Private Equity Vorsicht bei neuem Angebot von Trade Republic

Datum:
  • Text: Max Schmutzer
  • Testleitung: Yann Stoffel
Private Equity - Vorsicht bei neuem Angebot von Trade Republic

Geld­anlage per App. Trade Republic will seinen Kundinnen und Kunden neue Investitions­möglich­keiten anbieten. © Trade Republic

Die Online-Bank Trade Republic bietet Investitionen in Private-Equity-Fonds für Klein­anleger an. Doch die Risiken der Anlage sind nicht zu unterschätzen.

Von der großen Mehr­heit der Firmen auf der Welt gibt es keine Aktien zu kaufen. Der Grund: Die Unternehmen sind nicht an der Börse notiert. Anle­gerinnen und Anleger können deshalb in viele Firmen des deutschen Mittel­stands, aber auch in mitt­lere bis sehr große Firmen welt­weit nicht investieren. Für institutionelle Investoren und Anle­gerinnen und Anleger mit sehr hohen Vermögen gibt es trotzdem Möglich­keiten, sich an manchen dieser Firmen zu beteiligen: Private Equity-Fonds ermöglichen Investitionen in Firmen, die nicht an der Börse notiert sind – bisher allerdings mit hohen Hürden. Meinst konnte man erst ab 100 000 Euro oder mehr einsteigen.

Trade Republic will Private Equity für alle öffnen

Die Online-Bank Trade Republic will diese Investitions­möglich­keit nun allen Klein­anlegerinnen und Klein­anlegern öffnen und hat sich dafür mit den Private-Equity-Firmen Apollo aus den USA und EQT aus Schweden zusammengetan. Investitionen in „Private Markets“ sind hier über eine spezielle Fonds­art möglich: ELTIF (European Long-Term Investment Fund). Sie investieren per Definition in Projekte und Firmen, in denen das Geld länger gebunden ist. Handel­bar sind ELTIF deshalb nur einge­schränkt oder eine Zeit lang gar nicht. Weil sie in Firmen investieren, die selbst nicht handel­bar sind und deren Wert nicht so einfach zu bestimmen ist, haben viele solcher Fonds lang­jährige Mindest­halte­pflichten oder beschränken das Volumen, das zurück­gegeben werden kann.

Die Stiftung Warentest ist skeptisch

In einer ersten Einschät­zung des neuen Angebots von Trade Republic raten die Geld­anlage­experten der Stiftung Warentest zur Vorsicht. Anle­gerinnen und Anleger müssen wissen: Investitionen in Private Equity sind eventuell kaum handel­bar, intrans­parenter und teurer als Investitionen in Aktien-ETF. Dass die Renditen deutlich höher sind, ist keinesfalls sicher und auch Verluste sind möglich.

Wie genau das Private-Equity-Angebot von Trade Republic funk­tioniert und wo aus unserer Sicht die Knack­punkte liegen, lesen Sie hier:

Die Fonds können schwer verkäuflich sein

Trade Republic will die mangelnde Liquidität der ELTIF umgehen, indem in einem internen Markt­platz Verkäufer und Käufer von Fonds­anteilen zusammen­gebracht werden sollen. Dort sollen ab 1 Euro Bruch­teile dieser Fonds gekauft und verkauft werden. Wollen aber viele Anleger gleich­zeitig Fonds­anteile verkaufen, haben sie keine Garantie, dass zu jedem Zeit­punkt genug potenzielle Käufer vorhanden sind. Wann und zu welchem Wert sie ihre Fonds­anteile dann verkaufen können, ist unklar. Wenn sich keine Käufer finden lassen, können die Anle­gerinnen und Anleger nur die Rück­nahme­konditionen der Fondsanbieter in Anspruch nehmen. Wer ELTIFs kaufen möchte, sollte sie daher unbe­dingt als lang­fristiges Investment betrachten.

Nach dem Trade Republic Girokonto und dem Kinderdepot ist dies die nächste Erweiterung der Produktpalette der Online-Bank, die mit günstigen Wertpapierdepots gestartet ist und weitere Neuerungen für die kommenden Monate angekündigt hat.

Die angegebene Zielrendite ist wenig aussagekräftig

Trade Republic bewirbt das Investment mit einer „Ziel­performance von 12%“ oder „12% Markt­zielrendite“. Trade Republic schreibt uns dazu auf Nach­frage: „Es handelt sich um eine Prognose, die die Entwick­lung auf Basis historischer Daten sowie markt­üblicher Zielrenditen antizipiert.“ Auf weitere Nach­fragen zur Methode der Prognose ist Trade Republic nicht einge­gangen.

Anleger sollten sich bewusst sein: „Zielrenditen“ sind kein verläss­licher oder gar garan­tierter Wert. Historische Betrachtungen sind in diesem Bereich mit Vorsicht zu genießen. Experten sagen, dass die Nied­rigzins­phase bis 2022 und die damit einhergehende güns­tige Finanzierung der Unternehmen die Erträge von Private Equity nach oben hat schnellen lassen. Auch wegen der Zins­wende häufen sich nun aber die Probleme im Private Equity Bereich. Dass sich die Branche inzwischen für Klein­anleger öffnet, werten manche Beob­achter auch als Hinweis, dass das Geld aus den bisherigen Quellen nicht mehr ausreichend fließt. Zudem könnten nur solche Unternehmen in den Portfolios der Klein­anleger landen, in die große Investoren nicht investieren wollten.

