Wirkungsweise
Der gentechnisch hergestellte monoklonale Antikörper Golimumab wirkt gegen Entzündungen. Der Wirkstoff hemmt den Tumornekrosefaktor alpha (TNF-alpha), der vom Abwehrsystem produziert wird und Stoffe freisetzt, die Entzündungen fördern. Golimumab ist chemisch so aufgebaut wie die Eiweißstoffe, mit denen das Immunsystem Fremdsubstanzen bekämpft. "Monoklonal" bedeutet, dass sie sich von dem Erbmaterial einer einzigen Zelle herleiten. Monoklonale Antikörper richten sich gezielt nur gegen eine einzige Substanz, in diesem Fall gegen TNF-alpha.
Die Endsilbe "mab" beim Wirkstoffnamen macht deutlich, dass die Substanz Golimumab zur Gruppe der gentechnisch hergestellten monoklonalen Antikörper gehört. "Mab" steht für "monoclonal antibody".
Die Wirksamkeit von TNF-alpha-Hemmstoffen wie Golimumab wird dadurch begrenzt, dass der Organismus nach wiederholter Anwendung Antikörper gegen sie bilden kann. Dann werden sie unwirksam. Nach derzeitigem Kenntnisstand scheint eine solche Antikörperbildung in der Wirkstoffgruppe der TNF-alpha-Hemmstoffe bei Etanercept am geringsten zu sein.
Colitis ulcerosa
Aufgrund seiner gezielten antientzündlichen Wirkung kommt Golimumab bei der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa zum Einsatz. Klinische Studien zeigen, dass das Mittel die Entzündungen im Dick- und Enddarm abmildert, wenn andere Mittel wie Azathioprin, Mesalazin oder Glucocorticoide (z. B. Budesonid oder Hydrocortison) nicht mehr ausreichend wirken.
Weil ein Risiko für schwere unerwünschte Wirkungen besteht, ist das Mittel zur Behandlung von Colitis ulcerosa jedoch nur mit Einschränkung geeignet. Es darf erst eingesetzt werden, wenn andere Medikamente nicht ausreichend geholfen haben oder nicht angewendet werden können.
Die verschiedenen TNF-alpha-Hemmer, die bei einer Colitis-Behandlung zum Einsatz kommen können, sind bislang nicht direkt miteinander verglichen worden. Unter den TNF-alpha-Hemmstoffen liegen für Infliximab die meisten Erfahrungen vor. Für Golimumab konnten Studien zeigen, dass nach etwas mehr als einem Jahr rund 28 von 100 der mit Golimumab Behandelten ohne Krankheitsbeschwerden waren im Vergleich zu 16 von 100, die mit Placebo behandelt wurden.
Daten, die zeigen, wie das Mittel über längere Zeit wirkt, liegen nur begrenzt vor. Ob sich durch die Behandlung langfristig die Entfernung der von Colitis ulcerosa betroffenen Darmabschnitte umgehen lässt, wurde für Golimumab noch nicht untersucht. Bei etwa 3 von 100 Colitispatienten, die über ein Jahr mit Golimumab behandelt wurden, bildet der Organismus Antikörper gegen Golimumab, wodurch die Wirksamkeit des Mittels beeinträchtigt sein kann und es zu schweren allergischen Reaktionen kommen kann.
Weil das Mittel die Funktionen des Immunsystems schwächt, können während der Behandlung schwerwiegende Infektionen auftreten.
Rheumatoide Arthritis
Die therapeutische Wirksamkeit von TNF-alpha-Hemmstoffen bei rheumatoider Arthritis ist für etwa zwei Jahre durch wissenschaftliche Studien nachgewiesen. Bisher erhalten nur wenige Patienten im Rahmen von klinischen Studien die Mittel deutlich länger. Es ist somit noch nicht sicher geklärt, wie viele Jahre eine Dauertherapie durchgeführt werden kann. Die Wirksamkeit über längere Zeit und das Risiko für schwere Infektionen, für Krebserkrankungen und für bestimmte neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose werden daher im Vergleich zu klassischen Basismitteln noch weiter untersucht.
