Neues Depot­angebot Scalable Capital zieht mit seinen Kunden um

Datum:
  • Text: Max Schmutzer
  • Testleitung: Stefan Fischer
Neues Depot­angebot - Scalable Capital zieht mit seinen Kunden um

Umzug. Für den Über­trag vom bisherigen Depot auf die neue Variante sollen sich Kundinnen und Kunden um nichts kümmern müssen. © Getty Images / Westend61 / UWE

Der Depot-Anbieter Scalable Capital zieht mit seinen Kunden auf eine eigene Platt­form um, hat eine eigene Börse eröffnet und zahlt mehr Zinsen. Das neue Angebot im Check.

Kundinnen und Kunden von Scalable Capital wurden am 10. Dezember beim Einloggen in ihr Wert­papierdepot von der Nach­richt „Das neue Scalable“ über­rascht. Sie wurden um eine Bestätigung gebeten, ein neues Depot zu eröffnen, die Umstellung ihres Depots zu beauftragen und den neuen AGB zustimmen. Was sollen Kundinnen und Kunden tun?

Die Änderungen im Über­blick

Durch die Zustimmung ergeben sich für Kundinnen und Kunden aus unserer Sicht keine wesentlichen Nachteile. Die zentralen Änderungen:

  • Depotum­zug: Bisher liegen die Wert­papierdepots der Kundinnen und Kunden bei der Baader Bank, dem Koope­rations­partner von Scalable Capital. Nun tritt Scalable Capital als Wert­papier­institut auf und verwaltet die Depots seiner Kundinnen und Kunden selbst.
  • Mehr Zinsen: Geld, das auf dem „Guthaben-Konto“ liegt, wird mit 3,25 Prozent verzinst. Beim kostenlosen „Free“-Angebot gilt dies bis zu 50 000 Euro Anlagesumme, beim kosten­pflichtigen „Prime+“-Angebot bis zu 500 000 Euro.
  • Neue Börse: Parallel hat Scalable Capital mit der Börse Hannover zusammen die neue Wert­papierbörse European Investor Exchange (EIX) gegründet, über die Privat­anleger viele relevante ETF, Fonds und Aktien handeln können sollen. Trans­aktionen über die bisherige Börse Gettex und Xetra bleiben möglich, sind aber eventuell mit Kosten verbunden.

Depot zieht um

Neben den Kunden, die neu zu Scalable Capital kommen, sollen „inner­halb weniger Wochen“ auch die Bestands­kunden die neuen Angebote nutzen können. Die Über­tragung der Depots von der Baader Bank zu Scalable Capital soll im vierten Quartal 2025 statt­finden. Ein „Umzugs­service“ soll dafür sorgen, dass alle Wert­papiere und steuerlichen Informationen wie Verlusttöpfe über­tragen werden. Kundinnen und Kunden müssen dafür laut Scalable Capital nichts weiter tun. App und Zugangs­daten bleiben auch nach dem Umzug unver­ändert. „Im Rahmen unseres Umzugs­services werden wir Maßnahmen ergreifen, um den fort­laufenden Handel zu ermöglichen“, teilte uns eine Sprecherin von Scalable Capital auf die Frage mit, ob während des Umzugs mit Einschränkungen des Handels zu rechnen sei.

Für im Depot enthaltene Bruch­stücke von Fonds- oder Aktien­anteilen sieht Scalable Capital folgende Regelung vor: „Im Rahmen unseres Umzugs­service werden auch Bruch­stücke, soweit möglich, über­tragen. Wenn nur ganze Anteile über­tragen werden können, werden Bruch­stücke vor Depot­über­trag veräußert oder ausgebucht. Der Erlös oder rechnerische Gegen­wert wird dem Verrechnungs­kontos bei der Baader Bank AG gutgeschrieben und im Rahmen der Über­weisung des Rest­guthabens berück­sichtigt“, heißt es von Scalable Capital.