Wichtig ist aber vor allem: Private Equity reagiert auf ein schlechtes wirt­schaftliches Umfeld genauso negativ wie Aktien. Auch hohe Zinsen wirken sich negativ aus. Eine solche Investition kann nicht nur mit geringeren Renditen, sondern auch mit Verlusten einhergehen. Diese großen Risiken kommen bei der Darstellung in der Trade Republic App viel kurz.

Private Equity - Vorsicht bei neuem Angebot von Trade Republic

Opti­mistische Darstellung. Dass auch Investitionen in Private-Equity-Fonds zu Verlusten führen können, kommt in der Darstellung in der Trade Republic App zu kurz. © Quelle: App Trade Republic, Screenshot Stiftung Warentest 16.09.2025

Zeit­druck sollte nicht sein

Zur Einführung der neuen Produkte wirbt Trade Republic mit einem Bonus von 1 Prozent auf jede Einzahlung in die Private Equity Fonds ohne Limitierung der Höhe. Das Angebot gilt aber nur in den ersten 30 Tagen und wird mit einem Countdown in den persönlichen Über­sichten der Anle­gerinnen und Anleger begleitet. Wir finden: Zeit­druck sollte bei finanziellen Entscheidungen nicht aufgebaut werden. Anle­gerinnen und Anleger sollten sich nicht durch den Bonus in eine komplexe Anlage locken lassen, die sie nicht komplett verstehen.

Wert der Private-Equity-Fonds ist weniger trans­parent als bei Aktien

Ein weiterer Nachteil: Der Wert der Private-Equity-Fonds bei Trade Republic wird nur einmal monatlich fest­gestellt. Eine Bewertung ohne Börsen­preis ist immer mit großer Unsicherheit verbunden – ein Problem, das etwa auch offene Immobilienfonds haben, bei denen der Immobilien­wert von Gutachtern fest­gelegt wird. Hier kam es für Anleger zu bösen Über­raschungen, weil der Fonds­wert plötzlich deutlich schlechter bewertet wurde. Bei Aktien hingegen besteht mehr Trans­parenz und die Papiere sind jeder­zeit handel­bar.

Tipp: Die besten Aktienfonds und Aktien-ETF finden Sie in unserem Fondsfinder.

Investition in bekannte Unternehmen

Durch die Anla­gepro­dukte lässt sich in Unternehmen investieren, die sonst nicht für Anle­gerinnen und Anleger offen stehen. EQT investiert etwa in die Firma Flix (FlixBus, FlixTrain), den Onlinehändler für Tier­produkte Zooplus oder die Online-Handels­platt­form Vinted. Elf konkrete Investments werden bei Trade Republic vorgestellt. Apollo beschreibt hingegen Unternehmen, in die investiert wird, nur allgemein, ohne die konkreten Unter­nehmens­namen zu nennen. Trade Republic schreibt uns dazu: „Investitionen in private, nicht-börsennotierte Unternehmen unterliegen oft Vertraulich­keits­ver­einbarungen.“ Das mag zwar sein, ist für Anleger aber intrans­parent, denn sie wissen nicht, wo ihr Geld landet. Das ist auch deshalb problematisch, weil die Anlage stark von einzelnen Unternehmen abhängig ist. Schlechte Geschäfte oder gar eine Insolvenz treffen die Anleger härter als etwa bei einem Welt-Aktien-ETF, der in über 1 000 Unternehmen investiert.

Hohe Kosten belasten Anlage­erfolg

Private-Equity-Fonds sind teuer. Der Apollo-Fonds hat laufende Kosten von 1,8 Prozent pro Jahr, plus erfolgs­abhängige Gebühren von geschätzt 1,71 Prozent, so dass der Fonds die Auswirkungen der Kosten pro Jahr mit 4,5 Prozent angibt. Der EQT-Fonds veranschlagt keine erfolgs­abhängige Gebühr, dafür sind die laufenden Kosten mit 2,35 Prozent etwas höher. Wer schnell wieder raus will, zahlt in den ersten 18 Monaten Austritts­kosten von 5 Prozent. Auch nach 18 Monaten können noch „Rück­nahme­abschläge“ erhoben werden. Laut Trade Republic entfallen diese Kosten aber, wenn sich ein Käufer über den internen Markt­platz finden lässt. Wenn nicht, wird es aber teuer, wenn der Fonds schnell wieder verkauft werden soll.

Hohe Kosten sind immer ein Rendite­fresser, denn es müssen sehr hohe Renditen durch die Investitionen erzielt werden, wenn noch ordentliche Renditen für die Kundinnen und Kunden über­bleiben sollen. So oder so sind die ausgewiesenen Kosten nur Schät­zungen – es kann auch teurer werden. Jedes Jahr werden später die tatsäch­lich angefallenen Kosten berechnet und ausgewiesen.

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Fazit: Vorsichtig bleiben

Nicht-börsennotierte Unternehmen sind eine besondere Anla­geklasse, die Trade Republic nun für kleinere Anlagesummen öffnet. Mit bekannten Aktien-ETF und Zins­anlagen hat sie wenig gemein­sam.

Anle­gerinnen und Anleger müssen wissen: Investitionen in Private Equity sind eventuell kaum handel­bar, intrans­parenter und teurer als Investitionen in Aktien-ETF. Dass die Renditen deutlich höher sind, ist keinesfalls sicher und auch Verluste sind möglich. Anle­gerinnen und Anleger sollten sich gut informieren und wenn über­haupt eine solche Investition nur als Beimischung zu einem bestehenden, breit aufgestellten Portfolio betrachten.

Die Stiftung Warentest ist skeptisch, dass das Angebot den Kundinnen und Kunden wirk­lich Vorteile bringt. Wir behalten den Markt von ELTIF im Blick und werden die Produkte in Zukunft weiter begleiten.

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