Schnelle Beur­teilung von Arznei­mitteln birgt Risiken Stiftung Warentest bewertet Medikamente unabhängig, kritisch und lang­fristig

Ab 1. Januar 2011 tritt das Arznei­mittel-Neuordnungs­gesetz (AMNOG) in Kraft. Es soll Patienten vor über­triebenen Erwartungen bei neuen Arznei­mitteln schützen. Der Nutzen eines Medikaments muss jetzt inner­halb von drei Monaten nach Zulassung ermittelt werden. Nur ist das in einem so kurzen Zeitraum möglich? Die Stiftung Warentest zweifelt daran.

Drei Monate nach Zulassung gibt es nur selten Studien, die belegen können, welche Neben­wirkungen lang­fristig auftreten. Jüngstes Beispiel ist das Grippe­mittel Tamiflu. Es bringt längst nicht so viel, wie behauptet wurde. Komplikationen wie zum Beispiel eine Lungen­entzündung kann es nicht verhindern. Oder Avandia, ein Medikament gegen Typ-2-Diabetes. Erst im Laufe einiger Jahre stellte sich heraus, dass für Diabetiker, die dieses Mittel nehmen, das Herz­infarkt­risiko steigt. Nutzen und Risiken von Avandia können erst heute richtig beur­teilt werden, mehrere Jahre nach der Zulassung. Andere Medikamente, wie beispiels­weise der Cholesterinsenker Inegy, wurden mit vielen Vorschuss­lorbeeren bedacht. Jetzt zeigen Studien: Die hohen Erwartungen an die Wirk­samkeit des Mittels werden lang­fristig nicht erfüllt.

Auch für Ärzte und Apotheker ist es schwierig, den Arznei­mittel­markt zu über­blicken. Die meisten Informationen stammen von der Pharma­industrie. Deshalb hält die Stiftung Warentest mit dem Hand­buch für Medikamente eine industrieun­abhängige und kritische Arznei­mittel­bewertung bereit. Arznei­mittel-Experten haben 7.000 Medikamente ausgewählt und bewertet. Die 8. Auflage des Hand­buchs wurde gerade erst auf den neusten Stand der Wissenschaft gebracht und um 1.100 Medikamente erweitert.

Der Ratgeber „Handbuch Medikamente“ hat 1.344 Seiten und ist zum Preis von 39,90 Euro im Handel erhältlich oder kann online bestellt werden unter www.test.de/handbuch-medikamente

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