Strategische Rohstoffe Lohnt sich eine Börsenwette auf seltene Erden?

Datum:
  • Text: Max Schmutzer
  • Testleitung: Yann Stoffel, Thomas Krüger
Strategische Rohstoffe - Lohnt sich eine Börsenwette auf seltene Erden?

Minen. Die größte Fördernation seltener Erden ist China. © picture alliance / REUTERS / CHINA STRINGER

Seltene Erden gegen weitere Hilfen – diesen „Deal“ schlug Trump der Ukraine vor. Die Metalle werden etwa für Smartphones gebraucht. Taugen sie auch als Anlageidee?

Die USA sind ein wichtiger Unterstützer und Waffenlieferant für die Ukraine in deren Kampf gegen den Aggressor Russ­land – noch, muss man wohl ergänzen. Ob oder wie die USA die Ukraine weiter unterstützen wollen, ist in diesen Tagen unklar. Sicher ist jedoch, dass der US-Präsident Trump die weitere Unterstüt­zung an einen „Deal“ geknüpft hatte, bei der die Ukraine sogenannte seltene Erden an die USA liefern sollten. Bereits während der ersten Präsident­schaft Trumps rückten seltene Erden in den Fokus, als man befürchtete, China könnte deren Export einschränken – als Vergeltungs­maßnahme für US-Zölle. Aber was macht seltene Erden so wert­voll? Und können Privat­anleger davon profitieren?

Das sind seltene Erden

Als seltene Erden werden bestimmte Metalle bezeichnet. Insgesamt 17 Elemente werden zu den seltenen Erden gezählt. Sie haben unterschiedliche Anwendungs­zwecke in der Industrie. Die Rohstoffe werden zum Beispiel für die Produktion moderner Technologie wie Halb­leiter, Smartphones und Elektro­autos benötigt. Auch in der Glas- und Keramik­industrie werden sie als Glas­politur und in optischen Linsen und Gläsern verwendet. Zudem braucht man sie für Magneten, die in der Industrie, für militärische Zwecke und in der Raum­fahrt genutzt werden. Lithium, dass vor allem für Batterien verwendet wird, gehört nicht zu den seltenen Erden, sondern wird zu den „strategischen Metallen“ gezählt, wie etwa auch Cobalt oder Titanium.

Das sind die seltenen Erden: Cer, Dysprosium, Erbium, Europium, Gadolinium, Holmium, Lanthan, Lutetium, Neodym, Praseodym, Promethium, Samarium, Scandium, Terbium, Thulium, Ytterbium, Yttrium.

Hier werden seltene Erden abge­baut

Der Haupt­teil der seltenen Erden wird in China gefördert. Deutlich weniger seltene Erden kommen aus den USA und Australien. Die Ukraine ist hingegen ist bislang kein relevantes Land bei der Förderung von seltenen Erden. Der Abbau seltener Erden gilt als umwelt­schädlich und kompliziert. In Deutsch­land gibt es in Sachsen seltene Erden, deren Abbau sich aber als nicht wirt­schaftlich heraus­gestellt hat und zudem aus Umwelt­gründen als bedenk­lich einge­stuft wird.

So kann man in seltene Erden investieren

Die Möglich­keiten, als Privat­anleger in seltene Erden zu investieren, sind aktuell sehr einge­schränkt. Fonds und Zertifikate legen nicht direkt in seltene Erden an, sondern beziehen sich auf Minengesell­schaften, die schwer­punkt­mäßig seltene Erden fördern. Die in Deutsch­land kauf­baren Fonds konzentrieren sich dabei nicht nur auf seltene Erden, sondern mischen sie mit Investitionen in Firmen, die auch strategische Metalle wie Lithium abbauen.

Eine Möglich­keit, sich einer Investition in seltene Erden zu nähern, ist der ETF VanEck Rare Earth and Strategic Metals. Der ETF investiert laut Anbieter in Aktien von Unternehmen, die „mindestens 50 Prozent ihrer Umsätze aus seltenen Erden oder strategischen Metallen erzielen oder die über Berg­bauprojekte verfügen, die das Potenzial haben, nach ihrer Entwick­lung mindestens 50 Prozent ihrer Umsätze aus seltenen Erden oder strategischen Metallen zu erzielen“. Der Index umfasst Aktien von Raffinerien, Recyc­lern und Produzenten von seltenen Erden und strategischen Metallen.

