Viele trauen sich ein herzhaftes Lachen mit ihren Dritten nicht zu. Doch es gibt „gute“ Haftcremes, die für mehr Sicherheit beim Essen, Sprechen und Lachen sorgen.
Älterwerden ist nichts für Feiglinge: Neben anderen kleineren oder größeren gesundheitlichen Problemen werden sich viele auch den dritten Zähnen stellen müssen. Wobei es bestimmt zu den schwerwiegenderen Einschnitten im Leben gehört, ein künstliches Gebiss zu bekommen. Da tröstet es auch nur wenig zu wissen, dass mehr als jeder zweite Bundesbürger über 60 Jahre eine Teil- oder Vollprothese trägt.
Der Anfang ist am schwierigsten: Die Eingewöhnungsphase kann Wochen oder Monate dauern. Anfängliche Unsicherheiten und Ängste, die Dritten könnten sich beim Reden, Lachen oder Essen selbstständig machen, können die Lebensqualität deutlich mindern. Erst wenn sich Zunge und Wangenmuskulatur an den Zahnersatz gewöhnt haben und das Fremdkörpergefühl nachlässt, wird der Sitz der Prothese meist positiver beurteilt.
Bei komplizierten Verhältnissen in der Mundhöhle (abhängig zum Beispiel von Form und Stärke des Kieferkamms, Speichelmenge und -konsistenz) kann der Sitz einer Prothese sogar zum Dauerproblem werden. Ansprechpartner Nummer eins für alle Schwierigkeiten mit dem Prothesenhalt ist natürlich der Zahnarzt. Durch Korrekturen kann er in den meisten Fällen deutliche Verbesserungen erzielen.
Mehr Halt für die Dritten versprechen auch spezielle Haftmittel: Kissen, Pads, Streifen oder Cremes. Letztere werden am häufigsten gekauft – rund 20 Millionen Tuben pro Jahr – und etliche sind in der Tat eine wirksame Hilfe: Von den zehn getesteten Produkten zeigten immerhin sieben „gute“ Hafteigenschaften, wobei Blend-a-dent Super-Haftcreme knapper Sieger nach Punkten ist. Schlusslichter sind die „befriedigenden“ Haftcremes von Fittydent, Bonyplus und Dentipur.
Schwächen im Alltag
Im Labor, wo wir die Haftkraft mit einer Zugprüfapparatur an künstlichen Kiefermodellen prüften, machte Fittydent zwar den besten Eindruck, im Praxistest aber überzeugte dieses Mittel die Testpersonen nicht vollends. Zusammen mit Dentipur und Bonyplus wurde ihm eine schwächere Haftkraft als den Testkonkurrenten zugeschrieben. Schon nach dem Frühstück hatten die ersten Tester ein unsicheres Gefühl mit diesen Produkten und legten Haftcreme nach. Von Beginn an störte hier die feste Konsistenz: Sie ließen sich nicht ganz leicht aus der Tube drücken, entsprechend schwer auftragen und verteilen. Die Bonyplus-Haftcreme war sogar so fest, dass bei der Entnahme mehrere Tuben platzten.
Die Wirkung der Mittel tritt nach etwa fünf bis zehn Minuten ein. Wie lange sie vorhält, hängt stark von den individuellen Gegebenheiten in der Mundhöhle ab, aber zum Beispiel auch von der unterschiedlichen Beanspruchung beim Essen und Trinken. Bei den mit „gut“ benoteten Produkten hatten die meisten Testpersonen jedoch über den ganzen Tag ein sichereres Gefühl mit ihren Dritten.
Geschmacksunterschiede
Den Geschmack von Essen und Getränken beeinflussten die Mittel im Allgemeinen nicht. Die Haftcremes selbst schmeckten den Probanden überwiegend neutral. Manch ein Tester war damit zufrieden, andere hätten sich stattdessen „etwas mehr Frische“ gewünscht. Doch beim Geschmack scheiden sich bekanntlich die Geister: Was der Mehrzahl neutral erschien, konnte im Einzelfall auch „nach Krankenhaus“ (Dentipur) oder „säuerlich, wie Essig“ (Fittydent) schmecken.
Die Gebrauchshinweise waren eindeutig und ausführlich genug, sodass unsere Probanden keine Schwierigkeiten hatten, die Mittel korrekt anzuwenden. Beim Herausnehmen des Gebisses ließen sich Rückstände – falls überhaupt noch welche am Gaumen oder der Prothese klebten – meist leicht wieder mit Öl oder einer weichen Zahnbürste entfernen.
Inhaltsstoffe gut verträglich
Hauptinhaltsstoffe von Haftcremes sind Quellstoffe (zum Beispiel Zelluloseverbindungen), die mithilfe des Speichels ein dünnes, elastisches Polster zwischen Prothese und Schleimhaut schaffen. Die enthaltenen Substanzen machen kaum gesundheitliche Probleme. So auch im Praxistest. Die Probanden vertrugen die Mittel im Allgemeinen gut. Auch der kontrollierende Zahnarzt stellte keine Auffälligkeiten fest. Kurz nach dem Auftragen reklamierten einige Testpersonen allerdings ein leichtes Brennen (besonders bei Fittydent), das jedoch nach wenigen Minuten wieder folgenlos verschwand.
