
Handarbeit. Die Fondsindustrie will auch mit ETF mehr Geld verdienen. Aktive ETF wollen höhere Renditechancen bieten als Index-ETF – bei überschaubaren Kosten. Doch das ist nicht so einfach. © Getty Images / Westend61 / Gustafsson
ETF sind bekannt als Fonds, die einfach einen Index nachbilden. Zurzeit kommen zahlreiche aktive ETF auf den Markt. Wir zeigen, was Anleger von dem Trend erwarten können.
Das Erfolgsrezept von ETF ist einfach: Sie bilden einen Index ab und schneiden damit zwar nicht besser, aber auch nicht schlechter ab als der Marktdurchschnitt – anders als viele aktiv gemanagte Fonds, die in der Vergangenheit enttäuscht haben. Aktive ETF bilden keinen Index ab, sondern wählen die Aktien nach anderen Mustern aus. Die Grenzen zum passiven Management sind fließend. Einige aktive ETF folgen zwar keinem Index, aber einer streng regelbasierten Strategie. Andere beziehen sich auf einen Index, machen aber ein paar Kleinigkeiten anders als dieser. Wieder andere sind wirklich aktiv und betreiben Stock Picking, das heißt, sie wählen die Titel einzeln aus. Wir haben uns das Angebot genauer angeschaut.
Verschiedene Ansätze zur Titelauswahl
Einen indexnahen aktiven ETF bietet zum Beispiel Blackrock mit dem iShares World Equity Enhanced Active ETF. Nach Angaben des Anbieters dient der MSCI World Index als Bezugsgröße für die Rendite. Er bildet den Index aber nicht nach, sondern verwendet quantitative Modelle, um die Aktien auszusuchen. Auswahlkriterien sind unter anderem die Fundamentaldaten der Unternehmen sowie die Marktstimmung. Die Top 3-Werte im Fonds sind Apple, Microsoft und Nvidia – die drei stehen ebenfalls an der Spitze des MSCI World.
Aktive ETF im Stiftung-Warentest-Fondsfinder
Sie finden aktive ETF in unserer großen Fondsdatenbank, indem Sie auf der Startseite auf „alle Fonds“ klicken und auf der nächsten Seite bei „Fondsart“ den Punkt „ETF (kein Indexfonds)“ auswählen.
Auch die ETF-Reihe „Enhanced Index“ von JPM verfolgt einen aktiven Ansatz. Die beiden Fondsmanager des JPM Global Research Enhanced Index Equity Active ETF etwa wählen die Titel nach dem so genannten Bottom-up-Ansatz aus. Dabei werden zunächst die Einzeltitel und dann erst Branchen und Gesamtmarkt betrachtet. Vielversprechende Wertpapiere würden übergewichtet, heißt es im Factsheet von JPM. Die größten drei Titel sind – ähnlich wie bei iShares, nur in einer anderen Reihenfolge – Microsoft, Nvidia und Apple. Der Fonds hat in unserer Bewertung des Anlageerfolgs vier von fünf Punkten und weist eine Marktnähe von 99 Prozent auf. Die Strategie des ETF ist also sehr indexnah.
Wenn Nachhaltigkeit eine Rolle spielt
Der Fonds BNP Paribas Easy ESG Enhanced World (vormals BNP Sustainable World) ist ein aktiver ETF, der in Aktien aus dem MSCI World investiert – allerdings nicht in alle, sondern nur in die, die zur Nachhaltigkeitsstrategie des Hauses passen. Anders als viele andere nachhaltige ETF bildet der Fonds keinen Nachhaltigkeitsindex nach, sondern wählt die nachhaltigen Titel eigenständig aus. Der Fonds ist erst seit September 2024 auf dem Markt und daher von uns noch nicht bewertet.
Aktives Stock Picking
Ein Beispiel für einen aktiven und individuell gemanagten Fonds ist der ARK Innovation ETF, der von der bekannten amerikanischen Ökonomin Cathie Wood gemanagt wird. Er setzt auf Aktiengesellschaften, die „disruptive Innovationen“ verheißen, also auf Grundlage neuer Technologien bestehende Märkte aufmischen. Der ETF investiert zum Beispiel in Biotechnologiewerte und in Aktien, die dem Trend Künstliche Intelligenz zuzuordnen sind. Laut dem Factsheet vom 30. April 2025 war die größte Position des Fonds Tesla. Mehr über den ETF erfahren Sie im Artikel Kultfonds ARK Invest.
