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Antiepileptikum: Topiramat

Wirkungsweise

Epilepsien

Topiramat senkt die Krampfbereitschaft des Gehirns. Es wird sowohl bei generalisierten als auch bei fokalen Epilepsien eingesetzt.

Bei seiner Markteinführung war Topiramat nur als Zusatzmedikament gedacht, um die Behandlung von Menschen mit Epilepsie zu verbessern, die mit anderen Medikamenten allein nicht anfallfrei wurden. Für diese kombinierte Anwendung hat sich der Nutzen von Topiramat in den vergangenen Jahren bestätigt.Daher gilt Topiramat als Zusatzbehandlung bei Epilepsien als "geeignet".

Als alleiniges Medikament zur Behandlung von Epilepsien ist Topiramat in der Dauerbehandlung Standardmedikamenten wie Valproinsäure allerdings bestenfalls ebenbürtig. Im Vergleich zu Carbamazepin scheint das Mittel nicht ganz so wirksam. Zudem wird Topiramat schlechter vertragen. Sowohl gegenüber einer Scheinbehandlung als auch im Vergleich zu anderen Antiepileptika führt Topiramat eher zu Aufmerksamkeitsstörung, Schwindel, Gedächtnisstörungen. Daher wird es als alleiniges Epilepsiemedikament als "mit Einschränkung geeignet" bewertet.

Migräne

Topiramat kann zur Vorbeugung gegen Migräneattacken eingesetzt werden. Wie es den Migränekopfschmerz beeinflusst, ist bisher nicht bekannt.

Studien haben bestätigt, dass Topiramat bei Migräne in der gebräuchlichen Dosierung von 100 Milligramm wirksamer ist als ein Scheinmedikament. Allerdings ist noch unklar, ob es mindestens ebenso gut wirkt wie Betablocker, die schon seit Langem zur Migränevorbeugung eingesetzt werden. Deutlich ist jedoch, dass Topiramat häufig zu teilweise ausgeprägten unerwünschten Wirkungen führt, die das Nervensystem betreffen, wie Missempfindungen, Geschmacks- und Gedächtnisstörungen sowie Stimmungsschwankungen. Topiramat wird als "mit Einschränkung geeignet" bewertet und sollte erst eingesetzt werden, wenn Betablocker nicht infrage kommen.

Testergebnisse Topiramat

Anwendung

Epilepsien

Allgemeine Angaben zur Anwendung finden Sie unter Epilepsiemittel gemeinsam betrachtet.

Die Dosierung von Topiramat muss sehr langsam bis zur notwendigen Menge gesteigert werden. Dementsprechend lange dauert es, bis seine Wirksamkeit beurteilt werden kann.

Als Dialysepatient sollten Sie Topiramat in halber Dosierung unmittelbar vor der Blutwäsche und zusätzlich danach einnehmen. Bei dem Vorgang wird das Epilepsiemittel aus dem Blut entfernt.

Migräne

Zu Beginn der Behandlung muss Topiramat langsam ansteigend, bei Behandlungsende langsam absteigend dosiert werden. Die Tabletten werden zweimal täglich eingenommen. Als wirksame Menge gelten 100 Milligramm Topiramat pro Tag. Höhere Dosen bis 200 Milligramm wirken nicht sicher besser, verursachen aber mehr Nebenwirkungen. Nicht selten sind unerwünschte Wirkungen der Grund, dass das Mittel abgesetzt wird.

Zum Behandlungsende wird die Dosierung ebenfalls schrittweise um 25 bis 50 Milligramm pro Woche verringert.

Bei einer Langzeitbehandlung sollte der Arzt regelmäßig das Blut auf Zeichen einer Übersäuerung untersuchen.

Achtung

Bei Personen, die zu Nierensteinen neigen, können während der Behandlung mit Topiramat Steine entstehen. Nierensteine werden noch wahrscheinlicher, wenn Sie bereits Arzneimittel wie Acetazolamid (bei grünem Star) oder Triamteren (bei hohem Blutdruck) einnehmen. Das Risiko lässt sich gering halten, indem Sie viel trinken. Das gilt besonders, wenn Sie Sport treiben, in die Sauna gehen oder sich der Sonne aussetzen. Für Menschen mit Herzschwäche oder deutlich eingeschränkter Nierenfunktion sollten es aber nicht mehr als zwei Liter am Tag sein, da ihnen eine erheblich gesteigerte Trinkmenge gefährlich werden kann.

