Der Markt für Digitalkameras ist groß und unübersichtlich. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht mindestens ein Hersteller ein neues Modell vorstellt. Mit weit mehr als 100 Kameratests im Jahr versucht die Stiftung Warentest Fotoamateure dabei zu unterstützen, die für sie passende Digitalkamera zu finden. Grob können Digitalkameras in drei Klassen eingeteilt werden: Kompaktkameras, Universalkameras und Systemkameras. Mehr
Kompaktkameras: Fotografieren ohne viel Gedöns
Wer einfach nur seine Urlaubserinnerungen oder Familienfeste im Bild festhalten möchte, ohne sich um irgendwelche Technik kümmern zu müssen, ist mit einer vollautomatischen Kompaktkamera meist gut bedient. Die Bedienung ist kinderleicht. Viele Modelle sind so klein, leicht und flach, dass sie problemlos in die Hemd- oder Hosentasche passen. Preisgünstige Kompaktkameras sind schon für weniger als 100 Euro zu haben. Die meisten Hersteller haben auch wasserdichte und stoßfeste Modelle im Angebot. Bei wenig Licht stoßen die meisten Kompaktkameras jedoch recht schnell an ihre Grenzen, ihre eingebauten Zoomobjektive sind in der Regel nicht besonders lichtstark und die kleinen Bildsensoren neigen bei höheren Empfindlichkeitseinstellungen recht schnell zum Rauschen.
Universalkameras: Einfach und anspruchsvoll fotografieren
Für Fotoamateure mit mittleren Ansprüchen sind oft Universalkameras die richtige Wahl. Universalkameras sind quasi die Brücke zwischen Kompaktkamera und Systemkamera und werden daher auch Bridgekameras genannt. Sie sind ähnlich handlich wie Kompaktkameras, bieten aber viele der technischen Möglichkeiten wie Systemkameras. So lassen sich bei Bedarf beispielsweise Schärfe, Belichtung und Blende auch manuell von Hand einstellen, was die kreativen Möglichkeiten des Fotografen erheblich vergrößert. Wie bei Kompaktkameras lassen sich auch bei Universalkameras die Objektive nicht wechseln. Allerdings verfügen die meisten Universalkameras über einen großen bis sehr großen Zoombereich vom Weitwinkel bis zum ordentlichen Tele. Einige Hersteller wie beispielsweise Fujifilm, Sony und Ricoh haben hochwertige Kameras im Retrolook mit lichtstarken Festbrennweiten im Programm, mit denen sie traditionelle Fotoenthusiasten ansprechen möchten.
Systemkameras: Beste Qualität und alle Möglichkeiten
Bis vor wenigen Jahren war die Königsklasse der Fotografie mehr oder weniger die Domäne von Spiegelreflexkameras. Mittlerweile gewinnen Systemkameras ohne Spiegel zusehends Marktanteile. Alle großen Anbieter von Panasonic und Olympus über Nikon und Pentax bis zu Fujifilm und Samsung haben mittlerweile spiegellose Kameras mit Wechselobjektiven im Angebot. Als letzter der großen Anbieter zog Ende 2012 Canon nach. Ein wesentlicher Vorteil von Systemkameras ist, dass sie vergleichsweise die besten Bildergebnisse liefern. Das liegt unter anderem daran, dass in Systemkameras in der Regel größere und teurere Bildsensoren eingebaut werden als in Kompakt- und Universalkameras. Der Bildsensor ist das Aufnahmemedium der Digitalkamera, das Pendant zum analogen Film. Faustregel: Je größer der Bildsensor, desto besser. Größere Bildsensoren können mehr Licht und damit mehr Bildinformationen aufnehmen. Auf der anderen Seite sind die entsprechenden Kameras auch größer, schwerer und teurer.
Möglichkeit zum Objektivwechsel
Was Nutzer von Systemkameras besonders schätzen, ist die Möglichkeit, die Objektive wechseln zu können. Wechselobjektive sind in der Regel lichtstärker und von deutlich besserer optischer Qualität als fest eingebaute Zoomobjektive – dadurch liefern sie bessere Bildergebnisse in einer höheren Auflösung, was insbesondere bei Vergrößerungen von Wert ist. Wechselobjektive bieten zudem die Möglichkeit, Extrembrennweiten wie Fischaugen, Superweitwinkel- oder Superteleobjektive zu nutzen. Die Möglichkeit, leistungsfähige Systemblitzgeräte anschließen zu können, erweitert den kreativen fotografischen Spielraum um eine weitere Dimension.
