Riester-Neuabschluss Ist eine Riester-Rente jetzt noch sinn­voll?

Riester-Neuabschluss - Ist eine Riester-Rente jetzt noch sinn­voll?

Abschluss. Jetzt noch anfangen zu riestern? In bestimmten Fällen lohnt sich die Riester-Rente auch heute noch. © Getty Images / Westend61

Die Riester-Rente muss dringend reformiert werden. Sollen Interes­sierte warten oder noch einen Vertrag abschließen? Die Stiftung Warentest hilft bei der Entscheidung.

Reform der Riester-Rente zieht sich hin

Die Riester-Rente muss dringend reformiert werden. Ihr Ruf ist ruiniert. Die Ampel-Koalition, die sich darum kümmern wollte, kam nicht mehr dazu. Wie schnell sich die neue Bundes­regierung an die Über­arbeitung der staatlich geförderten privaten Alters­vorsorge machen wird, ist ungewiss.

Verbrauche­rinnen und Verbrauchern stellt sich so weiter die Frage: Lohnt sich ein Abschluss über­haupt? Wir ordnen das Thema ein. Gegen das derzeitige Riester-Modell sprechen vor allem:

  • unflexible und bürokratische Vorsorgeregeln,
  • oftmals hohe Kosten, vor allem in der Auszahl­phase,
  • wenig Kosten-Trans­parenz,
  • wenige Anbieter und einge­schränkter Wett­bewerb,
  • Kunden können die Rendite selten einschätzen.

Für einen Abschluss spricht,

  • dass die Förderung je nach Einkommen oder Familien­konstellation schnell mehrere Hundert oder sogar über 1 000 Euro im Jahr ausmachen kann.

In welchen Fällen ein Abschluss sinn­voll ist

Es gibt eindeutige Fälle, bei denen ein Abschluss trotz aller Unwäg­barkeiten infrage kommt. Und zwar immer dann, wenn der staatliche Beitrag zum Vertrag im Vergleich zu den eigenen Einzahlungen hoch ist.

Das ist vor allem bei Vätern und Müttern mit nied­rigerem Einkommen und mehreren Kindern der Fall. Sie profitieren besonders von den Zulagen, die der Staat zahlt, wenn Sparende bestimmte Voraus­setzungen erfüllen. Welche das sind, zeigen wir im Abschnitt Was Sparende tun müssen, um die volle Förderung zu erhalten.

Tipp: Mit unserem Eigenbeitragsrechner können Sie einfach heraus­finden, wie viel Sie einzahlen müssten, um die volle Förderung zu erhalten.

Keine Rück­forderungen mehr

Auch wenn bisher keine umfassende Riester-Reform in Sicht ist, gibt es eine deutliche Verbesserung. Es wird keine Rück­forderungen einmal ausgezahlter Förderung mehr geben. Der Grund: Zulagen­anträge, die Kunden seit dem Beitrags­jahr 2024 gestellt haben, werden nun in den allermeisten Fällen bereits vor der Auszahlung der Förderung voll­ständig ­maschinell geprüft und nicht mehr – wie bisher – erst nach­träglich.
Viele genervte Lese­rinnen und Leser hatten uns in der Vergangenheit berichtet, dass die Zentrale Zulagen­stelle für Altersver­mögen Förderung Jahre nach der Auszahlung wieder von ihnen zurück verlangte. Sie hatten die teils komplizierten Voraus­setzungen in bestimmten Jahren nicht erfüllt. Diese Praxis ist nach Aussagen der Deutschen Renten­versicherung nun weitest­gehend abge­schafft.

So viel staatliche Förderung gibt es

Bei Riester gibt es eine Zulage für den Sparenden selbst – die Grund­zulage – und Zulagen für Kinder, solange Eltern für diese Kindergeld erhalten. Die Grund­zulage beträgt bis zu 175 Euro im Jahr. Für jedes ab 2008 geborene Kind legt der Staat noch einmal bis zu 300 Euro im Jahr drauf, für davor geborene Kinder bis zu 185 Euro. Um die vollen Zulagen zu erhalten, müssen Vorsorgende bestimmte Bedingungen erfüllen.

