahr sitzt sie aufgrund spinaler Muskel­atrophie im Roll­stuhl. „Gaming bedeutet mir viel“, sagt sie. „Es lässt mich mehr dazu­gehören.“ Viele Spiele umfassen jedoch nicht genügend inklusive Einstel­lungen, was die Auswahl einschränkt. Schwierig sind für sie etwa Tasten­kombinationen und Trigger mit hohem Druck­widerstand. Wie gut sich ein Spiel für sie eignet, ­findet Melly Eilert etwa über die Seitegaming-ohne-grenzen.de heraus.

Spiele-Controller im Test - Einer ist sehr gut

Melly Eilert liebt Fantasy Games und spielt auf Play­station, Xbox, Switch und PC. Dennis Winkens ist großer Super-Mario-Fan – er steuert seinen Controller komplett per Mund. © Anna Spindelndreier

Mehr Spiel­auswahl mit Xbox Adaptive Controller

Den Adaptive Controller von Microsoft besitzt Melly Eilert seit dem Marktstart im Jahr 2018. „Das Gerät ermöglicht mir eine größere Vielfalt an Spielen, von denen ich einige sonst nicht zocken könnte.“ Es besteht aus einer Basis­station, die man auf einer Oberfläche ablegt. Sie hat recht wenige Knöpfe, aber 21 Anschlüsse, über die sich nach Belieben externe Buttons, Pedale oder Joysticks verbinden lassen.

Sonys Access Controller spart Geld

Der Sony soll eher Komplett­lösung sein als nur Basis: Er hat neun Buttons, einen Joystick, aber nur vier Anschlüsse für ­externe Tasten. Nachteil: weniger Flexibilität. Vorteil: „Anders als bei der Xbox braucht man kaum was hinzuzukaufen. Das spart Geld“, sagt Melly Eilert.

Auch das Aussehen zählt

Beide Modelle ermöglichen Nutzenden freies Belegen der Tasten. Beide lassen sich mit Stan­dard­control­lern kombinieren und über Dritt­anbieter-Sets erweitern. „Die zwei Controller sehen cool und modern aus“, lobt Melly Eilert. „Andere Hilfs­geräte wirken oft altmo­disch.“

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Dennis Winkens spielt per Mund

Der 37-jährige Online-Redakteur aus Viersen kann weder den Adaptive noch den Access Controller nutzen, da er wegen einer Quer­schnitts­lähmung Arme und Beine nicht bewegen kann. Er spielt mit einem Spezialcontroller für den Mund. „Meinen Quad­stick kann ich wie einen Joystick steuern“, erklärt er. „Und ich kann reinpusten oder saugen, um ­bestimmte Aktionen auszulösen.“

Spiele als Tor zur Außen­welt

Dennis Winkens hat durch Gaming Freund­schaften gewonnen. „Beim Spielen werde ich einfach als Mensch wahr­genommen. Meine Behin­derung ist da neben­sächlich“, erzählt er. Seine Skills kann man auf der Streaming-Platt­form Twitch bestaunen, wo der Roll­stuhl­fahrer als „Whee­lyWorld“ bekannt ist.

Da geht noch mehr

Melly Eilert und Dennis Winkens loben, dass sich immer mehr Spieleentwickler um inklusives Gaming kümmern. Beide sehen aber noch viel Luft nach oben: „Spiele- und Controller-Hersteller sollten Betroffene mehr einbeziehen“, sagt Winkens. Eilert wünscht sich „Barrierefreiheit by Design“: „Schon beim Konzipieren gilt es, die Bedürf­nisse behinderter Menschen mitzudenken. Geschieht das erst in einer späten Phase, sind die Möglich­keiten oft begrenzt.“ Und beide würden sich über mehr Repräsentation von Menschen mit Handicaps in Spielen freuen: „Da geht noch mehr“, findet Melly Eilert.

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