Messenger-Dienste & RCS Endlich einer für alle

Messenger-Dienste & RCS - Endlich einer für alle

Keine Spezial-App nötig. Gruppen­chats, Sprach­nach­richten, Bilder und Dateien tauschen – dank RCS beherrscht die vorinstallierte Nach­richten-App die wichtigsten Messenger-Funk­tionen. © Getty Images

Diese Technik könnte Messenger-Apps wie WhatsApp oder Telegram über­flüssig machen: Wir zeigen, was der SMS-Nach­folger RCS kann und wie man ihn nutzt.

Gruppen­chats und Bildertausch ohne Zusatz-App

Die meisten Freunde sind bei Signal, ein paar sind noch bei WhatsApp und die Yoga-Gruppe tauscht sich auf Telegram aus: In der zersplitterten Land­schaft der Messenger-Dienste kann man leicht den Über­blick verlieren. Dabei gibt es eine Technologie, die all die verschiedenen, voneinander abge­schotteten Dienste über­flüssig machen könnte: RCS (Rich Communications Service).

RCS ist eine Art Luxus-Nach­folger der guten alten SMS-Text­nach­richt (Short Message Service). Gruppen-Chats, Sprach­nach­richten, Austausch von Bildern und anderen Dateien – vieles, was man an spezialisierten Messenger-Apps wie WhatsApp oder Signal lieb gewonnen hat, ist dank RCS heute bereits über die auf dem Handy vorinstallierte Nach­richten-App möglich. Entwickelt wurde RCS von der GSM Association, der interna­tionalen Vereinigung von Mobil­funkanbietern.

Auch iPhones können nun RCS – aber nicht in jedem Hand­ynetz

Damit zwei Personen per RCS Nach­richten austauschen können, müssen zwei Voraus­setzungen erfüllt sein: Beide Smartphones müssen RCS unterstützen – und es muss in beiden Mobilfunknetzen verfügbar sein. Ersteres war bis vor kurzem ein echtes Hemm­nis. Zwar unterstützen Android-Handys RCS schon seit der Android-Version 5, die 2014 veröffent­licht wurde. Doch iPhones beherrschten das Protokoll bis vor kurzem nicht. Erst seit der aktuellen Version 18 des iPhone-Betriebs­systems iOS sind nun endlich auch Apple-Handys mit RCS kompatibel.

Auch die zweite Voraus­setzung ist hier­zulande inzwischen für die meisten Hand­ynutzer erfüllt: In den Netzen von O2, Telekom und Vodafone klappt den Anbietern zufolge der Austausch von RCS-Nach­richten auch zwischen Android- und iOS-Handys. Nur im jüngsten und kleinsten Netz von 1&1 funk­tioniert RCS noch nicht mit iPhones. Man arbeite daran, teilte uns das Unternehmen auf Anfrage mit, ohne aber einen Zeithorizont zu nennen.

Tipp: Test­ergeb­nisse für 414 Smartphones finden Sie im großen Handy-Test der Stiftung Warentest.

Abrechnung übers Daten­volumen

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Anzeige. Ob man mit einem Gesprächs­partner per RCS oder SMS verbunden ist, steht unten im Text­eingabefeld der Nach­richten-App. © Screenshot: Stiftung Warentest

Auf iPhones und den meisten Android-Handys läuft RCS einfach über die vorinstallierte Nach­richten-App, die man auch für SMS verwendet. Sollte diese RCS nicht unterstützen, können Android-Nutzer kostenlos die Google-Messages-App aus dem App-Store herunter­laden. Ob man mit einem Gesprächs­partner per RCS, SMS oder – zwischen iPhone-Nutzern – per iMessage verbunden ist, erkennt die Nach­richten-App auto­matisch und zeigt es für jeden Teilnehmer an.

Abge­rechnet werden RCS-Nach­richten wie auch der Daten­verkehr von Messenger-Apps ganz einfach über das inkludierte Daten­volumen des Hand­ytarifs. Ein eventuelles SMS-Kontingent bleibt davon unbe­rührt. Insofern kann man per RCS ebenso unbe­schwert Bilder und Nach­richten austauschen wie mit Signal oder WhatsApp.

Baustelle Verschlüsselung

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Verschlüsselung. Wenn die Verbindung Ende-zu-Ende verschlüsselt ist, zeigt Google Messages ein kleines Vorhängeschloss. © Screenshot: Stiftung Warentest

Einen Nachteil hat RCS gegen­über Signal und WhatsApp allerdings noch: Die Verbindung ist nicht immer Ende-zu-Ende verschlüsselt. Beim Austausch zwischen Android-Handys ist das schon möglich, aber nicht zwischen Androiden und iPhones. Hier ist nur der Trans­portweg von den Handys zu den beteiligten Servern verschlüsselt – dort könnten dann die Anbieter theoretisch mitlesen, so wie etwa bei SMS und den meisten E-Mails.

