Eichen­prozessions­spinner So schützen Sie sich vor den Gift­haar-Raupen

Eichen­prozessions­spinner - So schützen Sie sich vor den Gift­haar-Raupen

Jetzt wird es haarig. Die Raupen des Eich­prozessions­spinners tragen einen Pelz aus feinen Gift-Härchen. © Getty Images / Mantonature

Wo Eichen wachsen, drohen aktuell Gesund­heits­probleme durch die Raupen des Eichen­prozessions­spinners – so lassen sie sich umgehen.

Dafür dass der Eichen­prozessions­spinner ein so unauffäl­liger Schmetterling ist, erregt er aktuell wieder ziemlich Aufmerk­samkeit: Denn seine Raupen bilden feine Härchen, die das Nesselgift Thaumetopo­ein enthalten, das unter anderem starke Hautrei­zungen verursachen kann.

Im Juni 2025 berichten Medien über Probleme mit den Raupen in etlichen Orten Deutsch­lands. So ist beispiels­weise Berlin stark befallen, Fälle von Hautrei­zungen mehren sich stark.

Haare bleiben jahre­lang allergisierend

Das Risiko durch den Eichen­prozessions­spinner steigt bis Ende Juni: Bis dahin wachsen den Raupen immer mehr und längere Gift­haare. Der Kontakt mit den Brenn­haaren kann heftige gesundheitliche Beschwerden verursachen: Juck­reiz und Haut­ausschlag, Augen­entzündungen, Atemnot und in seltenen Fällen auch allergische Schocks.

Das Tückische: Die Brenn­haare brechen leicht ab, können mit dem Wind Hunderte Meter fliegen und mit ihren Widerhaken an der Haut von Mensch und Tier hängen bleiben. So kann beispiels­weise auch schon der Besuch befallener Parks für Beschwerden sorgen.

Auch wenn sich die Raupen endlich verpuppen, bleiben die Härchen jahre­lang gefähr­lich. Sie bleiben mit alten Larvenhäuten in den Nestern der Raupen im Unter­holz oder an Eichenbäumen zurück und verlieren ihre allergische Wirkung nicht.

So schützen Sie sich vor den Brenn­haaren

1. Befallene Eichen melden

Betroffen sind vor allem Stiel­eichen, da sich die Raupen von den Blättern ernähren. Weiß-graue Gespinst­nester in den Eichen deuten auf einen Befall hin. Einige Bäume haben zudem kahl gefressene Äste, an denen Blatt­gerippe hängen. Wenn Sie solche Bäume entdecken, informieren Sie das örtliche Straßen- oder Grünflächen­amt.

2. Befallene Gebiete meiden

Gehen Sie nicht in Parks und Wäldern spazieren, in denen befallene Eichen stehen – die Härchen wirbeln Hunderte Meter weit durch die Luft. Falls Sie eine Durch­querung nicht vermeiden können: Nacken, Hals und Unter­arme bedecken. Setzen Sie sich nicht ins Gras oder auf den Boden. Hängen Sie in befallenen Gebieten keine Wäsche draußen auf.

3. Bei Kontakt alles gründlich waschen

Grund­sätzlich sollten Sie jeden Kontakt mit den giftigen Brenn­haaren der Raupen und der Larvenhäute meiden. Sind Sie dennoch damit in Berührung gekommen, sollten Sie sofort duschen und die Haare waschen. Waschen Sie auch die Kleidung und säubern Sie Ihre Schuhe. Die feinen Härchen lassen sich manchmal auch mit Klebe­streifen entfernen.

Sind die Augen betroffen, spülen Sie diese mit Wasser aus. Gehen Sie zum Arzt, wenn die Haare bei Ihnen Haut­ausschlag, Bindehaut­entzündung, Atemnot oder andere allergische Reaktionen verursacht haben. Anti­histaminika und kortisonhaltige Salben können die Symptome lindern.

4. Haustiere kontrollieren

Auch im Fell von Haus- und Nutztieren können sich die Gift­haare fest­setzen. Als besonders gefährdet gelten Tiere, die in der Nähe befallener Bäume herum­laufen oder weiden –also beispiels­weise Hunde, Pferde und Rinder. Besitze­rinnen und Besitzer sollten darauf achten, dass ihre Tiere sich möglichst nicht in befallenen Gebieten aufhalten und auch kein Gras von dort fressen. Zeigen sich Krank­heits­symptome wie Schwel­lungen und Atemnot, ist die Tier­ärztin gefragt.

