Chinas Aktienmärkte Welche Chancen es für Anleger in China gibt – und welche Risiken

Chinas Aktienmärkte - Welche Chancen es für Anleger in China gibt – und welche Risiken

Börse. Der chinesische Aktienmarkt bot Anlegern in den letzten Jahren wenig Grund zur Freude. © picture alliance / REUTERS

Chinas Zentral­bank hat weitreichende Konjunkturmaß­nahmen angekündigt. Wer gezielt in den Markt investieren will, kann entsprechende China-ETF nutzen.

Chinas Aktienmärkte Welche Chancen es für Anleger in China gibt – und welche Risiken freischalten

Die chinesische Zentral­bank hat im September wegen der schwächelnden chinesischen Wirt­schaft weitreichende Konjunkturmaß­nahmen angekündigt. Unter anderem sollen Zinsen auf bestehende Immobilien­kredite sinken und Banken sollen weniger Bargeld vorhalten müssen als bisher. Damit solle dem Finanzmarkt mehr Liquidität zur Verfügung stehen. Die staatliche Volks­zeitung schreibt, die Zentral­bank handele nun, da sich die Annahmen mehren, China könnte sein angepeiltes Wachs­tums­ziel von ungefähr 5 Prozent verfehlen.

Chinesischer Aktienmarkt startet Aufholjagd mit Dämpfern

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Die Chancen und Risiken des chinesischen Aktienmarkts sind in den letzten Wochen deutlich geworden. Der MSCI China ist seit Jahres­beginn bis zum 9. Oktober um 28 Prozent gestiegen. Aber: Mit -7,9 Prozent gab es am 8. Oktober auch den höchsten Tages­verlust seit der Corona-Krise. Nach den Ankündigungen schnellte der Aktienmarkt zunächst nach oben, bevor es dann erst mal wieder nach unten ging. In den vergangenen Jahren hatten Anle­gerinnen und Anleger mit chinesischen Aktien keine große Freude. Über die jüngsten fünf Jahre betrug die Rendite des MSCI China gerade mal 0,7 Prozent pro Jahr und lief damit deutlich schlechter als der welt­weite Aktienmarkt, der im gleichen Zeitraum 14,1 Prozent Plus pro Jahr erzielte (Stand 10. Oktober 2024).

Zudem ist eine Investition in chinesische Aktien mit besonderen Risiken verbunden. Dies zeigt auch der Blick auf den maximalen Verlust der verschiedenen China-Aktien-Indizes im Vergleich zum Welt­aktien­index MSCI World. Der höchste zwischen­zeitliche Verlust während der vergangenen 20 Jahre lag beim MSCI China bei 69 Prozent, also deutlich höher als beim MSCI World mit 53 Prozent.

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China nicht im Welt­aktien­index MSCI World enthalten

Rund 70 Prozent der Aktien im Welt-Aktien­index für Industrieländer, dem MSCI World, kommen aus den USA. Wie sieht es mit China aus, der größten Wirt­schafts­macht in Asien? Vom welt­weiten Brutto­inlands­produkt 2023 von rund 105 Billionen Dollar wurden 17,6 Billionen Dollar in China erwirt­schaftet. Zum Vergleich: Deutsch­land trug 4,5 Billionen Dollar bei.

Aber: China spielt im MSCI World Index (noch) keine Rolle. Das liegt daran, dass Fest­land-China vom Indexanbieter MSCI nicht als entwickeltes Industrie­land einge­ordnet wird, sondern als „Emerging Market“, als Schwellen­land also. In den breiteren Welt-Aktienindizes MSCI All Country World und FTSE All World, in denen Schwellenländer enthalten sind, ist China jeweils nur mit weniger als 3 Prozent vertreten. Im Welt­index für Schwellenländer, dem MSCI Emerging Markets (EM), ist China auch das Schwergewicht mit einem Anteil von 25 Prozent, vor Indien mit 20 Prozent und Taiwan mit 18 Prozent (Stand 31. Juli 2024).

Ein Grund für die Einordnung als Schwellen­land: Der Aktienmarkt in China ist noch längst nicht so etabliert wie die Börsen in Industrieländern. Hinzu kommen staatliche Reglementierungen und Handels­beschränkungen für Auslands­investoren.