Topiramat schränkt die Fähigkeit des Körpers, reichlich zu schwitzen, ein. Darum sollten Sie Sport bei sehr warmem Wetter, ausgedehnte Saunabesuche und Sonnenbäder während der Behandlung mit Topiramat vermeiden. Bei Fieber müssen Sie die Körpertemperatur beispielsweise mit Wadenwickeln senken. Auch Medikamente sind angebracht. Steigt die Temperatur über 38 °C, sollten Sie einen Arzt zurate ziehen.

Gegenanzeigen

Unter folgenden Bedingungen sollte der Arzt Nutzen und Risiken der Anwendung besonders sorgfältig abwägen:

  • Sie haben eine ausgeprägte Leberfunktionsstörung. Dann wird Topiramat langsamer ausgeschieden.
  • Bei einer eingeschränkten Nierenfunktion sollte die Dosierung zu Beginn der Behandlung noch langsamer gesteigert werden als sonst und sich über längere Zeit erstrecken.
  • Sie haben eine Augenerkrankung. In seltenen Fällen kann Topiramat die Sehschärfe akut verschlechtern.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen mit Medikamenten

Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten:

  • Durch Carbamazepin und Phenytoin (bei Epilepsien) wirkt Topiramat schwächer. Wird eine Behandlung mit diesen Medikamenten begonnen oder beendet, muss die Dosierung von Topiramat möglicherweise geändert werden.
  • Topiramat kann, insbesondere wenn es hoch dosiert wird, die Wirkung von Phenytoin (bei Epilepsien) verstärken.
  • Topiramat kann die Blutkonzentration von Lithium (bei manisch-depressiven Erkrankungen) verändern. Bei der gemeinsamen Anwendung sollte der Blutspiegel von Lithium häufiger kontrolliert werden.
  • Mit Acetazolamid (bei Glaukom, grünem Star), Triamteren (bei hohem Blutdruck, Nierenerkrankungen), Zonisamid (bei Epilepsien) oder mehr als zwei Gramm Vitamin C am Tag sollte Topiramat nicht kombiniert werden, weil sich sonst das Risiko für Nierensteine erhöht.

Wechselwirkungen mit Speisen und Getränken

Alkohol kann die müdemachende Wirkung von Topiramat verstärken.

Nebenwirkungen

Eine Reihe von unangenehmen Erscheinungen tritt in der Anfangsphase der Behandlung häufiger auf. Diese lassen sich verringern und oftmals sogar vermeiden, wenn die Dosis, wie angegeben, langsam gesteigert wird.

Keine Maßnahmen erforderlich

Bei mehr als 10 von 100 Anwendern treten Übelkeit, Müdigkeit sowie Schwindel auf. 1 bis 10 von 100 Behandelten berichten über Appetitlosigkeit, Geschmacksveränderungen, Mundtrockenheit und Bauchschmerzen. Bei etwa 1 von 100 Behandelten kann sich der Speichel- und Tränenfluss verstärken.

Mehr als 10 von 100 Personen verlieren bei der Behandlung mit Topiramat geringfügig an Gewicht.

Muss beobachtet werden

Wenn Ihre Körpertemperatur während der Behandlung mit Topiramat über 38 °C ansteigt, sollten Sie unbedingt einen Arzt kontaktieren. Bei 1 bis 10 von 1 000 Behandelten kann der Körper durch Schwitzen nicht genügend Wärme abgeben. Dann muss ärztlich eingegriffen werden.

Wenn bestimmte unangenehme Erscheinungen im Zusammenhang mit der Tabletteneinnahme länger als eine Woche anhalten oder Sie sehr stark beeinträchtigen, sollten Sie mit dem Arzt das weitere Vorgehen besprechen. Hierzu gehören Unruhe, Schlafstörungen, Verwirrtheit, Störungen des Denkens und Wahrnehmens, Teilnahmslosigkeit, gestörter Bewegungsablauf, der als Unsicherheit beim Gehen auffällt, und Zittern.

