
Kopfüber. Im Crash-Test flog der Chipolino Olympus i-Size beim Frontaufprall mitsamt Kinder-Dummy durchs Fahrzeug. © ADAC
Autokindersitze von Chipolino und Reecle versagten im Crash-Test. Die Sitzschalen flogen durchs Fahrzeug. Wir raten dringend davon ab, sie weiter zu nutzen.
Im derzeit laufenden Tests von Autokindersitzen stellten wir erhebliche Sicherheitsmängel der Sitze Chipolino Olympus i-Size und Reecle 360 (ZA 10 i-Size) fest. Bei beiden Modellen rissen die Sitzschalen von der Isofix-Unterkonstruktion ab und schleuderten samt Test-Dummys durch die Prüfkarosse.
Autokindersitze prüfen wir regelmäßig zusammen mit dem ADAC, anderen europäischen Automobilclubs sowie Verbraucherorganisationen. Der aktuelle Test ist noch nicht abgeschlossen. Wir warnen vorab vor den zwei Modellen, weil für Kinder, die in einem von ihnen unterwegs sind, im Falle eines Crashs Lebensgefahr besteht. Beide Sitze werden überwiegend im Online-Handel angeboten.
Katastrophenszenario im Crash-Test

Lebensgefährlich. Der Sitz von Reecle schleuderte im Crash-Test beim Frontalaufprall nach vorn, Kinder könnten sich am Vordersitz oder an der Autotür schwer verletzen. © ADAC
Die unsicheren Sitze sind für Kinder zwischen 40 und 150 Zentimetern Körpergröße zugelassen, also für Babys bis hin zum 12. Geburtstag. Je nach Alter und Größe des Kindes sind sie in oder entgegen der Fahrtrichtung im Auto zu befestigen. Wir führten für alle Einbauvarianten Seiten- und Frontalaufprall-Tests durch (siehe So testen wir Kindersitze).
Das Katastrophenszenario trat in jenen Frontal-Crash-Versuchen auf, in denen die Sitze entgegen der Fahrtrichtung montiert waren, die Dummys also rückwärts fuhren. Der abgerissene Chipolino schleuderte weit nach vorn. Es besteht ein hohes Risiko, dass das in ihm sitzende Kind gegen den Autovordersitz prallt und sich schwer verletzt.
Beim Reecle hing die Sitzschale nach dem Crash nur noch an dem zum Sitz gehörenden Zusatzgurt (Top Tether) und wirbelte umher. Das Risiko schwerer Verletzungen ist hier ebenfalls hoch, etwa durch einen Aufprall am Vordersitz oder an der Fahrzeugtür.
So eingebaut, dass die Dummys in Fahrtrichtung saßen, rissen die Sitzschalen beim Aufprall nicht ab.
Unfall mit Tempo 50 simuliert
In den Frontal-Crash-Tests simulierten wir Unfälle, bei denen zwei Fahrzeuge mit einer Geschwindigkeit von jeweils 50 Kilometern pro Stunde aufeinandertreffen. Das ist ein realistisches Szenario, aber strenger als die Zulassungsprüfung für Kindersitze. In der vorgeschriebene Zulassungsprüfung müssen die Sitze geringeren Kräften standhalten.
Wir haben die beiden Anbieter über die Ergebnisse informiert und um Stellungnahme gebeten. Geantwortet hat nur die Firma Chipolino. Sie teilte lediglich mit, der Olympus i-Size sei inzwischen ausverkauft und werde nicht mehr angeboten. Vom Anbieter des Reecle haben wir bisher keine Antwort erhalten.
Verkauf unter verschiedenen Namen

Unsicher. Die Kindersitze Chipolino Olympus i-Size (links) und Reecle 360 (rechts) gibt es in unterschiedlichen Farben. Der Reecle wird unter anderem auch unter der Bezeichnung ZA 10 i-Size verkauft. © Stiftung Warentest
Der Reecle 360, teilweise auch ZA 10 i-Size genannt, wird für circa 164 Euro vor allem auf Amazon.de angeboten. Dort wird er in der Kategorie Autokindersitze unter den „Bestsellern“ aufgeführt. Den Chipolino Olympus i-Size (ca. 239 Euro) haben wir zur Zeit unseres Testeinkaufs nicht nur bei Amazon, sondern auch in etlichen weiteren Online-Shops gesehen. Restbestände könnten immer noch im Handel erhältlich sein.
Beide Sitze werden teils unter weiteren Namen verkauft. Wenn Sie einen Kindersitz gekauft haben, der ähnlich aussieht, empfehlen wir, anhand der Zulassungsnummer am Sitz zu prüfen, ob es sich um eines der in unserem Test durchgefallenen Produkte handelt.
Die Zulassungsnummer steht auf einem Aufkleber mit der Bezeichnung „UN-Zulassungsnorm No. 129/03“:
- Zulassungsnummer Chipolino Olympus i-Size: E57 030047
- Zulassungsnummer Reecle 360 (ZA 10 i-Size): E8 0313715
Die meisten Autokindersitze sind in unseren Prüfungen sicher
Die kompletten Testergebnisse aller neu getesteten Autokindersitze veröffentlichen wir Ende Oktober. In unserer Test-Datenbank finden Sie jetzt schon sichere und bequeme Sitze ab 100 Euro, die wir in den vergangenen Jahren und zuletzt im Frühjahr getestet haben.
-
- Babyschalen sind meist sicher. Das zeigen unsere Kindersitz-Tests. Doch nun versagte ein eigentlich sicherer Babysitz beim Crashtest – schuld ist das Zusammenspiel von...
-
- Das Kraftfahrt-Bundesamt warnt vor Universal-Adaptern für Autokindersitze. In Crashtests zeigte sich eine hohe Verletzungsgefahr.
-
- Ein Kleinkind in der Babyschale zu schleppen ist anstrengend. Die Babyschale Doona i hat ein klappbares Buggy-Gestell mit Rädern. Funktioniert das? Wir haben es getestet.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.