Politische Eingriffe haben Auswirkungen an der Börse

Manchmal kommen politische Eingriffe völlig unerwartet – wie im Sommer 2020 die behördlichen Maßnahmen, mit denen China einheimische welt­bekannte Internet­konzerne belegte. Die Ankündigung der Regierung, gegen „süchtig machende“ Onlinespiele vorzugehen, ließ zum Beispiel die Aktie von Tencent abstürzen. Auch der Onlineversender Alibaba und der Online-Bildungs­konzern Tal Education gerieten aufgrund drohender staatlicher Eingriffe massiv unter Druck.

Auch der extreme Lock­down im Land während der Corona-Zeit hat die Wirt­schaft belastet und die Aktienmärkte beein­flusst. China hatte zunächst durch strikte Maßnahmen die Ausbreitung des Virus unter Kontrolle bringen wollen.

Regionale Konflikte könnten zu interna­tionalen Krisen führen

Private Anleger, die sich für den chinesischen Aktienmarkt interes­sieren, sollten sich auch der regionalen Konflikte und Spannungen bewusst sein, die zu interna­tionalen Krisen und damit auch größeren Verwerfungen auf dem chinesischen Aktienmarkt führen könnten. Neben der verstärkten Kontrolle über Hong­kong und dem interna­tional kritisierten Umgang mit Uiguren und anderen musli­mischen Minderheiten in der Region Xinjiang hat besonders der Konflikt mit Taiwan Spreng­potenzial. Peking besteht darauf, dass die Insel ein Teil Chinas ist, während in Taiwan eine Mehr­heit der Bevölkerung den Status quo beibehalten will oder sogar die Unabhängig­keit anstrebt und darin Unterstüt­zung durch die USA und andere west­liche Länder erhält.

China-ETF nur als Beimischung

Wir empfehlen: Schwellenländer-ETF sollten immer nur als Beimischung zu einem Welt-Aktien-ETF ins Portfolio aufgenommen werden – das gilt auch für China-ETF. Die Risiken und Schwankungen sind deutlich größer als bei einer Investition in den welt­weiten Aktienmarkt. Dabei sollte die Beimischung anfäng­lich nicht mehr als 20 Prozent des Aktien­anteils ausmachen.

Tipp: Wie Sie Beimischungen in ihr Pantoffel-Portfolio integrieren, finden Sie in unserem Artikel: Anlegen mit Kick – zehn Beimischungen im Test.

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China-Fonds gibt es in drei Fonds­gruppen

Wie der Lang­frist-Chart unten zeigt, waren mit chinesischen Aktien zeit­weise außer­ordentlich hohe Gewinne möglich. Die Hoff­nung auf weitere solcher Hoch­phasen oder auch der Wunsch, ein welt­weit gestreutes Portfolio noch breiter aufzustellen, stellen nach­voll­zieh­bare Gründe dar, chinesische Aktien ins Portfolio zu holen. Am einfachsten können Anle­gerinnen und Anleger dies mit ETF auf chinesische Aktienindizes tun. Wichtig zu wissen vor der ETF-Wahl: Im Fonds­finder ordnen wir China-Fonds einer von drei Fonds­gruppen zu:

  • Aktienfonds China. Benchmark: MSCI China A Onshore
  • Aktienfonds China / Hong­kong. Benchmark: MSCI China
  • Aktienfonds China / Hong­kong / Taiwan. Benchmark: MSCI Golden Dragon

Fest­land-Aktien oder mehr

Unter Aktienfonds China finden sich nur Fonds mit Aktien, die an den Fest­land-Börsen Shanghai und Shenzen gehandelt werden. Unter Aktienfonds China / Hong­kong sind auch solche Fonds mit Aktien, die an der Börse in Hong­kong gehandelt werden. Sie ist für ausländische Investoren einfacher zugäng­lich. Die Gruppe Aktienfonds China / Hong­kong / Taiwan enthält auch Fonds mit taiwanesischen Aktien. In den beiden erst­genannten Gruppen definieren wir auch markt­breite ETF.

Alternativ können Anlegende auch markt­breite ETF auf den MSCI Emerging Markets wählen. Hier sind China und Taiwan mit insgesamt knapp über 40 Prozent vertreten (Stand 31. Juli 2024). Achtung: Hong­kong wiederum ist im MSCI World mit 0,4 Prozent enthalten.