Nester von Fachleuten entfernen lassen

Wer Nester der Raupen auf dem eigenen Grund­stück entdeckt, sollte auf keinen Fall selbst Hand anlegen: Nester mit einem Wasser­strahl zu zerstören oder abzu­brennen kann oft sogar Schaden anrichten, weil sich die Brenn­haare dabei stark verwirbeln und verbreiten können. Bei Bedarf immer an Fach­betriebe wie Schädlings­bekämpfer oder Baum­pfle­gerinnen wenden, die Erfahrung in der Bekämpfung des Eichen­prozessions­spinners haben.

Tipp: Auch vor Zecken sollten sich Mensch und Tier schützen. Wir haben Mücken- und Zeckenmittel für Menschen getestet und sagen, welche Zeckenmittel für Hunde wirk­sam sind.

Warn­system mit tages­aktuellen Daten

Wie groß die Gefahr durch den Eichen­prozessions­spinner aktuell ist, modelliert der Deutsche Wetter­dienst mit seinem neuen Frühwarn­system Phentau­proc. Dafür greift der Dienst auf tages­aktuelle Daten zurück: zum potenziellen Entwick­lungs­stadium des Falters sowie zum Austrieb der Stiel-Eichen, der Wirts­bäume des Eichen­prozessions­spinners.

Die Ergeb­nisse sind auf einer Deutsch­land­karte dargestellt und lassen sich auch nach Orten durch­suchen, außerdem werden „Gegen­maßnahmen zum Schutz von Wald sowie Mensch und Tier“ vorgeschlagen. Der Deutsche Wetter­dienst schränkt aber ein: „Bei der Planung von Maßnahmen ist unbe­dingt eine situative Vor-Ort-Beur­teilung nötig.“

Klimawandel begüns­tigt die Ausbreitung

Der wärmeliebende Eichen­prozessions­spinner breitet sich in Deutsch­land rasant aus. Laut Julius-Kühn-Institut (JKI) profitiert er von der Klimaerwärmung – milde Früh­jahrs­monate begüns­tigen besonders starke Populationen. Mitt­lerweile kommt der Schädling bundes­weit vor und befällt sowohl frei­ stehende Eichen in Siedlungs­nähe als auch in Wäldern.

Für die Eichen ist der Schaden bei einem einmaligen Kahl­fraß der Blätter durch die Raupen gering. Fressen sie aber wieder­holt die Krone kahl und kommen weitere Schädlinge wie der Schwamm­spinner hinzu, werden die Bäume stark geschwächt. Das kann zum Absterben einzelner Bäume bis hin zu ganzen Wald­beständen führen.

Erfolg von Gegen­maßnahmen begrenzt

Die Ausbreitung des Eichen­prozessions­spinners lässt sich kaum stoppen – auch, weil es bisher kaum wirk­same Gegen­maßnahmen gibt.

Laut JKI lassen viele Kommunen die Nester auf öffent­lichen Grünflächen absaugen, was viel Geld kostet. Oder sie sperren befallene Gebiete einfach ab. Werden aber keine Maßnahmen ergriffen oder die Nester zu spät abge­saugt, können sich die Falter ab Juli ungehindert fort­pflanzen und weitere Gebiete besiedeln.

Insektizide würden in betroffenen Wäldern laut Julius-Kühn-Institut häufig erst dann einge­setzt, wenn gleich­zeitig weitere Eichen-Schädlinge auftreten und der Baum­bestand existenziell gefährdet sei. Doch selbst der Erfolg dieser Maßnahmen ist begrenzt: Denn beim Einsatz von Insektiziden im Wald müssen teils Abstände von mindestens 25 Metern zum Wald­rand einge­halten werden, so dass ein Teil der befallenen Areale unbe­handelt bleibt.

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  • marotoma am 20.06.2025 um 07:33 Uhr
    Boulevard-Alarm

    "So schützen Sie sich vor den Gifthaar-Raupen"
    Die Autor*$%!#in dieser Headline hat offenbar ein Faible den Deppen-Boulevardstyle der "Bild"-Zeitung.