Wenn Sie Freud- und Antriebslosigkeit quälen und Sie sehr ängstlich oder niedergeschlagen sind, kann es sich um eine Depression handeln. Auch eine allgemeine Erschöpfung und Interessenlosigkeit sowie Schlafstörungen und Appetitlosigkeit können Anzeichen einer solchen Erkrankung sein. Wenn Sie oder nahestehende Personen solche Veränderungen bemerken und diese länger als zwei Wochen anhalten, sollten Sie sich an einen Arzt wenden. Dann können Sie im Gespräch über das weitere Vorgehen beraten.

Auch wenn Sprach- und Sprechstörungen, ein kribbelndes, taubes oder schmerzhaft brennendes Gefühl im ganzen Körper, Augenzittern, das Sehen von Doppelbildern und andere Sehstörungen auftreten und längere Zeit bestehen bleiben, sollten Sie sich an einen Arzt wenden.

Wenn Sie sich längere Zeit abgeschlagen fühlen und häufig Infektionen oder Fieber haben, sollte der Arzt Ihr Blut untersuchen. Es könnte eine Blutbildungsstörung vorliegen, bei der zu wenig weiße Blutkörperchen gebildet werden.

Bei 1 bis 10 von 100 Personen können sich Nierensteine bilden. Schmerzen beim Wasserlassen, in der Seite und der Nierengegend deuten darauf hin. Über solche Symptome sollten Sie den Arzt informieren.

Bei 1 bis 10 von 100 Behandelten treten aggressives Verhalten und die Anzeichen einer Psychose auf. Dann sollten Sie mit dem Arzt die Behandlung besprechen.

Bei 1 bis 10 von 1 000 Behandelten kann sich der Herzschlag verlangsamen oder auch einmal ganz aussetzen. Dann treten Schwindel und Angstgefühle auf. Bei diesen Beschwerden sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt und Sie ein Alternativmedikament benötigen.

Sofort zum Arzt

Vereinzelt sind – üblicherweise im ersten Behandlungsmonat – akute Kurzsichtigkeit und akute Glaukomanfälle aufgetreten. Wenn sich die Sehschärfe plötzlich deutlich verringert und/oder Augenschmerzen auftreten, sollten Sie sich sofort an einen Augenarzt wenden. Darüber hinaus sollten Sie mit dem behandelnden Facharzt besprechen, wie das Medikament rasch abgesetzt werden kann.

Topiramat kann zu einer Übersäuerung des Blutes führen. Einige Umstände erhöhen das Risiko für eine solche Störung: Durchfall, Nieren- und schwere Atemwegserkrankungen, chirurgische Eingriffe, Fasten oder eine Ernährung ohne Kohlenhydrate (Atkins-Diät) und bestimmte Medikamente. Eine ausgeprägte Übersäuerung des Blutes äußert sich durch Schwäche, Antriebslosigkeit und verstärkte Atmung. Dann muss sofort ein Arzt gerufen werden. Besteht die Störung unbemerkt über längere Zeit, kann sich die Knochendichte verringern und es können sich Nierensteine bilden. Um darauf aufmerksam zu werden, sollte der Arzt, wenn Topiramat über lange Zeit eingenommen werden muss, regelmäßig das Blut untersuchen.

In Einzelfällen kann das Mittel darüber hinaus sehr schwerwiegende Hautreaktionen auslösen. Meist entwickeln sie sich etwa drei bis fünf Wochen nach der Anwendung. Sie beginnen damit, dass sich die Haut verstärkt rötet und juckt. Typischerweise dehnen sich die Hautrötungen aus und es bilden sich Blasen. Auch die Schleimhäute des gesamten Körpers können betroffen und das Allgemeinbefinden wie bei einer fiebrigen Grippe beeinträchtigt sein. Bereits in diesem Stadium sollten Sie sich unbedingt an einen Arzt wenden, denn diese Hautreaktionen können sich rasch verschlimmern.

Die oben beschriebenen Anzeichen einer Depression können sich so weit verschlimmern, dass Betroffene kein Interesse mehr an ihrem sozialen Umfeld aufbringen können und innere Leere sowie Schuldgefühle soweit zunehmen, dass sich Selbsttötungsgedanken entwickeln. Sehen nahestehende Personen die Gefahr einer Selbsttötung, muss sofort ärztliche Hilfe gesucht werden.

