
Energieeffizienz-Label für Kühl- und Gefriergeräte

Beim Sport bezeichnet niemand einen Bronzemedaillengewinner als Weltmeister. Auch eine Drei auf dem Schulzeugnis geht nirgendwo als Eins durch. Doch bei Elektrogeräten ist das anders: Hier dürfen sich Geräte mit dem Energiesparlabel der Klasse A schmücken und den Anschein erwecken, Bester zu sein. Dass es noch zwei bessere Effizienzklassen gibt, sieht der Käufer nicht. Aktuelles Beispiel: Ab heute verkauft Aldi Nord einen Gefrierschrank für 149 Euro mit der Effizienzklasse A. Doch vergleichbare Geräte der Klasse A++ verbrauchen rund ein Drittel weniger Strom. test.de sagt, worauf Sie beim Kauf eines sparsamen Haushaltsgeräts achten sollten.
Veraltetes Label

Beispiel einer Kühl-Gefrierkombination der Effizienzklasse A+.

Seit 1998 müssen Händler Elektrobacköfen, Geschirrspülmaschinen, Kühl- und Gefriergeräte, Leuchtmittel, Wäschetrockner, Waschmaschinen, Waschtrockner und Raumklimageräte mit dem Energieverbrauchsetikett auszeichnen. Die sieben darauf vermerkten Effizienzklassen geben Auskunft über Strom- und gegebenenfalls Wasserverbrauch und erleichtern somit dem Käufer die Auswahl eines energiesparenden Geräts. Doch inzwischen ist das Label veraltet. Neben den sieben ursprünglichen Klassen A bis G - wobei A für niedrigen und G für hohen Verbrauch steht - gibt es seit 2004 die noch sparsameren Klassen A+ und A++ für Kühl- und Gefriergeräte. Diese erscheinen aber nur dann auf dem Aufkleber, wenn das Gerät die Kriterien dieser Klassen erfüllt. Als eigenständige Balken erscheinen die Klassen A+ und A++ jedoch nicht im Label.
Auf Dauer teuer
Die Einstufung in die verschiedenen Energieeffizienzklassen spiegelt heute noch den Stand der Technik bei Einführung des Labels im Jahr 1998 wieder. Doch die Technik wurde weiter entwickelt. Inzwischen bieten die meisten Hersteller mindestens Geräte der Verbrauchsklassen A oder B an. Die Label der Klassen E bis G tragen nur einige wenig energieeffiziente Glühlampen-Typen. Geräte der Klasse A++ dürfen nur noch halb so viel Strom wie Geräte der Klasse A verbrauchen. Aufs Jahr gerechnet macht das etwa beim Aldi-Gefrierschrank zwar nur einen Unterschied von 12-15 Euro, auf die Lebensdauer gerechnet kommen so jedoch deutlich mehr als hundert Euro zusammen. Für die Käufer ist die Zuordnung zu den Energieeffizienzklassen verwirrend, da es zwei zusätzliche Klassen gibt, die aber nur für eine Gerätegruppe gelten. Besser als das Hinzufügen der zwei neuen Klassen A+ und A++ wären verschärfte Kriterien für die Klassen A bis G. Das Bundeswirtschaftsministerium treibt zur Zeit eine Neujustierung des Effizienzlabels auf europäischer Ebene voran. Ein Termin für die Neuregelung steht allerdings noch nicht fest. Weitere Informationen und Tabellen mit energiesparenden Haushaltsgeräten finden Sie im test Spezial Energie auf test.de.
Tipps
- A++. Achten Sie beim Kauf von Kühl- und Gefriergeräten auf eine möglichst gute Effizienzklasse. Neben der A-Klasse gibt es oft sparsamere Geräte der Klassen A+ und A++.
- Nutzinhalt. Überlegen Sie vor dem Kauf eines Kühl- oder Gefriergeräts, wie groß es sein soll. Jeder Liter Nutzinhalt kostet Strom und Geld.
- Getrennt. Wenn Sie schon ein separates Gefriergerät besitzen, kaufen Sie einen Kühlschrank ohne Gefrierfach. Der verbraucht etwa ein Drittel weniger Energie als ein Kühlschrank gleicher Größe mit 4-Sterne-Fach.
- Truhe. Gefriertruhen haben oft eine bessere Energieeffizienz als gleich große Gefrierschränke. Hintergrund: Kälte sinkt nach unten. Beim Öffnen der Tür entweicht Kälte aus dem Gefrierschrank. Doch bei Gefriertruhen öffnen die Türen nach oben und die Kälte bleibt in der Truhe.
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hm, ich komme einfach nicht weiter....
in dieser Verordnung geht es hauptsächlich um die Gestaltung des Labels:
http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2010:314:0017:0046:DE:PDF
Im Anhang VI "Messungen" finde ich nichts konkretes zur Umgebungstemperatur während der Messung. Für vergleichbare Ergebnisse halte ich die Einhaltung einer bestimmten Umgebungstemperatur für unverzichtbar.
Bei Fernsehgeräten scheint die Festlegung besser zu funktionieren:
siehe
http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2010:314:0064:0080:DE:PDF
dort heißt es im Anhang VII: 23 Grad + / - 5 Grad
@Siebenacht: Bitte einfach mal im von Ihnen genannten pdf-Dokument eine Volltextsuche nach "Umgebungstemperatur" machen (am einfachsten meist über die Tastenkombination Strg+F, dann das Suchwort eingeben).
Kommentar vom Autor gelöscht.
Danke für den Hinweis,
ich muss sagen: es ist schon sehr spannend, sich in die tiefsten Tiefen der EU-Administration vorzuwagen.
Auf diesen Seiten stehen hunderte von Richtlinien für die Ausführung des Labels, also nur Formalien, wenig Inhalt zum eigentlichen Sachverhalt: zur normierten Durchführung der Verbrauchsmessung.
In Link
http://www.stromeffizienz.de/fileadmin/InitiativeEnergieEffizienz/strom-effizienz/downloads/EU-Label/Aktualisiertes_EU-Label/DELEGIERTE_VERORDNUNG__EU__Nr._1060-2010_Haushaltskuehlgeraete.pdf
habe ich tatsächlich so etwas wie technische Richtlinien für die Durchführung der Verbrauchsmessungen (zur Feststellung der Effizienzklasse) an Kühlgeräten gefunden.
Was mich nur sehr wundert, ist die Tatsache, dass ich keinen Hinweis auf die bei der Messung einzuhaltende Umgebungstemperatur finde.
Für die Ermittlung realistischer Verbräuche müsste die Umgebungstemperatur m. E. ca. Raumtemperatur, also ca. 20 Grad betragen.
Oder habe ich etwas übersehn?
@Siebenacht: Die Prüfvorgaben für das Energie-Label sind natürlich standardisiert, damit die Bedingungen für alle Geräte und Hersteller gleich sind. Die Bedingungen sind aber nicht unbedingt vergleichbar mit denen zuhause. Nähere Infos zum Label finden Sie beispielsweise unter http://www.stromeffizienz.de/eu-label/alle-labels-auf-einen-blick.html