
Kindertester. Die Musikspieler wurden in einem Extratest von Kindergartenkindern unter die Lupe genommen. © Sven Wied
Die allermeisten geprüften Geräte sind zu laut für Kinderohren. Bei einem fanden wir sehr kritische Mengen eines Schadstoffs. Am Ende ist nur einer gut: Hörbert.
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Testergebnisse für 13 Kindermusikspieler 11/2019Liste der 13 getesteten Produkte
„Der Hotzenplotz, der Hotzenplotz geht um“ trällert es aus mehreren Kindermusikspielern gleichzeitig. Die Geschichte vom Räuber und den Freunden Kasperl und Seppel läuft ausnahmsweise nicht im Kinderzimmer, sondern in unserem Prüfinstitut. Unsere Spezialtester tragen Zöpfe, Glitzerpullis und gehen noch in den Kindergarten. Die Mädchen und Jungen prüfen unter den Augen erwachsener Experten, wie sich die Geräte bedienen lassen. Wir haben 13 Kindermusikspieler getestet, neun CD-Player und vier moderne Geräte wie die Toniebox, die Musik übers Internet lädt.
„Das geht nicht an“, sagt die vierjährige Lynn. „Doch, Du musst hier drücken“, entgegnet die sechsjährige Stina. Die Kleinen sind pfiffig und finden sich meist schnell zurecht. Auch der Lautstärkeregler wird auf Herz und Nieren geprüft – bei den vielen Musikspielern wackeln im Prüfinstitut bald sprichwörtlich die Wände. Kinder mögen es laut. Genau das wird zum Problem.
Unser Rat
Der einzige gute Musikspieler ist Winzki Hörbert für 239 Euro. Hörbert spielt Musik von der Speicherkarte und überzeugt bei Lautstärke, Handhabung, Verarbeitung und Batterielaufzeit. Nicht schlecht ist die Boxine Toniebox für 79,50 Euro – wenn Kopfhörer-Nutzer die Lautstärke im Kundenkonto begrenzen. Der beste CD-Player ist Lexibook Avengers für 50 Euro. Geräte mit ausreichendem Qualitätsurteil und die Dog Box kommen auch infrage, solange keine Kopfhörer verwendet werden.
Kopfhörer machen Radau
Die Lautstärke der Musikspieler im Test ist oft nicht kindgerecht, 11 von 13 sind zu laut. Bei drei Geräten liegt das an den Lautsprechern. Viel zu laut sind die von Idena und Lenco, sie tönen mit mehr als 85 Dezibel. Wir bewerten sie als mangelhaft. Acht weitere Musikspieler können nur dann zu laut werden, wenn die Kleinen sie mit Kopfhörern nutzen. Die müssen zum Glück nicht sein. Es ist ohnehin besser, bei Kindern auf Kopfhörer zu verzichten. Die Knirpse sollten sie nur in Ausnahmefällen verwenden, rät die Berliner Lärmforscherin Brigitte Schulte-Fortkamp . Kopfhörer liegen den Musikspielern nicht bei, lassen sich aber bei den meisten anschließen. Die maximale Lautstärke hängt auch vom Kopfhörer ab und kann stark variieren. Besondere Vorsicht gilt bei In-Ohr-Kopfhörern, weil sie direkt im Gehörgang stecken.
Hörbert holt den Sieg
Im Test schneidet nur ein einziges Gerät gut ab, es trägt den lustigen Namen „Hörbert“. Der Musikspieler aus Holz wird in einem Familienbetrieb in Baden-Württemberg hergestellt, der Anbieter wirbt mit Nachhaltigkeit. Hörbert lässt sich von handwerklich Begabten reparieren, auch der Anbieter übernimmt das. Selbst auf dem Maximum ist die Lautstärke seiner Lautsprecher im grünen Bereich, Eltern können sie über einen zweiten Lautstärkeregler im Inneren noch zusätzlich begrenzen. Einen Kopfhöreranschluss hat das Gerät nicht. Hörbert lässt sich leicht bedienen, klingt befriedigend und ist tadellos verarbeitet. Die Musik zieht er von einer handelsüblichen Speicherkarte, auf die Eltern eigene Inhalte kopieren. Hörbert ist mit 239 Euro aber das teuerste Gerät im Test.
Toniebox extra einstellen
Abgesehen von Hörbert sind nur zwei weitere Geräte empfehlenswert, eins davon ist die Toniebox für rund 80 Euro. „Ich mag die, weil die Geschichten aus den Figuren kommen, die man draufstellt, und ausschalten muss man die auch nicht“, sagt Minitesterin Stina. Die Toniebox ist ziemlich populär und steht in vielen Kinderzimmern. Sie hat, wie die meisten anderen Musikspieler, ein Problem mit der Lautstärke der Kopfhörer. Wir bewerten sie jedoch etwas besser, weil jeder Kunde die Lautstärke seiner Toniebox online in der Tonie-Cloud dauerhaft senken kann. Kopfhörernutzer sollten das auf jeden Fall tun. Zur Toniebox verkauft der Anbieter übrigens spezielle Kinderkopfhörer, deren Lautstärke auf 85 Dezibel begrenzt sein soll. Abgesehen vom Lautstärkeproblem überzeugte die Box.
