Wirkungsweise
Oxycodon ist ein Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide. Das Mittel ist in seinen Wirkeigenschaften Morphin weitgehend vergleichbar. Weitere Informationen finden Sie unter Opioide allgemein: Was ist das Besondere an diesen Wirkstoffen?
Die Wirksamkeit von Oxycodon ist ausreichend nachgewiesen. Es ist geeignet, um starke Schmerzen zu behandeln. Für die Präparate, die nicht retardiert sind, also den gesamten Wirkstoff auf einmal abgeben, gilt die Einschränkung, dass sie nur zu Beginn einer Schmerzbehandlung geeignet sind oder aber, wenn kurzfristig Schmerzen behandelt werden müssen.
Weiteres zu den Behandlungsmöglichkeiten unter Schmerztherapie: Wann der Einsatz von Opioiden sinnvoll ist.
Anwendung
Oxycodonkapseln werden anfänglich mit fünf Milligramm alle sechs Stunden dosiert.
Oxycodon-Retardtabletten werden im Allgemeinen morgens und abends eingenommen. Die Dosis liegt in der Regel bei 80 bis 120 Milligramm täglich und kann in bestimmten Fällen auf 400 Milligramm täglich gesteigert werden.
Retardtabletten, aus denen der Wirkstoff nach und nach freigesetzt wird, müssen immer als Ganzes geschluckt werden. Sie dürfen keinesfalls zerteilt, zerschnitten oder zerkaut werden, denn dann könnte zu viel Wirkstoff auf einmal freigesetzt werden. Das kann zu einer Überdosierung führen mit der Gefahr, dass die Atmung beeinträchtigt wird.
Bei einer Störung der Leber- oder Nierenfunktion muss Oxycodon geringer dosiert werden beziehungsweise die Abstände zwischen den jeweiligen Einnahmen müssen verlängert werden, um eine Überdosierung zu vermeiden.
Gegenanzeigen
Oxycodon dürfen Sie nicht anwenden, wenn Sie in den vergangenen zwei Wochen MAO-Hemmer eingenommen haben, z. B. Tranylcypromin, Moclobemid (beide bei Depressionen) oder Selegilin (bei Parkinsonkrankheit).
Unter folgenden Bedingungen muss der Arzt Nutzen und Risiken einer Anwendung von Oxycodon besonders sorgfältig abwägen:
- Es liegt ein Hirntumor vor oder es besteht ein erhöhter Hirndruck.
- Der Kranke leidet an Epilepsie, hatte bereits einmal einen Krampfanfall oder nimmt Medikamente ein, die eine Krampfbereitschaft fördern.
- Die Atemfunktion ist beeinträchtigt (z. B. bei Asthma, Lungenemphysem, Lungenhochdruck). Dann kann es – sogar schon bei der empfohlenen Dosierung – zu einer gefährlichen Unterversorgung mit Sauerstoff kommen.
- Das Bewusstsein des Betroffenen ist eingeschränkt.
- Es besteht eine Schilddrüsenunterfunktion.
- Es liegt eine Gallenwegerkrankung vor.
- Die Bauchspeicheldrüse ist entzündet.
- Im Darm gibt es Verengungen oder sogar einen Verschluss. Auch entzündliche Darmerkrankungen können zu solchen Einengungen führen. Bei schwerwiegender Verstopfung ist der Darm ebenfalls nicht mehr durchgängig.
- Der Blutdruck ist stark abgesunken, weil viel Blut oder andere Körperflüssigkeit verloren wurde.
- Die Harnwege sind verengt oder es gibt Koliken.
- Bei Männern ist die Prostata so vergrößert, dass die Blase nicht komplett entleert werden kann.
- Es besteht eine Unterfunktion der Nebennierenrinde.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten, dass alle Mittel, die die Gehirnfunktion dämpfen, wie Benzodiazepine (bei Angststörungen und Muskelkrämpfen), Schlafmittel, Mittel bei Depressionen, Schizophrenien und anderen Psychosen sowie Mittel bei Allergien, die atemlähmende und allgemein müdemachende Wirkung von Oxycodon verstärken können.
Bei gleichzeitiger Anwendung dieses Opioids mit einem Benzodiazepin verdoppelt sich das Risiko, dass unerwünschte Wirkungen wie Schwindel, Benommenheit und Atemprobleme auftreten, die eine Krankenhauseinweisung erforderlich machen.
Oxycodon kann darüber hinaus durch Cimetidin (bei Sodbrennen) stärker und länger wirken.
Trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin (bei Depressionen), Dimetinden (bei Allergien) und Anticholinergika wie Biperiden (bei Parkinsonkrankheit) können einige unerwünschte Wirkungen von Oxycodon verstärken. Hierzu gehören Verstopfung, Mundtrockenheit und Störungen beim Wasserlassen.
Die zeitgleiche Einnahme von Oxycodon mit MAO-Hemmern wie Tranylcypromin (bei Depressionen) kann das lebensbedrohliche Serotonin-Syndrom mit Erregungszuständen, Bewusstseinstrübung, Muskelzittern und -zucken sowie Blutdruckabfall auslösen. Nach einer Behandlung mit MAO-Hemmern sollten sicherheitshalber mindestens zwei Wochen verstreichen, bevor Sie Hydromorphon anwenden. Ein Serotonin-Syndrom kann sich möglicherweise auch bei der gleichzeitigen Anwendung von Codein und SSRI wie Citalopram und Fluoxetin, Duloxetin oder Venlafaxin (alle bei Depressionen) einstellen. Sollte ein Arzt die gemeinsame Anwendung der Mittel für erforderlich halten, ist insbesondere bei Behandlungsbeginn und bei Dosiserhöhungen die Therapie sorgfältig auf mögliche Anzeichen für ein Serotonin-Syndrom zu achten.*
Unbedingt beachten
Oxycodon kann in Einzelfällen die Wirkung der gerinnungshemmenden Mittel Phenprocoumon und Warfarin, die bei erhöhter Thrombosegefahr als Tabletten eingenommen werden, verstärken. Wenn Sie eine Schmerzbehandlung mit diesen Wirkstoffen beginnen, sollten Sie die Blutgerinnung häufiger als sonst selbst kontrollieren oder vom Arzt kontrollieren lassen. Näheres hierzu finden Sie unter Mittel zur Blutverdünnung: verstärkte Wirkung.
Wechselwirkungen mit Speisen und Getränken
Oxycodon dürfen Sie nicht mit Alkohol anwenden, da Alkohol die atemlähmende Wirkung von Opioiden verstärken kann. Für verlängert wirkende (retardierte) Präparate mit Oxycodon gilt darüber hinaus, dass Alkohol ab einer Konzentration von 20 Prozent die verzögerte Freisetzung des Wirkstoffs verhindert. Dann wird zu viel Wirkstoff freigesetzt und das Risiko unerwünschter Arzneimittelwirkungen steigt.
Während der Behandlung mit Oxycodon sollten Sie ferner keine Grapefruit essen und keinen Grapefruitsaft trinken, weil dann das Risiko für Atemstörungen steigt.
Nebenwirkungen
Keine Maßnahmen erforderlich
Bis zu 10 von 100 Anwendern berichten von übermäßigem Schwitzen.
Vor allem zu Beginn der Behandlung tritt bei mehr als 10 von 100 Personen Juckreiz auf. In aller Regel klingt das bald wieder ab.
Bei bis zu 10 von 100 Behandelten können sich der Mund und andere Schleimhäute trocken anfühlen.
Bei fast allen Menschen verengen sich die Pupillen. Das kann beim Sehen störend sein.
Muss beobachtet werden
Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt, Sie das Mittel ersatzlos absetzen können oder ein Alternativmedikament benötigen.
Benommenheit und Schläfrigkeit gibt es bei bis zu 10 von 100 Personen, auch Angstzustände und Halluzinationen können auftreten. Über diese Symptome sollten Sie den Arzt informieren.
Benommenheit, Müdigkeit und Verwirrtheit verstärken sich bei höherer Dosierung.
Wenn Ihnen schwindlig ist und schwarz vor den Augen wird, sollte der Arzt die Dosierung verringern.
Die gleiche Maßnahme ist notwendig, wenn sich die Zahl der Atemzüge pro Zeiteinheit deutlich verringert.
Übelkeit und Erbrechen treten meistens zu Beginn der Behandlung auf, besonders bei bettlägerigen Personen nach der ersten Gabe. Wenn Sie sich innerhalb der ersten Stunde übergeben, spucken Sie das eingenommene Medikament meist mit aus und es wirkt nicht. Sprechen Sie dann den Arzt auf ein Medikament gegen Übelkeit an.
Verstopfung ist eine ganz häufige und insbesondere bei längerer Anwendung sehr problematische unerwünschte Wirkung. Mit ballaststoffreicher Kost ist dem kaum entgegenzuwirken, sie muss vielmehr gezielt mit Abführmitteln behandelt werden. Gelingt damit keine Besserung, muss die Behandlung abgebrochen werden.
