Lock­angebote bei Zinsen Warum Sie Kombipro­dukte hinterfragen sollten

Datum:
  • Text: Kai Schlieter
  • Testleitung: Kathy Elmen­thaler
  • Test­assistenz: Stefanie Kreisel
  • Leitung Faktencheck: Dr. Claudia Behrens
Lock­angebote bei Zinsen - Warum Sie Kombipro­dukte hinterfragen sollten

Wundertüte. Viele Banken und Sparkassen bieten kombinierte Geld­anlagen an. Manche Zins­versprechen bleiben unerreich­bar. © Joni Marriott

Geld­institute locken zu besonderen Ereig­nissen häufig mit Zins­angeboten, die zunächst lukrativ erscheinen. Bei den Bedingungen sollte man aber genau hinsehen.

Der Welt­spartag war in diesem Jahr ein Fest­tag für viele Banken, denn er wurde zum hundertsten Mal begangen. Anlass für Banken und Sparkassen, um mit Wundertüten Kunden anzu­locken. So warb die Sparkasse Nürn­berg mit 5,00 Prozent Verzinsung für ihr „Rendite-Duo“ (Mindest­anlage: 5 000 Euro). Dahinter verbirgt sich ein Kombipro­dukt, das aus einem Sparkassen­brief (Lauf­zeit: sechs Monate) sowie einem „ausgewählten Investmentfonds“ besteht.

Unser Rat

Hinschauen. Bei Kombipro­dukten kommt es auf die Bedingungen an. Informieren Sie sich über Kosten für Konto­führung, Depot und Fonds. Um die Gesamt­rendite beur­teilen zu können, sollten Sie auf Mindest­anlagesummen, Lauf­zeiten und Neben­kosten achten. Auch wenn Sie Ihrer Bank schon lange treu sind: Vergleichen Sie deren Angebote stets mit denen anderer Banken.

Selber machen. Teilen Sie Ihr Spargeld in zwei gleich große Teile und investieren Sie die eine Hälfte in einen breit gestreuten Indexfonds (etwa auf den MSCI-World). Die andere Hälfte stecken Sie in Tages- und Fest­geld. Das bietet ansehnliche Rendite­chancen und spart Kosten. Die besten Zins­angebote finden Sie stets aktuell in unserem Tagesgeldvergleich und Festgeldvergleich.

Vorsicht bei Kombipro­dukten

Weil auf der Webseite kaum Details über den Fonds zu finden waren, fragten wir bei der Sparkasse nach den Kriterien, die der Fonds für dieses Produkt erfüllen muss, – und nach etwaigen Kosten. „Spezi­fische Unterlagen zum Rendite Duo können wir Ihnen nicht zur Verfügung stellen“, lautete die Antwort.

Bedingungen werden vorenthalten

Bei derartigen Produkten – sie bestehen häufig zur Hälfte aus einem Sicher­heits­baustein (Spar­brief oder Fest­geld) und einem Rendite­baustein (Fonds­produkt oder Zertifikat) – ist es nicht unüblich, Verbrauchern zunächst Informationen zu konkreten Bedingungen vorzuenthalten. Auf einigen Webseiten der Anbieter fehlen sie ganz. Statt­dessen nur die Bitte, einen Termin mit dem Bank­berater zu vereinbaren. Ansehnliche Zins­versprechen schmelzen aber angesichts von Depot- und Verwaltungs­gebühren oder anderen Trans­aktions­kosten oft dahin.

Hoher Ausgabe­aufschlag

Die Sparkasse Oberhessen nennt ihr Produkt „Wert­papier“, dahinter verbirgt sich ein Spar­brief mit einer Lauf­zeit von 18 Monaten und einer Verzinsung von 3,20 Prozent pro Jahr. Wer genauer hinsieht, findet den Hinweis „mindestens 3,00 % Ausgabe­aufschlag bei der Fonds-Einmal­anlage“. Berück­sichtigt man diese Kosten, sinkt die Gesamt­verzinsung des Kombipro­duktes deutlich. Ungünstig sind auch die häufig kurzen Lauf­zeiten. Da Kombipro­dukte für den Rendite­baustein oft Wert­papiere enthalten, wäre ein zeitlicher Horizont von mindestens zehn Jahren nach Ansicht von Finanztest sinn­voll.

Tipp: Mit dem Pantoffel-Portfolio, der Anla­gestrategie von Finanztest,kann sich jeder selbst ein Kombipro­dukt bauen: Der Wert­papier-Anteil steigt mit der Risiko­bereitschaft. Bei der ausgewogenen Variante kommen 50 Prozent in Tages- und Fest­geld und 50 Prozent in einen breit gestreuten Indexfonds (etwa auf den MSCI-World Index). So betragen die Neben­kosten rund 0,20 Prozent im Jahr.

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