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Parkinsonmittel: Amantadin

Wirkungsweise

Die Wirkung von Amantadin bei Parkinsonkrankheit beruht darauf, dass es die Freisetzung des Botenstoffs Acetylcholin hemmt. Ein Ungleichgewicht zwischen den Nervenreizen, die von Acetylcholin vermittelt werden, und denen, die Dopamin auslöst, wird als Ursache der Parkinsonkrankheit angesehen. Durch Amantadin wird dieses Ungleichgewicht zugunsten von Dopamin verschoben. Testergebnis Amantadin

Amantadin ist schon seit Jahrzehnten in Gebrauch, ohne dass bisher seine therapeutische Wirksamkeit durch Studien, wie sie heute gefordert werden, nachgewiesen wurde. Die vorliegenden Studien sprechen nicht dafür, dass Amantadin als alleiniges Medikament bei Parkinsonkrankheit eine gute Alternative zu den Dopaminagonisten Piribedil, Pramipexol, Ropinirol oder Rotigotin sein kann. Im Vergleich zu Levodopa setzt die Wirkung von Amantadin zwar rasch ein, ist der von Levodopa aber unterlegen.

Das Mittel kann aber eingesetzt werden, wenn die Levodopawirkung nachlässt oder bei der Behandlung mit Levodopa Bewegungsstörungen auftreten und andere Maßnahmen das nicht ausreichend abfangen können. Insgesamt sollte die therapeutische Wirksamkeit von Amantadin noch besser belegt werden. Bei älteren Menschen ist außerdem zu beachten, dass das Mittel zu Verwirrtheit und Halluzinationen führen kann. Amantadin zum Einnehmen ist daher „mit Einschränkung geeignet“.

Die Injektionslösung von Amantadin wird bei einer akinetischen Krise eingesetzt und gilt dafür als "geeignet".

Anwendung

Die Behandlung beginnt mit einer täglichen Dosis von 100 Milligramm Amantadin. Im Anschluss wird die Dosierung jede Woche um 100 Milligramm bis zur individuell erforderlichen Menge angepasst. Mehr als 600 Milligramm Amantadin am Tag sollten aber nicht eingenommen werden.

Sie können die Einnahmezeiten so legen, dass das Medikament dann am stärksten wirkt, wenn die Beschwerden am heftigsten sind. Dazu nehmen Sie es etwa zwei Stunden vor dieser Zeit ein. Allerdings sollte die letzte Tablette nicht nach 16 Uhr genommen werden. Da das Mittel anregend wirkt, kann es sonst den Schlaf stören.

Amantadin darf nicht abrupt abgesetzt werden, weil sich die Krankheitssymptome dann krisenhaft verstärken können.

Amantadin kann den Herzrhythmus beeinflussen. Vor einer Amantadinbehandlung und bei hoher Dosierung muss daher die Herzfunktion durch ein Elektrokardiogramm (EKG) kontrolliert werden. Diese Untersuchung sollte innerhalb von drei Wochen nach Behandlungsbeginn wiederholt werden. Ist das EKG in Ordnung, genügt es in der Folge, die Untersuchung einmal pro Jahr zu wiederholen. Haben Sie hingegen eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, sollte die Herzfunktion alle drei Monate überprüft werden.

Wenn Ihre Nieren nur eingeschränkt arbeiten, muss die Dosis entsprechend verringert werden.

Gegenanzeigen

Unter folgenden Bedingungen darf Amantadin nicht angewendet werden:

  • Sie leiden an einer schweren, nicht ausreichend behandelten Herzschwäche.
  • Ihr Herz schlägt sehr langsam oder der Herzrhythmus ist auf andere Weise erheblich gestört.
  • Sie nehmen Arzneimittel ein, die nachgewiesenermaßen den Herzrhythmus beeinträchtigen können.
  • In Ihrem Blut sind die Kalium- und Magnesiumspiegel zu gering.

Unter folgenden Bedingungen muss der Arzt Nutzen und Risiken besonders sorgfältig abwägen:

  • Ihre Prostata ist vergrößert.
  • Sie haben ein Engwinkelglaukom (grüner Star).
  • Sie leiden an Epilepsie. Amantadin erhöht das Risiko für Krampfanfälle.
  • Sie haben ein erhöhtes Risiko für Mineralstörungen im Blut, z. B. weil Sie entwässernde Medikamente (Diuretika, bei hohem Blutdruck, Nierenerkrankungen) einnehmen.
  • Sie sind besonders erregt, verwirrt oder hatten schon einmal Zustände wie bei einer Psychose, z. B. Halluzinationen.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen mit Medikamenten

Wenn Sie noch andere Medikamente einnehmen, ist zu beachten:

  • Durch entwässernde Mittel mit einer Kombination aus Triamteren und Hydrochlorothiazid (bei hohem Blutdruck) wird Amantadin langsamer ausgeschieden. Dadurch können sich seine Wirkung und die Nebenwirkungen verstärken.
  • Wenn Sie zusätzlich Memantin (bei Demenzen) einnehmen, können sich Wirkungen und Nebenwirkungen der beiden Medikamente gegenseitig verstärken.
  • Bei der gleichzeitigen Einnahme von Amantadin und Norephedrin (z. B. in Wick DayMed Erkältungskapseln und in Appetithemmern) oder von Amantadin und anderen Parkinsonmitteln wie Biperiden und Trihexyphenidyl können vermehrt Halluzinationen und Verwirrtheitszustände auftreten.

