
Umzug. Für den Übertrag vom bisherigen Depot auf die neue Variante sollen sich Kundinnen und Kunden um nichts kümmern müssen. © Getty Images / Westend61 / UWE
Der Depot-Anbieter Scalable Capital zieht mit seinen Kunden auf eine eigene Plattform um, hat eine eigene Börse eröffnet und zahlt mehr Zinsen. Das neue Angebot im Check.
Kundinnen und Kunden von Scalable Capital wurden am 10. Dezember beim Einloggen in ihr Wertpapierdepot von der Nachricht „Das neue Scalable“ überrascht. Sie wurden um eine Bestätigung gebeten, ein neues Depot zu eröffnen, die Umstellung ihres Depots zu beauftragen und den neuen AGB zustimmen. Was sollen Kundinnen und Kunden tun?
Die Änderungen im Überblick
Durch die Zustimmung ergeben sich für Kundinnen und Kunden aus unserer Sicht keine wesentlichen Nachteile. Die zentralen Änderungen:
- Depotumzug: Bisher liegen die Wertpapierdepots der Kundinnen und Kunden bei der Baader Bank, dem Kooperationspartner von Scalable Capital. Nun tritt Scalable Capital als Wertpapierinstitut auf und verwaltet die Depots seiner Kundinnen und Kunden selbst.
- Mehr Zinsen: Geld, das auf dem „Guthaben-Konto“ liegt, wird mit 3,25 Prozent verzinst. Beim kostenlosen „Free“-Angebot gilt dies bis zu 50 000 Euro Anlagesumme, beim kostenpflichtigen „Prime+“-Angebot bis zu 500 000 Euro.
- Neue Börse: Parallel hat Scalable Capital mit der Börse Hannover zusammen die neue Wertpapierbörse European Investor Exchange (EIX) gegründet, über die Privatanleger viele relevante ETF, Fonds und Aktien handeln können sollen. Transaktionen über die bisherige Börse Gettex und Xetra bleiben möglich, sind aber eventuell mit Kosten verbunden.
Depot zieht um
Neben den Kunden, die neu zu Scalable Capital kommen, sollen „innerhalb weniger Wochen“ auch die Bestandskunden die neuen Angebote nutzen können. Die Übertragung der Depots von der Baader Bank zu Scalable Capital soll im vierten Quartal 2025 stattfinden. Ein „Umzugsservice“ soll dafür sorgen, dass alle Wertpapiere und steuerlichen Informationen wie Verlusttöpfe übertragen werden. Kundinnen und Kunden müssen dafür laut Scalable Capital nichts weiter tun. App und Zugangsdaten bleiben auch nach dem Umzug unverändert. „Im Rahmen unseres Umzugsservices werden wir Maßnahmen ergreifen, um den fortlaufenden Handel zu ermöglichen“, teilte uns eine Sprecherin von Scalable Capital auf die Frage mit, ob während des Umzugs mit Einschränkungen des Handels zu rechnen sei.
Für im Depot enthaltene Bruchstücke von Fonds- oder Aktienanteilen sieht Scalable Capital folgende Regelung vor: „Im Rahmen unseres Umzugsservice werden auch Bruchstücke, soweit möglich, übertragen. Wenn nur ganze Anteile übertragen werden können, werden Bruchstücke vor Depotübertrag veräußert oder ausgebucht. Der Erlös oder rechnerische Gegenwert wird dem Verrechnungskontos bei der Baader Bank AG gutgeschrieben und im Rahmen der Überweisung des Restguthabens berücksichtigt“, heißt es von Scalable Capital.
Tipp: In unserem Depot-Vergleich hat es die Depot-Variante Scalable Free Broker unter die zehn günstigsten geschafft.
Gute Zinsen mit eingeschränkter Sicherheit
Die 3,25 Prozent Zinsen, die Scalable Capital in Zukunft auf nicht investiertes Geld auf dem „Guthaben-Konto“ zahlen will, sind im Vergleich ein gutes Angebot. Allerdings: Ähnlich wie beim Konkurrenten Trade Republic liegt nicht unbedingt das ganze Geld auf einem Bankkonto, das der gesetzlichen Einlagensicherung unterliegt. Der Partner dafür ist die Deutsche Bank. Scalable Capital will Teile des angelegten Gelds auch in Geldmarktfonds investieren, als Partner dafür nennt sie die Fondsgesellschaften DWS, Blackrock und J.P. Morgan Asset Management. Wo das Geld liegt, ist laut Scalable Capital „jederzeit transparent über den Kontoauszug und in Kürze direkt im Web und in den Apps einsehbar“.
Mit Geldmarktfonds kann aktuell mit großer Sicherheit ein guter Zins erreicht werden. Aber: Geld in Sondervermögen wie Geldmarktfonds unterliegt nicht der gesetzlichen Einlagensicherung. Sollte Scalable Capital insolvent werden, gehört den Kunden zwar das Sondervermögen in den Geldmarktfonds, aber eine Garantie, dass die Anteile nach einer Insolvenz von Scalable Capital genau dem Gegenwert der Einzahlungen und Zinsen entsprechen, gibt es dort nicht. Große Verlustrisiken gibt es mit Geldmarktfonds allerdings auch nicht, nur in extremen Krisensituationen gab es in der Vergangenheit kurzfristige Verluste.
