
Geldanlage per App. Trade Republic will seinen Kundinnen und Kunden neue Investitionsmöglichkeiten anbieten. © Trade Republic
Die Online-Bank Trade Republic bietet Investitionen in Private-Equity-Fonds für Kleinanleger an. Doch die Risiken der Anlage sind nicht zu unterschätzen.
Von der großen Mehrheit der Firmen auf der Welt gibt es keine Aktien zu kaufen. Der Grund: Die Unternehmen sind nicht an der Börse notiert. Anlegerinnen und Anleger können deshalb in viele Firmen des deutschen Mittelstands, aber auch in mittlere bis sehr große Firmen weltweit nicht investieren. Für institutionelle Investoren und Anlegerinnen und Anleger mit sehr hohen Vermögen gibt es trotzdem Möglichkeiten, sich an manchen dieser Firmen zu beteiligen: Private Equity-Fonds ermöglichen Investitionen in Firmen, die nicht an der Börse notiert sind – bisher allerdings mit hohen Hürden. Meinst konnte man erst ab 100 000 Euro oder mehr einsteigen.
Trade Republic will Private Equity für alle öffnen
Die Online-Bank Trade Republic will diese Investitionsmöglichkeit nun allen Kleinanlegerinnen und Kleinanlegern öffnen und hat sich dafür mit den Private-Equity-Firmen Apollo aus den USA und EQT aus Schweden zusammengetan. Investitionen in „Private Markets“ sind hier über eine spezielle Fondsart möglich: ELTIF (European Long-Term Investment Fund). Sie investieren per Definition in Projekte und Firmen, in denen das Geld länger gebunden ist. Handelbar sind ELTIF deshalb nur eingeschränkt oder eine Zeit lang gar nicht. Weil sie in Firmen investieren, die selbst nicht handelbar sind und deren Wert nicht so einfach zu bestimmen ist, haben viele solcher Fonds langjährige Mindesthaltepflichten oder beschränken das Volumen, das zurückgegeben werden kann.
Die Stiftung Warentest ist skeptisch
In einer ersten Einschätzung des neuen Angebots von Trade Republic raten die Geldanlageexperten der Stiftung Warentest zur Vorsicht. Anlegerinnen und Anleger müssen wissen: Investitionen in Private Equity sind eventuell kaum handelbar, intransparenter und teurer als Investitionen in Aktien-ETF. Dass die Renditen deutlich höher sind, ist keinesfalls sicher und auch Verluste sind möglich.
Wie genau das Private-Equity-Angebot von Trade Republic funktioniert und wo aus unserer Sicht die Knackpunkte liegen, lesen Sie hier:
Die Fonds können schwer verkäuflich sein
Trade Republic will die mangelnde Liquidität der ELTIF umgehen, indem in einem internen Marktplatz Verkäufer und Käufer von Fondsanteilen zusammengebracht werden sollen. Dort sollen ab 1 Euro Bruchteile dieser Fonds gekauft und verkauft werden. Wollen aber viele Anleger gleichzeitig Fondsanteile verkaufen, haben sie keine Garantie, dass zu jedem Zeitpunkt genug potenzielle Käufer vorhanden sind. Wann und zu welchem Wert sie ihre Fondsanteile dann verkaufen können, ist unklar. Wenn sich keine Käufer finden lassen, können die Anlegerinnen und Anleger nur die Rücknahmekonditionen der Fondsanbieter in Anspruch nehmen. Wer ELTIFs kaufen möchte, sollte sie daher unbedingt als langfristiges Investment betrachten.
Nach dem Trade Republic Girokonto und dem Kinderdepot ist dies die nächste Erweiterung der Produktpalette der Online-Bank, die mit günstigen Wertpapierdepots gestartet ist und weitere Neuerungen für die kommenden Monate angekündigt hat.
Die angegebene Zielrendite ist wenig aussagekräftig
Trade Republic bewirbt das Investment mit einer „Zielperformance von 12%“ oder „12% Marktzielrendite“. Trade Republic schreibt uns dazu auf Nachfrage: „Es handelt sich um eine Prognose, die die Entwicklung auf Basis historischer Daten sowie marktüblicher Zielrenditen antizipiert.“ Auf weitere Nachfragen zur Methode der Prognose ist Trade Republic nicht eingegangen.
Anleger sollten sich bewusst sein: „Zielrenditen“ sind kein verlässlicher oder gar garantierter Wert. Historische Betrachtungen sind in diesem Bereich mit Vorsicht zu genießen. Experten sagen, dass die Niedrigzinsphase bis 2022 und die damit einhergehende günstige Finanzierung der Unternehmen die Erträge von Private Equity nach oben hat schnellen lassen. Auch wegen der Zinswende häufen sich nun aber die Probleme im Private Equity Bereich. Dass sich die Branche inzwischen für Kleinanleger öffnet, werten manche Beobachter auch als Hinweis, dass das Geld aus den bisherigen Quellen nicht mehr ausreichend fließt. Zudem könnten nur solche Unternehmen in den Portfolios der Kleinanleger landen, in die große Investoren nicht investieren wollten.
Wichtig ist aber vor allem: Private Equity reagiert auf ein schlechtes wirtschaftliches Umfeld genauso negativ wie Aktien. Auch hohe Zinsen wirken sich negativ aus. Eine solche Investition kann nicht nur mit geringeren Renditen, sondern auch mit Verlusten einhergehen. Diese großen Risiken kommen bei der Darstellung in der Trade Republic App viel kurz.