Golimumab wird als "geeignet" bewertet, sofern es in Kombination mit Methotrexat eingesetzt wird. Diese Bewertung setzt voraus, dass der kombinierten Behandlung eine mindestens dreimonatige Behandlung mit Methotrexat allein oder einem anderen klassischen Basismedikament vorausgegangen ist, die die Gelenkentzündungen nicht deutlich gebessert hat. Die Kombination von Golimumab mit Methotrexat kann dann Gelenkzerstörungen besser verhindern als Methotrexat in Kombination mit einem Scheinmedikament. Eine derartige Kombinationsbehandlung ist auch einem Wechsel von Methotrexat zu einem anderen Basismedikament überlegen.
Für Golimumab konnten Untersuchungen zeigen, dass dieser Wirkstoff möglicherweise auch dann wirkt, wenn andere TNF-alfa-Hemmstoffe nicht den gewünschten Therapieerfolg erbracht haben. Für Menschen, die ungern Spritzen bekommen, kann es zudem ein Vorteil sein, dass Golimumab nur einmal monatlich verabreicht werden muss.
Da Golimumab gezielt in das Immungeschehen eingreift, kann der Einsatz gravierende unerwünschte Wirkungen nach sich ziehen. Das gilt besonders, wenn es zusammen mit Glucocorticoiden eingesetzt wird. Gefürchtet sind vor allem lebensbedrohliche Infektionen, wie Tuberkulose und Blutvergiftung. Für schwere Infektionen liegen dazu Vergleichszahlen vor. Von 1 000 Patienten, die ein Jahr lang mit einem traditionellen Basismedikament behandelt werden, bekommen 20 eine schwere Infektion. 26 sind es, wenn ein TNF-alpha-Hemmstoff wie Golimumab in der Standarddosierung eingesetzt wird – gleichgültig, ob er allein verabreicht oder mit einem anderen Basismedikament kombiniert wird. 37 von 1 000 Patienten bekommen eine schwere Infektion, wenn der TNF-alpha-Hemmstoff hoch dosiert wird. 75 schwere Infektionen treten auf, wenn mehrere dieser Hemmstoffe kombiniert eingesetzt werden. Das Risiko einer Tuberkulose ist in Deutschland aber gering. Zudem muss jeder Patient vor Therapiebeginn auf eine solche Infektion untersucht werden.Insgesamt schätzt man den Nutzen dieser Medikamente bei drohenden Gelenkzerstörungen höher ein als das Risiko für möglicherweise bedrohliche Nebenwirkungen.
Eine Behandlung mit Golimumab allein, also ohne gleichzeitige Gabe von Methotrexat, ist für Golimumab nicht vorgesehen.
Anwendung
Golimumab wird unter die Haut gespritzt. Da das Mittel als Fertigspritze verfügbar ist, können Sie nach Anleitung lernen, sich das Mittel selbst zu injizieren – ähnlich wie sich Menschen mit Diabetes Insulin spritzen.
Colitis ulcerosa
Golimumab sollte nur von Ärzten gegeben werden, die sich auf die Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen spezialisiert haben und über eine entsprechende Erfahrung bei der Anwendung von monoklonalen Antikörpern verfügen. Bessert sich die Colitis ulcerosa nicht innerhalb von 12 bis 14 Wochen, sollte die Behandlung abgebrochen werden.
Das Mittel wird anfangs in einer Dosierung von 200 Milligramm gespritzt. Nach zwei Wochen wird die Menge auf 100 Milligramm halbiert. Im Anschluss erfolgt in der Regel eine Erhaltungstherapie mit 100 Milligramm alle vier Wochen, lediglich bei Patienten, die weniger als 80 Kilogramm wiegen und auf die ersten beiden Dosen gut angesprochen haben, liegt die Dosis für die Dauerbehandlung bei 50 Milligramm alle vier Wochen.
