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Schlafmittel: Chloralhydrat

Wirkungsweise

Chloralhydrat ist ein altes Schlafmittel, das heute kaum noch eingesetzt wird. Es wirkt bereits nach einer halben Stunde reizabschirmend – wahrscheinlich weil ein Überträgerstoff im Gehirn nur noch vermindert freigesetzt wird. Dadurch leitet das Nervensystem nicht mehr alle Informationen weiter. Die schlafanstoßende Wirkung ist gering. Positiv ist, dass Chloralhydrat die Schlafstruktur kaum beeinträchtigt. Es verlängert die Tiefschlafphasen und normalisiert die REM-Phasen.

Aber die Dosis, ab der Chloralhydrat wirkt, und die, ab der es zu hoch dosiert ist, liegen mitunter sehr nahe beieinander. Wie groß der Abstand ist, unterscheidet sich von Person zu Person. Wenn zu viel Chloralhydrat im Körper wirkt, kann das schwere unerwünschte Wirkungen an Leber und Herz hervorrufen. Außerdem verliert Chloralhydrat bei wiederholter Einnahme relativ schnell an Wirkung.

Die Substanz gilt bei Schlafstörungen als "mit Einschränkung geeignet".

Anwendung

Die Kapseln sollen etwa eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen eingenommen werden. 250 Milligramm Chloralhydrat können ausreichen, um Ruhe zu finden. Die Höchstgrenze der Dosierung liegt bei 1 500 Milligramm.

Länger als zwei Wochen sollte Chloralhydrat nicht verwendet werden. Dann hat sich der Körper bereits an den Wirkstoff gewöhnt. Um dann noch schlaffördernd zu wirken, müsste die Dosis gesteigert werden.

Die Anwendung darf nicht plötzlich beendet werden. Die Dosis soll vielmehr jede Woche um die Hälfte verringert werden. Ansonsten besteht die Gefahr von Krampfanfällen und Zuständen wie im Delirium.

Gegenanzeigen

Unter folgenden Bedingungen dürfen Sie kein Chloralhydrat anwenden:

  • Sie sind von Alkohol, Drogen oder Medikamenten abhängig.
  • Die Funktion Ihrer Leber oder Ihrer Nieren ist erheblich gestört.
  • Sie haben eine schwere Herz- oder Kreislaufschwäche.
  • Sie nehmen Mittel wie Phenprocoumon oder Warfarin (bei erhöhter Thrombosegefahr) ein.

Nutzen und Risiken einer Behandlung müssen zudem besonders sorgfältig abgewogen werden, wenn Ihr Herz zu langsam schlägt oder eine Herzrhythmusstörung vorliegt.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen mit Medikamenten

Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten:

  • Chloralhydrat und andere Arzneimittel, die das zentrale Nervensystem dämpfen, verstärken gegenseitig ihre Wirkung. Zu diesen gehören andere Schlafmittel, Neuroleptika (bei Schizophrenien und anderen Psychosen), Beruhigungsmittel bei Angststörungen, Mittel bei Depressionen, Opioide (bei starken Schmerzen), Mittel bei Epilepsien, betäubende Mittel und Antihistaminika mit müdemachender Wirkung (bei Allergien).
  • Chloralhydrat sollte nicht zusammen mit Mitteln eingenommen werden, die den Herzrhythmus beeinflussen. Dazu zählen beispielsweise Amiodaron und Flecainid (bei Herzrhythmusstörungen), Erythromycin und Moxifloxacin (Antibiotika bei bakteriellen Infektionen) sowie Mizolastin (bei Allergien). Da auch Chloralhydrat den Herzrhythmus verändern kann, steigt bei einer solchen Kombination das Risiko für Herzrhythmusstörungen.

Unbedingt beachten

Chloralhydrat kann die blutgerinnungshemmende Wirkung von Phenprocoumon und Warfarin, die bei erhöhter Thrombosegefahr als Tabletten eingenommen werden, verstärken. Dadurch steigt das Risiko von Blutungen. Näheres hierzu finden Sie unter Mittel zur Blutverdünnung: verstärkte Wirkung. Diese Wirkverstärkung tritt vornehmlich zu Beginn der Behandlung auf. Bei längerer Anwendung kann Chloralhydrat die Wirkung der Gerinnungshemmer eher abschwächen.

Wechselwirkungen mit Speisen und Getränken

Alkohol verstärkt die sedierenden Effekte von Chloralhydrat. Darüber hinaus können Herzrasen, Gesichtsröte (Flush) und Kopfschmerzen auftreten.

Nebenwirkungen

Wird Chloralhydrat zu hoch dosiert, können Delirium, Herzrhythmusstörungen und akute Gelbsucht als Zeichen einer Leberschädigung auftreten. Schwindel, Ohnmacht und Krampfanfälle können Anzeichen für Herzrhythmusstörungen sein. In diesem Fall ist sofort ärztliche Behandlung notwendig.

Keine Maßnahmen erforderlich

Selten treten Benommenheit, Schwindelgefühl, Schlafstörungen und Müdigkeit am Morgen auf.

Muss beobachtet werden

Selten kommt es vor, dass jemand nach der Anwendung von Chloralhydrat verwirrt, ängstlich und unruhig ist. Das sollten Sie mit dem Arzt besprechen.

Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt, Sie das Mittel ersatzlos absetzen können oder ein Alternativmedikament benötigen.

Besondere Hinweise

Für Schwangerschaft und Stillzeit

In Schwangerschaft und Stillzeit darf Chloralhydrat nicht angewendet werden.

Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

Das Schlafmittel darf von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht angewendet werden.

Für ältere Menschen

Wenn keine Gegenanzeigen bestehen, eignet sich Chloralhydrat für ältere Menschen relativ gut, weil es recht schnell abgebaut wird und nur selten paradoxe Wirkungen hat. Von "paradoxer Wirkung" spricht man, wenn das Mittel das Gegenteil dessen bewirkt, was man erwartet. Allerdings können ältere Menschen auf Chloralhydrat besonders empfindlich reagieren. Darum sollten sie das Mittel nur kurze Zeit und in geringer Dosierung anwenden. Näheres hierzu lesen Sie in der Einleitung unter Hinweise für ältere Menschen.

Zur Verkehrstüchtigkeit

Am Tag nach der Einnahme können Sie sich noch eine Zeit lang benommen und schwindlig fühlen. Dann sollten Sie nicht aktiv am Verkehr teilnehmen, keine Maschinen bedienen und keine Arbeiten ohne sicheren Halt verrichten.

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Anwendungsgebiete dieses Wirkstoffs