
Inklusiv. Der Xbox Adaptive Controller von Microsoft (oben) und Sonys Playstation Access Controller bauen Barrieren für Gamer mit motorischen Einschränkungen ab. © Stiftung Warentest - Ralph Kaiser
Spielen mit Behinderung: Sony und Microsoft bieten Spezialcontroller für motorisch eingeschränkte Menschen an. Wir haben beide Modelle geprüft, ohne sie zu benoten – und mit zwei Fachleuten gesprochen.
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Testergebnisse für 18 Spiele-ControllerEtwa 45 Millionen Menschen spielen in Deutschland Videospiele, rund 7,6 Millionen davon haben Behinderungen. Für Betroffene gibt es verschiedene Spezialcontroller. Zwei davon haben wir getestet: Sonys Access Controller für die PS5 und Microsofts Adaptive Controller für die Xbox (direkt beim Anbieter kosten beide rund 90 Euro). Fazit: Beide sind hilfreich, da sie viel Flexibilität bieten, um sie an eigene Bedürfnisse anzupassen. Wie gut sie sich für Nutzende eignen, hängt stark von deren individuellen körperlichen Einschränkungen ab. Noten vergeben wir deshalb nicht. Ergänzend zum Test haben wir zwei Fachleute um ihre Einschätzung gebeten.
Melly Eilert kennt beide Controller
Die 38-jährige Bürokauffrau aus Beckum schreibt regelmäßig in Gaming-Publikationen über barrierefreies Spielen. Seit ihrem vierten Lebensjahr sitzt sie aufgrund spinaler Muskelatrophie im Rollstuhl. „Gaming bedeutet mir viel“, sagt sie. „Es lässt mich mehr dazugehören.“ Viele Spiele umfassen jedoch nicht genügend inklusive Einstellungen, was die Auswahl einschränkt. Schwierig sind für sie etwa Tastenkombinationen und Trigger mit hohem Druckwiderstand. Wie gut sich ein Spiel für sie eignet, findet Melly Eilert etwa über die Seitegaming-ohne-grenzen.de heraus.

Melly Eilert liebt Fantasy Games und spielt auf Playstation, Xbox, Switch und PC. Dennis Winkens ist großer Super-Mario-Fan – er steuert seinen Controller komplett per Mund. © Anna Spindelndreier
Mehr Spielauswahl mit Xbox Adaptive Controller
Den Adaptive Controller von Microsoft besitzt Melly Eilert seit dem Marktstart im Jahr 2018. „Das Gerät ermöglicht mir eine größere Vielfalt an Spielen, von denen ich einige sonst nicht zocken könnte.“ Es besteht aus einer Basisstation, die man auf einer Oberfläche ablegt. Sie hat recht wenige Knöpfe, aber 21 Anschlüsse, über die sich nach Belieben externe Buttons, Pedale oder Joysticks verbinden lassen.
Sonys Access Controller spart Geld
Der Sony soll eher Komplettlösung sein als nur Basis: Er hat neun Buttons, einen Joystick, aber nur vier Anschlüsse für externe Tasten. Nachteil: weniger Flexibilität. Vorteil: „Anders als bei der Xbox braucht man kaum was hinzuzukaufen. Das spart Geld“, sagt Melly Eilert.
Auch das Aussehen zählt
Beide Modelle ermöglichen Nutzenden freies Belegen der Tasten. Beide lassen sich mit Standardcontrollern kombinieren und über Drittanbieter-Sets erweitern. „Die zwei Controller sehen cool und modern aus“, lobt Melly Eilert. „Andere Hilfsgeräte wirken oft altmodisch.“
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Testergebnisse für 18 Spiele-ControllerDennis Winkens spielt per Mund
Der 37-jährige Online-Redakteur aus Viersen kann weder den Adaptive noch den Access Controller nutzen, da er wegen einer Querschnittslähmung Arme und Beine nicht bewegen kann. Er spielt mit einem Spezialcontroller für den Mund. „Meinen Quadstick kann ich wie einen Joystick steuern“, erklärt er. „Und ich kann reinpusten oder saugen, um bestimmte Aktionen auszulösen.“
Spiele als Tor zur Außenwelt
Dennis Winkens hat durch Gaming Freundschaften gewonnen. „Beim Spielen werde ich einfach als Mensch wahrgenommen. Meine Behinderung ist da nebensächlich“, erzählt er. Seine Skills kann man auf der Streaming-Plattform Twitch bestaunen, wo der Rollstuhlfahrer als „WheelyWorld“ bekannt ist.
Da geht noch mehr
Melly Eilert und Dennis Winkens loben, dass sich immer mehr Spieleentwickler um inklusives Gaming kümmern. Beide sehen aber noch viel Luft nach oben: „Spiele- und Controller-Hersteller sollten Betroffene mehr einbeziehen“, sagt Winkens. Eilert wünscht sich „Barrierefreiheit by Design“: „Schon beim Konzipieren gilt es, die Bedürfnisse behinderter Menschen mitzudenken. Geschieht das erst in einer späten Phase, sind die Möglichkeiten oft begrenzt.“ Und beide würden sich über mehr Repräsentation von Menschen mit Handicaps in Spielen freuen: „Da geht noch mehr“, findet Melly Eilert.
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