
Dax. Der deutsche Leitindex verlor am Montag zeitweise zehn Prozent seines Werts. © picture alliance / dpa / Arne Dedert
Die Aktienkurse sind seit Tagen auf Berg- und Talfahrt. Viele Anleger sind verunsichert. Stiftung-Warentest-Finanzexperte Thomas Krüger sagt, was jetzt wichtig ist.
Wohin man an den Weltbörsen derzeit schaut – überall sinken die Kurse. Grund ist die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, hohe Zölle auf Einfuhren aus fast allen Ländern der Welt zu erheben. Die Gewinnaussichten vieler Unternehmen haben sich dadurch drastisch verschlechtert. Investoren stoßen daher Aktien ab, die Kurse fallen. Wie sollten Privatanleger reagieren? Antworten auf fünf Fragen.

Thomas Krüger, Finanzexperte der Stiftung Warentest, erklärt, wie Privatanleger sich in dieser Situation verhalten sollten – und wie er die Aussichten für die Zukunft einschätzt. © privat
Die Börsen stürzen ab – sollte ich jetzt besser sofort alles verkaufen?
Wer langfristig anlegt, sollte jetzt die Nerven behalten. Es stimmt zwar: Wer jetzt verkauft, kann weitere Verluste vermeiden – vorausgesetzt, die Märkte fallen tatsächlich noch weiter. Doch es ist äußerst schwierig, den richtigen Wiedereinstiegszeitpunkt zu treffen. Vielleicht kündigt Trump schon morgen eine Pause bei den Strafzöllen an – und die Kurse steigen sprunghaft. Wer dann nicht investiert ist, verpasst den Aufschwung. Sind Sie langfristig in Aktienfonds investiert, ist es meist besser, Ruhe zu bewahren und Rückschläge auszusitzen.
Ich habe aber seit Freitag kein Auge zugetan. Kann ich nicht irgendwas unternehmen?
Schauen Sie sich Ihr gesamtes Portfolio an – nicht nur die Entwicklung Ihrer Aktienfonds. Der Sinn von Mischportfolios, etwa mit Tagesgeld oder Geldmarktfonds, liegt darin, das Gesamtrisiko zu reduzieren. Wer das von der Stiftung Warentest entwickelte Pantoffel-Portfolio mit 75, 50 oder 25 Prozent Aktienanteil hat, spürt einen Crash entsprechend abgeschwächt.
Überprüfen Sie auch Ihren Anlagehorizont: Wenn Sie noch viele Jahre Zeit haben, können Sie den Abschwung aussitzen. Langfristige Investments in Aktienfonds lohnen sich trotz zwischenzeitlicher Rückgänge – das zeigen die Daten. Wenn Ihre Anlagedauer aber bald endet und Sie das Geld brauchen, kann ein Verkauf oder Teilverkauf sinnvoll sein.
Ein Beispiel: Wer seit zehn Jahren weltweit gestreut in Aktien-ETFs investiert ist, hat (Stand: 4. April 2025) trotz aller Rückschläge im Schnitt rund 9 Prozent Rendite pro Jahr erzielt – das entspricht einem Zuwachs von etwa 137 Prozent. Dieser Gewinn wird nach dem heutigen Tagesverlust nun schrumpfen, wenn Sie verkaufen, bleibt aber trotzdem deutlich positiv.
Ich habe einen ETF-Sparplan. Soll ich den jetzt stoppen?
Nein, bitte nicht! Gerade wenn Sie sich noch in der ersten Hälfte Ihres Sparplans befinden, profitieren Sie vom Abschwung – Sie kaufen günstig nach. Wenn Ihr Sparplan schon länger läuft, gelten die Empfehlungen aus Frage 2: Ruhe bewahren, langfristig denken.
Mein Nachbar meint, gerade jetzt müsste man Aktien kaufen – ist das eine gute Idee?
„Kaufen, wenn alle verkaufen“ – dieser antizyklische Ansatz war in der Vergangenheit häufig erfolgreich. Wir verfolgen diesen Ansatz auch im Rahmen unserer Pantoffel-Portfolios.