Der folgende Chart zeigt die Wert­entwick­lung verschiedener China-Indizes im länger­fristigen Vergleich mit dem MSCI Emerging Markets und dem MSCI World.

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Die besten ETF für chinesische Fest­land­aktien

Fonds, die in Aktien vom chinesischen Fest­land investieren, sortieren wir in in die Fonds­gruppe Aktien China. Unser Referenz­index für diese Gruppe ist der MSCI China A Onshore. In ihm sind ausschließ­lich Aktien, die in an den Börsen Shanghai und Shenzen gelistet sind, aber nicht aus Hong­kong oder Taiwan. Bekannte Unternehmen fallen dadurch weg: Die chinesische Schnaps­firma Kweichow Motai und der Batterie­hersteller Contemporary Amperex Technology sind die größten Positionen im MSCI China A Onshore Index. Damit ist dieser Index schon eher exotischer.

Mit Stand 31. Juli 2024 gibt es sieben klassisch markt­breite ETF in der Fonds­gruppe Aktien China sowie einen nach­haltigen markt­ähnlichen ETF. Die ETF bilden üblicher­weise den MSCI China A oder damit verwandte Indizes sowie den CSI 300 Index ab. Sie finden alle ETF für chinesische Chinesische A-Aktien im kostenpflichtigen Bereich und in unserem Fondsfinder.

Top-ETF für Aktien aus China und Hong­kong

In der breiteren Fonds­gruppe Aktienfonds China / Hong­kong definieren wir den MSCI China als Benchmark. Hier findet sich die ganze Band­breite chinesischer Aktien ohne Taiwan.

Der MSCI China Index enthält 655 Titel und beinhaltet folgende Aktiengattungen.

  • A-Aktien und B-Aktien: auf den chinesischen Binnenmarkt fokussierte Unternehmen. A-Aktien notieren an den Börsen in Shanghai und Shenzhen in Renminbi (RMB), B-Aktien in Shanghai in US-Dollar und in Shenzen in Hong­kong-Dollar (HKD). A-Aktien waren bis vor kurzem noch für ausländische Anleger schwer zugäng­lich; sie bieten eine größere Band­breite an Unternehmen als B-Aktien.
  • H-Aktien, „Red Chips“, „P-Chips“ und sogenannte ADR: interna­tional ausgerichtete Unternehmen mit Technologie­schwer­punkt. H-Aktien sind chinesische Unternehmen, die auf dem chinesischen Fest­land gegründet wurden und an der Böse Hong­kong in HKD gelistet sind. Red-Chips sind staatlich kontrollierte Unternehmen, die in Hong­kong gelistet sind. P-Chips nennt man chinesische Unternehmen mit ausländischem Sitz, die von chinesischen Privatpersonen kontrolliert werden. ADR (American Depositary Receipts), an der New Yorker Börse (NYSE) und Nasdaq in US-Dollar gelistet, sind von Banken ausgegeben und ermöglichen ausländischen Investoren, in anderweitig schwer zugäng­liche chinesische Aktien zu investieren.

Wenig bekannte Unternehmen

Die mit Abstand größte Position ist das Internet-Unternehmen Tencent aus Shenzhen mit rund 17 Prozent. Tencent betreibt Soziale Netz­werke, Messenger-Dienste, Online-Medien, Online-Spiele und vieles mehr. Auf Platz zwei folgt mit 8,3 Prozent das „chinesische Amazon“ Alibaba. Die folgenden Unternehmen sind im Westen eher Unbe­kannte: PDD Holdings ist eine E-Commerce-Platt­form, Meituan ist eine Platt­form für Liefer­services und Dienst­leistungen und auf Platz fünf folgt mit der China Construction Bank eine der größten Banken Chinas.

In unserem Fondsfinder finden Sie sechs ETF auf den MSCI China und einen ETF auf den FTSE China 30/18 Capped Index (Stand 31. Juli 2024). Für nach­haltige Anleger bieten sich vier ETF an, und zwar auf den MSCI China Climate Paris Aligned Index, den MSCI China Select SRI S-Series 10% Capped Index sowie den MSCI China Select ESG Rating and Trend Lead­ers. Alle 1. Wahl-ETF der Fonds­gruppe Aktien China zeigen wir mit ihren aktuellen Renditen im kostenpflichtigen Bereich .