Tipp: In unserem Depot-Vergleich hat es die Depot-Variante Scalable Free Broker unter die zehn güns­tigsten geschafft.

Gute Zinsen mit einge­schränkter Sicherheit

Die 3,25 Prozent Zinsen, die Scalable Capital in Zukunft auf nicht investiertes Geld auf dem „Guthaben-Konto“ zahlen will, sind im Vergleich ein gutes Angebot. Allerdings: Ähnlich wie beim Konkurrenten Trade Republic liegt nicht unbe­dingt das ganze Geld auf einem Bank­konto, das der gesetzlichen Einlagensicherung unterliegt. Der Partner dafür ist die Deutsche Bank. Scalable Capital will Teile des angelegten Gelds auch in Geldmarkt­fonds investieren, als Partner dafür nennt sie die Fonds­gesell­schaften DWS, Black­rock und J.P. Morgan Asset Management. Wo das Geld liegt, ist laut Scalable Capital „jeder­zeit trans­parent über den Konto­auszug und in Kürze direkt im Web und in den Apps einsehbar“.

Mit Geldmarkt­fonds kann aktuell mit großer Sicherheit ein guter Zins erreicht werden. Aber: Geld in Sonder­vermögen wie Geldmarkt­fonds unterliegt nicht der gesetzlichen Einlagensicherung. Sollte Scalable Capital insolvent werden, gehört den Kunden zwar das Sonder­vermögen in den Geldmarkt­fonds, aber eine Garantie, dass die Anteile nach einer Insolvenz von Scalable Capital genau dem Gegen­wert der Einzahlungen und Zinsen entsprechen, gibt es dort nicht. Große Verlustrisiken gibt es mit Geldmarkt­fonds allerdings auch nicht, nur in extremen Krisensituationen gab es in der Vergangenheit kurz­fristige Verluste.

Eine feste Einlagensumme, ab der das Geld in Geldmarkt­fonds fließt, gibt es laut Scalable Capital nicht: „Wir verteilen die Guthaben unter Berück­sichtigung unserer strengen Auswahl­kriterien, der verfügbaren Kapazitäten, der Konditionen und der Handels­aktivität der Kunden – nicht nach der Höhe der Einlagen“.

Tipp: Alternativen fürs Tages­geld mit voller Einlagensicherung und guten Konditionen zeigen wir in unserem Tagesgeldvergleich.

Neue Börse für Privat­anleger

Mit der neu gegründeten European Investor Exchange (EIX) will Scalable Capital in Zukunft Wert­papier­geschäfte über eine eigene Börse abwi­ckeln, die sie mit der Börse Hannover betreibt. Damit kann Scalable Capital in Zukunft an den „Spreads“, also den Unterschieden zwischen An- und Verkaufs­kursen verdienen. Bisher verdient Scalable Capital an Provisionen, die Handels­plätze wie Gettex für Trans­aktionen zahlen. Diese Provisionen werden aber ab 2026 voraus­sicht­lich verboten sein.

Wir werden im Blick behalten, ob die Kurse an der neuen Börse fair für Anle­gerinnen und Anleger sind. Es soll zudem weiterhin die Möglich­keit geben, auch über die Börsen Gettex (Börse München) und Xetra (Deutsche Börse) zu handeln. Das allerdings mit auch schon bisher bestehenden zusätzlichen Kosten (Gettex: je nach Order 0 Euro oder 0,99 Euro, Xetra: 3,99 Euro).

Tipp: Durch die Verfügbarkeit verschiedener Börsenplätze können Sie jeder­zeit prüfen, ob die Kurse bei der EIX höher sind als etwa bei Xetra.