Spiegelreflexkameras: traditionelles Werkzeug der Profis
Kennzeichen von digitalen Spiegelreflexkameras (DSRL) ist zum einen der namensgebende Spiegel, der bei jeder Aufnahme hörbar hochklappt, zum anderen der optische Sucher, den viele Fotografen seit Jahrzehnten schätzen. Das schnelle Scharfstellen über den Autofokussensor ist ebenfalls ein Ausstattungsmerkmal guter, moderner Spiegelreflexkameras. Die Preise für semiprofessionelle digitale Spiegelreflexkameras sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gefallen. Mittlerweile sind günstige DSRL für weniger Geld zu haben als so manche Universalkamera. Digitale Spiegelreflexkameras wiederum lassen sich grob in zwei Kategorien unterteilen: Vollformat-Kameras mit Bildsensoren in der Größe eines Kleinbildfilms (24 x 36 Millimeter). Vollformat-Kameras sind das Standardwerkzeug von Profis und kosten mehrere 1 000 Euro. Wesentlich günstiger, kleiner und leichter sind Modelle mit Sensoren im sogenannten APS-C-Format (16 x 24 Millimeter), welche häufig die Wahl von ambitionierten Amateuren sind.
Spiegellose Systemkameras: Schnell und leicht
Als Vorteil von spiegellosen Kameras sehen viele Nutzer die perfekte Bildvorschau im elektronischen Sucher, der auch bei wenig Licht gut funktioniert. Die Kamera führt alle Messungen direkt auf dem Bildsensor durch. Durch die Geschwindigkeit der modernen Prozessoren sind Systemkameras ohne Spiegel heute ebenso schnell wie Spiegelreflexkameras. Zudem sind spiegellose Systemkameras meist deutlich handlicher und leichter als Spiegelreflexkameras und bieten eine Fülle von zusätzlichen Funktionen wie zum Beispiel Histogramm-Vorschau für die richtige Belichtung, Softwarelupe für die bessere Scharfstellung oder Gesichtserkennung auch im Sucher. Die Hersteller Olympus und Panasonic haben für spiegellose digitale Kameras einen herstellerübergreifenden Standard entwickelt: den Micro-Four-Third-Standard. Dieser Standard erlaubt es dem Nutzer, auch Systemkomponenten wie Objektive und Blitzlichtgeräte anderer Hersteller zu verwenden. Inzwischen bieten etwa 20 Anbieter Zubehör für spiegellose digitale Olympus- und Panasonic-Kameras an, zum Beispiel die Objektivhersteller Carl Zeiss, Schneider Kreuznach und Sigma.
Übertriebener Pixelwahn
Die Anzahl der Bildpunkte auf dem Bildsensor (in Megapixel) ist übrigens kein Qualitätskriterium, auch wenn die Werbung dies gerne suggeriert. So manch kleine Kompaktkamera hat annähernd so viele Megapixel wie eine vielfach teurere Systemkamera. Was zählt, ist das ausgewogene Zusammenspiel von Bildchip und Kameraelektronik. Faustregel: Ein großer Bildsensor darf viele Bildpunkte haben, ein kleiner eher weniger, sonst funktioniert die Kamera nicht mehr perfekt. Unter zu vielen Bildpunkten auf einem kleinen, daumennagelgroßen Sensor leidet die Qualität, Folge sind erhöhtes Bildrauschen und Geschwindigkeitsverlust. Eines haben fast alle Kameras gemeinsam: Mit ihnen kann man nicht nur fotografieren, sondern auch filmen, oft sogar in hochauflösender HD-Qualität. Digitalkameras laufen klassischen Camcordern zunehmend den Rang ab.
Lesen Sie 3 x test für 9,90 €, erhalten Sie das test Jahrbuch 2021 und die Archiv-CD 2020 gratis dazu – und sichern Sie sich die Chance auf ein iPad Pro!