Ist der Vertrag haupt­sächlich staats­finanziert, sind eventuelle hohe Kosten für Kunden immer noch ärgerlich. Auch drücken unter Umständen Steuern die spätere Rente. Trotzdem ist die Wahr­scheinlich­keit, dass sie ein ordentliches Plus aus dem Vertrag holen, sehr hoch. Ein Beispiel:

Beispiel Zulagen: Drei Kinder und Minijob

Eine Mutter hat drei kleine Kinder und arbeitet in einem Minijob. Sie selbst muss 60 Euro im Jahr in den Riester-Vertrag einzahlen, um die volle Förderung zu erhalten. Diese zahlt der Staat in Form von Zulagen in den Vertrag. Sie betragen 1 075 Euro im Jahr und setzen sich so zusammen:
– 175 Euro pro Jahr Grund­zulage für die Mutter
– 900 Euro Kinder­zulagen pro Jahr für die Kinder (3 x 300 Euro)

Förderung und Eigenbeitrag ins Verhältnis setzen

Die Mutter aus dem Beispiel oben könnte also über viele Jahre mit 60 Euro Eigenbeitrag 1 075 Euro Zulagen im Jahr für ihren Vertrag erhalten. Sollte sich ihr Förder­anteil verringern – etwa nach Wegfall der Kinder­zulagen oder aufgrund eines höheren Einkommens –, kann sie die den Vertrag still­legen und parkt so das angesparte Kapital bis zur Auszahl­phase.

Für die meisten, die jetzt noch einen Vertrag abschließen möchten, dürfte ein Riester-Fondssparplan sinn­voll sein. Der ist güns­tiger und flexibler als klassische oder fonds­gebundene Riester-Renten­versicherungen. Riester-Bank­sparpläne werden nicht mehr angeboten.

Alters­vorsorge geht auch ohne Riester

Anderes gilt für Sparende, die aufgrund eines höheren Einkommens selbst deutlich mehr zum Kapital­aufbau beitragen müssen. Zwar können gerade kinder­lose Gutverdienende vergleichs­weise stark von Steuer­vorteilen profitieren. Aber sie zahlen auf den späteren Auszahl­betrag voraus­sicht­lich auch deutlich mehr Steuern als Nied­rigverdiener. Hinzu kommen oft schlechte Verrentungs­konditionen. Vorsorgenden ist es so kaum möglich, die Rendite des Vertrags einzuschätzen. Im Artikel Geld oder Rente rechnen wir die unterschiedlichen Optionen für die Auszahl­phase durch. Indem Sparende die passende wählen, vermeiden sie zumindest, sich in der Rente schlechter als nötig zu stellen.

Auch wenn die geförderte Alters­vorsorge derzeit wenig über­zeugt – das Sparen aufschieben und auf eine Riester-Reform zu warten, ist keine gute Idee. Vorsorge fürs Alter braucht einen langen Atem. Hier geht es um große Summen. Schließ­lich will man später 20 oder 30 Jahre von dem Investment zehren können.

Alters­vorsorge-Sparen geht auch ohne Förderung. Geeignet ist hier besonders die von Finanztest entwickelte Pantoffel-Sparmethode. Einen Über­blick zu Alternativen gibt auch unser Artikel Altersvorsorge im Überblick.

Riester-Rente: Alles Wichtige auf test.de

FAQ. Zu kaum einem Thema schreiben Sie uns so oft wie zu Riester. Die interes­santesten und häufigsten Fragen beant­worten wir in unseren Riester-FAQ – etwa zu Umschichtungen bei Fonds­sparplänen oder zur Aufteilung der Riester-Rente bei einer Scheidung.

