US-Zölle Jetzt noch schnell ein iPhone kaufen?

US-Zölle - Jetzt noch schnell ein iPhone kaufen?

Mal hü, mal hott. Es bleibt ungewiss, welche Zölle Trump als nächstes präsentieren wird. © picture alliance / Xinhua News Agency

Donald Trumps Zoll­gewitter verunsichert auch deutsche Verbraucher: Soll ich größere Anschaffungen vorziehen, weil bald alles teurer wird? Was Fachleute raten.

Die massiven Straf­zölle der US-Regierung beunruhigen viele Verbraucher. Zwar hat US-Präsident Donald Trump die Zölle gegen die meisten Länder nun für 90 Tage größ­tenteils ausgesetzt. Für Waren aus China allerdings hat er sie sogar noch erhöht. In China lassen auch viele US-Unternehmen produzieren, vor allem elektronische Produkte. Soll ich mir also jetzt noch schnell ein Smartphone, einen Kopf­hörer oder ein Laptop kaufen, bevor sie vielleicht teurer werden?

Sorge vor steigenden Preisen in Deutsch­land

Um bis zu 700 US-Dollar könnte der Preis einiger iPhone-16-Varianten in den USA durch den Zoll­krieg mit China steigen – das hat die Investment­bank Rosenblatt Securities errechnet. Nicht alle Experten lassen sich zu so konkreten Prognosen hinreißen.

Offen ist, ob und wie Unternehmen die Zollauf­schläge an ihre Kunden weitergeben. Eine Sorge: Um US-Kunden nicht mit allzustarken Preis­erhöhungen zu verprellen, könnten Konzerne wie Apple einen Teil der Mehr­kosten auf Kunden in anderen Märkten abwälzen – zum Beispiel in Deutsch­land.

Expertin: Nicht alle werden Preise erhöhen

Niemand weiß, wie es in drei Monaten weitergeht. Doch selbst wenn die US-Zölle dann wieder einge­führt werden, sei es unwahr­scheinlich, dass alle Unternehmen auf diese Krise mit welt­weiten Preis­erhöhungen reagieren, sagt die Handels- und Zoll­expertin Dr. Sonali Chowdhry vom Deutschen Institut für Wirt­schafts­forschung in Berlin (DIW Berlin): „Ob Unternehmen diese Kosten an die Verbraucher weitergeben, hängt maßgeblich davon ab, wie empfindlich Käufer auf Preis­änderungen reagieren.“

Gegen flächen­deckende Preis­erhöhungen spreche, dass Kunden bei vielen Produkten auf Alternativen ausweichen können: „In Märkten mit starker Konkurrenz und zahlreichen Ersatz­angeboten werden Unternehmen die Zoll­kosten eher selbst tragen, um ihre Markt­anteile zu sichern,“ glaubt die Wirt­schafts­wissenschaft­lerin Chowdhry.

Preis fürs iPhone 16 wird wohl nicht steigen

Tatsäch­lich passiert es eher selten, dass Anbieter Preise von Smartphones oder anderen populären Produkten anheben, wenn diese bereits auf dem Markt sind. Teurer wird dann meistens erst die nächste Modell­generation – wenn man den Aufschlag mit neuer Technik und besseren Funk­tionen begründen kann.

Sprich: Am Preis des iPhone 16 wird sich wahr­scheinlich nicht viel ändern, das iPhone 17 könnte dann schon ein größeres Loch ins Portemonnaie reißen.

Motorräder und Jeans könnten teurer werden

Unklar ist zurzeit, wie die EU auf das Aussetzen der US-Zölle reagieren wird. Geplant war bisher, bestimmte US-Produkte mit Gegen­zöllen zu belegen. Sonder­abgaben zwischen 10 und 25 Prozent sollten beispiels­weise auf US-amerikanische Motorräder und Jeans entfallen, gefolgt von Abgaben auf Lebens­mittel wie Rind­fleisch und Zitrusfrüchte. Falls es bei den Gegen­zöllen der EU bleibt, werden diese US-Importe hier­zulande wahr­scheinlich teurer. Wie viel von den Zöllen die Unternehmen an ihre Kunden weiterreichen würden, ist aber offen.