Eine feste Einlagensumme, ab der das Geld in Geldmarktfonds fließt, gibt es laut Scalable Capital nicht: „Wir verteilen die Guthaben unter Berücksichtigung unserer strengen Auswahlkriterien, der verfügbaren Kapazitäten, der Konditionen und der Handelsaktivität der Kunden – nicht nach der Höhe der Einlagen“.
Tipp: Alternativen fürs Tagesgeld mit voller Einlagensicherung und guten Konditionen zeigen wir in unserem Tagesgeldvergleich.
Neue Börse für Privatanleger
Mit der neu gegründeten European Investor Exchange (EIX) will Scalable Capital in Zukunft Wertpapiergeschäfte über eine eigene Börse abwickeln, die sie mit der Börse Hannover betreibt. Damit kann Scalable Capital in Zukunft an den „Spreads“, also den Unterschieden zwischen An- und Verkaufskursen verdienen. Bisher verdient Scalable Capital an Provisionen, die Handelsplätze wie Gettex für Transaktionen zahlen. Diese Provisionen werden aber ab 2026 voraussichtlich verboten sein.
Wir werden im Blick behalten, ob die Kurse an der neuen Börse fair für Anlegerinnen und Anleger sind. Es soll zudem weiterhin die Möglichkeit geben, auch über die Börsen Gettex (Börse München) und Xetra (Deutsche Börse) zu handeln. Das allerdings mit auch schon bisher bestehenden zusätzlichen Kosten (Gettex: je nach Order 0 Euro oder 0,99 Euro, Xetra: 3,99 Euro).
Tipp: Durch die Verfügbarkeit verschiedener Börsenplätze können Sie jederzeit prüfen, ob die Kurse bei der EIX höher sind als etwa bei Xetra.
Früher oder später ist Zustimmung notwendig
Kundinnen und Kunden müssen sich nicht sofort entscheiden, ob sie den neuen Vertragsbedingungen zustimmen. Sie können vorerst auch weiter ihr Depot bei der Baader Bank über Scalable Capital weiterführen. Man wolle den Kunden „mehrere Monate“ Zeit geben, heißt es von Scalable Capital. Langfristig könne man aber nur mit Zustimmung zusammenarbeiten. Kundinnen und Kunden, die den neuen Bedingungen nicht zustimmen wollen, müssten sich also ansonsten einen neuen Depotanbieter suchen, auf den sie ihr Depot übertragen wollen.
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@fintest_info; @alle: Zinsangebote mit Haken, die dazu führen, dass wir die Anlage für Zinssparer, die eine Anlage mit höchst möglicher Sicherheit im Falle der Insolvenz suchen, nicht empfehlen, sortieren wir im Test aus, anstatt eine Fußnote dazu zu machen.
Es gibt aber auch hinnehmbare Haken, die nicht dazu führen, dass wir Zinsanlegern davon abraten. Diese Angebote sind in den Zinstests vertreten und bekommen ein Fußnote, die die Einschränkung erklärt.
Zinssparer sollten bei allen Angeboten vorsichtig sein, wenn sie diese nicht in den Untersuchungen zum Tages- und Festgeld finden.
www.test.de/Tagesgeld
www.test.de/Festgeld
Im Zweifel gibt es einen guten Grund für dafür. Fragen Sie im Zweifel beim Leserservice nach, bevor Sie Ihr Geld anlegen. Vertrauen Sie nicht den Ergebnissen einer Google-Suche.
Wichtig: Wenn Sie nichts Negatives zu einer Zinsanlage finden, können Sie daraus nicht den Rückschluss ziehen, dass es sich um eine seriöse Anlage handelt.
Lesetipp:
www.test.de/zinsportale-warnzeichen
Das ist ein wirklich guter Hinweis.
Ich würde mir wünschen, dass Stiftung Warentest bei Vergleichen von Finanzangeboten, bei den Besten Angeboten, immer zuerst nach den Haken sucht - und diese deutlich in der Datenbank (z.B. als Kommentar) anzeigt.
Das wäre eine Zeitersparnis, bei der Auswahl eines Produktes, dadurch wäre es mir auch das Geld für ein ABO/eine Flat wert.
Evtl. auch etwas mehr, wenn die AGBs von einem Rechtsanwalt überprüft würden und überlegt wird, wie es zu so einem günstigen Angebot kommen kann.
Z.B. bot die VW-Bank/VW-Financial Services https://www.vwfs.de/ immer recht gute Konditionen (1. Anlage über ein über sie gefundenes Neukunden Tagesgeld). Angebot für Folgeanlagen (z.B. Festgelder) waren kaum zu toppen.
Ich frage mich, wie die Firmen (VW selbst, VW-Bank und VW-Financial Services) miteinander verknüpft sind, ob daraus ein Risiko für die Anlage entsteht. (Ich weiß - eigentlich nicht - Einlagensicherung! - aber AGB u. sonst was - wo ist der Haken?)
Danke
Kommentar vom Autor gelöscht.
Also ich finde die unklare Handhabung der gesetzlichen Einlagensicherung ein no-go. Soweit ich es verstehe, kann mein Geld heute noch bei der Bank liegen und morgen im Geldmarktfond, da hilft es auch nicht das rückblickend im Kontoauszug zu sehen. Ich fände eine aktive Entscheidungsmöglichkeit wichtig, von mir aus auch mit schlechteren Zinsen für das Mehr an Sicherheit.