Rheumatoide Arthritis
Golimumab wird alle vier Wochen angewendet. Die Wirkung des Mittels setzt nach ein bis drei Wochen ein und damit rascher als die anderer Basismedikamente wie z. B. Methotrexat. Hat die Behandlung mit Golimumab nach vier Monaten noch nicht den erhofften Effekt erzielt, sollte sie beendet werden.
Achtung
Das Mittel kann das Risiko für schwere Infektionen wie Lungenentzündung oder einer Blutvergiftung, Sepsis, erhöhen. Damit solche rasch erkannt werden, ist es notwendig, dass Sie den behandelnden Arzt darüber informieren, wenn Sie mit Golimumab behandelt werden. Am besten führen Sie Ihren persönlichen Medikationsplan immer mit sich.
Vor der Behandlung muss sicher geklärt sein, dass der Betreffende keine Tuberkulose hat. Eine Tuberkulose kann aktiv sein oder latent, also unbemerkt vorliegen, weil die Erreger abgekapselt worden sind. Das Risiko für eine Infektion mit dem Erreger steigt mit abnehmender Immunabwehr, etwa bei alters- oder krankheitsbedingter Immunschwäche.
Für die Diagnose einer latenten Tuberkulose erfragt der Arzt die medizinische Vorgeschichte und macht bei Kindern unter 5 Jahren einen Tuberkulin-Hauttest und ansonsten einen immunologischen Tuberkulosetest aus dem Blut. Zudem wird eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs gemacht. Wird eine inaktive Tuberkulose festgestellt, müssen Sie vor einer Therapie mit Golimumab zunächst eine Zeit lang ein Tuberkulosemedikament einnehmen. Dieses verhindert, dass die Krankheit während der Behandlung zum Ausbruch kommt. Golimumab sollten Sie frühestens einsetzen, nachdem Sie das Tuberkulosemittel ein bis zwei Monate eingenommen haben. Am besten wäre es, wenn die Tuberkulosebehandlung vorher abgeschlossen wäre. Das kann allerdings sechs bis zwölf Monate dauern.
Vor der Behandlung muss zudem geklärt werden, ob der Betreffende das Hepatitis-B-Virus in sich trägt. Falls das Virus gefunden wird, muss während der Therapie mit dem TNF-alpha-Hemmstoff und noch mehrere Monate nach Therapieende auf Anzeichen einer Hepatitis B geachtet werden. Kommt es zu einer Aktivierung der Erkrankung, muss die Therapie mit Golimumab beendet werden.
Jede Infektion, auch eine an sich harmlose Erkältung, kann während der Therapie mit einem TNF-alpha-Hemmstoff schwerer und anders verlaufen als gewohnt. Suchen Sie dann gegebenenfalls den Arzt auf und behandeln Sie die Beschwerden nicht zu lange selbst.
Bevor die Behandlung beginnt, sollte der Impfstatus überprüft werden. Eine Impfung mit einem Lebendimpfstoff (z. B. Masern, Mumps, Röteln, Rotaviren, Windpocken) wird nicht empfohlen, wenn Sie mit Golimumab behandelt werden. Bei dem durch den TNF-alpha-Hemmstoff geschwächten Abwehrsystem kann der Lebendimpfstoff zu der Infektion führen, gegen die geimpft werden soll.
Gegenanzeigen
Golimumab dürfen Sie unter folgenden Bedingungen nicht anwenden:
- Sie haben eine Blutvergiftung (Sepsis) oder einen Abszess.
- Sie haben Tuberkulose oder eine andere schwere Infektion, z. B. Hepatitis B oder eine Pilzinfektion im Körperinnern.
- Sie haben eine mäßig ausgeprägte oder schwere Herzschwäche.