Für viele US-Importwaren gibt es zudem Alternativen, sagt Chowdhry: „So ist Brasilien ein bedeutender Exporteur von Sojabohnen, Mexiko im Fall von Orangensaft und Polen bei Geflügel­fleisch. Um mögliche Preis­schocks abzu­federn, ist es daher entscheidend, dass die EU den Handel sowohl inner­halb des Binnenmarkts als auch mit interna­tionalen Part­nern stärkt.“

Manches könnte auch güns­tiger werden

DIW-Expertin Chowdhry hält es durch­aus für möglich, dass hier­zulande auch Preise sinken könnten – wenn mehr Produkte auf hiesige Märkte drängen, die vorher in die USA gegangen wären. Sollten die US-Zölle nach dem 90-Tage-Moratorium wieder aufgenommen werden, könnten Exporteure aus den betroffenen Ländern versuchen, ihre Waren auf alternative Absatz­märkte umzu­leiten – etwa in die EU. Das Angebot würde größer und die Waren tendenziell preis­werter.

„Gleich­zeitig spielen auch Wechsel­kurse eine Rolle“, ergänzt Chowdhry. Sollte der US-Dollar durch die politische Unsicherheit an Wert verlieren, könnten Importe nach Europa preis­werter werden und damit auch die Produkt­preise fallen.

Nichts über­stürzen

Also was jetzt: Kaufen oder abwarten? Auf diese Frage gibt es genauso wenig eine klare Antwort, wie auf die Frage, welche Aktien steigen oder fallen werden. Bislang rechnet kaum ein Wirt­schafts­experte mit deutlich höheren oder nied­rigeren Preisen für die hiesige Käuferschaft. Aber auszuschließen sind Preis­schwankungen nicht – wer weiß schon, was morgen oder über­morgen im Weißen Haus verkündet wird.

Bei Kauf­entscheidungen gilt das Gleiche wie auf dem Aktienmarkt: Ruhe bewahren! Kaufen Sie jetzt nicht über­stürzt etwas, das Sie mit ein wenig Bedacht anderswo güns­tiger bekommen hätten. Aber schieben Sie auch nichts unnötig auf. Wenn Sie in den kommenden Monaten sowieso größere Anschaffungen planen, ein neues Smartphone etwa, einen Kühl­schrank oder ein E-Bike, informieren Sie sich über das aktuelle Angebot und greifen Sie zu, wenn sich ein guter, seriöser Deal auftut.

Es spricht derzeit allerdings nichts dafür, Dinge auf Vorrat zu kaufen, für die man noch keinen Bedarf oder kein Budget hat. Und in Erinnerung an die Corona-Pandemie: Die Versorgung mit Klopapier scheint bislang sicher­gestellt.

Mehr zum Thema

  • Huawei-Smartphones Ohne Google, mit Macken

    - Erst­mals hat die Stiftung Warentest Huawei-Smartphones ohne Google-Dienste geprüft, etwa das Flaggschiff Huawei P40 Pro aber auch das güns­tige P40 Lite E. Der...

  • ETF-Trend Anlegen mit weniger USA

    - Dass die USA und einige große Unternehmen im MSCI World so dominieren, gefällt nicht allen Anlegern. Wir zeigen ETF, mit denen sich die Gewichtung verändern lässt.

  • FAQ Zölle Was sind Zölle und wer zahlt sie?

    - US-Präsident Trump will die Welt mit Zöllen über­ziehen. Doch was genau sind Zölle, was ist ihr Zweck, wer zahlt sie und wer bekommt das Geld? Wir klären die Fragen.

0 Kommentare Diskutieren Sie mit

Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.