Die Stiftung Warentest werde für mehr Transparenz im Finanzmarkt sorgen, versprach Vorstand Hubertus Primus bei der Jahrespressekonferenz am Donnerstag in Berlin. Die Stiftung freue sich über die 1,5 Millionen Euro, die sie ab dem kommenden Jahr von der Bundesregierung erhalten solle, um den Verbraucherschutz für Finanzprodukte zu stärken.
Stärkung der Finanztests
Zwar sei die Stiftung Warentest nicht dafür zuständig, neue Produkte zuzulassen oder zu verbieten. Die Stiftung werde aber mehr Anbieter in ihre Tests einbeziehen, bestimmte Finanztests häufiger durchführen, sich dem Zertifikatemarkt widmen, Produktinformationsblätter überprüfen und sich stärker mit ethisch-ökologischen Finanzprodukten beschäftigen.
Anzahl der Tests 2011
Im Jahr 2011 hat die Stiftung insgesamt 99 (2010: 111) klassische vergleichende Warentests durchgeführt, in denen 1633 (2006) Produkte getestet wurden. Dazu kommen 46 (58) Dienstleistungsuntersuchungen, 30 (35) davon waren Tests von Finanzangeboten. Dazu kamen 131 (126) Marktübersichten und untersuchungsgestützte Reports.
Erfolgreiches Online-Portal
Primus unterstrich die Bedeutung der „Produktfinder“ für die Arbeit der Tester. In diesen inzwischen 16 Datenbanken finden sich Preise, Fotos und Testergebnisse zum Beispiel von rund 400 Fernsehern oder über 1000 Digitalkameras. Sie liefern aktuelle Testergebnisse und ermöglichen die Produktauswahl nach individuellen Kriterien.
Auch Dank der Produktfinder war das Onlineportal test.de im Jahr 2011 sehr erfolgreich. Nach einem Relaunch im Frühjahr 2012 erhofft sich der Vorstand noch zusätzlichen Schwung. 2011 haben 37,5 Mio. Besucher (2010: 32,3 Mio.) insgesamt 200 Millionen Seiten aufgerufen und mit kostenpflichtigen Downloads einen Umsatz von rund 2,2 Mio. Euro (2 Mio. Euro) gesorgt.
Gesunkene Heft-Auflagen, erfolgreiches Buchprogramm
Die Zuwächse im Onlinebereich könnten aber den Rückgang bei den Zeitschriften noch nicht auffangen, so Primus. Bei test sei die durchschnittlich verkaufte Gesamtauflage von rund 480.000 Exemplaren monatlich in 2010 auf rund 470.000 Exemplare im Jahr 2011 gesunken, bei Finanztest blieb die Auflage bei jeweils rund 240.000 Exemplaren weitgehend stabil.
Positiv habe sich das Buchprogramm entwickelt, das mit 30 herausgegebenen Titeln und dem Bestseller „Die Nebenbei-Diät“ in 2011 sehr erfolgreich gewesen sei.
Sondereffekt im Jahr 2011
Dennoch sei die finanzielle Situation der Stiftung Warentest „nicht rosig“, so Primus. Die Einnahmen lägen zwar mit rund 40 Mio. Euro auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr, ebenso wie das Jahresergebnis von 770.000 Euro. Doch diese Zahlen seien einem buchhalterischen Sondereffekt geschuldet.
Finanzierungslücke im Jahr 2012
Im laufenden Jahr 2012 sei mit einem Minus zu rechnen. Bei der Bemessung der vom Verbraucherschutzministerium gezahlten Zuwendung als Ausgleich für die Anzeigenfreiheit der Publikationen sei man davon ausgegangen, dass die Stiftung aus dem in den letzten Jahren gewährten Stiftungskapital von 50 Mio. Euro eine Rendite von 5 Prozent erwirtschaften könne. Das sei aber in der jetzigen Wirtschaftssituation nicht zu schaffen.
Die Folge sei eine Finanzierungslücke, die schwierig zu stopfen sei. Neben weiteren Einsparungen müsse deshalb auch über neue Einnahmequellen, wie beispielsweise ein Logolizenzsystem für die Werbung mit Testergebnissen, nachgedacht werden. Gleichzeitig erwarte die Stiftung positive Effekte aus der dem digitalen Zeitalter angepassten neuen Organisationsstruktur.
Weiterführende Infos
- Zahlen und Fakten auf einen Blick
- Jahresbericht 2011
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