Unter folgenden Bedingungen muss der Arzt Nutzen und Risiken besonders sorgfältig abwägen:
- Sie leiden an multipler Sklerose. Dann können sich unter der Behandlung mit Golimumab die Beschwerden verschlimmern.
- Sie haben eine leichte Herzschwäche. Wenn sich die Herzschwäche verschlimmert – beispielsweise wenn erstmalig Wassereinlagerungen im Gewebe auftreten oder sich bestehende Ödeme verstärken – muss das Mittel abgesetzt werden.
- Sie hatten schon einmal ein Lymphom oder eine andere Krebserkrankung wie z. B. Hautkrebs oder Sie sind gefährdet, an Krebs zu erkranken, beispielsweise weil Sie stark rauchen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Mittel diese bösartigen Erkrankungen fördert.
- Sie haben oder hatten wiederkehrende oder chronische Infektionen oder bestimmte individuelle Umstände erhöhen bei Ihnen die Gefahr einer Infektion.
- Es ist ein chirurgischer Eingriff geplant. Wenn Sie während der Behandlung mit diesen Substanzen oder in den fünf darauffolgenden Monaten operiert werden müssen, ist die Infektionsgefahr ganz besonders zu beachten.
- Ihre Leberfunktion ist eingeschränkt. Für diese Patienten liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Golimumab beeinträchtigt die Immunabwehr. Sie sollten daher vorsichtshalber keine Arzneimittel gleichzeitig anwenden, die Hefepilze (Saccharomyces boulardii oder Saccharomyces cerevisae, bei Durchfall) enthalten. In Einzelfällen sind bei gleichzeitiger Anwendung schwerwiegende innerliche Pilzerkrankungen aufgetreten.
Unbedingt beachten
Bei der gleichzeitigen Behandlung mit Anakinra (Kineret) oder Abatacept (Orencia, beide bei rheumatoider Arthritis in Kombination mit Methotrexat) steigt die Gefahr schwerer Infektionen. Deshalb sollten Sie Golimumab nicht zusammen mit einem der beiden Mittel anwenden.
Nebenwirkungen
Patienten, die mit TNF-alpha-Hemmstoffen wie Golimumab behandelt werden, sind für schwere Infektionen empfänglicher, außerdem kann ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung bestimmter bösartiger Erkrankungen wie insbesondere Blut- und Hautkrebs nicht ausgeschlossen werden
Golimumab hemmt Funktionen des Immunsystems und kann Fieber, das üblicherweise auf eine Infektion aufmerksam macht, maskieren. Dann kann sich zuweilen das Erkennen einer akuten Infektion verzögern.
Da es bei Golimumab bis zu fünf Monate dauert, bis der Wirkstoff vollständig aus dem Körper ausgeschieden ist, können in dieser Zeit noch unerwünschte Wirkungen auftreten.
Keine Maßnahmen erforderlich
Bei 1 bis 10 von 100 Behandelten schmerzt die Injektionsstelle und/oder ist vorübergehend geschwollen und juckt.
Ebenso häufig können Kopfschmerzen, Schwindel und Magen-Darmbeschwerden wie Übelkeit oder eine Zahnfleischentzündung auftreten. Auch können sich Gelenk- und Muskelschmerzen, Taubheitsgefühle in Armen oder Beinen und Kribbeln entwickeln. In gleicher Häufigkeit wird über Schlafstörungen und Haarausfall geklagt.
Muss beobachtet werden
Golimumab vermindert die Abwehrkraft. Dadurch werden Sie anfälliger für Infektionen. Viren und Bakterien, die nach einer durchgemachten Infektion im Körper verbleiben (Windpockenvirus, Hepatitis-B-Viren, Herpesvirus, Tuberkulosebakterien), können reaktiviert werden und zu einer Erkrankung führen. Deshalb sollten Patienten vor Therapiebeginn auch auf diese Erreger hin untersucht werden.
