In Deutschland steigt die Zahl der zugelassenen Rechtsanwälte stetig. Gab es im Jahr 1950 etwa 13 000 Anwälte in Deutschland, sind es im heute rund 160 000. Und alle diese Rechtsanwälte buhlen um Mandate. Das Problem für den Verbraucher liegt angesichts der Angebotsfülle auf der Hand: Wo soll er hingehen, wenn er sich rechtlich beraten lassen möchte? Leider ist diese Frage nicht einfach zu beantworten. Alle 160 000 Rechtsanwälte einem Test zu unterziehen, ist praktisch nicht machbar. Aber einige gute Tipps zur Anwaltssuche lassen sich doch geben. Mehr
Die Angst vor den Kosten eines Rechtsanwalts
Viele Menschen scheuen selbst dann den Gang zum Rechtsanwalt, wenn es um wichtige Dinge wie das Sorgerecht von Kindern oder einen heftigen Erbschaftsstreit geht. Dahinter steckt oft die Angst vor unkalkulierbaren Rechtsanwaltshonoraren. Diese Angst ist aber unbegründet. Der Kunde hat es selbst in der Hand, mit dem Anwalt das Honorar für eine außergerichtliche Beratung zu vereinbaren. Manche Rechtsanwalt lassen sich auf eine Pauschale ein, andere nehmen Stundensätze. Am besten fragen Mandanten bereits bei der telefonischen Vereinbarung eines Termins in der Kanzlei nach den Kosten einer Erstberatung – spätestens aber, bevor mit dem Anwalt das Rechtsproblem erörtert wird.
Kostengrenze bei Erstberatung
Wird das Thema Kosten zwischen Mandant und Rechtsanwalt nicht ausdrücklich angesprochen, ist der Verbraucher vor bösen Überraschungen geschützt. Denn dann ist eine außergerichtliche Beratung nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz abzurechnen. Danach darf eine Erstberatung nicht mehr als rund 250 Euro kosten – Auslagen und Mehrwertsteuer inklusive. Schließt sich an die anwaltliche Beratung ein Gerichtsverfahren an und gewinnt der Mandant den Fall, hat die Gegenseite die Gerichts- und oftmals auch die kompletten Anwaltskosten zu übernehmen.
Mit Rechtsschutzversicherung Kostenrisiko ausschließen
Wegen der Furcht vor hohen Anwaltskosten schließen viele Menschen eine Rechtsschutzversicherung ab. Sie übernimmt die Kosten für im Versicherungsvertrag benannte Rechtsgebiete. Regelmäßig ermittelt die Stiftung Warentest in Tests empfehlenswerte Rechtsschutzversicherungen. Ratsam ist es, beim Abschluss einer solchen Versicherung einen Selbstbehalt in Höhe von 150 Euro zu vereinbaren. Das heißt: Die Versicherung übernimmt zwar die Anwalts- und Gerichtskosten eines Verfahrens, aber der Mandant trägt einen Eigenanteil in dieser Höhe. Und wer seinen Prozeß umfassend gewinnt, bekommt die 150 Euro ersetzt.
Schlichtungsstelle bei Streit mit dem Anwalt
Natürlich gibt es unter den Rechtsanwälten gute und schlechte. Die regionalen Rechtsanwaltskammern bieten außergerichtliche Beschwerde- und Schlichtungsverfahren an, wenn Mandanten Ärger mit ihrem Anwalt haben. Daneben gibt es seit 2011 auch eine bundesweite Anlaufstelle, die Schlichtungsstelle der Rechtsanwaltschaft. Die Schlichtungsstelle nimmt Streitigkeiten bis zum Streitwert von 15 000 Euro an. Häufiger Beschwerdegrund im Jahr 2011 war die Höhe des Anwaltshonorars.