Besondere Hinweise

Zur Empfängnisverhütung

In einer Dosierung über 200 Milligramm veranlasst Topiramat die Leber, mehr von den Enzymen zu produzieren, die unter anderem die Hormone abbauen, die in der Pille enthalten sind. Dann wirkt diese nicht mehr sicher und Sie sollten mit dem Arzt besprechen, ob Sie zu einer nichthormonellen Verhütungsmethode wechseln müssen oder ob Sie ein Pillenpräparat einnehmen können, das mehr Östrogen enthält. Beenden Sie die Behandlung mit Topiramat, sollten Sie wieder zu einer Pille mit geringerem Östrogengehalt wechseln, um das Risiko für Nebenwirkungen zu verringern.

Migräne

Wenn sie Topiramat zur Migräneprophylaxe einnehmen müssen, sollten Frauen, die schwanger werden können, eine sichere Verhütungsmethode anwenden. Anderenfalls darf das Mittel nicht eingesetzt werden, da es das Ungeborene schädigen kann.

Für Schwangerschaft und Stillzeit

Epilepsien

Allgemeine Hinweise für die Anwendung in der Schwangerschaft finden Sie unter Epilepsiemittel gemeinsam betrachtet.

Verschiedene Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass sich durch die Einnahme von Topiramat in der Schwangerschaft das Risiko für Fehlbildungen, z. B. eine Lippen- oder Gaumenspalte, beim Kind erhöht. In der Schwangerschaft sollten Sie dieses Medikament nur einnehmen, wenn es unumgänglich ist und dann auch nur in der geringst möglichen Dosierung.

Epilepsien

War das der Fall, sollte Ihr Kind unmittelbar nach der Geburt sicherheitshalber Vitamin K gespritzt bekommen. Dieses Vitamin ist für die Blutgerinnung notwendig. Durch eine Topiramatbehandlung der Frau kann sich beim ungeborenen Kind ein Vitamin-K-Mangel entwickeln, der unbehandelt beim Säugling zu Gehirnblutungen führen kann.

Migräne

Während einer Schwangerschaft darf Topiramat zur Vorbeugung gegen Migräne nicht eingesetzt werden, da das Mittel das Ungeborene schädigen kann. Für die Migräneprophylaxe stehen besser verträgliche Mittel, z. B. Metoprolol, zur Verfügung.

Topiramat geht in die Muttermilch über. Daher sollten Sie bei einer Behandlung mit diesem Medikament möglichst nicht stillen.

Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

Epilepsien

Kinder ab zwei Jahren können Topiramat als zusätzliches Medikament zu anderen Epilepsiemitteln erhalten. Als alleiniges Medikament kommt Topiramat erst bei Kindern ab sechs Jahren infrage.

Zusätzlich zu den genannten unerwünschten Wirkungen wurden in Studien bei Kindern ab zwei Jahren folgende Nebenwirkungen beobachtet: auffälliges und aggressives Verhalten, übermäßige, unkontrollierte Bewegungen und Schlafstörungen. Halten diese Erscheinungen länger als fünf bis sieben Tage an, sollte mit dem Arzt über die Dosierung und Auswahl des Medikaments gesprochen werden.

Außerdem kann es sein, dass Kinder bei der Behandlung mit Topiramat nicht genügend schwitzen, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Bei ihnen muss darauf geachtet werden, dass sie nicht zu warm angezogen sind, wenn sie körperlich aktiv sind, und dass sie genügend trinken.

Migräne

Zur Vorbeugung gegen Migräne bei Kindern besitzt Topiramat keine Zulassung. Die bisher durchgeführten Studien können nicht ausreichend nachweisen, dass das Mittel bei Kindern und Jugendlichen weiteren Migräneanfällen tatsächlich vorbeugen kann.

Für ältere Menschen

Da ältere Personen häufiger eine beeinträchtigte Nierenfunktion haben, ist für sie die langsame Dosissteigerung zu Beginn der Behandlung besonders wichtig.

Zur Verkehrstüchtigkeit

Topiramat kann die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen. Sie sollten deshalb nicht aktiv am Verkehr teilnehmen, keine Maschinen bedienen und keine Arbeiten ohne sicheren Halt verrichten.

Epilepsien

Grundsätzliche Hinweise zur Verkehrstüchtigkeit finden Sie unter Epilepsiemittel gemeinsam betrachtet.

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Anwendungsgebiete dieses Wirkstoffs