Wirkungsweise
Piritramid ist ein Injektionsschmerzmittel aus der Gruppe der Opioide. Es kann nur gespritzt werden und wirkt ähnlich wie Morphin. Es soll den Kreislauf weniger belasten als Morphin, ist aber nicht so gut untersucht. Die therapeutische Wirksamkeit von Piritramid ist ausreichend nachgewiesen. Die Substanz ist bei starken und stärksten Schmerzen zur Behandlung geeignet.
Weitere Informationen finden Sie unter Opioide allgemein: Was ist das Besondere an diesen Wirkstoffen?
Weiteres zu den Behandlungsmöglichkeiten unter Schmerztherapie: Wann der Einsatz von Opioiden sinnvoll ist.
Anwendung
Piritramid wird entweder unter die Haut, in den Muskel oder direkt in die Vene gespritzt. Die Dosis für die Injektion unter die Haut oder in den Muskel liegt zwischen 15 und 30 Milligramm und kann alle sechs bis acht Stunden wiederholt werden.
Nach einer Verletzung, Operation oder einem Herzinfarkt wird das Schmerzmittel in die Vene gespritzt (i. v.) und wirkt sofort.
Bei einer Störung der Leber- oder Nierenfunktion sollte Piritramid geringer dosiert werden beziehungsweise die Abstände zwischen den jeweiligen Einnahmen müssen verlängert werden, um eine Überdosierung zu vermeiden.
Gegenanzeigen
Piritramid dürfen Sie nicht anwenden, wenn Sie in den vergangenen zwei Wochen MAO-Hemmer eingenommen haben, z. B. Tranylcypromin oder Moclobemid (bei Depressionen) und Selegilin (bei Parkinsonkrankheit).
Unter folgenden Bedingungen muss der Arzt Nutzen und Risiken der Anwendung von Piritramid besonders sorgfältig abwägen:
- Es liegt ein Hirntumor vor oder es besteht ein erhöhter Hirndruck.
- Der Kranke leidet an Epilepsie, hatte bereits einmal einen Krampfanfall oder nimmt Medikamente ein, die eine Krampfbereitschaft fördern.
- Die Atemfunktion ist beeinträchtigt (z. B. bei Asthma, Lungenemphysem, Lungenhochdruck). Dann kann es – sogar schon bei der empfohlenen Dosierung – zu einer gefährlichen Unterversorgung mit Sauerstoff kommen.
- Das Bewusstsein des Betroffenen ist eingeschränkt.
- Es besteht eine Schilddrüsenunterfunktion.
- Es liegt eine Gallenwegerkrankung vor.
- Die Bauchspeicheldrüse ist entzündet.
- Im Darm gibt es Verengungen oder sogar einen Verschluss. Auch entzündliche Darmerkrankungen können zu solchen Einengungen führen. Bei schwerwiegender Verstopfung ist der Darm ebenfalls nicht mehr durchgängig.
- Der Blutdruck ist stark abgesunken, weil viel Blut oder andere Körperflüssigkeit verloren wurde.
- Die Funktion der Leber ist eingeschränkt.
- Die Funktion der Niere ist eingeschränkt.
- Es bestehen Herzrhythmusstörungen mit verlangsamtem Herzschlag. Dann sollte die Dosis verringert werden.
- Die Harnwege sind verengt oder es gibt Koliken.
- Bei Männern ist die Prostata so vergrößert, dass die Blase nicht komplett entleert werden kann.
- Es besteht eine Tumorerkrankung der Nebennieren (Phäochromozytom) oder eine Unterfunktion dieser Organe.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten, dass alle Mittel, die die Gehirnfunktion dämpfen, wie Benzodiazepine (bei Angststörungen und Muskelkrämpfen), Schlafmittel, Mittel bei Depressionen, Schizophrenien und anderen Psychosen sowie bei Allergien, die atemlähmende und allgemein müdemachende Wirkung von Piritramid verstärken können.
Bei gleichzeitiger Anwendung dieses Opioids mit einem Benzodiazepin verdoppelt sich das Risiko, dass unerwünschte Wirkungen wie Schwindel, Benommenheit und Atemprobleme auftreten, die eine Krankenhauseinweisung erforderlich machen.