Aktive Aktienfonds für China, Hong­kong und Taiwan

Aktienfonds, die neben chinesischen Fest­land­aktien und in Hong­kong gelisteten Aktien auch Aktien aus Taiwan einbeziehen, sortieren wir in die Fonds­gruppe Aktien China / Hong­kong / Taiwan ein. In der Fonds­gruppen­benchmark MSCI Golden Dragon Index sind neben den verschiedenen chinesischen Aktien auch solche aus Taiwan vertreten. Das verändert die Zusammen­stellung deutlich, da nun Taiwan Semiconductor, der welt­weit wichtigste Hersteller von Mikrochips, fast 20 Prozent des Index ausmacht.

Auf den MSCI Golden Dragon gibt es zwar aktuell keinen ETF in unserem Fonds­finder, interes­sierte Anleger können jedoch aus verschiedenen aktiv gemanagten Fonds auswählen.

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(Mit dpa)

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Kaffee-Liebhaber am 09.09.2024 um 16:23 Uhr
    @Trentino2017

    Es ging in dem Testbeitrag um Anlageprodukte in China. - Ob jetzt USA-Vormacht"streben" oder China-"Vormachtgehabe" da kann man kaum Unterschiede feststellen. Menschenrechte bleiben i.d.R. bei Hegemonie-Verhalten auf der Strecke. - "Test" bietet ja Alternativen für nachhaltige Geldanlage. Und bei denen arbeitet mein Geld.

  • Trentino2017 am 06.09.2024 um 10:12 Uhr
    Diese Verständnis ist einseitig

    @Kaffee-Liebhaber am 29.08.2024
    Aus meiner Sicht ist das Doppelmoral, wenn man einseitig mit dem Finger auf China zeigt und dabei unterschlägt, dass die "demokratische" US-Regierung den australischen Journalisten Julian Assange mit 175 Jahren Gefängnis bestrafen wollte, weil er Kriegsverbrechen der US-Armee veröffentlich hat.
    Außerdem gibt es im Land der Freiheitsstatue, in dem die drei größten Vermögensverwaltungsgesellschaften der Welt (BlackRock, Vanguard und Fidelity Inv.) ihren Firmensitz haben, inzwischen fast eine Million Obdachlose und was tut die US-Regierung dagegegen? Sie bekämpft die Obdachlosen und nicht die Obdachlosigkeit. In einigen Bundesstaaten der USA ist Obdachlosigkeit nämlich ein Straftatbestand, mit anderen Worten: ein Verbrechen. Der Supreme Court hat das in einem aktuellen Urteil sogar höchstrichterlich
    abgesegnet: Obdachlose zu bestrafen wäre mit der "demokratischen" Verfassung der USA vereinbar.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 30.08.2024 um 09:20 Uhr
    Nachhaltige Fonds

    @Kaffee-Liebhaber: Unter dem folgenden Link finden Sie einen Test zu den nachhaltigen Fonds. Wir stellen dar, was hinter den nachhaltigen Kriterien steckt und geben Tipps dazu, wie Sie Fonds meiden, die zum Beispiel die Investition in Unternehmen, denen Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, vermeiden:
    www.test.de/nachhaltige-fonds
    In unserem Fondstest finden Sie unter weitere Filter die Möglichkeit, gezielt Fonds herauszufiltern, die einzelne Nachhaltigkeitskriterien erfüllen oder insgesamt viele Punkte in der Nachhaltigkeitsbewertung von Finanztest erreichen:
    www.test.de/fonds

  • Kaffee-Liebhaber am 29.08.2024 um 10:00 Uhr
    Bei allem Verständnis, Geld gut anzulegen

    Ich lege meine Geld nicht in China an: Menschenrechstverletzungen, Unterdrückung in Bürgerfreiheiten, Cyberangriffen auf europäische/deutsche Wirtschaftsunternehmung, aggressives Vormachtstreben im "chinesichen" Meer u.a.m! - Nein, das geht gar nicht. - Wie stets mit den nachhaltigen Angeboten von Test; das ist doch mal ein gutes Angebot.

  • yalgoo am 26.08.2024 um 12:02 Uhr
    ???

    Wie kann man bei der aktuellen Lage mit guten Gewissen in China investieren?