Riester-Frust. Immer mehr Riester-Kunden sind in der Auszahl­phase. Doch die Rente ist oft kleiner als erwartet. Unsere Finanztest-Kollegen haben mit Sparern und Spare­rinnen gesprochen und zeigen an Beispielen, was Sie gegen den Riester-Frust tun können.

Die richtige Wahl bei der Auszahlung. Die Riester-Rente im klassischen Sinne ist nur eine von mehreren möglichen Auszahlformen – nicht notwendiger­weise die beste für Sie. In unserer Unter­suchung Geld oder Rente: Riester-Auszahlung im Steuer-Check zeigen wir Ihnen, wie Sie rechnen müssen, um für sich die optimale Auszahlform zu finden.

Fonds­policen optimieren. Sie haben bereits eine Riester-Renten­versicherung, die Ihr Geld in Fonds investiert? Dann können Sie unseren Fondspolicen-Optimierer nutzen, um mehr Rendite heraus­zuholen.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 17.02.2025 um 12:00 Uhr
    Riester / Angebot / Auszahlungsphase

    @Klippenland: Ja, Riester-Sparende stellen immer wieder fest, dass die (garantierte) Rente weit unter der bei Vertragsabschluss prognostizierten Rente lag. Gern können Sie uns Ihr Angebot zusenden. Für uns ist das immer wieder interessant:
    finanzest@stiftung-warentest.de

    Unter dem folgenden Link finden Sie unseren Bericht dazu, wie Sie die Auszahlungsphase gestalten können:
    www.test.de/riester-auszahlung

  • Klippenland am 14.02.2025 um 16:34 Uhr
    Riester ist schlicht sinnlos.

    Vor vielen Jahren schloss ich einen Riestervertrag ab. Jetzt kann dieser genutzt werden. Das Ergebnis hat mich schockiert. Geld unter dem Kopfkissen gelegt, hätte auch nicht viele weniger gebracht.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 06.02.2025 um 11:13 Uhr
    Klassische Riester-Rente oder fondsgebundene

    @jannni: Wer noch 30 Jahre oder mehr bis zur Rente hat, kann sein Riester-Kapital auch in Fonds anlegen (mit oder ohne Versicherungsmantel) anlegen. Da gibt es dann keine garantierte Mindestverzinsung mehr, aber dafür die Chance durch die Teilnahme am Kapitalmarkt, eine Rendite über der Mindestverzinsung einer klassischen Riester-Rentenversicherung zu bekommen. Ob das am Ende gelingt, hängt von der tatsächlichen Rendite der besparten Fonds ab, sowie vom Ablaufmanagement der Versicherung, bzw. Fondsgesellschaft.
    Beim Kauf von Fonds im Versicherungsmantel fallen in der Regel höhere Abschluss- und Vermittlungskosten an. Dafür bekommen aktive Anlegegerinnen die Möglichkeit der freien Fondsauswahl (bei einigen Versicherungen), und können dann ihr Riester-Kapital in Aktien-ETF der 1. Wahl oder nachhaltige Fonds anlegen. Reine Riester-Fondssparpläne sind oft günstiger zu bekommen, aber die Anlegerinnen können dann nicht mehr bestimmen, in welche Fonds das Geld fließt.

  • jannni am 05.02.2025 um 22:34 Uhr
    Neuer Höchstrechnungszins von 1% - Auswirkungen?

    Was ändert sich durch die Erhöhung des Höchstrechnungszins von 0,25% auf 1%? Lohnt sich die Riesterrente jetzt wieder (mehr) oder ist eine fondbasierte Rentenversicherung die besser/effektivere Wahl? Vor allem im Bezug zu Gutverdienern und Berufsanfänger, die noch viel Zeit zum Einzahlen vor sich haben.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 04.10.2024 um 15:10 Uhr
    Neues Riestersystem

    @Spitzohr: Wie das neue Zulagen­system letztendlich ausgestaltet sein wird, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.