
Minen. Die größte Fördernation seltener Erden ist China. © picture alliance / REUTERS / CHINA STRINGER
Seltene Erden gegen weitere Hilfen – diesen „Deal“ schlug Trump der Ukraine vor. Die Metalle werden etwa für Smartphones gebraucht. Taugen sie auch als Anlageidee?
Die USA sind ein wichtiger Unterstützer und Waffenlieferant für die Ukraine in deren Kampf gegen den Aggressor Russland – noch, muss man wohl ergänzen. Ob oder wie die USA die Ukraine weiter unterstützen wollen, ist in diesen Tagen unklar. Sicher ist jedoch, dass der US-Präsident Trump die weitere Unterstützung an einen „Deal“ geknüpft hatte, bei der die Ukraine sogenannte seltene Erden an die USA liefern sollten. Bereits während der ersten Präsidentschaft Trumps rückten seltene Erden in den Fokus, als man befürchtete, China könnte deren Export einschränken – als Vergeltungsmaßnahme für US-Zölle. Aber was macht seltene Erden so wertvoll? Und können Privatanleger davon profitieren?
Das sind seltene Erden
Als seltene Erden werden bestimmte Metalle bezeichnet. Insgesamt 17 Elemente werden zu den seltenen Erden gezählt. Sie haben unterschiedliche Anwendungszwecke in der Industrie. Die Rohstoffe werden zum Beispiel für die Produktion moderner Technologie wie Halbleiter, Smartphones und Elektroautos benötigt. Auch in der Glas- und Keramikindustrie werden sie als Glaspolitur und in optischen Linsen und Gläsern verwendet. Zudem braucht man sie für Magneten, die in der Industrie, für militärische Zwecke und in der Raumfahrt genutzt werden. Lithium, dass vor allem für Batterien verwendet wird, gehört nicht zu den seltenen Erden, sondern wird zu den „strategischen Metallen“ gezählt, wie etwa auch Cobalt oder Titanium.
Das sind die seltenen Erden: Cer, Dysprosium, Erbium, Europium, Gadolinium, Holmium, Lanthan, Lutetium, Neodym, Praseodym, Promethium, Samarium, Scandium, Terbium, Thulium, Ytterbium, Yttrium.
Hier werden seltene Erden abgebaut
Der Hauptteil der seltenen Erden wird in China gefördert. Deutlich weniger seltene Erden kommen aus den USA und Australien. Die Ukraine ist hingegen ist bislang kein relevantes Land bei der Förderung von seltenen Erden. Der Abbau seltener Erden gilt als umweltschädlich und kompliziert. In Deutschland gibt es in Sachsen seltene Erden, deren Abbau sich aber als nicht wirtschaftlich herausgestellt hat und zudem aus Umweltgründen als bedenklich eingestuft wird.
So kann man in seltene Erden investieren
Die Möglichkeiten, als Privatanleger in seltene Erden zu investieren, sind aktuell sehr eingeschränkt. Fonds und Zertifikate legen nicht direkt in seltene Erden an, sondern beziehen sich auf Minengesellschaften, die schwerpunktmäßig seltene Erden fördern. Die in Deutschland kaufbaren Fonds konzentrieren sich dabei nicht nur auf seltene Erden, sondern mischen sie mit Investitionen in Firmen, die auch strategische Metalle wie Lithium abbauen.
Eine Möglichkeit, sich einer Investition in seltene Erden zu nähern, ist der ETF VanEck Rare Earth and Strategic Metals. Der ETF investiert laut Anbieter in Aktien von Unternehmen, die „mindestens 50 Prozent ihrer Umsätze aus seltenen Erden oder strategischen Metallen erzielen oder die über Bergbauprojekte verfügen, die das Potenzial haben, nach ihrer Entwicklung mindestens 50 Prozent ihrer Umsätze aus seltenen Erden oder strategischen Metallen zu erzielen“. Der Index umfasst Aktien von Raffinerien, Recyclern und Produzenten von seltenen Erden und strategischen Metallen.
Tipp: Angebote, in physischer Form in Industriemetalle zu investieren, sollten Anleger nicht wahrnehmen. Mehr dazu unter Warum sich Industriemetalle nicht als Geldanlage eignen.
So hätte sich eine Investition in der Vergangenheit entwickelt
Die Erfolge einer Investition in Unternehmen, die mit seltenen Erden zu tun haben, waren in der Vergangenheit sehr gemischt. Nach der Finanzkrise gab es eine Handvoll Zertifikate auf seltene Erden und ein paar Fonds einschließlich ETF. Aber dem Kurshoch 2011 folgte ein enormer Einbruch, und die Produkte verschwanden vom Markt – typisch für Trendthemen.
