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Opioid: Levomethadon

Wirkungsweise

Das Schmerzmittel Levomethadon (= Methadon) wirkt ebenso wie Morphin schmerzstillend. Seine Wirkung tritt aber sehr schnell ein und dauert länger an als bei Morphin. Es reichert sich im Körper an und wird von Mensch zu Mensch unterschiedlich schnell ausgeschieden. Daher müssen Dosis und Einnahmeabstände zu Beginn der Behandlung ständig angepasst werden. Das macht die Anwendung kompliziert.

Da die notwendige Menge oft sehr niedrig ist, werden Tropfen zum Einnehmen verwendet. Die Tropfenzahl muss häufig, nachdem die individuell passende Dosis gefunden wurde, wieder gesenkt werden, da Levomethadon sehr lange im Körper verbleibt. Um die richtige Tropfenzahl verlässlich einzunehmen, ist es wichtig sicherzustellen, dass das Mittel mit ruhiger Hand und guten Augen dosiert und verabreicht wird. Alternativ stehen Injektionslösungen zur Verfügung.

Methadon dient auch als Ersatzstoff bei Drogenkranken (z. B. Heroinabhängigen). Die hierfür verwendeten Lösungen dürfen nicht von Schmerzpatienten genommen werden, weil diese Zubereitungen nicht ausreichend genau dosiert werden können.

Levomethadon gehört zur Gruppe der Opioide. Weitere Informationen finden Sie unter Opioide allgemein: Was ist das Besondere an diesen Wirkstoffen?

Die therapeutische Wirksamkeit von Levomethadon ist ausreichend nachgewiesen. Es ist geeignet zur Behandlung von starken Schmerzen.

Weiteres zu den Behandlungsmöglichkeiten unter Schmerztherapie: Wann der Einsatz von Opioiden sinnvoll ist.

Anwendung

Levomethadon wird gespritzt oder als Tropfen eingenommen; die Dosierung richtet sich nach der Stärke der Schmerzen. Nach längerer Einnahmezeit verlängert sich die Wirkdauer.

Nach einer Verletzung, Operation oder einem Herzinfarkt wird das Schmerzmittel in die Vene gespritzt (i. v.) und wirkt sofort.

Bei einer Störung der Nierenfunktion oder einer schweren Störung der Leberfunktion muss Levomethadon geringer dosiert werden beziehungsweise die Abstände zwischen den jeweiligen Einnahmen müssen verlängert werden, um eine Überdosierung zu vermeiden.

Achtung

L-Polamidon Tropfen: Das Mittel enthält Parabene (siehe Übersicht). Diese Konservierungsmittel können Allergien auslösen. Wenn Sie auf Parastoffe allergisch reagieren, dürfen Sie dieses Produkt nicht anwenden.

Gegenanzeigen

Levomethadon dürfen Sie nicht anwenden, wenn Sie in den vergangenen zwei Wochen MAO-Hemmer eingenommen haben, z. B. Tranylcypromin oder Moclobemid (bei Depressionen) und Selegilin (bei Parkinsonkrankheit).

Unter folgenden Bedingungen muss der Arzt Nutzen und Risiken der Anwendung von Levomethadon besonders sorgfältig abwägen:

  • Es liegt ein Hirntumor vor oder es besteht ein erhöhter Hirndruck.
  • Der Kranke leidet an Epilepsie, hatte bereits einmal einen Krampfanfall oder nimmt Medikamente ein, die eine Krampfbereitschaft fördern.
  • Die Atemfunktion ist beeinträchtigt (z. B. bei Asthma, Lungenemphysem, Lungenhochdruck). Dann kann es – sogar schon bei der empfohlenen Dosierung – zu einer gefährlichen Unterversorgung mit Sauerstoff kommen.
  • Das Bewusstsein des Betroffenen ist eingeschränkt.
  • Es besteht eine Schilddrüsenunterfunktion.
  • Es liegt eine Gallenwegserkrankung vor.
  • Die Bauchspeicheldrüse ist entzündet.
  • Im Darm gibt es Verengungen oder sogar einen Verschluss. Auch entzündliche Darmerkrankungen können zu solchen Einengungen führen. Bei schwerwiegender Verstopfung ist der Darm ebenfalls nicht mehr durchgängig.
  • Der Blutdruck ist stark abgesunken, weil viel Blut oder andere Körperflüssigkeit verloren wurde.
  • Die Zusammensetzung der Salze des Blutes ist gestört, speziell der Kaliumgehalt ist zu gering.
  • Es bestehen Herzrhythmusstörungen mit verlangsamtem Herzschlag.
  • Die Harnwege sind verengt oder es gibt Koliken.
  • Bei Männern ist die Prostata so vergrößert, dass die Blase nicht komplett entleert werden kann.
  • Es besteht eine Tumorerkrankung der Nebennieren (Phäochromozytom) oder eine Unterfunktion dieser Organe.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen mit Medikamenten

Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten, dass alle Mittel, die die Gehirnfunktion dämpfen wie Benzodiazepine (bei Angststörungen und Muskelkrämpfen), Schlafmittel, Mittel bei Depressionen, Schizophrenien und anderen Psychosen sowie Mittel bei Allergien, die atemlähmende und allgemein müdemachende Wirkung von Levomethadon verstärken können.