Misch-ETF auch aktiv verwaltet
Eine weitere Spielart aktiver ETF sind Mischfonds-ETF. Sie mischen Aktien- und Anleihen-ETF, manchmal auch Rohstoff-ETF und Gold-ETC. Ähnlich wie unser Pantoffel-Portfolio funktionieren die Misch-ETF von Vanguard, der Vanguard LifeStrategy 40 Prozent Equity zum Beispiel zählt zu den ausgewogenen Konzepten. Die Anlagen fürs Xtrackers Portfolio wiederum werden von einem vierköpfigen Strategiekomitee ausgewählt. Portraits zu Misch-ETF finden Sie im Beitrag Die ganze Geldanlage in einem ETF.
Starke Zunahme aktiver ETF
Noch sind es wenige, aber das Segment der aktiven ETF wächst stark: Binnen zwei Jahren hat sich ihre Zahl mehr als verdoppelt.
{{data.error}}
{{col.comment.i}} {{comment.i}} |
---|
{{col.comment.i}} {{comment.i}} |
---|
- {{item.i}}
- {{item.text}}
Aktive ETF im Vergleich mit aktiv gemanagten Fonds
Sind die aktiven ETF nun besser? Im Vergleich zu normalen aktiv gemanagten Fonds haben sie jedenfalls einen großen Vorteil: Sie kosten weniger. Ein Grund, warum aktiv gemanagte Fonds so oft hinter dem Markt zurückbleiben, sind ihre hohen Kosten. Bevor der Manager mit seinem Fonds den Markt schlagen kann, muss er zunächst Gebühren von 1 bis 2 Prozent pro Jahr hereinholen. Erst dann kann er Gewinn machen. Das ist schwieriger, als Laien vermuten würden. Aktive ETF kosten typischerweise zwischen 0,25 und 0,75 Prozent pro Jahr. Sie sind – nach Kosten – daher schneller im Plus als herkömmliche gemanagte Fonds. Ob sie aber besser abschneiden, ist eine andere Frage. Es kommt darauf an, wie erfolgreich ihre Anlagestrategie ist.
Aktive ETF im Vergleich mit Index-ETF
Die Anbieter aktiver ETF werben damit, besser abzuschneiden als ein ETF, der nur einen Index abbildet. Von Mehrrendite ist ebenso die Rede wie von Anlageerfahrung und regelbasierten Investmentprozessen. Was aktive ETF am Ende aber genau machen, um zu versuchen eine Überrendite zu erzielen, bleibt oft unklar. Bezüglich der Transparenz der Anlagestrategie sind Anlegerinnen und Anleger auch nicht schlauer als bei herkömmlichen Fonds.
Für eine Bilanz ist es zu früh
Von den 14 aktiven ETF in der Gruppe Aktien Welt sind nur drei älter als fünf Jahre und von uns bewertet. Alle drei haben derzeit vier von fünf Punkten. Einer davon, der Invesco Global Active ESG Equity, liegt über fünf Jahre mit 1,5 Prozentpunkten pro Jahr vor dem MSCI World Index – dem Referenzindex in dieser Fondsgruppe. Der JPM Global Research Enhanced Index Equity Active ETF liegt mit dem Index in etwa gleichauf, der HSBC Multi Factor Worldwide Equity liegt mit 1 Prozentpunkt pro Jahr dahinter. Aber: Über ein Jahr gemessen liegen alle drei mehr als 1 Prozentpunkt hinter dem Weltindex. Die übrigen elf aktiven Welt-ETF sind noch zu jung für eine Bewertung.
Fazit: Es lässt sich also noch nicht viel Konkretes über diese ETF sagen. Es sind zu wenige und sie existieren zu kurz. Die bisherigen Erfahrungen mit dem Abschneiden gemanagter Fonds sind jedenfalls nicht sehr ermutigend. Die Mehrzahl der aktiv gemanagten Fonds schneidet schlechter ab als der Vergleichsindex – oder der ETF, der diesen Index abbildet. Auch verschiedene Forschungsarbeiten zeigen in die Richtung, dass aktives Management kaum Mehrwert bietet, selbst wenn die Kosten niedrig sind.
{{data.error}}
{{col.comment.i}} {{comment.i}} |
---|
{{col.comment.i}} {{comment.i}} |
---|
- {{item.i}}
- {{item.text}}
-
- Anlegen für Bequeme – das bieten Fonds mit einem Aktien-Anleihen-Mix. Sie gibts auch als ETF: Mischfonds-ETF sind günstiger als aktiv gemanagte Fonds.
-
- Finanztest empfiehlt breit streuende ETF, die stur einen Börsenindex nachbilden. Aktiv gemanagte ETF sollte man kritisch prüfen – gerade die neuen Fonds von ARK Invest.
-
- Anlegende haben oft nur die jüngsten Renditezahlen im Blick, wenn sie einen Fonds suchen. Doch die sind kein gutes Entscheidungskriterium. Worauf Sie eher achten sollten.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.