Der MVIS Global Rare Earth/Strategic Metals Index, auf den sich der VanEck Rare Earth and Strategic Metals ETF bezieht, wurde 2021 aufgelegt. Von April 2022 bis heute ging es aber relativ stetig nach unten. Obwohl das Thema politisch in den vergangenen Jahren an Relevanz zugenommen hat, wäre eine Investition eine schlechte Idee gewesen. Auf Drei-Jahres-Sicht hat der ETF über 50 Prozent an Wert verloren.
{{data.error}}
{{col.comment.i}} {{comment.i}} |
---|
{{col.comment.i}} {{comment.i}} |
---|
- {{item.i}}
- {{item.text}}
Einen deutlich kleineren Anteil an Unternehmen, die seltene Erden fördern, haben die ETF iShares Essential Metals Producers und Carne Global X Disruptive Materials sowie der aktiv gemanagte Fonds 1741 Structured Solutions Next Generation Resources.
Diese Risiken haben Anlagetrends
Mit seiner Wertentwicklung reiht sich der Seltene-Erden-ETF ein in eine Reihe von ETF auf mal mehr und mal weniger sinnvolle Anlagetrends, deren Wertentwicklung enttäuschend oder sehr stark schwankend ist. Populär war eine Zeit lang etwa der iShares Global Clean Energy ETF, der auf Unternehmen für erneuerbare Energien setzt. Nachdem es mehrere Jahre bergauf ging, hat der ETF über die letzten drei Jahre über 30 Prozent an Wert verloren. Wer etwa auf die Krypto- und Blockchain-Unternehmen setzen wollte, konnte beim ETF VanEck Crypto and Blockchain Innovators landen, der zwar auf die jüngste Jahressicht eine spektakuläre Rendite von 110 Prozent hingelegt hat, dessen Wert von 2021 bis 2023 aber auch schon mal um 90 Prozent eingebrochen ist. Das hält nicht jeder Anleger entspannt aus. Nur weil ein Thema in der medialen Diskussion ist oder in Zukunft eine größere Rolle spielen wird, bedeutet das nicht zwangsläufig steigende Aktienkurse.
Seltene Erden sind außerdem ein Nischeninvestment. Die Firmen kommen meist aus China und sind sehr klein, das Risiko ist hingegen sehr hoch.
{{data.error}}
{{col.comment.i}} {{comment.i}} |
---|
{{col.comment.i}} {{comment.i}} |
---|
- {{item.i}}
- {{item.text}}
Als Beimischung für Risikobereite
Das zeigt: Die Investition in solche Trendthemen kann tolle Renditen bringen – aber auch für fürchterliche Abstürze sorgen. Die Wertentwicklung kann extrem auf einzelne Faktoren wie politische Ereignisse, den Fund neuer Vorkommen oder die Weiterentwicklung industrieller Verfahren reagieren. Anlegerinnen und Anleger sollten solche Anlageideen daher kritisch betrachten und sie mit maximal 10 Prozent zu einem breit aufgestellten, weltweit anlegenden Portfolio beimischen. Breiter aufgestellt als der Seltene-Erden-ETF sind Rohstoff-ETF, die unter anderem auf Erdgas, Gold, Soja und Kupfer setzen.
Für ethisch-ökologisch orientierte Anleger ist die Investition in seltene Erden nicht empfehlenswert, da die Förderung und Verarbeitung der Materialien als umweltschädlich gelten. Der größte Förderer China setzt seine Vormachtstellung beim Thema seltene Erden zudem als politisches Druckmittel ein.
Tipp: Wie Sie unsere Anlagestrategie Pantoffel-Portfolio mit Beimischungen ergänzen, zeigen wir im Artikel Pantoffel-Portfolio ergänzen.
-
- Die Preise für Energie, Kupfer, Gold sowie andere Industrie- und Edelmetalle sind gestiegen. Wir zeigen, wie Anlegerinnen und Anleger mit Rohstoff-ETF davon profitieren.
-
- Chinas Zentralbank hat weitreichende Konjunkturmaßnahmen angekündigt. Wer gezielt in den Markt investieren will, kann entsprechende China-ETF nutzen.
-
- Dass die USA und einige große Unternehmen im MSCI World so dominieren, gefällt nicht allen Anlegern. Wir zeigen ETF, mit denen sich die Gewichtung verändern lässt.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.