Bei gleichzeitiger Anwendung dieses Opioids mit einem Benzodiazepin verdoppelt sich das Risiko, dass unerwünschte Wirkungen wie Schwindel, Benommenheit und Atemprobleme auftreten, die eine Krankenhauseinweisung erforderlich machen.

Levomethadon kann durch Cimetidin (bei Sodbrennen) stärker und länger wirken.

Bei Pilzinfektionen innerlich angewendete Mittel wie Fluconazol und Itraconazol und Mittel bei Herzrhythmusstörungen wie Amiodaron, Flecainid und Sotalol können die Wirkung von Levomethadon verstärken und verlängern.

Phenobarbital und Phenytoin (bei Epilepsien) sowie Rifampicin (bei Tuberkulose) können die Wirkung von Levomethadon abschwächen und verkürzen.

Unbedingt beachten

Die zeitgleiche Einnahme von Levomethadon mit MAO-Hemmern wie Tranylcypromin (bei Depressionen) kann das lebensbedrohliche Serotonin-Syndrom mit Erregungszuständen, Bewusstseinstrübung, Muskelzittern und -zucken sowie Blutdruckabfall auslösen. Nach einer Behandlung mit MAO-Hemmern müssen mindestens zwei Wochen verstreichen, bevor Sie Opioide einnehmen dürfen. Die gleiche Zeit muss vergehen, bis Sie nach einer Behandlung mit diesen Schmerzmitteln einen MAO-Hemmer einnehmen dürfen. Ein Serotonin-Syndrom kann sich möglicherweise auch bei der gleichzeitigen Anwendung von Opioiden und SSRI wie Citalopram und Fluoxetin, Duloxetin oder Venlafaxin (alle bei Depressionen) einstellen.

Wechselwirkungen mit Speisen und Getränken

Levomethadon dürfen Sie nicht mit Alkohol anwenden, da Alkohol die atemlähmende Wirkung von Opioiden verstärken kann.

Nebenwirkungen

Keine Maßnahmen erforderlich

Bei Levomethadon berichten bis zu 10 von 100 Anwendern von übermäßigem Schwitzen.

Vor allem zu Beginn der Behandlung tritt Juckreiz auf (bei 1 bis 10 von 100 Behandelten). In aller Regel klingt das bald wieder ab.

Bei bis zu 10 von 100 Behandelten können sich der Mund und andere Schleimhäute trocken anfühlen.

Bei fast allen Menschen verengen sich die Pupillen. Das kann beim Sehen störend sein.

Muss beobachtet werden

Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt, Sie das Mittel ersatzlos absetzen können oder ein Alternativmedikament benötigen.

Benommenheit und Schläfrigkeit gibt es bei bis zu 10 von 100 Personen, auch Angstzustände und Halluzinationen können auftreten. Über diese Symptome sollten Sie den Arzt informieren.

Benommenheit, Müdigkeit und Verwirrtheit verstärken sich bei höherer Dosierung.

Wenn Ihnen schwindlig ist und schwarz vor den Augen wird, sollte der Arzt die Dosierung verringern.

Die gleiche Maßnahme ist notwendig, wenn sich die Zahl der Atemzüge pro Zeiteinheit deutlich verringert.

Übelkeit und Erbrechen treten meistens zu Beginn der Behandlung auf, besonders bei bettlägerigen Personen nach der ersten Gabe. Wenn Sie sich innerhalb der ersten Stunde übergeben, spucken Sie das eingenommene Medikament meist mit aus und es wirkt nicht. Sprechen Sie dann den Arzt auf ein Medikament gegen Übelkeit an.

Verstopfung ist eine ganz häufige und insbesondere bei längerer Anwendung sehr problematische unerwünschte Wirkung. Mit ballaststoffreicher Kost ist dem kaum entgegenzuwirken, sie muss vielmehr gezielt mit Abführmitteln behandelt werden. Gelingt damit keine Besserung, muss die Behandlung abgebrochen werden.