Mehr als 10 von 100 Behandelten erkranken an Infektionen. Die meisten betreffen die oberen Atemwege und sind leichter Natur. Manche dieser Infektionen können aber auch sehr schwerwiegend sein; dann muss die Behandlung abgebrochen werden. So können z. B. eine Blasenentzündung, Erkältung, Grippe und pilz- oder bakteriell bedingte Hautausschläge auftreten. Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie an einem Infekt leiden – beispielsweise durch plötzlich auftretendes Fieber –, sollten Sie umgehend, spätestens am nächsten Tag den Arzt aufsuchen. Ansteigendes Fieber ist in jedem Fall ein Grund, rasch den Arzt aufzusuchen.
Unter den schweren Infektionskrankheiten ist vor allem die Tuberkulose aufgefallen. Anzeichen dafür sind anhaltender Husten, leichtes Fieber, Gewichtsverlust und Schwäche. Sobald sich derartige Beschwerden einstellen, müssen Sie baldmöglichst einen Arzt aufsuchen.
Bei der Behandlung mit Golimumab sollten Sie auch auf Probleme bei der Atmung (Luftnot) achten, und zwar insbesondere, wenn Sie bereits einmal eine Lungenerkrankung hatten. Solche Beschwerden können nicht nur auf eine Lungenentzündung oder eine Immunerkrankung der Lunge hindeuten, sondern auch Ausdruck von Nebenwirkungen auf das Herz (Herzschwäche) sein.
Golimumab kann Immunerkrankungen verursachen. Diese können sich durch Fieber, Gelenkschmerzen, kleine Hautblutungen und -ausschlag bemerkbar machen, die sich nicht durch andere Geschehnisse erklären lassen und auch nicht wieder vergehen. Wenden Sie sich dann an einen Arzt.
Lymphknoten am Hals, in den Achselhöhlen oder im Lendenbereich können anschwellen. In den meisten Fällen werden diese durch Infektionen bedingt sein, die unter Golimumab vermehrt auftreten können. In Einzelfällen – insbesondere wenn länger mit Golimumab behandelt wird – kann dies aber auch Zeichen einer seltenen Krebserkrankung im Lymphsystem (Lymphom) sein. Dann sollten Sie baldmöglichst einen Arzt aufsuchen und mit ihm das weitere Vorgehen besprechen.
Unter der Behandlung mit diesem Mittel kann es zu weißem Hautkrebs kommen. Wenn Sie Veränderungen oder Wucherungen an der Haut bemerken, sollten Sie sich baldmöglichst an einen Arzt wenden.
Wenn Sie sich anhaltend müde und abgeschlagen fühlen und Ihre Haut auffallend blass ist, kann dies auf eine Blutarmut hindeuten (bei 1 bis 10 von 100 Behandelten). Wenden Sie sich an einen Arzt, wenn Sie derartige Anzeichen bei sich bemerken.
Bei 1 bis 10 von 100 Behandelten steigt der Blutdruck an. Haben Sie bereits erhöhten Blutdruck, sollten Sie ihn regelmäßig kontrollieren.
Das Mittel kann die Herzfunktion beeinträchtigen. Zeigen sich Beschwerden wie Herzrhythmusstörungen – die zwar nur im EKG sicher zu diagnostizieren sind, aber durch Herzstolpern oder Herzrasen auffallen können –, eine Herzschwäche, die sich durch geschwollene Beine, Atemnot und abnehmende Belastbarkeit äußert sowie Durchblutungsstörungen, in deren Folge Hände und Füße immer kalt sind, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Es kann sein, dass die Behandlung unterbrochen werden muss.
Gerötete, juckende, schmerzende Augen können auf einer Entzündung der Bindehaut oder der Augen allgemein beruhen (bei 1 bis 10 von 1 000 Behandelten). Halten die Beschwerden an oder kehren sie wieder, sollten Sie einen Augenarzt aufsuchen. In Einzelfällen kann es sein, dass Sie nur noch verschwommen sehen oder das Gesichtsfeld eingeschränkt ist. Dann sollten Sie möglichst schnell zu einem Augenarzt gehen.