Möglicherweise sehen Sie verschwommen, doppelt und die Augen zittern. Hält dieses länger als drei Tage an, wenden Sie sich an den Arzt.
Es können Kopfschmerzen auftreten.
Der Blutdruck kann abfallen, Schwindel und Herzklopfen können auftreten. Besprechen Sie dieses mit dem Arzt.
Die Bronchialmuskulatur kann sich verkrampfen, sodass es zu einem asthmaähnlichen Anfall kommt. Besonders betroffen sind Menschen mit einer Lungenerkrankung.
Vor allem Männer mit vergrößerter Prostata können Probleme bekommen, die Blase zu entleeren.
Oberbauchschmerzen können auf einer Gallenkolik beruhen.
Sofort zum Arzt
Oxycodon kann die Zahl der Atemzüge und die Atemtiefe (Atemdepression) verringern. Wer einen Schwerkranken betreut, sollte auf dessen Atmung achten. Sind nur noch vier bis sechs statt der üblichen zwölf Atemzüge pro Minute feststellbar, müssen Sie sofort den Arzt rufen.
Wenn sich schwere Hauterscheinungen mit Rötung und Quaddeln an Haut und Schleimhäuten sehr rasch (meist innerhalb von Minuten) entwickeln und zusätzlich Luftnot oder eine Kreislaufschwäche mit Schwindel und Schwarzsehen, oder Durchfälle und Erbrechen auftreten, kann es sich um eine lebensbedrohliche Allergie bzw. einen lebensbedrohlichen allergischen Schock (anaphylaktischer Schock) handeln. In diesem Fall müssen Sie die Behandlung mit dem Medikament sofort stoppen und den Notarzt (Telefon 112) verständigen.
Besondere Hinweise
Für Schwangerschaft und Stillzeit
Wenn es unbedingt erforderlich ist, können Opioide wie Oxycodon in der Schwangerschaft eingesetzt werden. Dauerte die Behandlung weniger als 30 Tage, ist das Risiko, dass das Neugeborene Entzugssymptome aufweist, sehr gering. In der Studie, die dies untersuchte, haben die meisten Frauen die Mittel allerdings weniger als acht Tage eingenommen. Bei längerer Behandlung und zusätzlichen Risikofaktoren steigt das Risiko von Entzugserscheinungen für das Kind deutlich an. Ein erhöhtes Risiko für das Ungeborenen ist auch gegeben, wenn die Mittel erst in den letzten drei Monaten der Schwangerschaft verabreicht werden. Bei einer Opioid-Gabe in der Spätschwangerschaft oder während der Geburt muss beim Neugeborenen mit Atemproblemen gerechnet werden. Wenn ein Opioid während der Schwangerschaft eingesetzt werden soll sind Tramadol oder Morphin zu bevorzugen. *
In der Stillzeit können Opioide für kurze Zeit angewendet werden, wenn es unbedingt erforderlich ist. Der bevorzugte Wirkstoff ist in dieser Zeit Morphin. Bei wiederholter Anwendung können beim Kind Atemprobleme auftreten. Wenn das Mittel häufiger angewendet wird, sollte abgestillt werden.
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Oxycodon darf bei Kindern und Jugendlichen unter zwölf Jahren nicht eingesetzt werden.
Für ältere Menschen
Im Alter braucht der Körper länger, um Oxycodon abzubauen. Darum muss meist eine schwächere Dosis gewählt und der Abstand zwischen den einzelnen Gaben vergrößert werden.
Es gibt Hinweise, dass die Anwendung von Oxycodon bei älteren Menschen das Risiko für Stürze und nachfolgende Knochenbrüche im Vergleich zu NSAR erhöht. Diese Gefahr besteht besonders, wenn sie nachts aufstehen.
Zur Verkehrstüchtigkeit
Benommenheit, Müdigkeit, Schwindel sowie Sehstörungen können die Fähigkeit, aktiv am Verkehr teilzunehmen, Maschinen zu bedienen und Arbeiten ohne sicheren Halt zu verrichten, beeinträchtigen oder ganz unmöglich machen. Das ist insbesondere zu Beginn der Behandlung, bei einer Dosiserhöhung und nach einem Präparatewechsel zu erwarten. Menschen mit einer stabilen Behandlung können hingegen durchaus verkehrstüchtig sein. Bitten Sie daher den Arzt darum, Ihre Verkehrstüchtigkeit einzuschätzen.
* aktualisiert am 10.05.2022
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