Möglicherweise sehen Sie verschwommen, doppelt und die Augen zittern. Hält dieses länger als drei Tage an, wenden Sie sich an den Arzt.

Es können Kopfschmerzen auftreten.

Der Blutdruck kann abfallen, Schwindel und Herzklopfen können auftreten. Besprechen Sie dieses mit dem Arzt.

Die Bronchialmuskulatur kann sich verkrampfen, sodass es zu einem asthmaähnlichen Anfall kommt. Besonders betroffen sind Menschen mit einer Lungenerkrankung.

Vor allem Männer mit vergrößerter Prostata können Probleme bekommen, die Blase zu entleeren.

Oberbauchschmerzen können auf einer Gallenkolik beruhen.

Sofort zum Arzt

Levomethadon kann die Zahl der Atemzüge und die Atemtiefe (Atemdepression) verringern. Wer einen Schwerkranken betreut, sollte auf dessen Atmung achten. Sind nur noch vier bis sechs statt der üblichen zwölf Atemzüge pro Minute feststellbar, müssen Sie sofort den Arzt rufen.

Wenn sich schwere Hauterscheinungen mit Rötung und Quaddeln an Haut und Schleimhäuten sehr rasch (meist innerhalb von Minuten) entwickeln und zusätzlich Luftnot oder eine Kreislaufschwäche mit Schwindel und Schwarzsehen, oder Durchfälle und Erbrechen auftreten, kann es sich um eine lebensbedrohliche Allergie bzw. einen lebensbedrohlichen allergischen Schock (anaphylaktischer Schock) handeln. In diesem Fall müssen Sie die Behandlung mit dem Medikament sofort stoppen und den Notarzt (Telefon 112) verständigen.

Besondere Hinweise

Für Schwangerschaft und Stillzeit

Wenn es unbedingt erforderlich ist, können Opioide wie Levomethadon in der Schwangerschaft eingesetzt werden. Dauert die Behandlung weniger als 30 Tage ist das Risiko, dass das Neugeborene Entzugssymptome aufweist, bei ansonsten gesunden Müttern sehr gering. In der Studie, die dies untersuchte, haben die meisten Frauen die Mittel allerdings weniger als acht Tage eingenommen. Bei längerer Behandlung und zusätzlichen Risikofaktoren steigt das Risiko von Entzugserscheinungen für das Kind deutlich an. Ein erhöhtes Risiko für das Ungeborenen ist auch gegeben, wenn die Mittel erst in den letzten drei Monaten der Schwangerschaft verabreicht werden. Bei einer Opioid-Gabe in der Spätschwangerschaft oder während der Geburt muss beim Neugeborenen mit Atemproblemen gerechnet werden. Wenn ein Opioid zur Schmerzbehandlung während der Schwangerschaft eingesetzt werden soll, sind Tramadol oder Morphin zu bevorzugen.

In der Stillzeit können Opioide für kurze Zeit angewendet werden, wenn es unbedingt erforderlich ist. Wenn ein Opioid in dieser Zeit zur Schmerzbehandlung eingesetzt werden soll, ist der bevorzugte Wirkstoff Morphin. Bei wiederholter Anwendung können beim Kind Atemprobleme auftreten. Wenn das Mittel häufiger angewendet wird, sollte abgestillt werden.*

Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

Levomethadon kann Kindern ab einem Jahr gegeben werden, wenn sie ärztlich besonders überwacht werden.

Für ältere Menschen

Im Alter braucht der Körper länger, um Levomethadon abzubauen. Darum muss meist eine schwächere Dosis gewählt und der Abstand zwischen den einzelnen Gaben vergrößert werden.

Es gibt Hinweise, dass die Anwendung von Opioiden bei älteren Menschen das Risiko zu stürzen deutlich erhöht im Vergleich zu NSAR. Diese Gefahr besteht besonders, wenn sie nachts aufstehen.

Zur Verkehrstüchtigkeit

Benommenheit, Müdigkeit, Schwindel sowie Sehstörungen können die Fähigkeit, aktiv am Verkehr teilzunehmen, Maschinen zu bedienen und Arbeiten ohne sicheren Halt zu verrichten, beeinträchtigen oder ganz unmöglich machen. Das ist insbesondere zu Beginn der Behandlung, bei einer Dosiserhöhung und nach einem Präparatewechsel zu erwarten. Menschen mit einer stabilen Behandlung können hingegen durchaus verkehrstüchtig sein. Bitten Sie daher den Arzt darum, Ihre Verkehrstüchtigkeit einzuschätzen.

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Anwendungsgebiete dieses Wirkstoffs