Die GSM Association will das ändern und arbeitet an einer platt­form­über­greifenden Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Auf Android-Geräten zeigt die Google-Messages-App ein kleines Schloss-Symbol, wenn die RCS-Verbindung verschlüsselt ist.

Schon jetzt lohnt sich ein neugieriger Blick in die vorinstallierte Nach­richten-App, um zu sehen, wen man dort alles per RCS erreichen kann. Vielleicht sind zusätzliche Messenger-Apps bald nicht mehr nötig.

Tipp: Weitere Infos und Lösungen für tech­nische Problemen stellen Apple und Google auf ihren Hilfe-Seiten zu RCS bereit.

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Kommentarliste

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  • AMielach am 21.01.2025 um 22:44 Uhr
    Noch eine weitere Nachrichten-App - genial!

    "Auf iPhones und den meisten Android-Handys läuft RCS einfach über die vorinstallierte Nach­richten-App, die man auch für SMS verwendet. Sollte diese RCS nicht unterstützen, können Android-Nutzer kostenlos die Google-Messages-App aus dem App-Store herunter­laden."
    Ja perfekt, da hab ich ja nur darauf gewartet. Mit meinen Kontakten über Signal und Telegram zu kommunizieren fand ich immer etwas eintönig, da ist es doch gut, dass ich jetzt mit ein paar wenigen Leuten, die Bock haben, endlich noch teilweise zu einer dritten App wechseln kann (die dann ggü. Signal nichtmal immer E2E-Verschlüsselt ist). Danke für die hilfreiche Empfehlung! \s

  • OrSz80 am 14.01.2025 um 08:26 Uhr
    Sonst halt Joyn

    Naja wenn es mit RCS nicht klappt, könnte man es ja noch mit Joyn probieren (nicht der Streamer).
    Aber mal ernsthaft. Niemand der seriös in dem Bereich tätig ist, glaubt an einen Erfolg von RCS. Aus technischen Gründen nicht und auch aus Gründen der Marktdominanz nicht.

  • Krnfofkr2020 am 13.01.2025 um 09:05 Uhr
    Totgeburt+

    Ich stimme WittyPitty vollkommen zu. Nicht nur kommt dieser "Standard" zu spät, er ist auch sehr undurchsichtig und nicht zu Ende gedacht. Eben auf iPhone14 und GooglePixel8 im Telekom Netz Österreich getestet, mit keinem meiner beruflichen oder privaten Kontakte lässt sich RCS ersichtlich nutzen. Allein die Tatsache, dass man in den Apps SMS nicht aktiv deaktivieren und RCS erzwingen kann, macht es uninteressant. Nichts ist ärgerlicher, als mit einem Freund außerhalb der EU zu chatten und am Monatsende eine schöne teure Rechnung für xx SMS zu bekommen.

  • Gelöschter Nutzer am 11.01.2025 um 20:11 Uhr
    Totgeburt

    Viele Jahre nachdem sich die großen Messenger auf der Welt durchgesetzt haben, iMessage sowie der Facebook Messenger und der aus dem gleichen Konzern stammende WhatsApp Messenger, kommt also nun etwas um die Ecke, was schon vor zehn Jahren hätte auf den Markt kommen müssen. Und selbst 2025 ist eine E2E Verschlüsselung, die bei den weltweit verbreitetsten Messengern Standard ist, noch immer nicht garantiert. Ich glaube so etwas nennt man eine Totgeburt. Sollte eine E2E Verschlüsselung einmal durchgehend möglich sein und garantiert werden, wann das ist steht ja noch in den Sternen, bestände zumindest die theoretische Chance, dass sich dieser neue Dienst irgendwann einmal durchsetzt. Darauf gewartet hat wohl kaum jemand. Dafür ist die Zeit viel zu weit fortgeschritten. Und der große Hype, der um diesen Dienst gemacht wird und die umfangreiche Berichterstattung in allen möglichen Medien, lässt mich auch zumindest skeptisch werden, was die Sicherheit des Dienstes anbelangt.

  • Pasternake am 11.01.2025 um 16:55 Uhr
    XMPP - besser als RCS

    Was RCS kann und noch mehr, kann alles XMPP. Leider benutzt das kaum jemand und es wird sich wohl kaum groß durchsetzen und verbreiten.