Während der Behandlung kann eine depressive Verstimmung auftreten. Wenn Sie bei sich selbst oder nahestehende Personen bei Ihnen ungewohnte Stimmungsschwankungen bemerken und Sie sich traurig und bedrückt fühlen, eventuell auch sehr unruhig und grundlos unzufrieden, sollten Sie mit einem Arzt oder einer Ärztin darüber sprechen.
Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt, Sie das Mittel ersatzlos absetzen können oder ein Alternativmedikament benötigen. Allergische Reaktionen treten bei mehr als 1 von 100 Personen auf, die Golimumab anwenden.
Wunden, die nach fünf bis sieben Tagen noch nicht merklich zu heilen beginnen, sollten Sie einem Arzt zeigen.
Bei schuppigen Hautveränderungen sollten Sie einen Hautarzt aufsuchen. Sie können auf einer Schuppenflechte beruhen, die infolge einer Behandlung mit Golimumab häufiger auftreten kann.
Krampfartige Schmerzen im rechten und mittleren Oberbauch können darauf hinweisen, dass sich ein Gallenblasenstein gebildet hat.
Sofort zum Arzt
Wenn Sie grippeartige Beschwerden haben, sich längere Zeit schlapp und müde fühle und blass sind oder Halsschmerzen, hohes anhaltendes Fieber und ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl haben oder Blutergüsse und Blutungen auftreten, kann es sich um eine Blutbildungsstörung handeln, die bedrohlich werden kann. Sie tritt bei etwa 1 von 1 000 Behandelten auf und kann bedrohlich werden. Sie müssen dann umgehend den Arzt aufsuchen und das Blutbild kontrollieren lassen.
Wenn sich schwere Hauterscheinungen mit Rötung und Quaddeln an Haut und Schleimhäuten sehr rasch (meist innerhalb von Minuten) entwickeln und zusätzlich Luftnot oder eine Kreislaufschwäche mit Schwindel und Schwarzsehen, oder Durchfälle und Erbrechen auftreten, kann es sich um eine lebensbedrohliche Allergie bzw. einen lebensbedrohlichen allergischen Schock (anaphylaktischer Schock) handeln. In diesem Fall müssen Sie die Behandlung mit dem Medikament sofort stoppen und den Notarzt (Telefon 112) verständigen. Eine solche Reaktion zeigt sich bei 1 bis 10 von 10 000 Anwendern.
Die oben beschriebenen Hauterscheinungen können in sehr seltenen Fällen auch erste Anzeichen für andere sehr schwerwiegende Reaktionen auf das Arzneimittel sein. Meist entwickeln diese sich während der Anwendung des Mittels nach Tagen bis Wochen. Typischerweise dehnen sich die Hautrötungen aus, und es bilden sich Blasen ("Syndrom der verbrühten Haut"). Auch die Schleimhäute des gesamten Körpers können betroffen und das Allgemeinbefinden wie bei einer fiebrigen Grippe beeinträchtigt sein. Bereits in diesem Stadium sollten Sie sich sofort an einen Arzt wenden, denn diese Hautreaktionen können sich rasch lebensbedrohlich verschlimmern.
Bei 1 bis 10 von 1000 Behandelten kann sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) bilden. Das Gerinnsel verstopft den Blutweg kleinerer Blutgefäße oder es wird mit dem Blutstrom zum Herzen und von dort zur Lunge fortgetragen, bis es in einem Lungengefäß stecken bleibt und zu einer lebensbedrohlichen Lungenembolie führt. Wenn sehr starke Schmerzen im Brustraum auftreten, die gelegentlich in die linke Schulter ausstrahlen oder wie starkes Sodbrennen erscheinen, sollten Sie sich sofort an einen Arzt wenden. Schmerzen in der Leistenbeuge und Kniekehle, verbunden mit einem Schwere- und Stauungsgefühl in den Beinen kann auf eine Beinvenenthrombose hindeuten. Wenden Sie sich bei diesen Beschwerden sofort an einen Arzt.*
Besondere Hinweise
Zur Empfängnisverhütung
Frauen, die schwanger werden können, sollten sicherheitshalber während einer Behandlung mit Golimumab eine Empfängnis verhüten und diesen Schutz nach dem Ende der Behandlung noch für sechs Monate beibehalten.