Neben der Toniebox schneidet auch der CD-Spieler Lexibook Avengers für 50 Euro befriedigend ab. Er ist nicht zu laut, einen Kopfhöreranschluss besitzt er nicht.
Einer ist schadstoffbelastet
Der CD-Spieler BigBen Kids Unicorn Edition hat neben seiner Lautstärke einen weiteren Makel. In den Bedienknöpfen fanden wir den Schadstoff Naphthalin oberhalb des Grenzwerts des GS-Zeichens für geprüfte Sicherheit. Naphthalin gehört zu den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) und steht im Verdacht, Krebs zu erzeugen. Das ist mangelhaft. Bei allen anderen Geräten inklusive der Mikrofone und Figuren entdeckten wir keine heiklen Schadstoffmengen.
Tolle Hörbücher für lau
Die modernen Musikspieler ohne CD funktionieren recht unterschiedlich: Hörspiele und Musik stammen von der Speicherkarte, vom Handy, USB-Stick oder landen über kleine Spielfiguren auf dem Gerät (So funktionieren die Musikspieler).
Musik, Hörbücher und Hörspiele für die Tiger- und Dog Box sind unter anderem kostenpflichtig über Apps oder Streaming-Dienste erhältlich. Die Tigerbox bietet den Service über die eigene Tigertones-App an. Sie enthält mehr als 3 000 Kinderhörspiele und Musikstücke und lässt sich die ersten Wochen gratis ausprobieren. Danach kostet das Abo aktuell rund 5 Euro pro Monat.
Tipp: Auf ohrka.de können Sie kostenlos Hörbücher herunterladen, die von Promis wie Katharina Thalbach oder Anke Engelke vorgelesen werden. Darunter sind bekannte Titel wie das Dschungelbuch, Alice im Wunderland oder Robinson Crusoe.
Auch in vielen Bibliotheken lassen sich Kinderhörbücher in Dateiform für einen gewissen Zeitraum leihen – zum Preis einer Jahresmitgliedschaft. Angeboten werden da natürlich auch CDs.
Viel Spaß an Karaoke
Unsere Kindertester fanden die „neuen Medien“ spannender als die altbekannten CD-Spieler – mit Ausnahme der fünf im Test vertretenen CD-Spieler mit Karaokefunktion. Sie verfügen jeweils über zwei Mikrofone. Unseren kleinen Testern bereitete es riesigen Spaß, hineinzusingen.
„Das ist toll“, sagt die fünfjährige Meta und hält beide Mikrofone grinsend an den Lautsprecher. Ein nervtötendes Pfeifen ertönt. Rückkopplungseffekte wie dieser und lautstarker Gesang dürften wohl einige Eltern aus dem Kinderzimmer vertreiben.
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- Es gilt als robust und naturnah. Tatsächlich fanden wir im Test sicheres, fair hergestelltes Holzspielzeug. Doch nicht jedes überzeugt. Einige sind schadstoffbelastet.
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@LisaBiene: Wir haben auch die in unserem Fall mitgelieferte Figur "Kreativ-Tonie" (hellblau) getestet. Dort wurden keine erhöhten Schadstoffwerte gemessen. Die Ergebnisse sind aber nicht zwangsläufig auf alle Tonie-Figuren übertragbar, da die verwendeten Materialien und Farben dort ggfs. abweichen könnten.
Würde nur die Tonie Box auf Schadstoffe getestet oder auch Tonie Figuren (welche ja zum Betrieb notwendig sind)?
@IndraS: Ein Produkt sollte natürlich grundsätzlich frei von Schadstoffen sein. Im Test bedeutet das: Bleibt ein gesundheitlich relevanter Stoff unterhalb der chemischen Nachweisgrenze, erreicht es damit bei uns ein "Sehr gut". Können wir einen Gehalt oberhalb dieser Grenze feststellen, stellt das an sich aber noch keinen Mangel dar. Es zeigt lediglich an, dass wir einen Stoff grundsätzlich nachweisen konnten. Dieser lag jedoch in einer gesundheitlich unbedenklichen Menge vor. Daher fließt das "Befriedigend" auch nicht negativ in das test-Qualitätsurteil ein. Erst wenn die gefundene Menge in die Nähe eines bestimmten Grenzwertes kommt oder diesen überschreitet, bewerten wir das mit "Ausreichend" oder "Mangelhaft" und werten das Qualitätsurteil dementsprechend ab. Die Anbieter werden über diese Funde informiert. (DB)
Liebes Stiftungwarentesteam,
der hörbert schneidet ja prima ab. Meine Frage ist jedoch, wie die Bewertung von 3,2 für den Punkt Schadstoffe beim hörbert sich erklärt, entweder übersehe ich das in Ihrem Artikel oder es ist nicht weiter ausgeführt.
Vielen Dank vorab.
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