Unbedingt beachten

Amantadin darf unter anderem mit folgenden Wirkstoffen nicht zusammen eingenommen werden: Amiodaron, Chinidin, Procainamid und Sotalol (alle bei Herzrhythmusstörungen), Haloperidol und Pimozid (beide bei Schizophrenien und anderen Psychosen), trizyklischen Antidepressiva wie Amitriptylin (bei Depressionen) und Clarithromycin, Cotrimoxazol, Erythromycin und Moxifloxacin (alle bei bakteriellen Infektionen) sowie Mizolastin (bei Allergien). Diese Mittel können in Kombination mit Amantadin zu schweren Herzrhythmusstörungen führen (Torsade de pointes). Näheres hierzu finden Sie unter Mittel bei Herzrhythmusstörungen: verstärkte Wirkung.

Solche Herzrhythmusstörungen können noch von einer Reihe weiterer Arzneimittel hervorgerufen werden, wenn sie gemeinsam mit Amantadin eingenommen werden. Vorsichtshalber können Sie in der Apotheke abklären lassen, ob mit einer solchen Wechselwirkung zu rechnen ist.

Wechselwirkungen mit Speisen und Getränken

Alkohol und Amantadin können sich gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken und es können vermehrt Nebenwirkungen auftreten. Bei der Behandlung mit Amantadin sollten Sie daher nichts Alkoholhaltiges trinken.

Nebenwirkungen

Amantadin kann – insbesondere bei Daueranwendung – die Konzentrationsfähigkeit und die geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Wenn Sie langsamer reagieren als früher und Ihre Aufmerksamkeit sowie Ihr Gedächtnis nachlassen, sollten Sie mit dem Arzt sprechen.

Keine Maßnahmen erforderlich

Schlafstörungen, Unruhe und eine marmorierte Haut treten bei bis zu 10 von 100 Anwendern auf. Manchmal gehen die Hautveränderungen mit Wasseransammlungen in den Beinen einher.

Mit der gleichen Häufigkeit wird von Übelkeit und trockenem Mund berichtet.

1 bis 10 von 1 000 Anwendern sehen verschwommen. Lichtempfindlichkeit und eine sich vorübergehend verschlechternde Sehschärfe treten seltener auf.

Muss beobachtet werden

Etwa 1 von 100 Behandelten verspürt beim raschen Aufstehen Schwindel und ihm wird schwarz vor Augen. Dann ist anzunehmen, dass der Blutdruck abgesunken ist. Wenn Sie sich dadurch stark beeinträchtigt fühlen, sollten Sie das mit einem Arzt besprechen.

Unter 1 000 vornehmlich älteren Menschen sind es bis zu 10, die eine paranoide Psychose entwickeln. Sie sehen dann wiederholt befremdliche Dinge, die andere Menschen nicht bemerken (Halluzinationen), erleben und erklären sich die Wirklichkeit gänzlich anders, als andere es tun, und ziehen daraus Schlussfolgerungen, die andere befremden. Derartiges sollten die Betroffenen oder ihre Angehörigen mit einem Arzt besprechen. Diese unerwünschten Wirkungen treten häufiger auf, wenn Amantadin mit anderen Parkinsonmitteln kombiniert angewendet wird.

Bei bis zu 10 von 100 Personen kann es Schwierigkeiten beim Wasserlassen geben, vor allem bei Männern mit vergrößerter Prostata. Dieses Problem sollten Sie in den nächsten Tagen mit dem Arzt besprechen.

Sofort zum Arzt

Wenn Sie gar kein Wasser mehr lassen können und der Bereich der Blase schmerzt, müssen Sie sich umgehend in ärztliche Behandlung begeben.

Sehr selten treten Herzrhythmusstörungen auf. Manche Menschen registrieren sie als störende oder unangenehm empfundene Herzschläge oder als unregelmäßigen Herzschlag. Die meisten merken jedoch nichts von dieser Nebenwirkung. Wiederholen sich bei Ihnen auffällige Herztätigkeiten, sollten Sie sich im Laufe des nächsten Tages an einen Arzt wenden. Ist Ihr Herz bereits geschädigt oder treten Schwindel, Ohnmacht oder Krampfanfälle auf, ist sofort ärztliche Behandlung notwendig.

Besondere Hinweise

Für Schwangerschaft und Stillzeit

Es gibt Berichte von Frauen, die in der Schwangerschaft Amantadin eingenommen und ein Kind mit Fehlbildungen geboren haben. Frauen, die während einer Behandlung mit Amantadin schwanger geworden sind, sollten sich umgehend mit einem Arzt über das weitere Vorgehen beraten.

Amantadin geht in die Muttermilch über. Wenn Sie trotz der Behandlung stillen, sollten Sie beim Baby auf Hautausschläge, Erbrechen und eine geringe Urinausscheidung achten. Bei diesen Symptomen müssen Sie abstillen.

Für ältere Menschen

Da die Nierenfunktion altersbedingt nachlässt und ältere Menschen auf Amantadin empfindlicher reagieren, sollte die Medikation mit einer deutlich geringeren Menge beginnen und die Tagesdosis niedriger sein als bei jüngeren Menschen.

Zur Verkehrstüchtigkeit

Sie sollten nicht mehr aktiv am Verkehr teilnehmen, Maschinen bedienen und Arbeiten ohne einen sicheren Halt ausführen, sobald Sie die Dosierung des Mittels verändern müssen. Meist dauert es etwa eine Woche, bis sich der Körper an die neue Dosierung gewöhnt hat. Die Verkehrssicherheit kann auch beeinträchtigt sein, wenn Sie zusätzlich andere Arzneimittel einnehmen.

Da die Parkinsonkrankheit das Reaktionsvermögen verlangsamt, sind viele Betroffene nicht fahrtüchtig. Wer mit Medikamenten stabil eingestellt ist, kann jedoch unter Umständen wieder am Straßenverkehr teilnehmen. Im Zweifelsfall kann in einer fachärztlichen Untersuchung die Reaktionszeit ermittelt werden.

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