Für Schwangerschaft und Stillzeit
Obwohl der Hersteller die Anwendung während der Schwangerschaft nicht empfiehlt, sehen Experten bei strenger Überprüfung von Nutzen und Risiko das Mittel als Behandlungsmöglichkeit, wenn besser verträgliche Alternativen fehlen. Golimumab sollte aber nur in Ausnahmefällen in der späten Schwangerschaft, nach der 30. Schwangerschaftswoche, angewendet werden. Wenn der TNF-alpha-Hemmstoff während der Schwangerschaft zum Einsatz kommt, sollte die Entwicklung des Kindes engmaschig mit Ultraschalluntersuchungen überwacht werden.
Neugeborene, deren Mutter in der Schwangerschaft mit Golimumab behandelt wurde, sollten sicherheitshalber erst sechs Monate nach der Geburt Impfungen mit Lebendimpfstoff (Masern, Mumps, Röteln, Rotaviren, Windpocken) erhalten.
Der Hersteller empfiehlt, während der Behandlung mit Golimumab nicht zu stillen, da geringe Mengen des Hemmstoffs in die Muttermilch übergehen. Es wird aber angenommen, dass diese geringen Mengen bereits im Magen-Darm-Trakt des Kindes inaktiviert werden und somit keine Wirkung im Körper des Kindes entfalten. Daher ist Stillen akzeptabel, wenn keine besser verträglichen Alternativen zur Verfügung stehen.
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Bevor Kinder mit Golimumab behandelt werden, sollten sie möglichst alle entsprechend des Alters empfohlenen Impfungen erhalten haben.
Colitis ulcerosa
Golimumab wird nicht für die Behandlung von Colitis ulcerosa bei Kindern und Jugendlichen empfohlen. Wenn ein TNF-alpha-Hemmstoff eingesetzt werden soll, kommt bei ihnen in erster Linie Infliximab in Frage.
Rheumatoide Arthritis
Golimumab kann in Kombination mit Methotrexat in kindgerechter Dosierung schon bei Kinder ab 2 Jahren angewendet werden, wenn deren juvenile Arthritis auf Methotrexat alleine nicht ausreichend angesprochen hat.
Für ältere Menschen
Insbesondere bei Menschen über 65 Jahren ist das Risiko für schwerwiegende Infektionen erhöht, dies ist bei der Behandlung mit Golimumab zu beachten. Wenn während der Anwendung Infektionen auftreten, sollten Sie baldmöglichst einen Arzt aufsuchen und mit ihm das weitere Vorgehen besprechen.
Beim Tragen von Kontaktlinsen
Wenn sich während der Behandlung die Bindehaut des Auges entzündet, sollten Sie auf Kontaktlinsen verzichten.
Zur Verkehrstüchtigkeit
Wenn Sie nach der Einnahme des Mittels müde werden oder sich schwindlig fühlen, sollten Sie nicht aktiv am Verkehr teilnehmen, keine Maschinen bedienen und keine Arbeiten ohne sicheren Halt verrichten. Unter der Anwendung von Golimumab kann sich auch das Sehvermögen verschlechtern. Wenn Sie dies feststellen, sollten Sie das von einem Augenarzt überprüfen lassen und solange keinen gefährlichen Tätigkeiten nachgehen.
* Nebenwirkungen aktualisiert am 19.01.2022
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