Optimistische Darstellung. Dass auch Investitionen in Private-Equity-Fonds zu Verlusten führen können, kommt in der Darstellung in der Trade Republic App zu kurz. © Quelle: App Trade Republic, Screenshot Stiftung Warentest 16.09.2025
Zeitdruck sollte nicht sein
Zur Einführung der neuen Produkte wirbt Trade Republic mit einem Bonus von 1 Prozent auf jede Einzahlung in die Private Equity Fonds ohne Limitierung der Höhe. Das Angebot gilt aber nur in den ersten 30 Tagen und wird mit einem Countdown in den persönlichen Übersichten der Anlegerinnen und Anleger begleitet. Wir finden: Zeitdruck sollte bei finanziellen Entscheidungen nicht aufgebaut werden. Anlegerinnen und Anleger sollten sich nicht durch den Bonus in eine komplexe Anlage locken lassen, die sie nicht komplett verstehen.
Wert der Private-Equity-Fonds ist weniger transparent als bei Aktien
Ein weiterer Nachteil: Der Wert der Private-Equity-Fonds bei Trade Republic wird nur einmal monatlich festgestellt. Eine Bewertung ohne Börsenpreis ist immer mit großer Unsicherheit verbunden – ein Problem, das etwa auch offene Immobilienfonds haben, bei denen der Immobilienwert von Gutachtern festgelegt wird. Hier kam es für Anleger zu bösen Überraschungen, weil der Fondswert plötzlich deutlich schlechter bewertet wurde. Bei Aktien hingegen besteht mehr Transparenz und die Papiere sind jederzeit handelbar.
Tipp: Die besten Aktienfonds und Aktien-ETF finden Sie in unserem Fondsfinder.
Investition in bekannte Unternehmen
Durch die Anlageprodukte lässt sich in Unternehmen investieren, die sonst nicht für Anlegerinnen und Anleger offen stehen. EQT investiert etwa in die Firma Flix (FlixBus, FlixTrain), den Onlinehändler für Tierprodukte Zooplus oder die Online-Handelsplattform Vinted. Elf konkrete Investments werden bei Trade Republic vorgestellt. Apollo beschreibt hingegen Unternehmen, in die investiert wird, nur allgemein, ohne die konkreten Unternehmensnamen zu nennen. Trade Republic schreibt uns dazu: „Investitionen in private, nicht-börsennotierte Unternehmen unterliegen oft Vertraulichkeitsvereinbarungen.“ Das mag zwar sein, ist für Anleger aber intransparent, denn sie wissen nicht, wo ihr Geld landet. Das ist auch deshalb problematisch, weil die Anlage stark von einzelnen Unternehmen abhängig ist. Schlechte Geschäfte oder gar eine Insolvenz treffen die Anleger härter als etwa bei einem Welt-Aktien-ETF, der in über 1 000 Unternehmen investiert.
Hohe Kosten belasten Anlageerfolg
Private-Equity-Fonds sind teuer. Der Apollo-Fonds hat laufende Kosten von 1,8 Prozent pro Jahr, plus erfolgsabhängige Gebühren von geschätzt 1,71 Prozent, so dass der Fonds die Auswirkungen der Kosten pro Jahr mit 4,5 Prozent angibt. Der EQT-Fonds veranschlagt keine erfolgsabhängige Gebühr, dafür sind die laufenden Kosten mit 2,35 Prozent etwas höher. Wer schnell wieder raus will, zahlt in den ersten 18 Monaten Austrittskosten von 5 Prozent. Auch nach 18 Monaten können noch „Rücknahmeabschläge“ erhoben werden. Laut Trade Republic entfallen diese Kosten aber, wenn sich ein Käufer über den internen Marktplatz finden lässt. Wenn nicht, wird es aber teuer, wenn der Fonds schnell wieder verkauft werden soll.
Hohe Kosten sind immer ein Renditefresser, denn es müssen sehr hohe Renditen durch die Investitionen erzielt werden, wenn noch ordentliche Renditen für die Kundinnen und Kunden überbleiben sollen. So oder so sind die ausgewiesenen Kosten nur Schätzungen – es kann auch teurer werden. Jedes Jahr werden später die tatsächlich angefallenen Kosten berechnet und ausgewiesen.
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Fazit: Vorsichtig bleiben
Nicht-börsennotierte Unternehmen sind eine besondere Anlageklasse, die Trade Republic nun für kleinere Anlagesummen öffnet. Mit bekannten Aktien-ETF und Zinsanlagen hat sie wenig gemeinsam.
Anlegerinnen und Anleger müssen wissen: Investitionen in Private Equity sind eventuell kaum handelbar, intransparenter und teurer als Investitionen in Aktien-ETF. Dass die Renditen deutlich höher sind, ist keinesfalls sicher und auch Verluste sind möglich. Anlegerinnen und Anleger sollten sich gut informieren und wenn überhaupt eine solche Investition nur als Beimischung zu einem bestehenden, breit aufgestellten Portfolio betrachten.
Die Stiftung Warentest ist skeptisch, dass das Angebot den Kundinnen und Kunden wirklich Vorteile bringt. Wir behalten den Markt von ELTIF im Blick und werden die Produkte in Zukunft weiter begleiten.
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