Unbedingt beachten
Die zeitgleiche Einnahme von Piritramid mit MAO-Hemmern wie Tranylcypromin (bei Depressionen) kann das lebensbedrohliche Serotonin-Syndrom mit Erregungszuständen, Bewusstseinstrübung, Muskelzittern und -zucken sowie Blutdruckabfall auslösen. Nach einer Behandlung mit MAO-Hemmern müssen mindestens zwei Wochen verstreichen, bevor Sie Piritramid einnehmen dürfen. Die gleiche Zeit muss vergehen, bis Sie nach einer Behandlung mit diesem Schmerzmittel einen MAO-Hemmer einnehmen dürfen. Ein Serotonin-Syndrom kann sich möglicherweise auch bei der gleichzeitigen Anwendung von Piritramid und SSRI wie Citalopram und Fluoxetin, Duloxetin oder Venlafaxin (alle bei Depressionen) einstellen.
Wechselwirkungen mit Speisen und Getränken
Piritramid dürfen Sie nicht mit Alkohol anwenden, da Alkohol die atemlähmende Wirkung von Opioiden verstärken kann.
Nebenwirkungen
Keine Maßnahmen erforderlich
Bei Piritramid kommt es bei 1 bis 10 von 1 000 Anwendern zu übermäßigem Schwitzen.
Juckreiz kann auftreten. In aller Regel klingt das bald wieder ab.
Die Pupillen können sich verengen. Das kann beim Sehen störend sein.
Muss beobachtet werden
Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt, Sie das Mittel ersatzlos absetzen können oder ein Alternativmedikament benötigen.
Benommenheit und eine Starre des ganzen Körpers können bei bis zu 10 von 100 Personen auftreten.
Übelkeit, Würgereiz und Erbrechen treten bei 1 bis 10 von 100 Behandelten auf.
Verstopfung ist eine bei längerer Anwendung sehr problematische unerwünschte Wirkung. Mit ballaststoffreicher Kost ist dem kaum entgegenzuwirken, sie muss vielmehr gezielt mit Abführmitteln behandelt werden. Gelingt damit keine Besserung, muss die Behandlung abgebrochen werden.
Der Blutdruck kann abfallen, Schwindel und Herzklopfen können auftreten (bei mehr als einem von zehn).
Die Bronchialmuskulatur kann sich verkrampfen, sodass es zu einem asthmaähnlichen Anfall kommt. Besonders betroffen sind Menschen mit einer Lungenerkrankung.
Sofort zum Arzt
Piritramid kann die Zahl der Atemzüge und die Atemtiefe (Atemdepression) verringern. Wer einen Schwerkranken betreut, sollte auf dessen Atmung achten. Sind nur noch vier bis sechs statt der üblichen zwölf Atemzüge pro Minute feststellbar, müssen Sie sofort den Arzt rufen.
Wenn sich schwere Hauterscheinungen mit Rötung und Quaddeln an Haut und Schleimhäuten sehr rasch (meist innerhalb von Minuten) entwickeln und zusätzlich Luftnot oder eine Kreislaufschwäche mit Schwindel und Schwarzsehen, oder Durchfälle und Erbrechen auftreten, kann es sich um eine lebensbedrohliche Allergie bzw. einen lebensbedrohlichen allergischen Schock (anaphylaktischer Schock) handeln. In diesem Fall müssen Sie die Behandlung mit dem Medikament sofort stoppen und den Notarzt (Telefon 112) verständigen.
Besondere Hinweise
Für Schwangerschaft und Stillzeit
Wenn es unbedingt erforderlich ist, können Opioide wie Piritramid in der Schwangerschaft eingesetzt werden. Dauerte die Behandlung weniger als 30 Tage, ist das Risiko, dass das Neugeborene Entzugssymptome aufweist, sehr gering. Bei längerer Behandlung oder Anwendung bis zur Geburt steigt dieses Risiko für das Kind hingegen deutlich an. Der bevorzugte Wirkstoff ist allerdings Tramadol. Wird das Mittel während der Geburt gegeben, muss beim Neugeborenen mit Atemproblemen gerechnet werden.
In der Stillzeit können Opioide für kurze Zeit angewendet werden, wenn es unbedingt erforderlich ist. Bei wiederholter Anwendung können beim Kind Atemprobleme auftreten. Wenn das Mittel häufiger angewendet wird, sollte abgestillt werden.
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Piritramid sollte bei Kindern unter einem Jahr nur nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiken angewendet werden.
Für ältere Menschen
Im Alter braucht der Körper länger, um Piritramid abzubauen. Darum muss eine schwächere Dosis gewählt und der Abstand zwischen den einzelnen Gaben vergrößert werden.
Zur Verkehrstüchtigkeit
Nach der Anwendung des Mittels sollten Sie mindestens 24 Stunden nicht aktiv am Verkehr teilnehmen, Maschinen bedienen und Arbeiten ohne sicheren Halt verrichten.
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