Früher oder später ist Zustimmung notwendig

Kundinnen und Kunden müssen sich nicht sofort entscheiden, ob sie den neuen Vertrags­bedingungen zustimmen. Sie können vor­erst auch weiter ihr Depot bei der Baader Bank über Scalable Capital weiterführen. Man wolle den Kunden „mehrere Monate“ Zeit geben, heißt es von Scalable Capital. Lang­fristig könne man aber nur mit Zustimmung zusammen­arbeiten. Kundinnen und Kunden, die den neuen Bedingungen nicht zustimmen wollen, müssten sich also ansonsten einen neuen Depotanbieter suchen, auf den sie ihr Depot über­tragen wollen.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 22.01.2025 um 17:35 Uhr
    Tages- und Festgeldangebot im Test

    @fintest_info; @alle: Zinsangebote mit Haken, die dazu führen, dass wir die Anlage für Zinssparer, die eine Anlage mit höchst möglicher Sicherheit im Falle der Insolvenz suchen, nicht empfehlen, sortieren wir im Test aus, anstatt eine Fußnote dazu zu machen.
    Es gibt aber auch hinnehmbare Haken, die nicht dazu führen, dass wir Zinsanlegern davon abraten. Diese Angebote sind in den Zinstests vertreten und bekommen ein Fußnote, die die Einschränkung erklärt.
    Zinssparer sollten bei allen Angeboten vorsichtig sein, wenn sie diese nicht in den Untersuchungen zum Tages- und Festgeld finden.
    www.test.de/Tagesgeld
    www.test.de/Festgeld
    Im Zweifel gibt es einen guten Grund für dafür. Fragen Sie im Zweifel beim Leserservice nach, bevor Sie Ihr Geld anlegen. Vertrauen Sie nicht den Ergebnissen einer Google-Suche.
    Wichtig: Wenn Sie nichts Negatives zu einer Zinsanlage finden, können Sie daraus nicht den Rückschluss ziehen, dass es sich um eine seriöse Anlage handelt.
    Lesetipp:
    www.test.de/zinsportale-warnzeichen

  • fintest_info am 22.01.2025 um 16:01 Uhr
    gut -"Gute Zinsen mit einge­schränkter Sicherheit"

    Das ist ein wirklich guter Hinweis.
    Ich würde mir wünschen, dass Stiftung Warentest bei Vergleichen von Finanzangeboten, bei den Besten Angeboten, immer zuerst nach den Haken sucht - und diese deutlich in der Datenbank (z.B. als Kommentar) anzeigt.
    Das wäre eine Zeitersparnis, bei der Auswahl eines Produktes, dadurch wäre es mir auch das Geld für ein ABO/eine Flat wert.
    Evtl. auch etwas mehr, wenn die AGBs von einem Rechtsanwalt überprüft würden und überlegt wird, wie es zu so einem günstigen Angebot kommen kann.
    Z.B. bot die VW-Bank/VW-Financial Services https://www.vwfs.de/ immer recht gute Konditionen (1. Anlage über ein über sie gefundenes Neukunden Tagesgeld). Angebot für Folgeanlagen (z.B. Festgelder) waren kaum zu toppen.
    Ich frage mich, wie die Firmen (VW selbst, VW-Bank und VW-Financial Services) miteinander verknüpft sind, ob daraus ein Risiko für die Anlage entsteht. (Ich weiß - eigentlich nicht - Einlagensicherung! - aber AGB u. sonst was - wo ist der Haken?)
    Danke

  • testomate am 10.01.2025 um 09:15 Uhr

    Kommentar vom Autor gelöscht.

  • Schlaumeierei am 03.01.2025 um 11:18 Uhr
    gesetzlichen Einlagensicherung

    Also ich finde die unklare Handhabung der gesetzlichen Einlagensicherung ein no-go. Soweit ich es verstehe, kann mein Geld heute noch bei der Bank liegen und morgen im Geldmarktfond, da hilft es auch nicht das rückblickend im Kontoauszug zu sehen. Ich fände eine aktive Entscheidungsmöglichkeit wichtig, von mir aus auch mit schlechteren Zinsen für das Mehr an Sicherheit.