Tipp: Angebote, in physischer Form in Industrie­metalle zu investieren, sollten Anleger nicht wahr­nehmen. Mehr dazu unter Warum sich Industriemetalle nicht als Geldanlage eignen.

So hätte sich eine Investition in der Vergangenheit entwickelt

Die Erfolge einer Investition in Unternehmen, die mit seltenen Erden zu tun haben, waren in der Vergangenheit sehr gemischt. Nach der Finanz­krise gab es eine Hand­voll Zertifikate auf seltene Erden und ein paar Fonds einschließ­lich ETF. Aber dem Kurs­hoch 2011 folgte ein enormer Einbruch, und die Produkte verschwanden vom Markt – typisch für Trend­themen.

Der MVIS Global Rare Earth/Strategic Metals Index, auf den sich der VanEck Rare Earth and Strategic Metals ETF bezieht, wurde 2021 aufgelegt. Von April 2022 bis heute ging es aber relativ stetig nach unten. Obwohl das Thema politisch in den vergangenen Jahren an Relevanz zugenommen hat, wäre eine Investition eine schlechte Idee gewesen. Auf Drei-Jahres-Sicht hat der ETF über 50 Prozent an Wert verloren.

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Einen deutlich kleineren Anteil an Unternehmen, die seltene Erden fördern, haben die ETF iShares Essential Metals Producers und Carne Global X Disruptive Materials sowie der aktiv gemanagte Fonds 1741 Structured Solutions Next Generation Resources.

Diese Risiken haben Anla­getrends

Mit seiner Wert­entwick­lung reiht sich der Seltene-Erden-ETF ein in eine Reihe von ETF auf mal mehr und mal weniger sinn­volle Anla­getrends, deren Wert­entwick­lung enttäuschend oder sehr stark schwankend ist. Populär war eine Zeit lang etwa der iShares Global Clean Energy ETF, der auf Unternehmen für erneuer­bare Energien setzt. Nachdem es mehrere Jahre berg­auf ging, hat der ETF über die letzten drei Jahre über 30 Prozent an Wert verloren. Wer etwa auf die Krypto- und Block­chain-Unternehmen setzen wollte, konnte beim ETF VanEck Crypto and Block­chain Inno­vators landen, der zwar auf die jüngste Jahres­sicht eine spektakuläre Rendite von 110 Prozent hingelegt hat, dessen Wert von 2021 bis 2023 aber auch schon mal um 90 Prozent einge­brochen ist. Das hält nicht jeder Anleger entspannt aus. Nur weil ein Thema in der medialen Diskussion ist oder in Zukunft eine größere Rolle spielen wird, bedeutet das nicht zwangs­läufig steigende Aktien­kurse.

Seltene Erden sind außerdem ein Nischen­investment. Die Firmen kommen meist aus China und sind sehr klein, das Risiko ist hingegen sehr hoch.

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Als Beimischung für Risiko­bereite

Das zeigt: Die Investition in solche Trend­themen kann tolle Renditen bringen – aber auch für fürchterliche Abstürze sorgen. Die Wert­entwick­lung kann extrem auf einzelne Faktoren wie politische Ereig­nisse, den Fund neuer Vorkommen oder die Weiter­entwick­lung industrieller Verfahren reagieren. Anle­gerinnen und Anleger sollten solche Anlageideen daher kritisch betrachten und sie mit maximal 10 Prozent zu einem breit aufgestellten, welt­weit anlegenden Portfolio beimischen. Breiter aufgestellt als der Seltene-Erden-ETF sind Rohstoff-ETF, die unter anderem auf Erdgas, Gold, Soja und Kupfer setzen.

Für ethisch-ökologisch orientierte Anleger ist die Investition in seltene Erden nicht empfehlens­wert, da die Förderung und Verarbeitung der Materialien als umwelt­schädlich gelten. Der größte Förderer China setzt seine Vormacht­stellung beim Thema seltene Erden zudem als politisches Druck­mittel ein.

Tipp: Wie Sie unsere Anla­gestrategie Pantoffel-Portfolio mit Beimischungen ergänzen, zeigen wir im Artikel Pantoffel-Portfolio ergänzen.

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