Das gilt allerdings vor allem für breit gestreute Aktieninvestments, etwa über ETF – weniger für Einzelaktien, bei denen das Risiko deutlich höher ist. Wer jetzt kauft, sollte sich trotzdem bewusst sein: Es kann noch weiter bergab gehen, bevor es wieder aufwärts geht. Den perfekten Einstiegszeitpunkt erwischt man selten.
Gehen die Börsen denn garantiert wieder nach oben – oder bleibt das jetzt so?
Eine Garantie gibt es bei Aktien nicht. Die Börsen haben sich nach jedem Crash bislang erholt – aber das kann dauern. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 brauchte der MSCI World Index, das Börsenbarometer für globale Aktienmärkte, rund 13 Jahre, um wieder alte Höchststände zu erreichen. Zwischendurch waren Verluste von bis zu 60 Prozent möglich. Trotzdem: Langfristig gesehen haben sich globale Aktienmärkte bislang immer wieder nach oben entwickelt. Wer investiert bleibt, hat gute Chancen – aber eben keine Sicherheit.
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@JJSchlütter: Wir kennen den zukünftigen Verlauf der Kurse nicht. Und auch nicht die Wertentwicklung Ihres Portfolios. Keiner weiß, wo sich der Markt / einzelne Fonds und ETF in 5 Jahren stehen wird. Der Markt kann sich erholen, neue Kurssprünge machen, kürzer oder auch länger im Tief oder Hoch verbleiben.
Immobilienfinanzierer und alle anderen, die in 5 Jahren unbedingt auf das Gesamtkapital im Fondsportfolio zugreifen müssen, sollten in Ihrer Finanzplanung berücksichtigen, dass es sein kann, dass sich die Kurse zum geplanten Auszahlungszeitpunkt in einem Tief befinden.
Reicht das Fondsvermögen bereits jetzt, macht es für Immobilienfinanzierer in jeder Börsenphase Sinn, das Kapital, das zur Finanzierung in den nächsten 5 Jahren benötigt wird, in sichere Zinsanlagen umzuschichten, um auch wirklich sicher zu gehen, dass es zum anvisierten Zeitpunkt in voller Höhe zur Verfügung steht. Aufgrund der zu erwartenden Zinsen, die bis dahin zu erwarten sind, kann das umgeschichtete Vermögen leicht unter dem Zielwert liegen.
Bei der Immobilienfinanzierung in 5 Jahren ganz auf eine Fondsanlage zu setzten ist riskant. Das ist eher etwas für Vermögende, die genug Reserven haben, um nach einem Kursrutsch das Geld in den Fonds belassen zu können, die also die Immobilie dann aus anderen Quellen finanzieren können.
Geht es um die Ablösung laufender Kredite, können Immobilienbesitzer auch eine Anschlussfinanzierung als Ausweg mit in Betracht ziehen.
Ich brauche in jedem Fall die Hälfte meiner derzeitigen Anlagesumme in 5 Jahren zur kompletten Tilgung meines Immobilienkredites. Bleiben oder die entsprechende Summe jetzt schon entnehmen?
Bin gespannt auf Eure/Ihre Ideen.
BG
JJ Schlütter
Als Langfristanleger in Einzelaktien habe ich mir eine gesunde Mischung aus guten Werten zusammengestellt und bin seit Jahrzehnten dabei. Aus diesem Grund gibt für mich nur eines: Dabei bleiben! Die letzten 10 Jahre 137 % im Plus, da ist immer noch satt was übrig. Die letzten 20 Jahre - gut gewonnen, und die letzten 30 Jahre - darüber schweigen wir besser. Es war schon immer klar: Aktien entwickeln sich nicht linear nach oben, sondern SCHWANKEN sich nach oben.
Die Menschheit wird - egal was Trump macht - weiter wachsen, und wer glaubt, dass die zukünftigen Menschen nicht auch Kühlschränke, medizinische Versorgung, Essen, Kleidung usw. braucht, der - ja der soll schnell alles verkaufen! Aber alle anderen, die breitgestreut angelegt haben: Kein Stück hergeben, wenn es nicht sein muss!