Sicherheit beim Sprechen und Essen
Haftcremes füllen den schmalen Spalt zwischen Gebiss und Zahnfleisch. Sie helfen so, den Unterdruck aufrechtzuerhalten, der wesentlich für den Halt der Prothese ist. Da sie flexibel sind, überbrücken sie den Spalt auch dann, wenn er sich zum Beispiel durch mechanische Beanspruchung beim Kauen vergrößert. Sie ermöglichen damit Essen und Sprechen, ohne dass das Gebiss „ins Schwimmen“ gerät. Extremen Druck kann jedoch auch eine Haftcreme meist nicht ausgleichen. Die Hoffnung, nun wieder kraftvoll in einen Apfel beißen zu können, wird in vielen Fällen ein Traum bleiben.
Haftcremes schützen die empfindliche Mundschleimhaut außerdem vor Druckstellen und Reizungen und helfen zu verhindern, dass Speisereste unter die Prothese gelangen. Und ganz wichtig: Sie können sich positiv auf die Psyche auswirken. Denn eine gut sitzende Prothese steigert die Lebensqualität deutlich.
International anerkannt
Trotz dieser Vorteile wurden Haftmittel bis vor einigen Jahren höchstens als Zwischenlösung oder während der Eingewöhnungsphase akzeptiert. Auch Zahnmediziner und Krankenkassen waren der Auffassung, dass man alle im Zusammenhang mit Prothesen auftretenden Probleme technisch befriedigend lösen könne. Mittlerweile kommt die Zahnmedizin nicht an der Erkenntnis vorbei, dass diese Einschätzung nicht in jedem Fall zutrifft.
Das hat international zu einer deutlich positiveren Beurteilung des Haftmittelgebrauchs geführt. Mittlerweile gilt die Auffassung, dass gute Haftmittel generell die Haftung und den Tragekomfort des Zahnersatzes erhöhen, auch bei gut sitzenden Prothesen. Aus zahnärztlicher Sicht ist gegen die Verwendung von Haftmitteln nichts einzuwenden – sofern die Prothese und ihr Sitz regelmäßig vom Zahnarzt kontrolliert werden.
-
- Krone, Brücke, Implantat: Es ist wichtig, sich über die Kosten für Zahnersatz gut zu informieren. Wir sagen, worauf es ankommt – und wie Sie möglichst wenig draufzahlen.
-
- Zahnersatz ist teuer, eine gute Zahnversicherung kostet nicht viel, wie unser Vergleich von Zahnzusatzversicherungen zeigt – mit individuellem Tarifrechner.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Das erneute Testen von Gebisshaftcremes (und -polstern) wurde bereits 2020 angesprochen. Passiert ist seitdem leider nichts. Offensichtlich wurde nichts diesem Gremium vorgeschlagen. Schade.
@hovibella: Ihren Wunsch nach einem Folgtest geben wir gerne an unser für die Testplanung zuständiges Gremium weiter. Wann eine entsprechende Untersuchung durchgeführt werden kann, lässt sich allerdings derzeit noch nicht absehen, da die Testplanung für dieses Jahr bereits weitgehend abgeschlossen ist. Ihren Wunsch haben wir aber auf jeden Fall registriert.
"Blend-a-dent Super-Haftcreme Extra stark" aus dem Test von 2005 ist im Handel nicht mehr erhältlich. Also höchste Zeit für einen neuen Test!
Wie die Zutatenlisten der Produkte zeigen, enthalten fast alle gängigen Fabrikate sowohl flüssigen Kunsstoff als auch Mikroplastik. Auf diese Stoffe wurde bei den Tests offensichtlich nicht geachtet, obwohl sie negative Wirkungen auf die Gesundheit und die Umwelt haben können. Dies hat mich sehr enttäuscht und so hoffe ich mit diesem Kommentar eine weitere Untersuchung bzw. neue Bewrtung dieser millionfach verwendeten Produkte anregen zu können.
@johannes40233: In der Tat liegt die letzte Untersuchung von Gebisshaftcremes zu lange zurück, als dass die seinerzeit ermittelten Ergebnisse noch eine wirksame Einkaufshilfe bieten könnten. Gerne nehmen wir Gebisshaftcremes als Testwunsch auf und leiten ihn an die zuständige Fachabteilung weiter. Dennoch können wir nicht versprechen, dass wir das Thema auch in absehbarer Zeit realisieren können. Welche Untersuchungen im folgenden Monat erscheinen werden, können Sie der Rückseite jedes test-Heftes entnehmen. Die Vorschau auf das nächste Heft findet man auch in unserem Shop auf test.de: www.test.de/shop/test-hefte/vorschau/
Auf dieser Seite sehen Sie oben links das Datum der Veröffentlichung des Tests. (cr)